... Ich spreche vom lebendigen, echten Wissen, für welches es keinen Lehrstuhl – oder sollte ich sagen Be–Lehrstuhl-? – gibt; - das nicht erlernt, sondern erworben sein will. - Jenes Wissen, das nicht um eingelernte Formeln; jedoch innerer Bereitschaft, innerem Verständnis und Unvoreingenommenheit heischt. - Das Wissen, welches nicht dem verbildeten Intellekt mehr zugänglich ist, da jenem die kindliche Unbefangenheit, nach dem Warum fragen zu können, verloren ging.
Versuchen, das Wie und Warum zu erforschen, - ergründen, ohne dem Wahn zu verfallen, dies einzig mit Hilfe des Mikroskops, Skalpells oder durch Kernspaltung bewerkstelligen zu können, bleibt immer wohl einer Minderheit von `Spinnern ́ und `Weltfremden ́ vorbehalten, welche außer Hohn und Spott und Unverständnis in der Regel auch noch die Einsamkeit zu ertragen haben.
Ist es der Versuch zur Rechtfertigung – falls ja; - vor wem ? – den ich hier unternehme; - späte Auflehnung gegen Umstände, die mich dahin brachten, wo ich heute stehe ? – Oder lediglich der Wunsch, eine Verantwortung abzuwälzen ? -- Ich muss die Antwort schuldig bleiben, denn es hieße, die von mir verabscheute Technik des Sezierens, Zerpflückens anzuwenden; - Dinge aus ihrer natürlichen 'Sowohl als–Auch–Verschmelzung' herauszureißen und zum schieren Entweder–Oder– Zustand herabzumindern.
-- Ja, ich hatte Glück. – Das Glück, sehr früh als Sonderling abgestempelt zu sein; - als
unbelehrbarer Querdenker und Phantast, für Welchen jeglicher Aufwand, ihn zu besserer Einsicht zu bekehren, vergebliche Mühe sei.
Das Glück, im Besitz eines kleinen Erbvermögens zu sein, welches mir ermöglichte, meiner Rolle als Außenseiter gerecht zu werden, indem ich die mir unzuträgliche Sphäre des europäischen `Kultur'-Kreises verließ und somit erst meine wahre geistige Heimat fand.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dieser Entschluss wohl eher vom Verlangen nach Flucht, als vom dringenden Wunsch einer Opposition gegen die Widerwärtigkeiten des Zivilisations–Sumpfes geprägt war. – Doch wer hätte wohl nie die Erfahrung gemacht, dass oftmals erst die Wirkung die Ursache bedingt, beziehungsweise rechtfertigt.? - Wer wäre so vermessen, die Hand auszustrecken und zu sagen: `Dies ist die wahre Ursache ! Damit fing Alles an! ́ ? Kann, - darf man überhaupt unterscheiden zwischen Beginn und Ende ?
Ich stelle fest, dass meine Gedanken wiederum vorauseilen – enteilen. – Doch habe ich ja einen geduldigen Zuhörer und Partner, dem ich diese Zeilen anvertrauen kann; in der Gewissheit, ihn weder zu ermüden, noch seinen Protest hervorzurufen.
Eine Reihe von Jahren – während welcher ich den asiatischen Kontinent bereiste – war angefüllt mit neuen Eindrücken, welche es zu verarbeiten galt – was meinem unstillbaren Wissensdurst in fruchtbringender Weise Rechnung trug.
Eine Heimat fand ich schließlich in den Wäldern von B....., welche mich von Anbeginn
bezauberten. -- Sie waren mir Zuflucht – und zugleich Quelle schöpferischer Kraft. Zwar galt ich – im Westen – noch immer als Außenseiter; doch der `Erfolg ́ als Künstler entschuldigte nunmehr jegliches Abweichen von der `gesellschaftlichen Norm ́ - und vom unverstandenen Phantasten war ich zum `begnadeten Genie ́ geworden.....
Es war eine jener Nächte, die dem offenen Herzens Lauschenden von Geheimnissen Kunde geben. – Eine der Nächte, die tiefe Sehnsucht nach einem anderen Sein erkeimen lassen. Eine Nacht war es, wie es sie nur in einer Welt gleich dieser noch geben kann.....
-Luna trug ihr prächtigstes Gewand – gewirkt aus traumgebärendem Gespinst, das willige Geister sanft umschmeichelt. – Verzaubert waren Gäa’s Kinder...
Von unsichtbaren Händen freundlicher Wesen geleitet, fand ich meinen Weg unter den funkelnden Augen der Sterne zum Ufer des lebenspendenden Flusses, an dessen Silberband so oft ich schon gesessen – in Freude wie in Herzeleid.
