So diszipliniert und praxisorientiert die europäischen Buddhisten auch waren, es kam schließlich doch die Zeit, als auch sie begannen, sich mit der brennenden Frage der nächsten Inkarnation zu befassen. Das hatte nur wenig mit den Verleumdungen und den massiven Interessenskonflikten zu tun, die den Osten erschütterten, aber nach zehn langen Jahren des Wartens wollten die Leute unbedingt damit beginnen, ihre eigene Strategien auszuhecken. Sogar Hannah wurde einmal das Opfer der andauernden Gerüchte. Im Jahre 1990, während einer von Oles alljährlichen Touren um die Welt, versuchte sie in Sydney einen Vogel als Geschenk für jemanden besonderes zu kaufen, von dem man annahm, daß er in Rumtek sei. Vermutlich hatte Shamarpa diese ungewöhnliche Idee aufgebracht. Hannah, die eine Vertraute Shamarpas war und auch für Jamgön Kongtrul und Gyaltsab Rinpoche übersetzte, war sich sicher, daß dies das erwartete Zeichen war. Da die Vorliebe des letzten Karmapas für Vögel bekannt war, brauchte der Rest der Gruppe nicht lange, um dahinter zu kommen, wer der Empfänger dieses einzigartigen Geschenkes sein könnte. Die australischen Quarantänegesetze sorgten jedoch dafür, daß Hannah mit leeren Händen in Rumtek ankam. Obendrein traf die Gruppe, statt des erhofften Karmapas, nur Jamgön Kongtrul, der nur wenig Neues über den Verbleib Karmapas zu berichten hatte.
Zu Beginn des Jahres 1992 wurde die allgemeine Atmosphäre, den 17. Karmapa betreffend, von immer größer werdenden Erwartungen geprägt. Zwei der Eminenzen, Jamgön Kongtrul und Gyaltsab Rinpoche, brachen ihr traditionelles Schweigen und deuten zurückhaltend an, daß möglicherweise eine Ankündigung bevorstehe. Die meisten Leute waren davon überzeugt, daß die langersehnte Bekanntmachung nur noch Monate oder gar nur Wochen auf sich warten lassen würde. Während sich die Stimmung dem Siedepunkt näherte, hatten nur wenige im Westen eine Ahnung von den Schlägen, die hinter den Kulissen ausgeteilt wurden. Schüler planten eifrig ihre Reise nach Rumtek und nahmen sehnsüchtig jeden Hinweis auf, der ihren Wunsch bestärkte. Tausende Westler, die Karmapas Segen durch Lama Ole kennengelernt hatten, waren bereit, nach dem großen Augenblick in ihrem buddhistischen Leben zu greifen.
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