MEIN FREUND ZIMMERMANN
Mein Freund Zimmermann wandert aus - sagt er.
Mein Freund Zimmermann hat die Schnauze voll - sagt er.
Deshalb wandert er aus. – Vielleicht - sagt er. Er weiß nur noch nicht so
recht, wohin. Ich habe ihm Indien vorgeschlagen. Er will es sich überlegen
und sich informieren - sagt er.
Mein Freund Zimmermann informiert sich.
Er schreibt an das niederländische Konsulat. Den Indern selbst traut er nicht
so recht, denn es ist ja klar, dass die sein Geld wollen und dann sind die auch
so weit weg und fremd - und überhaupt...
Nach einigen Tagen bekommt Zimmermann einen Brief vom holländischen
Konsulat mit dem Rat, sich doch an das indische Konsulat zu wenden.
Zimmermann schimpft. Zimmermann tobt - redet von 'Vetternwirtschaft ́
und von 'unter einer Decke stecken ́ und lässt sich nur schwer wieder beruhigen.
Endlich entschließt er sich, ans indische Konsulat zu schreiben und erhält
postwendend Informationsmaterial über das fremde, ferne Land.
Mein Freund Zimmermann ist begeistert. - Hell begeistert! Er ist total aus dem
Häuschen!! Mit sämtlichen Prospekten taucht er bei mir auf und breitet seinen
Schatz auf dem Wohnzimmerteppich aus.
Ob ich gewusst hätte, wie phantastisch billig dort alles sei und wie hübsch die
Frauen wären. Dass die Inder gar nicht so arm seien und nur die Armen wenig zu
essen hätten. Und dass die Inder - zumindest die nördlichen Inder - ja gar nicht
so fremd wären,sondern auch Arier wie wir.
Er kann sich fast gar nicht mehr beruhigen und würde am liebsten gleich die Koffer
packen und abfliegen.
A b e r ....
Aber mein Freund Zimmermann hat Angst vorm Fliegen!
Es gibt spezielle Kurse, in welchen man lernt, die Flugangst zu überwinden, erkläre
Doch Zimmermann mag keine Kurse. Er fürchtet sich richtiggehend vor ihnen!
Ich schlage statt des Flugzeuges den Seeweg vor.
Mein Freund Zimmermann ist schockiert!
Vor Schiffen hat er noch größere Angst als vor Flugzeugen. – Er wird schon auf
einem Angelsteg seekrank!
Medikamente gegen Seekrankheit kann er auch nicht nehmen, da er misstrauisch
gegen jede Art von Chemie ist - und die Kurse gegen die Angst ....
Also bleibt nur noch der Landweg. Ich schlage es vor.
Mein Freund Zimmermann wird ernstlich böse.
Ob ich denn wahnsinnig sei.
Tausende von Kilometern durch wilde Gegenden, bewohnt von räuberischen Stämmen,
die nur danach trachteten,seinem – Zimmermann’s - Leben ein Ende zu setzen und
ihn seiner Güter zu berauben! Nein, nein, der Landweg komme auf keinen Fall
in Frage!! Ich solle mir gefälligst etwas einfallen lassen - schließlich sei es meine
Idee gewesen, ausgerechnet nach Indien auszuwandern.
Mein Rat, sich für die Dauer der Flugreise einschläfern zu lassen,entlockt ihm nur
einen verächtlichen Augenaufschlag, so dass ich den Gedanken mit der Rakete zum
Mond lieber für mich behalte.
Zimmermann packt zusammen und verlangt mit Hinweis auf unsere Freundschaft, ich
solle mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Dann verlässt er mich mit der
Drohung, morgen wiederzukommen. - - Ich kenne Zimmermann ! Ich weiß, wozu er
fähig ist ! Also lasse ich mir die Sache durch den Kopf gehen. Ich überlege angespannt;
ich zermartere mir das Gehirn. - N i c h t s ! Es fällt mir nichts ein ! Ich traue mich
nicht in mein Bett. – Ich könnte ja einschlafen!
Beim Morgengrauen muss ich mir eingestehen: Ich habe schmählich versagt! Nun wird
das Schicksal seinen Lauf nehmen....
