»Sein Vermögen zu erhalten, ist oberste Pflicht – und steht über jedem persönlichen Gefühl.«
Nachdem Lord Northland die Familie durch Geldgeschäfte an den Rand des Ruins gebracht hat, wird die Tochter zur Ehe mit Lord Malkham bestimmt. Emmy fügt sich widerwillig, reist jedoch, tief verletzt über die emotionale Kälte, zu ihrer Freundin Joan. Auf dem Weg dorthin bricht die Kutsche zusammen. Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet Mr Vincent auftaucht, den sie erst tags zuvor kennengelernt hat? Wer ist er wirklich? Auf den »Unfall«, der sich als Mordanschlag entpuppt, folgen ein weiterer Mordversuch, eine Entführung… und viele innige Küsse.
Der Roman, der im England des 19. Jahrhunderts spielt, hat an Aktualität nichts verloren: Der Ruin eines Menschen liegt im Verlust seiner Würde und der Aufgabe allgemeingültiger Werte.
1956 in Kassel geboren, lebt die Autorin seit ihrem 18. Lebensjahr in Bayern. Ihre berufliche Laufbahn hat sie in München als medizinische Fachangestellte begonnen und parallel in einer zweiten Karriere als erfolgreiches Model in Werbefilmen für große Marken gearbeitet. Seit 1991 wohnt sie in Niederbayern und arbeitet als Praxismanagerin zusammen mit ihrem Mann in seiner Praxis für Augenheilkunde. Das wichtigste in ihrem Leben ist ihre Familie - ihr Mann und ihre zwei erwachsenen Kinder geben ihr die Kraft für immer neue Wege. Charlotte Paul ist eine aktive Frau und brennt für die Kunst, die Kultur, aber auch den Sport. Mut und Selbstbestimmung hält sie für entscheidende Attribute, um den eigenen Lebensweg und somit das eigene Glück zu finden.
Charlotte Paul
Emmy findet ihr Glück
IMPRESSUM
Emmy findet ihr Glück
Charlotte Paul
© 2020 Verlag basic erfolgsmanagement, Pfarrkirchen
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Anna Bolin, Susanne Wagner, Josef Nöhmaier
Bildnachweis:
Cover: © Masson – Adobe Stock
Portraitfoto: © Carolin Paul
Umschlaggestaltung, Layout/Satz:
Michaela Adler, Pfarrkirchen
Made in Germany
ISBN 978-3-944987-34-7
eISBN 978-3-944987-36-1
www.basic-erfolgsmanagement.de
Für meine Familie Clemens, Caro & Chrissi
Emmy findet ihr Glück
Omein Gott, ich bin so aufgeregt!«
Emmy tanzte lachend und sich drehend durch den Raum. Johanna, ihre alte Kinderfrau, beobachtete sie entsetzt, jederzeit bereit, Vasen und kleine Tische zu retten.
»Emmy, bitte, Sie müssen sich endlich anziehen. Sie wissen genau, wie ärgerlich Ihre Mutter wird, wenn Sie unpünktlich sind.«
»Ja, ja, ich komme ja schon.«
Lachend schloss sie die alte Johanna in die Arme und drehte sich mit ihr im Kreis. Ihre Zofe versuchte, trotz ihrer etwas rundlichen Figur und ihres fortgeschrittenen Alters nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Miss Emmy, hören Sie auf! Mir ist schwindelig, und Sie sind immer noch nicht angezogen!«
Emmy ließ sie los. Noch leicht schwankend kontrollierte Johanna ihre streng nach hinten gekämmten grauen Haare, während Emmy sie hoffnungsvoll ansah.
»Du verstehst mich doch, nicht wahr? Du warst doch bestimmt auch schon verliebt, vor vielen, vielen Jahren.« Triumphierend schaute sie Johanna an.
Diese erwiderte streng: »Das geht Sie, junge Dame, überhaupt nichts an.«
Abrupt strich sie die Bettdecke glatt und tat so, als beschäftigte sie Wichtigeres, damit Emmy nicht ihre leicht geröteten Wangen sehen konnte. Liebe! Für so etwas war nie die richtige Zeit gewesen. Ja, vor 15 Jahren, da hatte sie die Liebe kennengelernt. Doch da gab es die kleine Emmy, die sie nicht allein lassen konnte und wollte. Wer sollte die Kleine trösten, wenn sie sich weh tat? Wer sollte sie beschützen, wenn sie mal wieder Unfug anrichtete? Nein, sie konnte Emmy nicht allein lassen.
Es war eine schwere Entscheidung gewesen, doch sie hatte sie nie bereut. Emmy gab ihr so viel Liebe zurück!
