Dieter Lüders - Durch die Bank

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Claudia Petersen hat in Amerika eine Bank ruiniert. Jetzt versucht sie wieder in ihrer Heimatstadt Hamburg Fuß zu fassen. Jedoch könnte es nicht schlimmer kommen. Zum Einstand setzt sie ihr neuer Arbeitgeber ausgerechnet auf die Firma ihres Vaters an. Die soll sie nämlich abwickeln… Ein sensibel geschriebener Roman, der sich um Loyalität dreht. Entweder die Familie oder der Job. Eine ans Eingemachte gehende Konfliktsituation, die sich niemand freiwillig wünscht.

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Dieter Lüders

Durch die Bank

Roman

Dieter Lüders ist Jahrgang 66, hat Ingenieurwissenschaften und Soziologie studiert. Er hat lange Zeit als Programmierer gearbeitet. Seit vielen Jahren hat er sich dem Schreiben gewidmet.

Dieter Lüders

Durch die Bank

Roman

© 2014 Dieter Lüders

Umschlaggestaltung: Dieter Lüders

Mitwirkende: Bärbel, Nicole und Gisela

ISBN 978-3-7375-6555-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorwort

Ehre deinen Vater und deine Mutter. 2. Buch Mose Kapitel 20, Absatz 12

Der Glaube tut hier wenig zur Sache. Wichtig ist nur, dass man seine Eltern liebt oder hasst. Liebe ist gut, Hass geht auch noch. Schlimmer ist Verachtung. Denn ohne sie existierten wir noch nicht einmal, um sie hassen oder lieben zu können. Vielleicht wäre man ohne sie irgendwann ein anderes Mal, und ganz woanders in diese Welt geboren worden. Und da sie uns nun schon einmal zu dieser Zeit in diese Welt gesetzt haben, steht man vor dieser Herausforderung: seine Eltern zu ehren. Und wenn man seine Eltern dann nun auch noch liebt, dann kann es Probleme geben. Zum Beispiel, wenn die Eltern, oder hier, ein hinterbliebenes Elternteil im eigenen Sumpf unter zu gehen droht.

Wenn man nicht einfach nur darüber hinwegsehen kann, dann bleibt einem nur eines: Man muss helfen! Das eigene Leben wird zum Tal der Tränen, wenn sich das Elternteil aber nicht mehr helfen lassen will. Gleichgültigkeit und Selbstaufgabe gilt es zu bekämpfen. Um andere zu retten, muss man aber erst einmal selber verstehen, wie so etwas funktioniert. Und da gibt es nur einen Weg: selber voraus gehen! Und nicht vorher, nicht bevor man über seine eigenen Fehler hinausgewachsen ist, niemals vorher, wird man ernst genommen. Authentizität und Integrität sind die Prüfsteine, die man erst selber im eigenen Leben bestanden haben muss, um anderen die Wege weisen zu können.

Dieter Lüders

Hamburg, im Oktober 2014

Impressum siehe letzte Seite

Inhaltsverzeichnis

Worum es Claudia geht

Herankommen lassen

Erste Skrupel

Das geht gar nicht

Geht es vielleicht doch?

Und dann dieser Lover...

Der Einsatz wird höher

Sein oder nicht sein?

Warum habe ich das getan?

Hätte ich mich bloß nicht darauf eingelassen

Ist das das Ende?

Und siehe, es war gut

Wahrlich, es war wirklich gut

Impressum

Worum es Claudia geht

Sie ließ ihren Schlüsselbund in die Handtasche gleiten. Auf den Pflastersteinen glitzerte der Tau der letzten Nacht, als sie sich dem Frisiersalon näherte. Hoch gewachsene Platanen, in deren Zweigen noch wenige Früchte des letzten Jahres hingen, säumten die Strasse. Ein Müllfahrzeug der Stadtreinigung brachte den Verkehr ins Stocken. Die Mitarbeiter kümmerten sich nicht um die wartenden Verkehrsteilnehmer, doch Claudia Petersen war zu Fuß unterwegs, und sie schaute, ob die Neonreklame schon brannte.

Claudia Petersen hatte an diesem Tag einen Termin bei Chantal, um sich die Haare machen zu lassen. Ein neuer Job, eine neue Frisur! Alles sollte jetzt gut und neu werden.

„Und was sagt dein Freund zum neuen Job?“, Chantal wusste es noch nicht.

„Hab keinen mehr.“

„Was? Du bist alleine? Seit wann?“

„Offiziell seit drei Wochen.“

„Du bist mir eine. Du bist so sozial eingestellt, du hast einen vernünftigen Beruf, und nie hast du lange einen Freund.“

„Ich bin zu kompliziert für diese Einzeller.“ Claudia schmunzelte dabei und suchte Chantal im Spiegel. Ihr Blicke trafen sich. Chantal dachte an ihre eigene langjährige Beziehung und wollte sich nicht auf Zweifel einlassen.

