Daniela Zörner
Elbensilber
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Titel Daniela Zörner Elbensilber Dieses ebook wurde erstellt bei
Gedicht Gedicht Daniela Zörner Elbensilber Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien Band 2 Roman Auch als Taschenbuch erhältlich Unaufhörlich trieb die junge Erde Durch das siebenfache Licht des Himmels. Flüchtig nur wie einer Wolke Schatten Lag auf ihrem Angesicht die Nacht. Marie Luise Kaschnitz
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Vorschau auf Band 3 „Elbenfluch“
Die geheimnisvolle Bedeutung der Namen
Das vorerst wirklich Letzte
Impressum neobooks
Daniela Zörner
Elbensilber
Die Geschichte der
Lilia Joerdis van Luzien
Band 2
Roman
Auch als Taschenbuch erhältlich
Unaufhörlich trieb die junge Erde
Durch das siebenfache Licht des Himmels.
Flüchtig nur wie einer Wolke Schatten
Lag auf ihrem Angesicht die Nacht.
Marie Luise Kaschnitz
Verführt von Schönheit, Reichtum und eigenem Heim, bedeuteten mir die Geschenke der Sternelben, als ich sie besaß – nichts! Das Märchen vom glücklich sorglosen Mädchen entpuppte sich als unentrinnbare Falle, in der meuchelnde Dämonen auf mich warteten. Die schmeichelnd singende Elbensphäre unterschlug nach Gusto sämtliche Informationen, die mich zum abrupten Spurwechsel auf den vertrackt schwingenden Schicksalspfaden verleiten könnten. Nachdem sie mir, ungefragt selbstverständlich, die Seele der Elbenfürstin Joerdis eingetrichtert hatten, mussten sie lediglich abwarten. Allerdings stellte mein berüchtigter Dickschädel ein echtes Problem dar.
Aus dem Buch „Inghean“
Selbst die Macht meiner Fürstin versagt bei diesem seltsamen Menschenkind. Traf sie die falsche Wahl? Ist unser aller Schicksal nun besiegelt?
Mittlerweile wechselten sich die beiden Elben, Leya und Elin, mit den frühmorgendlichen Unterrichtsstunden ab. Leya weckte mich vorher mit verführerischem Kakaoduft und vermittelte mir ausgebuffte Kühnheit im Kampf. Elin riss als Muntermacher das Fenster in meinem Schlafzimmer weit auf und lehrte mich elegante Geschmeidigkeit. Optisch wirkte das wie akrobatisches Ballett im Zeitraffer.
An diesem Morgen, nach kaum zwei Stunden mit Albträumen gespickten Schlafens, erfolgte die Frischluftvariante. Als ich gähnend quengelte, riss Elin mir die Bettdecke weg.
„Raus!“, brüllte ich absichtlich laut.
Sie erschrak und flüchtete.
Ihre Unterweisung auf der Rasenfläche vor meinem Gartenhaus geriet zum Fiasko.
„ Lilia, entweder du schaltest deinen Kopf freiwillig ab, oder ich zaubere ihn dir weg“, versetzte die Elbe unwirsch.
„ Geht einfach nicht“, schluchzte ich auf, wobei hemmungslos Tränen loskullerten.
„ Was ist geschehen?“
Stammelnd produzierte ich drei abgehackte Worte: „Kopf – Kamikaze – Kram.“
Elin besorgte sich sphärenwärts taugliche Auskünfte über die Gründe meines miserablen Gemütszustands.
Danach schlug sie vor, in die Küche zu gehen.
Während ich den dampfend heißen Teebecher so fest umklammerte, dass mir fast die Finger verbrühten, schaute ich die Elbe traurig an.
„ Du machst dir zu viele Gedanken und Sorgen, Lilia.“
„ Sag mir, Elin, was bitte ist der Sinn? Denn ich sehe durchweg nur Chaos, so wie ein gigantisches Puzzle ohne Vorlage.“
Einen schwergewichtigen Grund dafür kannte ich natürlich. Ich weigerte mich weiterhin strikt, mit Elbenfürstin Joerdis, meiner Zwillingsseele, zu sprechen. Also herrschte in puncto Durchblick meiner Innenlage zappenschwarz. Doch jeder Gedanke an die Vorstellung, außer den unverschämten Kommentaren meines Alter Ego auch noch ungebetene Wortmeldungen von Joerdis im Kopf anhören zu müssen, machte mich stinksauer. Ehrlich gesagt, war mein chaotischer Status quo keinen Deut besser. Meine ausströmende Verzweiflung verursachte in der Küche dicke Luft. Passenderweise goss es draußen in Strömen.
