Kassandra Schwämmle Wolfsseele
Tabea Petersen Nach dem Sturm
Kornelia Schmid Der Ton einer Harfensaite
Stefan Cernohuby Seine letzte Heldentat
Anna Eichinger Der Seher
Annie Waye Der Pakt
Olaf Lahayne Schlangenbrut
Hanna Bertini Atemlos
David Acker Die Nacht des Feuers
Sabine Reifenstahl Wenn die Liebe stirbt
Martin Beyerling Die warme Fährte
Albertine Gaul Aufbruch ins ungewisse Abenteuer
Stefan Lochner Heldensterben
Corina Lendi Jupiters Tippsen
Wolfgang Schroeder Sinkflug
Franziska Bauer Vom lieblichen Duft der Rosen
Nadine Wahl Die Sonne, die sie verloren hatten
Uwe Gehrke Der Junge mit den Narben
Achim Stößer Sojablut
Regine D. Ritter Tod eines Unternehmensberaters
Petra Hartmann Geisterreiter
Jörg Olbrich Flammentod
Verena Jung Geistergeschichten
Impressum neobooks
Herausgeber
Volkmar Kuhnle
Der Tod des Helden
Arcanum Fantasy Verlag
e-book 092
Der Tod des Helden
01.02.2021
© Saphir im Stahl Verlag
Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
www.arcanum-fantasy-verlag.de
Titelbild: Igor Shaganov
Vertrieb: neobooks
Vorwort
Nichts (naja… fast nichts) löst in der Fantasy mehr Kontroversen aus als der Tod einer liebgewonnenen Figur. Während Boromirs Tod im ersten Band der „Herr der Ringe“-Trilogie von den meisten noch akzeptiert wurde, löste in „Game of Thrones“ der Tod von Eddard Stark wesentlich mehr Reaktionen aus. Richtige Wogen schlug jedoch die „Rote Hochzeit“ aus derselben Buchreihe. An all das dachte ich, als Erik mir vorschlug, eine Fantasy-Anthologie mit Kurzgeschichten zusammenzustellen, in denen die Hauptfigur am Ende stirbt.
Bei der Ausschreibung achtete ich darauf, dass niemand den Tod des Helden umgeht. Daher forderte ich, dass der/die Protagonist_in am Ende wirklich tot sein muss. Bei mehreren Helden muss mindestens die Hälfte ableben. Andere Auswege wie etwa eine Wiederkehr alla Gandalf der Weiße oder ein „ich war tot und bin jetzt unsterblich“ im Stile des „Highlanders“ Connor MacLeod aus dem gleichnamigen Film, schloss ich ebenfalls aus.
Die hier enthaltenen Geschichten sind das Ergebnis dieser Ausschreibung: 25 Geschichten, die das Ganze aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchten. Ich war selbst überrascht, auf wie viele Weisen der Tod eine Hauptfigur ereilen kann. In den meisten Fällen ist es dramatisch. Das finde ich durchaus angemessen. Ein paarmal schlägt der Tod auf überraschende Weise zu. Aber eins freut mich am meisten: Keiner der Autoren hat „gemogelt“. Um den Tod kommt keiner herum. In Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romanen ist der Tod die ultimative letzte Gewissheit, der niemand entrinnen kann (wenn man nicht gerade Rincewind heißt). Das trifft auch auf die Helden dieser Geschichten zu.
Trotz der vielen Tode wünsche ich viel Spaß beim Lesen!
Volkmar Kuhnle
Inhaltsverzeichnis
Kassandra Schwämmle Wolfsseele
Tabea Petersen Nach dem Sturm
Kornelia Schmid Der Ton einer Harfensaite
Stefan Cernohuby Seine letzte Heldentat
Anna Eichinger Der Seher
Annie Waye Der Pakt
Olaf Lahayne Schlangenbrut
Hanna Bertini Atemlos
David Acker Die Nacht des Feuers
Sabine Reifenstahl Wenn die Liebe stirbt
Katherina Ushachov Kore
Martin Beyerling Die warme Fährte
Adina Heinemann Im Schaum der Brandung
Albertine Gaul Aufbruch ins ungewisse Abenteuer
Stefan Lochner Heldensterben
Corina Lendi Jupiters Tippsen
Wolfgang Schroeder Sinkflug
Franziska Bauer Vom lieblichen Duft der Rosen
Nadine Wahl Die Sonne, die sie verloren hatten
Uwe Gehrke Der Junge mit den Narben
Achim Stößer Sojablut
Regine D. Ritter Tod eines Unternehmensberaters
Petra Hartmann Geisterreiter
Jörg Olbrich Flammentod
Verena Jung Geistergeschichten
Biographien
Kassandra Schwämmle Wolfsseele
„Rasch, hier entlang! Man erwartet Euch.“ Der Bedienstete hastete voran, Valerius hatte Mühe, mit seiner schweren Tasche zu folgen. Sie eilten einen nur spärlich von Fackeln erleuchteten Gang entlang. Draußen heulte der Sturm, der Donner grollte, Blitze zuckten. Ihr Licht warf bizarre Muster an die Wände. Sie erreichten eine hölzerne Tür mit einem großen eisernen Riegel davor. Der Bedienstete schlug kräftig gegen die Tür, die im nächsten Augenblick aufgerissen wurde. Ihnen gegenüber stand Fürst Geralf, seine halblangen Haare zerzaust, die edle Kleidung zerknittert. Im Schein der Fackeln wirkten seine Augenringe fast schwarz, die Falten tief in die Haut gegraben.