Nein, genau so war es richtig! Und jetzt Schluss mit den Gedanken!
Sie gab sich einen Ruck und ging zum Schrank, um bei der Auswahl des Kleides zu helfen.
»Welches Kleid ziehe ich nur an?« Emmy stand ratlos davor. Das Haar, noch nicht frisiert, fiel ihr in großen Wellen über den Rücken. Bis zur Taille reichte die dunkelblonde Pracht. Emmy gefielen ihre Haare überhaupt nicht. Blond müsste es sein, wie die Mode es heutzutage bevorzugte, und nicht einfach nur brünett. Solche Haare hatten doch viele Damen! Auch mit ihrer Figur erklärte sie sich nicht einverstanden. Sie fand sich zu schmal und ihren Busen nicht groß genug. Allein die Augen gefielen ihr! Sie funkelten in einem ganz besonderen Blau. Männer mochten blaue Augen. Tatsächlich hatten sich schon mehrere Herren in Gedichten über das Blau ihrer Augen versucht, und sie gab sich ihrerseits stets redlich Mühe, die Farbe ihrer Augen durch die Auswahl ihrer Kleider deutlich hervorzuheben. Heute schien ihr dies besonders schwierig. Das Kleid musste nicht nur zu ihren Augen, sondern auch zu den roten Rosen passen, die Rafael ihr heute Morgen hatte schicken lassen.
Liebevoll sah sie zu dem kleinen Bukett, das auf dem Tischchen neben ihrem Himmelbett stand. Ihre Mutter hatte zum Glück nichts davon mitbekommen. Emmy hatte ein Hausmädchen mit Süßigkeiten bestochen und so war das kleine Blumenbukett unbemerkt und heimlich in ihr Zimmer gelangt.
Warum konnte ihre Mutter einfach nicht verstehen, dass Rafael ihre große Liebe war? Und Rafael liebte sie! Ihnen hatte sich natürlich noch nicht die Möglichkeit geboten, sich ihre Liebe zu gestehen, da sie ständig unter Aufsicht standen. Beim Tanzen jedoch oder wenn ihre Mutter sich gerade mit ihren Freundinnen unterhielt, wechselten sie ein paar private Worte. Oh, er wusste so wundervolle Komplimente zu machen. Dazu kam noch seine unglaublich imposante Statur. Die meisten Männer überragte er um mindestens einen halben Kopf. Breite Schultern taten ihr Übriges. Jede andere junge Dame im Saal musste vor Neid erblassen, wenn er sie auf die Tanzfläche führte. Seine Augen nur auf sie gerichtet, als ob es keine andere Frau auf der Welt mehr geben würde.
Durch seine stattliche Figur strahlte er so viel Stärke aus. Kein anderer Gentleman konnte ihm das Wasser reichen. In seiner Nähe fühlte sie sich bewundert und sicher. Ach, war Liebe nicht schön? Ganz bestimmt würde er sie heute um ihre Hand bitten. Also musste sie einfach gut aussehen!
Was hatte Rafael über sie gesagt? Ihre Augen würden wie zwei blaue Sterne leuchten, die ihm den Weg in das Paradies zeigten. Oh, ihr wurden jetzt noch die Knie ganz weich, wenn sie daran dachte. Versteckt hinter einer Palme hatte er sie kurz in den Arm genommen und ihr einen flüchtigen Kuss auf ihre Wange gehaucht. Bei dem Gedanken spürte sie wieder seine Lippen auf ihrer Haut. Sie bekam eine Gänsehaut. Wie würde es erst sein, wenn er sie auf den Mund küsste?! Emmy erschauerte.
Johanna beobachtete sie, die ganz in ihre Gedanken versunken schien. Sie machte sich Sorgen um ihren Schützling. Immer auf der Suche nach Liebe, bildete sie ein leichtes Opfer für solche Männer wie Rafael Jersey. Viel wusste sie nicht über diesen Mann, nur dass er eine Frau nach der anderen bezirzte. Und jetzt hatte er es auf ihren Schützling abgesehen. Emmy war so verliebt, sie hörte einfach nicht auf Johannas Ratschläge, vorsichtig zu sein mit diesem Mann. Wusste Lady Northland, Emmys Mutter, darüber Bescheid?
»Miss, Sie sehen aus, als hätten Sie irgendeinen Unfug vor. Benehmen Sie sich bitte heute. Ihre Mutter war das letzte Mal sehr ungehalten, als sie Sie nicht sofort finden konnte, auf dem Ball von Lady Westminster.«
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