Es war jene Nacht, welche den Menschen zum Gotte erhob....
S i e war gekommen !
-- Aki – Mar ! --
O seltsamer Wirbel der Welten – geheimnisvolles Götterspiel ! Nie zuvor hatt’ mein Auge
dich geschaut – mein Ohr die lieblichen Klänge deines Namens vernommen .... und dennoch !
- So bekannt – so vertraut ... -- Aki – Mar ! --
Unbekanntes, geliebtes Wesen; geliebt, gefühlt, geahnt seit Äonen. Wunderliche Erinnerung.... als wär’s ein Teil meines ureigensten Selbst. Mein Innerstes flüsterte – rief deinen Namen ! Bittersüße Sehnsucht....; - Vertrautes, das sich dennoch nicht fassen lässt.
So nah – und doch so fern in den Weiten der Zeit. -- Die Zeit....; wo sind die Grenzen der Zeit....?
Aki – Mar ! – Zu deinen Füßen ließ ich mich nieder – verharrte in ungekannter Glückseligkeit; verharrte ein ganzes Leben; - ein eigenes Leben in dieser wunderbaren Nacht.
- Beim Morgengrauen fand ich zurück in mein Haus – in Händen das kostbare Geschenk,
welches die Weiße Göttin mir hinterlassen: Zierlich gefertigt aus makellosem Elfenbein, -
übertreffend an Schönheit alles, was ich bisher geschaut. -- Ein getreues Abbild ihres
Dem äuß’ren Auge ein Idol von überirdischer Pracht; - doch war es mehr: S i e war es !
Beseelter Spiegel der Unvergänglichkeit. -- Aki – Mar, - mein Schicksal, - mein Leben; -
mein Anfang und Ende. Wachen und Traum. – Gefährtin aus uralter Zeit.
Der Sinn meines Lebens – so nahe schien er mir nun – so nahe wie niemals zuvor.
- Entzündet war die Flamme – von mir genährt, ward sie zur alles verzehrenden
Die Macht der Erinnerung ..., ein bittersüßes, berauschendes Gift; - begehrt und gefürchtet zugleich. – Doch ist sie alles, was mir noch blieb. ..... Die Erinnerung....
Wie verändertest du mein Leben; - wie verändertest du mich selbst. Aki – Mar; - erst du
hauchtest mir den Odem des wahren Lebens ein. – Wie oft nahmst du mich mit auf die Reise – zeigtest mir die Wunder einer anderen Welt. Wonach ich so lange – ahnungsvoll nur – gesucht, - du gabst es mir. – Zu Traumgestalten verblassten die Wesen meines früheren Lebens. In dir alleine fand ich die Wirklichkeit – fand ich das Glück.
Es war die Zeit, in der ich in meinem Schaffen die einsamen Gipfel der Meisterschaft erklomm. – Nichts schien mir mehr unmöglich. Was ich schuf, war b e l e b t ; belebt vom Geiste Aki–Mar’s, der zu meinem eigenen geworden war.
Meine alleinige Sorge galt nunmehr der Abwehr unliebsamer Störungen durch Vertreter der
Außenwelt. Nichts sollte mehr meinem Alleinsein mit der Geliebten im Wege stehen.
Gemeinsam sangen wir die Töne einer neuen, lieblichen Melodie der reinen, unverfälschten Liebe. Fremd geworden war mir jeglicher Wunsch, als der, bei ihr und mit ihr zu sein – und ihrer Stimme, ihrer Rede, ihrer Weisheit zu lauschen – in bewundernder Betrachtung ihrer unbeschreiblichen Schönheit versunken zu sein. - -
- - Unweigerlich kommt die Zeit, in der das Geschöpf dem Schöpfer nicht ebenbürtig nur sein, - nein, - ihn gar übertreffen mag. - Der Wurm bläht sich zur Schlange, welche den Vogel verschlingt.....
Auch für mich war jene Zeit gekommen, da die Klinge der Demut die Schwingen der Eitelkeit beschneiden sollte .....
Alles war mir gelungen – dank i h r - ; nun ward ich verführt vom Wahne, selbst sie zu überflügeln – ein Bildnis ihrer Selbst zu schaffen, welches ihrer Schönheit, ihrem Ebenmaß, ihrer wahrhaftigen Göttlichkeit Ausdruck verleihen und – gar noch übertreffen sollte....
-- --- Ich Verblendeter ! --- --
Der inneren Stimme gebot ich Schweigen – verschloss meines Herzens Aug’ und Ohr.
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