fing an es einzuspannen; aber der Brustriemen ging
nicht zu. Da kommt der Schmied Ilmarinen selber,
baarfüssig und ungegürtet, seinem Sclaven zu Hülfe,
knüpft den Brustriemen fest und spannt das Fohlen
ein. Dann tritt er wieder in die Stube, kleidet sich eilends
an, nimmt Abschied von seiner Mutter und sagt:
»O Mutter, die du mich geboren, gieb mir deinen
Segen auf die Reise, denn es gilt jetzt eine Braut-
fahrt!«
Nachdem er seiner Mutter Segen empfangen, setzte
sich Ilmarinen, der Schmied, in den bunten Schlitten,
gezogen vom trefflichen, drei Sommer alten Fohlen
mit dem eisernen Zaum, dem kupfernen Geschirr und
den stählernen Zügeln, und fuhr sausend über das offene
Meer; dabei ward des Pferdes Huf nicht nass,
noch zog der Schlitten eine Spur. Er mochte wohl eine
Weile gefahren sein, da holte er die beiden Ruderer
ein, von denen ihm das Weib gesagt hatte, und zog
mit ihnen des Weges dahin.
Jenseits des Meeres schaute des Teufelkönigs
Töchterlein, die blendend weisse, schöne Katrina, aus
dem dritten Stock des Schlosses auf das Meer hinaus.
Sie erblickte die Reisenden und sagte zu ihrem Vater:
»O mein Väterchen, es kommen drei Freier herangezogen;
zwei rudern im Nachen, der dritte fährt im
Schlitten.« – Bald kamen die drei Reisenden in des
Teufels Schlosse an, wo sie vom König mit Ehren
empfangen und aufs beste bewirthet wurden. Nachdem
sie gegessen und getrunken, thaten die Männer
ihr Begehren kund und sagten, sich tief vor dem Könige
verbeugend: »Wir kommen, lieber König, als
Bewerber um die schöne Katrina.« – Der König gab
ihnen gleich Preisarbeiten auf und fragte zuerst: »Wer
von euch, ihr Männer, übernimmt es, mein Schlangenfeld
mit ungestiefelten Beinen, nackten Füssen
und mit unbedeckter Haut zu pflügen.« – »Siehe, ich
will dein Feld pflügen«, antwortete Ilmarinen, der
Schmied, muthig; aber die beiden Andern wagten sich
nicht an solch eine Arbeit, verbeugten sich vor dem
Könige und zogen ihres Weges.
Als sie fort waren, ging der Schmied Ilmarinen
rasch ans Werk; er spannte schnell sein treffliches
Fohlen an den Pflug und fing an das Feld zu pflügen.
Es kochte und zischte, und das Gewürm thürmte sich
bis zu zwei Ellen in die Höhe; bald schnellten die
Schlangen unter dem Pfluge hinweg, bald an dem
Schmiede empor, doch nicht eine einzige berührte ihn.
Ilmarinen vollbrachte sein Werk aufs beste, trat kühn
vor den König und sagte: »Nun, mein Herr König,
dein Schlangenfeld ist gepflügt!« – »Gut!« sagte der
König, »doch wenn du solch eine Arbeit vollbringen
konntest, so wirst du wohl auch auf meine Tenne
einen Teich hinzaubern können, in dem grosse Fische
schwimmen, kleine Fische plätschern.« – »Auch dieses
bringe ich zu stande«, antwortete der Schmied Ilmarinen,
und ging ohne Zögern auf die Tenne. Kaum
hatte er dort sein Zauberlied gesungen, als auch sofort
auf der Tenne ein Teich entstand, in dem grosse Fische
schwammen, kleine Fische plätscherten.
Nachdem er auch diesen Auftrag erfüllt, trat der
Schmied wieder vor den König, und sagte sich verbeugend:
»Das Werk ist gethan, das du mir aufgetra-
gen hast!« Darauf antwortete der König dem Schmiede:
»Bis jetzt hast du deine Sachen gut gemacht. Nun
gehe hin und bringe deiner Braut, der schönen Katrina,
den schweren Kasten vom Meeresstrande, der
schon seit undenklichen Zeiten darin verborgen liegt.«
Was war zu thun? Der Schmied musste den Kasten
aufsuchen, und schritt dem Meeresstrande zu. Da sah
er drei Jungfrauen am Ufer sitzen, redete sie an und
fragte: »O ihr Mägdelein! wo ist der Kasten mit der
Morgengabe der schönen Katrina? wisst ihr es?« –
»Der ist im Besitz des Ukko Untamo, von ihm musst
du ihn fordern«, sagten die drei Jungfrauen; »dort
sieht man sein Schloss. Frage ihn, vielleicht giebt er
ihn dir. Aber sei nur ja auf deiner Hut; Viele sind
schon hingegangen, aber nur Wenige sind zurückgekehrt.