„Da seid Ihr ja endlich! Schnell, Ihr müsst etwas tun.“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, Blut klebte daran. „Ihr müsst sie retten!“
Valerius packte seine Tasche fester, nickte kurz und betrat das Zimmer. Es war groß, größer als so manche Wohnstatt eines einfachen Bauern, und von unzähligen Öllampen erleuchtet. Kommoden, ein Schminktisch mit einem Schmuckkästchen und Truhen standen darin. Das gewaltige Himmelbett dominierte diesen Raum jedoch. Davor lagen blutige Tücher auf dem Boden, auch den Bezug des Stuhls neben dem Bett zierten einige rote Flecken. Die Luft war zum Schneiden dick und es roch nach Schweiß und Blut. Der Gelehrte trat ans Bett und stellte seine Tasche ab. Die zurückgeschlagenen Vorhänge gaben den Blick auf das Bett frei. Tief in den Kissen, halb verborgen, erblickte er das Gesicht der jungen Fürstin. Mit Schweiß bedeckt, die Wangen eingefallen, hielt sie die Augen geschlossen. Immer wieder entrang sich ein gequältes Stöhnen ihren Lippen.
„Ich brauche heißes Wasser, frische Tücher, sowie ein Räucherschälchen“, rief Valerius über die Schulter. Er legte ihr eine Hand auf die Stirn, mit der anderen fühlte er nach dem Puls. Zwar nur schwach, dafür aber regelmäßig, spürte er dessen Pochen unter seinen Fingern.
„Sagt, könnt Ihr etwas tun, das sie rettet?“ Der Adlige war hinter Valerius getreten, sein Blick wanderte unentwegt zwischen ihm und seiner Frau hin und her.
„Ich werde mein Bestes tun“, gab dieser zurück und öffnete seine schwere Ledertasche.
Der Bedienstete kehrte mit dem Gewünschten zurück. Auf einen Wink Fürst Geralfs verschwand er wieder. Valerius krempelte die Ärmel seines Gewandes hoch und wusch sich sorgfältig Hände und Arme. Erneut trat er an das Bett und schlug vorsichtig die Bettdecke beiseite. Die Frau trug ein dünnes Nachthemd, welches blutgetränkt war. Vorsichtig strich er mit seinen Händen über den stark gewölbten Bauch und tastete nach dem ungeborenen Kind. Er schloss die Augen und atmete ein paarmal tief ein und aus, um die Konzentration zu stärken. Als er wieder zu dem Fürsten blickte, sprach er mit rauer Stimme: „Ich weiß nicht, ob ich beide vor der ewigen Dunkelheit bewahren kann, mein Fürst. Eure Gemahlin hat schon viel Blut verloren, und auch Euer Sohn wird immer schwächer.“
„Mein Sohn? Ich bekomme einen Erben? Er muss leben, Animagus!“
„Was immer gleich geschieht, mein Fürst, greift nicht ein, das könnte sonst schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen. Setzt Euch am besten dorthin.“
Der Fürst ließ sich auf einem Sessel nieder und wedelte auffordernd mit der Hand.
Valerius zog eine Augenbraue hoch, erwiderte jedoch nichts. Der Gelehrte wusch die Fürstin, so gut es ging, und malte rund um das Bett verschiedene Symbole mit seiner mitgebrachten Kreide auf. In dem bereitgestellten Räucherschälchen bereitete er eine Mischung verschiedener Kräuter und Harze zu, die er mit einem kleinen Span entzündete. Würzig duftender Rauch verteilte sich im Zimmer, als der Animagus im Raum auf und ab schritt. Mit geschlossenen Augen inhalierte er die Schwaden und begann leise uralte Formeln zu rezitieren. Wie in Trance wiegte er den Oberkörper vor und zurück. Erst geschah nichts, doch dann glommen die Runen auf. Das Tosen des Sturms nahm zu, der Wind strich klagend um das Gebäude. Und schließlich kamen sie.
Читать дальше