Um 9°° Uhr klingelt das Telefon. - - Ich stelle mich tot.
Eine halbe Stunde später klingelt es schon an der Tür. -- A u s ! ! Er weiß, dass ich zu
Hause bin - man kann ihm nichts vormachen...
Ich verkrieche mich unter mein Bett. - Es hat keinen Zweck. Fünf Minuten später steht
er vor mir. Er kam durch’s Fenster - hatte eine Leiter mitgebracht.
Ich gebe auf und komme unter dem Bett hervor. Vorwurfsvoll schaut er mich an, erinnert
an die 50,- DM, die er mir vor acht Jahren einmal geliehen hatte ( ..und die er übrigens zwei
Tage später wieder zurückbekam ) und pocht auf unsere Freundschaft. Es sei meine Pflicht,
ihn gefahrlos nach Indien zu schaffen.
Zimmermann holt seinen Koffer,den er draußen vor der Tür abgestellt hatte. Er wird hier
übernachten - er wird keinen Schritt mehr von meiner Seite tun. Er wird ....
Wir müssen einen Weg finden. - - Leider ist mir nur allzu gut bewusst, dass es keinen solchen
gibt. - - Zimmermann kann nicht nach Indien! Aber wie es ihm beibringen ...?
Ich zerre ihn durch die Stadt. Vor einem Stand, an dem afrikanische Studenten Schmuck
verkaufen, halten wir an.
Mein Freund Zimmermann wird sofort misstrauisch Das seien keine Inder! Mit Afrika habe
er nichts im Sinn. Er will nach Indien. Er besteht darauf!
Ich zerre ihn weiter in ein Reisebüro, - zeige ihm Prospekte über Afrika.
Zimmermann bleibt stur. - - - Indien !
Prospekte über die Schweiz, die Niederlande, Irland, Österreich, Marokko... Zwecklos!
Zimmermann macht Radau - man wirft uns aus dem Reisebüro. Ich will mich absetzen
und in ein Taxi springen, doch Zimmermann sitzt schon drinnen.
- - - Ich sehe die ersten Sterne - habe ungute Gedanken. - - Man könnte es mit Gift
probieren..... Aber ich weiß, es ist zwecklos - ein Zimmermann lässt sich nicht vergiften!
Zimmermann wird erst Ruhe geben, wenn er in Indien ist. - Gefahrlos.
Wir fahren zum Flughafen; reden mit Stewardessen, mit Flugkapitänen. - Sinnlos -
Zimmermann schreit; -- Zimmermann wird gewalttätig! Man ruft die Polizei und der
Verrückte wird eingesperrt.
Das ist meine Chance!
Ich rase nach Hause, packe das Nötigste zusammen und verkrieche mich in den Bergen.
Nach zwei Tagen hat Zimmermann mich gefunden. Wir fahren gemeinsam zurück.
Es gibt keinen Ausweg. Die Auswanderung muss klappen!
Die nächsten sechs Monate sind die Hölle. - - Doch endlich wird Zimmermann müde.
- Auch ein Zimmermann muss einmal schlafen. –
.... Es hat nun doch geklappt mit der Auswanderung!
Ich sitze hier in Indien und baue Gemüse an -- und Eines macht mich froh:
Mein Freund Zimmermann hat Angst vorm Fliegen...!!!
DIE BELEIDIGUNG
Man hat Zimmermann beleidigt. - Schwer beleidigt!
Ein flüchtiger Bekannter hat ihn verunglimpft - wegen seines Aussehens. Das ist stark, findet Zimmermann.
Auf meine diesbezügliche Frage erfahre ich, dass der flüchtige Bekannte behauptet habe, er,
Zimmermann, habe Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss....
In Hinsicht auf Zimmermanns Äußeres sehe ich mich außerstande, diese Behauptung des nun
Flüchtigen als unwahr zurückzuweisen.
Ich enthalte mich also jeglichen Kommentars und versuche abzulenken, indem ich eine
Bemerkung über das Wetter mache.
Doch Zimmermann bleibt beim Thema. Er versucht, mich in die Enge zu treiben. Will meine
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