« – Der Schmied begab sich in das Schloss des
Untamo, wie ihm geheissen worden, und schaute
durchs Fenster hinein. Siehe, da schlief der greise Untamo,
zu einem Knäuel zusammengeballt, Kopf und
Füsse an der Thürschwelle. Der Schmied schlich sich
leise hinan, sprang mit einem Satz mitten in die Stube
und rief laut: »Gieb mir, Ukko Untamo, den Kasten
mit der Morgengabe der schönen Katrina heraus.«
Darauf antwortete der alte Untamo: »Kannst du dich
auf meiner Zunge halten und darauf hüpfen und springen,
so bekommst du die Morgengabe sofort.« – Der
Schmied besann sich nicht weiter, sondern sprang be-
hende auf Untamo's Zunge und fing an darauf zu hüpfen.
Aber in demselben Augenblicke öffnete Ukko
Untamo die Kinnladen so weit, dass sein Mund anderthalb
Ellen im Umfange mass und die Zähne ellenlang
hervorstaken; ohne ihn zu zerbeissen, schlang er
Ilmarinen, den Schmied, in seinen Magen hinunter.
Der Schmied verlor auch jetzt nicht den Muth, sondern
zog seine Kleider aus: das Hemd benutzte er als
Schmiede, aus den Hosen machte er einen Blasebalg;
das linke Knie gebrauchte er als Amboss, die linke
Hand als Zange, die rechte Faust als Hammer, und
nun fing er an in Untamo's Magen zu schmieden und
zu hämmern. Von seinem Hemde nahm er die kupferne
Brustschnalle ab und schmiedete daraus einen
Vogel, dem er eiserne Krallen und einen stählernen
Schnabel machte. Als er damit fertig war, sang er sein
Zauberlied; da brachte er sogleich Leben in das Herz
des Vogels, dem er dann einen Schwung gab, dass er
in Untamo's Magen herumflog. Wie der Vogel so hin
und her flatterte, zerriss er mit seinen scharfen Krallen
die Gedärme in Untamo's Leibe und stiess ihm mit
seinem stählernen Schnabel ein grosses Loch in die
Seite. Ukko Untamo gerieth darüber in so fürchterliche
Todesangst, dass er in seiner Qual dem Schmiede
zurief: »Wenn du aufhörst meinen Leib zu zerreissen,
Schmied Ilmarinen, sollst du sofort die Morgengabe
der schönen Katrina erhalten. Geh hin zum Meeres-
strande; wo du die drei Jungfrauen sitzen siehst, da
liegt der Kasten im Sande vergraben.«
Als der Schmied Ilmarinen dieses vernahm,
schlüpfte er durch das Loch, welches der Vogel
durchgestossen, aus Untamo's Magen hinaus und
sprang aus der Stube auf den Hof und dem Meeresstrande
zu. Da sah er, wie früher, die drei Jungfrauen
sitzen und rief ihnen zu: »Ihr lieben Mägdelein, gebt
mir der schönen Katrina Morgengabe heraus, der alte
Untamo hat sie mir bereits zugesagt.« – »Nimm sie
hin; hier im Sande steckt der Kasten! Hebe ihn heraus
und trage ihn heim«, sagten die Jungfrauen und zeigten
dem Schmiede die Stelle, wo der Kasten verborgen
lag. Er grub ihn aus und brachte ihn dem Könige
mit den Worten: »Hier bringe ich der schönen Katrina
den Kasten mit der Morgengabe, den du mich suchen
hiessest.« Der König war mit den Thaten des Schmiedes
zufrieden, da er seinen Schatz aus der Gewalt des
Ukko Untamo wiedererlangt hatte. Er gab dem
Schmied Ilmarinen seine Tochter, die blendend weisse,
schöne Katrina zum Weibe und segnete die Beiden
zur Heimfahrt.
Da sass nun der Schmied Ilmarinen mit seinem jungen
Weibe in dem bunten Schlitten, gezogen von dem
trefflichen Fohlen im kupfernen Geschirr mit dem eisernen
Zaum, den stählernen Zügeln und dem zinnernen
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