Aus dem Englischen übersetzt
von Paul Fleischmann
www.hannibal-verlag.de
Widmung
Für Dona Celeste
Impressum
Die Autoren: Pelé mit Brian Winter
Deutsche Erstausgabe 2014
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel „Why Soccer Matters” bei Celebra, a division of Penguin Group (USA) LLC.
© Sport Licensing International, 2014
This edition is published by arrangement with NAL Signet, a member of Penguin Group (USA) LLC, a Penguin Random House Company.
Coverabbildung: Lichfield/Getty Images
Coverdesign, Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com
Übersetzung: Paul Fleischmann
Lektorat: Hollow Skai
Korrektorat: Dr. Matthias Auer
© by Hannibal
Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-453-3
Auch als Hardcover erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-452-6
Hinweis für den Leser:
Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.
Inhalt
Vorwort
Brasilien 1950
Schweden 1958
Bildstrecke
Mexiko 1970
USA 1994
Brasilien 2014
Danksagungen
Vor meinem inneren Auge sehe ich noch immer meinen ersten Fußball.
Eigentlich war es ja nur ein zusammengebundenes Bündel Socken. Meine Freunde und ich „borgten“ sie uns von den Wäscheleinen der Nachbarn und kickten sie dann stundenlang durch die Gegend. Wir rannten laut krakeelend durch die Straßen und kämpften um diesen „Ball“, bis die Sonne unterging. Wie ihr euch denken könnt, waren manche Leute in der Nachbarschaft nicht allzu glücklich über unser Treiben! Wir aber waren verrückt nach Fußball und zu arm, um uns etwas anderes leisten zu können. Immerhin fanden die Socken stets zurück zu ihren Besitzern, obwohl sie dann ein wenig schmutziger als zuvor waren.
Später übte ich mit Grapefruits oder ein paar alten Spüllappen, die ich zu Bällen formte, oder auch einfach mit Abfall. Ich war schon fast ein Teenager, als wir schließlich mit echten Bällen zu spielen begannen. Während meiner ersten Weltmeisterschaft, die ich 1958 als Siebzehnjähriger bestritt, spielten wir mit einfach genähten Lederbällen – aber sogar die wirken mittlerweile wie Relikte. Immerhin hat sich das Spiel seither stark verändert. 1958 mussten Brasilianer einen Monat warten, bis sie das Finale zwischen Brasilien und den Gastgebern Schweden in der Wochenschau sehen konnten. Im Vergleich dazu sahen 3,2 Milliarden Menschen – ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung – das Finale der letzten Weltmeisterschaft zwischen Spanien und den Niederlanden via Fernsehen und Internet. Ich denke, es ist kein Zufall, dass die heutigen Bälle glatte, synthetische und bunte Kugeln sind, die in Windkanälen auf ihre Flugeigenschaften getestet werden. Auf mich wirken sie eher wie außerirdische Raumschiffe als etwas, gegen das man treten sollte.
Ich denke an all diese Veränderungen und sage mir: Mann, bin ich alt! Auch staune ich über die globalen Entwicklungen auf unserer Erde, die ich größtenteils positiv bewerten möchte. Wie konnte ein armer schwarzer Junge aus dem ländlichen Brasilien, der in staubigen Straßen gegen zusammengerollte Strümpfe und Gegenstände aus dem Müll trat, sich in das Zentrum eines weltweiten Phänomens spielen, für das sich Milliarden von Menschen begeistern?
In diesem Buch versuche ich einige der beeindruckenden Veränderungen und Ereignisse zu beschreiben, die meine Reise ermöglichten. Ich werde auch davon berichten, wie Fußball dazu beigetragen hat, die Welt zu einem etwas besseren Ort zu machen, indem er die Menschen zusammenbringt und benachteiligten Kindern wie mir Lebenssinn und ein Gefühl des Stolzes vermittelt. Dies ist keine herkömmliche Autobiografie, da ich nicht von allem, was mir je passiert ist, berichte. Stattdessen versuche ich, meine Geschichte als Spieler und als Mensch mit jener des Fußballs sowie der Welt im Allgemeinen zu verknüpfen. Daher konzentriere ich mich auf fünf verschiedene Weltmeisterschaften: Ich beginne mit jener Endrunde 1950, die in Brasilien stattfand und bei der ich noch ein kleiner Junge war, und schließe mit dem Turnier, das Brasilien voller Stolz 2014 ausrichtet. Diese Weltmeisterschaften markieren aus verschiedenen Gründen Meilensteine in meinem Leben.
Ich erzähle diese Geschichten voller Demut und großer Dankbarkeit. Ich danke Gott und meiner Familie für ihre Unterstützung. Ich danke all jenen Menschen, die sich die Zeit nahmen, mir auf meinem Weg beizustehen. Und ich danke auch dem Fußball, dem schönsten aller Spiele, dafür, dass er einem schmächtigen Jungen namens Edson erlaubte, sein Leben als „Pelé“ zu leben.
Edson Arantes do Nascimento, „Pelé“,
Santos, Brasilien, September 2013
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„Gooooooooollllllllllll!!!!!!!!“
Wir lachten. Wir schrien. Wir hüpften auf und ab. Meine ganze Familie hatte sich in unserem kleinen Haus versammelt. Alle Familien im ganzen Land taten es uns gleich.
450 Kilometer entfernt kämpfte das mächtige Brasilien vor einem lautstarken Heimpublikum in Rio de Janeiro im Endspiel der Weltmeisterschaft gegen das winzige Uruguay um den Titel. Unser Team war der Favorit. Unsere Zeit war gekommen. Und in der zweiten Minute der zweiten Halbzeit entkam einer unserer Angreifer, Friaça, seinem Gegenspieler und schoss flach und scharf in Richtung Tor. Der Ball flog am Torwart vorbei ins Netz.
Brasilien – Uruguay 1:0.
Es war wunderschön – obwohl wir das Tor nicht mit eigenen Augen sehen konnten. Es gab kein Fernsehen in unserer kleinen Stadt. Um genau zu sein: Die allerersten Fernsehübertragungen Brasiliens fanden während genau dieser Weltmeisterschaft statt – aber nur in Rio. Also mussten wir uns, so wie die meisten Brasilianer, mit dem Radio begnügen. Meine Familie hatte ein gigantisches Gerät, das rechteckig war und runde Knöpfe sowie eine V-förmige Antenne besaß. Es stand in der Ecke unseres Wohnzimmers, in dem wir nun wie verrückt herumsprangen und johlten.
Ich war erst neun Jahre alt, aber ich werde dieses Gefühl nie vergessen: die Euphorie, den Stolz und die Vorstellung, dass meine beiden größten Lieben – Fußball und Brasilien – sich nun im Sieg vereinen würden. Ich erinnere mich an meine Mutter und ihr Lächeln. Und an meinen Vater, meinen Helden, der so rastlos in diesen Jahren war, getrieben von seinen eigenen zerbrochenen Fußball-Träumen, wie er plötzlich wieder jung war und von Freude überwältigt seine Freunde umarmte. Es sollte genau 19 Minuten lang so bleiben.
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