Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel Bernharda May Die Witwe Appelhoff mischt sich ein Kriminalerzählungen
Impressum Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Texte: © Copyright by Bernharda May Umschlaggestaltung: © Copyright by Janne Gret Verlag: JanneGret Selbstverlag Postfach 11 11 03 35390 Gießen bernharda.may@gmail.com
Karte von Friedershagen Alle Figuren und Begebenheiten, die in diesem Buch geschildert werden, sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen sind unbeabsichtigt und wären rein zufällig.
1. Die Witwe Appelhoff kennt die Jugend
2. Die Witwe Appelhoff hat die Sommergrippe
3. Die Witwe Appelhoff regelt Erbangelegenheiten
4. Die Witwe Appelhoff nimmt einen Anruf entgegen
5. Die Witwe Appelhoff spitzt ihre Ohren
6. Die Witwe Appelhoff politisiert
7. Die Witwe Appelhoff liest zwischen den Zeilen
8. Die Witwe Appelhoff ist filmreif
9. Die Witwe Appelhoff beweist Fingerspitzengefühl
10. Die Witwe Appelhoff beißt sich die Zähne aus
Danksagung
Lesetipps
Bernharda May
Die Witwe Appelhoff mischt sich ein
Kriminalerzählungen
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Texte: © Copyright by Bernharda May
Umschlaggestaltung: © Copyright by Janne Gret
Verlag:
JanneGret Selbstverlag
Postfach 11 11 03
35390 Gießen
bernharda.may@gmail.com
Alle Figuren und Begebenheiten, die in diesem Buch geschildert werden, sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen sind unbeabsichtigt und wären rein zufällig.
Die Witwe Appelhoff kennt die Jugend
Hoch im Norden, wo das Mecklenburgische unmerklich ins Vorpommersche übergeht und die Wellen der Ostsee mal feinen Sand, mal flache Steine unter die Schatten der Steilküsten spülen, liegt Friedershagen. Es gehört zu jenen kleinen Ortschaften, die vor vielen Jahrhunderten von mutigen Siedlern gegründet worden waren, nachdem der Mensch aus den drei Inseln Zingst, Darß und Fischland ein Ganzes geschaffen und mit dem Festland verknüpft hatte. Die so entstandene Halbinsel wird seitdem nordwärts von der See, im Süden von den Bodden begrenzt.
Freilich war Friedershagen zur Zeit seines Anfangs noch kein beschaulicher Urlaubsort gewesen wie jetzt, sondern ein gewöhnliches Fischerdorf. Heutzutage bringt traditioneller Fischfang allerdings wenig ein und die Leute müssen sich ihr finanzielles Einkommen auf andere Weise sichern. Zwar kann Friedershagen mit keinen großen Hotels aufwarten, wie man sie aus berühmten Ostseebädern kennt; doch immerhin gibt es neben zwei privaten Pensionen eine kleine Jugendherberge und ein Wirtshaus mit Gästezimmern, sodass zumindest jene Touristen eine Unterkunft finden, deren Komfortansprüche von bescheidener Natur sind.
Zwei solcher Touristen waren ein Herr und ein junges Mädchen, die sich eines Samstagmittags in der Jugendherberge als Alfons Schmidt nebst Tochter Madeleine anmeldeten. Sie erwischten die Herbergsmutter in einem erregten Zustand, der keineswegs ihrem gewöhnlichen Naturell entsprach. Nicht, dass sie sonst zu den mürrischen oder unsympathischen Mitmenschen gezählt hätte, aber ihre heutige Gesprächsbereitschaft wäre all ihren Freunden und Bekannten als unverhältnismäßig hoch eingeschätzt worden. Familie Schmidt, die zum ersten Mal in Friedershagen weilte, wusste das natürlich nicht und war angenehm überrascht, das Klischee des wortkargen Norddeutschen gleich bei ihrer Ankunft widerlegt zu finden.