Elin sah mir in die Augen. „Wenn dein Herz wahrhaft verzweifelt ist, weinen die Sternelben.“
„ Was?“
Der Tee schwappte auf den Küchentisch.
Tatsächlich existierten etliche Legenden, gespickt mit solch herzerwärmenden Ammenmärchen, über die Sternelben. Sie wurden im Laufe der Zeit eigens für die Umgarnung von Mischwesen wie mir erdacht.
„ Entschuldige, Lilia, aber du musst langsam deine Macht erkennen.“
„ Wie denn, wenn mir nie einer Zusammenhänge erklärt?“, jammerte ich wie Klein Lilia zu ihrer großen Schwester.
„ Und warum ist das wohl so?“
Ratlos blickte ich zu ihr auf.
„ Weil deine Macht anders und größer ist als die von Leya oder mir. Darum können wir dir weder erklären, zu was du fähig bist, noch was daraus entstehen mag. Wir können es lediglich mit dir gemeinsam herausfinden. Meine Lichtschwestern hingegen fürchten sich über jedes vorstellbare Maß davor, dich unnötig zu verängstigen oder in die Irre zu führen. Allzu oft durchkreuzte ein winziger Schicksalsfaden ihre Pläne und Ziele.“
Schluchzend gestand ich: „Das klingt ungeheuerlich – und gefährlich.“
Elin stritt es nicht ab.
Nur, welcher Art waren die galaktischen Pläne und Ziele der Sternelben?
Mitte März brachte der Frühling endgültig Tauwetter und damit eine neue Chance, auf die Jagd nach den verschollenen Elbenamuletten zu gehen. Die mordsbrodelige Berliner Fieberkurve wies kontinuierlich nach unten. Anders ausgedrückt, zeigte das Dämonen meuchelnde Team aus Elin und Leya scheinbar Wirkung. Also verursachte mein Beschluss, in Norwegen das nächste Amulett zu bergen, keinerlei Widerstand.
Am letzten Sonntag des Monats flog ich von Berlin über Bergen nach Alta. Ausgerüstet mit der Landessprache, sollte die Unternehmung keine größeren Probleme bereiten – dachte ich. Leider liegen Theorie und Praxis manchmal rein zufällig so weit auseinander wie Galaxien.
Erstens hielt das Taxi mitten in der Pampa, also quasi im Nirgendwo. Weder Baum noch Strauch boten den geringsten Blickschutz für meine Aktion. Zweitens konnte der wartende Taxifahrer zwar bis zum Nordpol gucken. Allerdings fand der alte Mann meine Wenigkeit interessanter, die gerade querfeldein durch gut dreißig Zentimeter tiefen Schnee stapfte. Drittens ignorierte das Amulett meinen zunehmend drängenden Ruf. Also musste ich viertens einen Spaten ‚ordern‘ und schweißtreibend graben. Das wiederum veranlasste den neugierigen Taxifahrer auszusteigen.
Nachdem erst der Schnee, dann kartoffelgroße Kieselsteine und als unterste Schicht tonartige Erde weggeschaufelt waren, knirschte es unter der Spatenspitze. Behutsam schabte ich die restliche Erde von einem Zinkirgendwas mit Deckel in der Größe eines Schuhkartons. „Zink ist magieallergisch?“ Zumindest gab besagter Deckel meinem Ziehen umstandslos nach. In dem zerbeulten Behältnis lag ein angelaufenes Durcheinander an Schmuck und Münzen.
Ja, okay, das schimpft sich Schatz.
Aus meinem Rucksack fischte ich zwei Tüten und teilte, bis auf das Amulett, die Beute in gleiche Teile.
Dem halb verdutzten und halb verdatterten Taxifahrer drückte ich eine Tüte in die Hand. Schweigebeute. Kurz nachdem wir losgefahren waren, bemerkte ich, dass der Alte plötzlich das Gaspedal für sich entdeckt hatte.
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