Anna Kellner
Englische Märchen in deutscher Sprache
Englische Märchen Für die deutsche Jugend, bearbeitet von Anna und Leon Kellner!
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Inhaltsverzeichnis
Titel Anna Kellner Englische Märchen in deutscher Sprache Englische Märchen Für die deutsche Jugend, bearbeitet von Anna und Leon Kellner! Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Impressum neobooks
Unsern Kindern
Junker Rowland.
Jung Rowland und seine Brüder,
Die warfen nach dem Ziel,
Jung Ellen, ihre Schwester,
Nahm theil an ihrem Spiel.
Sanft wurde der Ball geworfen
Und aufgefangen gemach,
Dann flog er, mächtig geschleudert,
Hoch übers Kirchendach.
Jung Ellen ist um die Ecke geeilt,
Den Ball sie sucht mit dem Blick.
Die Brüder warten und warten,
Doch sie kommt nicht zurück.
Sie suchen im Osten und Westen,
Sie rufen in Feld und Wald,
Doch von Ellen – wie groß ist ihr Jammer! –
Keine Antwort entgegenschallt.
Endlich gieng ihr ältester Bruder zu dem Zauberer
Merlin, erzählte ihm den Fall und fragte ihn, ob er
wüsste, wo Maid Ellen sei.
»Die holde Maid Ellen,« erwiderte der Zauberer,
»muss von den Elfen entführt worden sein, weil sie in
entgegengesetzter Richtung zur Sonne um die Kirche
gegangen ist. Sie ist nun im finsteren Thurm des Königs
vom Elfenland, und es gehört der kühnste Ritter
der Christenheit dazu, sie zurückzubringen.«
»Wenn es möglich ist, sie zurückzubringen,« sagte
ihr Bruder, »so werde ich es thun oder das Wagnis
mit dem Leben bezahlen.«
»Möglich ist es,« versetzte Merlin, »aber wehe
demjenigen, der es versucht, bevor er genau unterrichtet
ist, was er zu thun hat.«
Der älteste Bruder Maid Ellens hatte keine Angst
vor den Gefahren und ließ sich von dem Versuche
nicht abhalten. So bat er den Zauberer, ihm zu sagen,
was er thun und was er unterlassen müsse, wenn er
sich auf die Suche nach seiner Schwester begebe.
Nachdem ihn Merlin unterrichtet und er alles wiederholt
hatte, machte er sich auf den Weg ins Elfenland.
Sie harren in Kummer und Zweifel,
Und Tage und Wochen vergehen,
Doch wehe dem armen Bruder,
Denn er ist nicht wieder zu sehen.
Da wurde der zweite Bruder überdrüssig, noch länger
zu warten, und er gieng zum Zauberer Merlin und
fragte ihn um Rath, wie sein Bruder. Dann gieng er
fort, um Maid Ellen zu suchen.
Sie harren in Kummer und Zweifel,
Und Tage und Wochen vergehen,
Doch wehe dem armen Bruder,
Denn er ist nicht wieder zu sehen.
Und als sie lange, lange gewartet hatten, da wollte
Junker Rowland, der jüngste von Maid Ellens Brüdern,
fortgehen, um sie zu suchen. Und er bat seine
Mutter, die gute Königin, ihn fortzulassen. Sie wollte
zuerst nichts davon hören, denn er war das letzte und
liebste ihrer Kinder, und mit ihm hätte sie alles verloren.
Aber er bat und bat immer wieder, so lange, bis
die gute Königin es ihm erlaubte, und sie gab ihm seines
Vaters gutes Schwert, das traf mit jedem Streich.
Als sie es ihm umgürtete, da sprach sie den Zauberspruch,
der ihm Sieg verleihen sollte.
So nahm denn Junker Rowland von der guten Königin,
seiner Mutter, Abschied und gieng in die Höhle
des Zauberers Merlin.
