- An einem Sonntagmittag lade ich das ahnungslose Opfer zu einem Essen und einem daran sich anschließenden Spaziergang ein. Wir schlendern gemütlich durch den Stadtpark, unterhalten uns über dieses und jenes Ereignis, als wie von ungefähr ein junger Mann - offenbar ein ausländischer Tourist – auf uns zutritt und mit für uns unverständlichem Deutsch auf uns einredet.
Zimmermann versucht bereitwillig, mit seinen selbsterfundenen Englischkenntnissen zu Diensten zu sein, doch der junge Mann spricht leider kein Englisch.
Wir beraten uns. Ich schlage vor, erst einmal herauszufinden, welches denn die Muttersprache
dieses bedauernswerten Fremden sei.
Also erschöpfen wir unsere geographischen Kenntnisse, indem wir abwechselnd mit Namen
aller möglichen und unmöglichen Länder aufwarten, bis sich endlich herausstellt, dass wir es mit einem Ägypter zu tun haben.
Ägypter sprechen bekanntlich arabisch – und wer spricht schon arabisch - außer Arabern
eben – oder Ägyptern ?
--- ---
ICH, zum Beispiel !!!
In fließendem Hocharabisch unterhalte ich mich mit dem hocherfreuten Fremdling für mehrere Minuten, bis wir uns schließlich mit einem herzlichen Händedruck voneinander verabschieden.
Wie vom Donner gerührt, steht Zimmermann da und versucht anscheinend, Wurzeln zu schlagen. Er kann sich nicht mehr bewegen; - ist starr im wahrsten Sinne des Wortes.
Es ist wahrlich ein königliches Erlebnis. Zimmermann hat es, ob meiner Sprachkenntnisse, die Sprache verschlagen!
Nachdem es ihm endlich – auch ohne Hinzuziehung eines Notarztes – gelungen ist, halbwegs
wieder zu sich selbst zu finden, erzähle ich ihm genüsslich und ausführlich von meiner Bekanntschaft mit diesem genialen Sprachlehrer. - Ich mache mir ernstlich Gedanken um Zimmermanns Geistesverfassung, nachdem ich ihm mitgeteilt habe, dass das soeben von ihm Erlebte lediglich das Ergebnis dreier Sitzungen bei besagtem Wunderhypnotiseur sei.
Wie von der Tarantel gestochen, rast er davon und lässt mich allein – und wahrhaft glücklich,
da schadenfroh – am Tatort zurück.
Selbstredend verstehe ich kein Wort arabisch, geschweige denn, dass ich es sprechen könnte.
Doch muss ich mich selbst loben. - Ich habe meine Rolle glänzend gespielt und auch mein arabischer Freund hat sich wacker gehalten.
Ich kenne meinen Zimmermann zur Genüge und weiß, dass er die Kunst, Fremdsprachen zu
beherrschen, für ein überaus wertvolles Kulturgut hält – sein Wahlspruch lautet denn auch :
`Ein Mensch ohne Kultur ist wie eine Pfandflasche ohne Schraubverschluss ́ - und wie alle
kulturlosen Zeitgenossen, möchte er eben doch nicht als Solcher gelten.
Ich freue mich hämisch, denn auch in Zukunft wird Zimmermanns einzige Kultur diejenige
des Joghurts in seinem Kühlschrank sein!
Zuhause angekommen, male ich mir – in allen Einzelheiten – aus, was wohl dieser Herr König mit Zimmermann, anschließend jedoch Zimmermann mit Herrn König anstellen wird.
Interessant wäre es, Wetten darüber abzuschließen, ob auch die Medien der Rundfunkanstalten, oder lediglich die überregionalen Tagesblätter über die Ereignisse berichten werden.
Meine Heiterkeit kennt keine Grenzen mehr, bis – ja, bis ... Ich male mir aus, was Zimmermann eventuell mit m i r anstellen wird, sollte er mir auf die Schliche kommen ....
Damit hat meine Heiterkeit ihre Grenzen und mein Einfallsreichtum seinen Meister
gefunden.
Ich muss arabisch lernen !
In den nächsten vier Tagen beschäftige ich mich ausschließlich mit der Lektüre des Deutsch-Arabischen Wörterbuches, welches ich zur Wahrung meines Alibis erworben hatte.