»Willkommen in unserer kleinen Herberge! Hatten Sie eine angenehme Reise? Bei der Hitze sind Sie sicherlich mit offenen Fenstern gefahren. Oder hat Ihr Wagen Klimaanlage? Ich bin Anke Schubiak und immer für Sie da, wenn Sie irgendetwas brauchen – nur fürs Zuwedeln von Luft bin ich nicht zuständig, haha!«
»Schmidt mein Name«, erwiderte der Herr und lüftete kurz den Hut. »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich meine Kopfbedeckung aufbehalte, aber die Sonne tut meiner hohen Stirn nicht gut.«
»Das kenne ich von meinem Ex-Mann, der hatte auch eine Halbglatze«, sagte Anke Schubiak leichthin, »und so förmlich müssen wir hier sowieso nicht sein. Ihre Ausweise bräuchte ich kurz, danke. Oh, aus Wismar sind Sie, wie ich sehe. Schöne Stadt, hat sich sehr herausgemacht in den letzten Jahren. Sie haben das Zimmer Zwo Null Drei, Herr Schmidt, und Ihre Tochter gleich daneben die Zwo Null Vier. Sie teilen sich das Bad in der Mitte. Hier die Schlüssel und dann bitte Ihre Unterschrift. Die Ausweise zurück. Frühstück ist von sieben bis neun, Nachtruhe ab 22 Uhr. Für den Strand können Sie sich extra Handtücher bei uns leihen. Bettwäsche bringt Ihnen mein Sohn gleich her. Den können Sie auch alles fragen, wenn Sie mich nicht vorfinden sollten. Das wird vor allem morgen der Fall sein, da kriegen wir nämlich hohen Besuch.«
»Hohen Besuch?«, fragte Madeleine und zeigte eine Reihe strahlend weißer Zähne. »Etwa ein Promi?«
»Ein Promi nicht«, lachte Anke Schubiak, »aber ein Komitee vom Heibideu.«
Madeleine musste über das merkwürdige Wort lachen, weil es in ihren Ohren sehr drollig klang. Herr Schmidt dagegen schaute irritiert drein, denn »Heibideu« sagte ihm rein gar nichts. Er strich sich nachdenklich über den Vollbart.
»Das ist die Abkürzung für einen neuen Verein«, erklärte Anke Schubiak. »Der Heimatliche Bildungsreisen Deutschland e.V. hat sich vor Kurzem gegründet und baut ein Netzwerk verschiedener Herbergen, Schullandheime und dergleichen auf, die einen besonderen heimatkundlichen Fokus bieten. Da hoffe ich natürlich, dass ich mit meinem kleinen Haus und den Programmpunkten drumherum überzeugen kann.«
»Wir drücken Ihnen die Daumen«, sagte Herr Schmidt freundlich, »und wenn es hilft, werden Madeleine und ich dem Komitee vorschwärmen, wie toll Sie es hier haben. Vielleicht kriegen wir ja dann Rabatt?«
»Ach, Sie scherzen«, lachte Anke Schubiak und rief nach ihrem Sohn. »Mattis, bring zweimal Bettwäsche!«
Ein hochgewachsener junger Mann kam um die Ecke, gelbgestreifte Bettbezüge unterm Arm, und grüßte schüchtern die Gäste. Seine Mutter wollte eben noch etwas sagen, als das Telefon klingelte. Mit einem Handzeichen gab sie Mattis zu verstehen, Familie Schmidt auf die Zimmer zu führen, während sie den Hörer abnahm. Dabei entging ihr, wie Madeleine ihrem Sohn keck zuzwinkerte.
»Jugendherberge Schubiak«, meldete sie sich. Kurz darauf zuckte sie zusammen. »Jetzt schon? Das ist aber zeitig! Danke, dass du mir Bescheid sagst! Ja, bis später!«
Sie legte auf und wählte eine andere Nummer.
»Gerlinde, hier ist Anke. Sag deiner Chefin, das Komitee sei bereits im Anmarsch! Die Kröger hat mich gerade angerufen, muss die Leute wohl gerade eben getroffen haben. Ja, das Fräulein Kröger. Nein, nicht die Frau Doktor. Deine Chefin soll so schnell wie möglich herkommen, ich brauche ihre moralische Unterstützung. Danke! Ach, wenn nur alles klappt!«
Ankes letzte Worte hörte Gerlinde am anderen Ende der Leitung schon nicht mehr. Sie hatte bereits aufgelegt und tippelte eilends von Küche zu Esszimmer, um die wichtige Neuigkeit zu überbringen.
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