Katharina Maier - Frevlersbrut

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Eine junge Frau stößt an die Grenzen ihrer Welt
"Lys Neoly hat einen Heiligen Baum verbrannt!" Mit diesen Worten stürzt Myns Welt in sich zusammen. Der schöne Priester Sna hat sie ausgesprochen und damit ihre Mutter als Widernatürliche gebrandmarkt. Und Myn und ihre Brüder gelten jetzt als die Brut einer Frevlerin.
Doch der brennende Heilige Baum war erst der Anfang. Auf dem Planeten Singis fürchtet man sich jetzt vor dem Weltenbrand. Gerüchte über Drachenfrauen im Weltraum machen die Runde, und der Demagoge Asnuor steigt zu immer größerer Macht auf. Myn jedoch hat andere Probleme: Wie zum Nichtsein kann sie eine singisische Frau und trotzdem sie selbst sein? Und dann scheint auch noch ihr großer Bruder unter dem Druck der gesellschaftlichen Ächtung zu zerbrechen. Oder steckt etwas ganz Anderes, Größeres dahinter?
In 7 Bänden erzählt «Die Erste Tochter» von Intrige, Leidenschaft, Liebe, Freundschaft, Hass, einer fremden Welt und von einer Frau und drei Männern, die diese Welt für immer verändern. Eigentlich will Myn ja vor allem eins: ihre eigene Freiheit. Doch als «Frevlersbrut» scheint dieser Wunsch unerreichbar …

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DIE ERSTE TOCHTER Zukunftsepos von Katharina Maier Inhalt Widmung Widmung Für - фото 1

DIE ERSTE TOCHTER

Zukunftsepos von Katharina Maier

Inhalt Widmung Widmung Für Mama mit den Sternen in ihrem Geist Für Lisa mit - фото 2

Inhalt

Widmung Widmung Für Mama, mit den Sternen in ihrem Geist Für Lisa, mit den Drachen in ihrem Herzen Für Oma, die Myn ihre Stärke gab Diese Welt wäre nicht, was sie ist, ohne euch

Nordsingisisches Trauerlied Nordsingisisches Trauerlied Komm, komm, meine Geliebte! Dein Haar ist wie Regen Und wie die Gebeine der Erde sind deine Glieder. Draußen stehen sie, Männer des Südens, Feuer in Händen und Tod im Gesicht. Doch zum letzten Ritt riefe ich gerne, kämest du nur mit mir. Komm, komm, Volk der Weite! Sturm hast du im Blut Und die Stärke der Steppe in deinen Sehnen. Wie Tau in der Nacht war dein Werden, Unter den Hufen der Schönen wogte das Laub. Und wie Tau nach der Nacht wirst du schwinden, Und unter den Hufen der Schönen wirst du zu Staub. übertragen von J. A. Shelton

Endzeit

Inferno

Schwelle

Frevel

Gewalt

Vaterswort

Nachbeben

Verlangen

Sehnen

Drachen

Nacht

Wer ist wer

Was ist was

DIE ERSTE TOCHTER

Lesetipps

Impressum

Widmung

Für Mama, mit den Sternen in ihrem Geist

Für Lisa, mit den Drachen in ihrem Herzen

Für Oma, die Myn ihre Stärke gab

Diese Welt wäre nicht, was sie ist, ohne euch

Nordsingisisches Trauerlied

Komm, komm, meine Geliebte!

Dein Haar ist wie Regen

Und wie die Gebeine der Erde sind deine Glieder.

Draußen stehen sie, Männer des Südens,

Feuer in Händen und Tod im Gesicht.

Doch zum letzten Ritt riefe ich gerne,

kämest du nur mit mir.

Komm, komm, Volk der Weite!

Sturm hast du im Blut

Und die Stärke der Steppe in deinen Sehnen.

Wie Tau in der Nacht war dein Werden,

Unter den Hufen der Schönen wogte das Laub.

Und wie Tau nach der Nacht wirst du schwinden,

Und unter den Hufen der Schönen wirst du zu Staub.

übertragen von J. A. Shelton

Endzeit

Snas Anschuldigung war kaum verklungen, da sprangen alle von meiner Mutter weg wie Schotter bei einem Steinschlag. Ich glaube, ich lachte; nur ein kleines bisschen, weil alles so absurd war. Meine Mutter sollte einen Heiligen Baum verbrannt haben? Mit Absicht? Und, als wäre das noch nicht genug: Sie hätte dabei nicht einmal eine Maske getragen, sodass ein jeder sie erkennen konnte, während sie einen der größten Frevel der singisischen Geschichte beging?

Sna log. Ich starrte auf das wunderschöne Gesicht des Hologramms, das mitten in der Bewegung erstarrt war, weil irgendjemand unter all den Neolys, die in der großen Festhalle versammelt waren, die Übertragung aus dem Parlamentssaal angehalten hatte. Da stand er, der honigäugige Priester, und sah so hehr aus wie ein Sendbote des Allerhöchsten, während er behauptete, das Gesicht der Frau gesehen zu haben, die Feuer an einen der uralten Bäume seines Gottes gelegt hatte. Natürlich log er. Meine Mutter hätte so etwas nie getan. Sie war nicht dumm genug dafür.