„Dass du nochmal einen Job gefunden hast, das ist ja ein Ding.“ Chantal hielt Claudia einen Spiegel hinter den Kopf.

„Eine kleine Privatbank, unten an der Elbe.“ Claudia betrachtete sich ihre Haare in den Spiegelbildern.

„Und der Chef? War es dem egal, oder weiß der nichts von Amerika?“

„Er weiß es. Er hat mich gerade deswegen eingestellt. Ein verrückter Kerl.“

„Na, dann weiß ich nicht, ob ich dir gratulieren soll?“

„Warum das denn?“ Claudia sah Chantal immer noch im Spiegel.

„Einen verrückten Chef würde ich nicht lange aushalten. Ich bin selber eine verrückte Chefin; frag meine Angestellten!“ Sie legte den Spiegel zurück in das Regal.

„Was sollte ich machen? Die einzige Bank in Deutschland, die mich noch nimmt. Gut, der Chef ist etwas cholerisch, aber ich werde ihm beweisen, dass ich nicht jemand bin, der gleich wegrennt.“ Claudia sah aus dem Schaufenster und konnte beobachten, wie sie von einem Sportwagen zugeparkt wurde.

„So kann man das auch sehen.“

„Wie meinst du das?“ Claudia sah den Fahrer aussteigen, groß und gutaussehend.

„Die Sparkasse, bei der du den Hartz-IV-Empfängern den Dispo kündigen solltest, da bist du doch nicht wieder hingegangen.“

„Das ist was für Lehrlinge oder meinetwegen für Praktikanten. Wie gesagt, verarschen lass ich mich nicht. An der Krise war ich ja nicht schuld. Aufrecht bleiben, das ist mir wichtig. Das hat mit Weglaufen nichts zu tun.“

Erst sah sie Chantal nochmal. Dann wischte sie alle Zweifel fort und sprang aus dem Frisierstuhl.

„Wenigstens äußerlich bist du jetzt wie neu.“ Chantal streifte ihr den Umhang ab.

Claudia erreichte zuerst den Tresen. Chantal kam ihr hinterher und griff zum Terminkalender.

Claudia suchte in den an den Wänden befestigten Spiegeln nach ihrem Spiegelbild, während Chantal den nächsten Montag aufschlug.

„Selbe Zeit?“

„Ne, lieber abends.“

„Mit allem? Auch mit nail rescue, face skin fitting und tear bag protection?“

Chantal suchte nach einer besonders großen freien Stelle im Kalender.

„Alles, was dein Laden hergibt. Wenn ich die erste Woche überstanden habe, dann kann ich das alles sicher gut gebrauchen.“

„Erwartest du so eine schlimme Woche?“

„Da ist noch was.“ Claudia zögerte.

Chantal sah vom Terminkalender auf und blickte sie an.

„Mein Vater ist doch verschwunden, da habe ich dir ja von erzählt.“

„Ja.“ Chantal nickte.

„Er hat seine Firma im Stich gelassen.“

„Aber ohne seine Firma kann er doch nicht leben.“ Chantal wartete.

„Über meinen Vater will ich nicht reden. Das Thema macht mich krank.“

Chantal klappte die beiden Buchdeckel ihres Terminkalenders zusammen. „Entschuldige bitte.“

„Irgendwie bin ich zwischen die Fronten geraten.“

„Und was willst du jetzt machen?“

„Pest oder Cholera. Ganz sicher werde ich graue Haare bekommen. Vielleicht fallen sie mir auch alle aus, oder ich verliere den Kopf. Egal was kommt, ich werde meinen von dir schön gemachten Kopf durchsetzen. Der ist auch innerlich vorzeigbar. Ich mache nie wieder einen faulen Kompromiss, auch wenn ich Regeln verletzen muss. Der Zweck heiligt die Mittel.“

„Falls du wirklich graue Haare bekommen solltest“, Chantal grinste in den Spiegel, „in einer halben Stunde würde ich das wieder in Ordnung bringen.“

„Ich liebe dich, Schatz.“ Claudia machte sich auf den Weg zur Tür.

Claudias kleiner Trendflitzer stand auf der anderen Straßenseite. Sie wartete auf eine Lücke im Straßenverkehr, um hinüber zu gelangen. Da ging ein sportlicher Typ an ihr vorbei. Er wollte auch über die Strasse, aber er wartete nicht auf eine große Lücke, er huschte zwischen den fahrenden Autos hinüber.

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