»Noch einmal, nur noch ein einzigesmal,« bat er
den Zauberer, »sag' mir, wie ich Maid Ellen und ihre
beiden Brüder erlösen kann.«
»Mein Sohn,« erwiderte Merlin, »es sind nur zwei
Dinge zu merken, aber so einfach dies scheint, so
schwer ist es zu vollbringen. Eines ist zu thun, das
andere zu lassen. Zu thun ist Folgendes: Wenn du ins
Feenland gekommen bist, so musst du, wenn jemand
zu dir spricht, bevor du Maid Ellen siehst, das
Schwert deines Vaters ziehen und dem Betreffenden,
wer immer es auch sei, den Kopf abschlagen. Und
was du lassen musst, ist Folgendes: Iss keinen Bissen,
und trinke keinen Tropfen, und wärst du noch so
hungrig und durstig; denn trinkst du einen Tropfen
und issest du einen Bissen, so lange du im Elfenland
bist, so wirst du nie wieder die Mutter Erde sehen.«
Junker Rowland wiederholte die beiden Dinge wieder
und immer wieder, bis er sie auswendig wusste,
und er dankte dem Zauberer Merlin und gieng seines
Weges. Und er gieng weiter und weiter und immer
weiter, bis er zu dem Pferdehirten des Königs von Elfenland
kam; der fütterte seine Pferde. Diese erkannte
Junker Rowland an ihren feurigen Augen, und so
wusste er, dass er endlich im Elfenland war.
»Kannst du mir sagen,« fragte Junker Rowland den
Pferdehirten, »wo der finstere Thurm des Königs von
Elfenland ist?«
»Ich weiß es nicht,« antwortete der Pferdehirt,
»aber gehe ein bischen weiter, bis du zum Kuhhirten
kommst, der wird es dir vielleicht sagen können.«
Da zog Junker Rowland, ohne ein Wort zu verlieren,
das gute Schwert, das mit jedem Streiche traf,
und der Kopf des Pferdehirten flog vom Rumpfe. Junker
Rowland gieng weiter, bis er zum Kuhhirten kam,
dem er dieselbe Frage vorlegte.
»Ich kann es dir nicht sagen,« antwortete dieser,
»aber gehe ein bischen weiter, bis du zur Hühnerfrau
kommst, die weiß es sicherlich.«
Da zog Junker Rowland sein gutes Schwert, das
mit jedem Streiche traf, und der Kopf des Kuhhirten
flog vom Rumpfe. Dann gieng er weiter, bis er zu
einer alten Frau in einem grauen Mantel kam, und er
fragte sie, ob sie wisse, wo der finstere Thurm des
Königs von Elfenland sei.
»Gehe ein wenig weiter,« sagte die Hühnerfrau,
»bis du zu einem runden, grünen Hügel kommst, der
vom Fuße bis zum Gipfel von Rasenbänken wie von
Ringen umgeben ist. Geh' dreimal in entgegengesetzter
Richtung zur Sonne herum und sage jedesmal:
Thüre, Thüre, öffne dich,
Thüre, Thüre, lass mich ein.
Und beim drittenmale wird sich die Thüre aufthun,
und du kannst hineingehen.«
Junker Rowland wollte gerade weitergehen, als er
sich erinnerte, was er zu thun hatte. So zog er denn
das gute Schwert aus der Scheide, das mit jedem
Streiche traf, und der Kopf der Hühnerfrau flog vom
Rumpfe. Dann zog er weiter und weiter und immer
weiter, bis er zu dem runden, grünen Hügel kam, und
er gieng dreimal in entgegengesetzter Richtung zur
Sonne herum und sagte jedesmal:
»Thüre, Thüre, thu' dich auf,
Thüre, Thüre, lass mich ein.«
Und beim drittenmale that sich die Thüre auf, er trat
ein, sie fiel klirrend ins Schloss, und Junker Rowland
stand im Dunkeln da.
Es war nicht ganz dunkel, sondern eine Art Zwielicht
oder Dämmerung. Es waren weder Fenster noch
Kerzen da, und er konnte nicht herausfinden, woher
das Zwielicht kam, wahrscheinlich durch die Mauern
und das Dach. Diese bestanden aus einem durchsichtigen
Felsen, der mit Glimmer und Feldspat und anderen
glänzenden Steinen bekleidet war. Trotz der Felsen
war die Luft ganz warm, wie immer im Elfenland.
Er gieng weiter, bis er zu zwei breiten Flügelthüren
kam, welche halb offen standen. Als er sie ganz aufriss,
bot sich seinen Blicken ein wundervoller, herrlicher
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