Ich sah zu meiner Mutter hinüber, die leichenbleich und mit geöffnetem Mund auf ihrem Stuhl saß, beide Arme leicht erhoben, als wolle sie … ja, was? Einspruch erheben? Sich verteidigen? Wogegen denn? Gegen die Lüge eines Gottesdieners? Ich musste daran denken, wie ich sie einst gefragt hatte, ob man einen Drachen mit einer Nähnadel besiegen könne, und meine Finger krümmten sich, als wollten sie etwas greifen. Dann war plötzlich Vairrynn bei meiner Mutter und zog sie auf die Füße. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass er meine Seite verlassen hatte. Mein großer Bruder redete auf Mutter ein, und sie schüttelte immer und immer wieder den Kopf.

»Was sagt er ihr? Myn, was sagt er ihr?«, fragte mein kleiner Bruder zu meiner Rechten, als wäre ausgerechnet das die wichtigste Frage, die es zu stellen gab. Genau wie ich glaubte auch Mudmal immer noch, dass Vairrynn die Welt retten konnte, unsere Welt.

Er konnte es nicht.

Ein paar Takte nur, nachdem Snas Anschuldigung im Parlamentssaal verklungen war, stürmten Sicherheitskräfte die Festhalle unserer Familie. Die ganze Aktion war so offensichtlich geplant, dass mir das Blut in den Adern kochte. Meine Tante Teggri zog Mudmal und mich von unseren Stühlen und an ihre ausladenden Brüste, als wolle sie uns schützen oder behüten. Ich zappelte ein wenig in ihrem Arm, aber ihr Griff war stärker, als ich es mir vorgestellt hätte. Es musste von den zahllosen Tagen herrühren, die sie damit verbrachte, die Neoly-Brut in der Trutzburg zu bändigen.

Inzwischen hatte sich mein Vater mit ausgebreiteten Armen vor Mutter aufgebaut, die sich gegen die Brust meines großen Bruders kauerte. Noch niemals hatte ich meine Mutter kauern sehen, noch nie. Mein Großvater drängte sich, weißbärtig und wutentbrannt, an Vaters Seite, und die vordersten vier Sicherheitsmänner richteten ihre Strahlergewehre auf die beiden, auf den Patriarchen einer Großen Alten Familie und seinen Erstgeborenen, als wären die Neolys die größte Gefahr für das Singisische Reich seit seiner Gründung. Es war so absurd, dass es zum Himmel schrie. Ein paar Vettern versuchten, sich auf die Gewehrträger zu stürzen, wurden aber von den übrigen Sicherheitskräften niedergerungen. Ich begann zu weinen, ich konnte nicht anders.

Und dann senkte sich Stille über die Halle. Es musste irgendein Signal gegeben haben, aber es war kein Fanfarenton oder etwas Ähnliches gewesen, ich hatte jedenfalls nichts dergleichen gehört. Da war nur plötzlich diese Stille, die lauter war als jedes Geräusch. Ich keuchte gegen Teggris Arm, deren Ellbogenkuhle mir fast die Luft abschnürte. Mudmal neben mir gab ein Wimmern von sich. Die Stille verschluckte es.

Am anderen Ende der Festhalle teilte sich die Menge der Sicherheitskräfte, und der Oberste Priester des Wy schritt herein. Zu seiner Linken ging Mnuran Sna. Ich starrte den beiden entgegen, und etwas brannte in meinen Augen. Sna und Asnuor sahen aus wie Männer, einfach nur wie Männer, wenn auch der eine ungewöhnlich attraktiv und der andere ungewöhnlich unbeachtlich, aber ich glaube, dass sich damals die Überzeugung in mir einnistete, dass sie irgendetwas Anderes sein mussten. Von jenem Tag an hatte das Böse für mich ein Gesicht. Ich hatte erwartet, dass es eindrucksvoller wäre als ein Schönling und ein Nichts, doch ich war zwölf und wusste wenig über das Böse und über diese beiden Männer.

»Das ist sie. Das ist die Baummörderin«, verkündete Sna, als er direkt vor meiner Mutter zum Stehen kam. Die Sicherheitsleute hatten ihm alle Neoly-Männer aus dem Weg geräumt, einschließlich des Patriarchen und meines Vaters. Nur Vairrynn war noch da und hielt meine Mutter fest.

»Lügner«, rief sie. »Ihr lügt!«

Vielleicht hätte sie etwas anderes sagen sollen. Es war die Wahrheit, aber das brachte ihr nichts. Er war ein Priester. Sie war nur eine Frau. In meinem Kiefer prickelte es, als wollte etwas zubeißen.

»Schweig, Frau!«, sagte Asnuor, der Sna die linke Hand auf die Schulter legte. Zum ersten Mal, da ich ihn sprechen hörte, klang seine Stimme scharf anstatt süß. »Du bist als Nembdr entlarvt.«

Da kauerte meine Mutter nicht mehr. Sie löste sich aus Vairrynns Griff und fauchte den Obersten Priester an. Ich kann es nicht anders beschreiben, aber es war kein Geräusch, wie ich es je von einer Frau vernommen hatte.

»Und du, du lügst auch!«

Der erste Vorwurf war nutzlos gewesen. Dieser war ihr Todesurteil. Oder vielleicht auch nicht. Das war schon in dem Augenblick gesprochen worden, in dem Priester Sna den Mund aufgemacht hatte.

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