So bin ich gerüstet, als Zimmermann mir am fünften Tage freudestrahlend entgegentritt.
Freudestrahlend ?!? Fieberhaft zermartere ich mein Gehirn. - Welche Teufelei hat er wohl ausgeheckt ? Er hat nicht.
Schmählich verzichtet er darauf, seinem Namen die ihm zukommende Ehre zu erweisen.
Die einfältigste aller Möglichkeiten nutzend, überfällt er mich mit einem Kauderwelsch, welches wohl arabisch klingen soll. - Ich bekomme Oberwasser. Stelle ihm eine Frage. Auf arabisch. – Zimmermann antwortet: - Arabisch. -- Arabisch!! Wieso auf arabisch ?!
Fast wäre es ihm gelungen, mich tatsächlich hereinzulegen. -- Natürlich hat er sich auch ein
Genüsslich schlage ich m e i n Wörterbuch auf und werfe ihm mit höhnischer Miene einige
Begriffe vor. Wie aus der Pistole geschossen, kommt die deutsche Übersetzung. Ich versuche es mit dem umgekehrten Weg. -- Die Worte sprudeln nur so aus Zimmermanns Mund.
Ratlos lege ich das für meine Zwecke nutzlos gewordene Buch zur Seite und denke nach.
Irgendwie hat dieser Gauner es geschafft, mich auszutricksen. Aber wie ?
Es ist unwahrscheinlich, dass ein Mensch mit den geistigen Qualitäten und Möglichkeiten
eines Zimmermann, es tatsächlich fertigbringen sollte, in wenigen Tagen auch nur fünf
fremdsprachliche Begriffe in seinem erwiesenermaßen von der Natur benachteiligten Gehirn
zu verankern....und dennoch ist es so!
Der grimassierende Zimmermann stört in empfindlicher Weise meine Konzentrationsfähigkeit und es gelingt mir nicht, Herr der überaus komplizierten Lage zu werden. So beschließe ich, über die technischen Feinheiten des Zimmermannschen Betruges zu einem späteren Zeitpunkt nachzugrübeln und greife zum Telefon.
Nachdem ich meinen arabischen Freund in kurzen Zügen unterrichtet habe, übergebe ich den Hörer an Zimmermann.
Schamlos erdreistet sich Dieser, wiederum den gleichen Trick anzuwenden und in flüssigster
Phantasie-Sprache seinen Blödsinn in die Muschel zu ergießen. - Er ist sich offenbar der Tatsache nicht bewusst, dass er es nun mit einem Fachmann zu tun hat.
Eine Zeitlang lasse ich ihn gewähren und greife dann nach dem Hörer.
Nun ist es soweit. Der Schüler des `Königlichen ́ Verbrechersyndikates wird die
Fruchtlosigkeit seiner Bemühungen einsehen müssen....
Was ich vernehme, lässt mich erstarren .....
Der über jeden Verdacht erhabene Student bezeugt mir beim Barte Zimmermanns, dass Jener ein makelloses, perfektes Arabisch spricht......!
Gelernt in drei Sitzungen – beim Institut König!
Dieser Gauner; dieser Alchemist ! -- Dieser Sprachverwirrer zu Babel !!—Dieser
Verbrecherkönig ! ! – Man sollte sein Institut zur Anzeige bringen ....
Morgen werde ich ihn aufsuchen ! ! !
Schon seit langem will ich meinen Flugschein machen..... in vier Sitzungen .....! !
DAS PLAPPERMAUL
Schon immer hat es mich empfindlich gestört, wenn mir Jemand während des Autofahrens die
Ohren voll quasselt. Aus diesem Grunde fahre ich, wenn es mir nur irgendwie möglich ist, am
liebsten alleine. Doch lässt es sich - leider Gottes – nicht immer vermeiden, eine solche
Quasselstrippe als Beifahrer neben sich sitzen zu haben.
Zimmermann ist solch eine Nervensäge. Er weiß um mein Ruhebedürfnis und gibt auch vor,
es respektieren zu wollen. - Er schafft es aber nicht! Er schafft es nicht, obwohl er sich die allergrößte Mühe gibt. - Behauptet er ...!
Ich bin im Stillen überzeugt, dass er es aus reiner Bosheit macht . - Jawohl!! -- Ich kann
Читать дальше