die Wissenschaft der Sprache I 13 ff.
7 Castrén's Vorlesungen über finnische Mythologie.
Im Auftrage der Kais. Akademie der Wissenschaften
aus dem Schwedischen übertragen und mit Anmerkungen
begleitet von H. Schiefner. St. Petersburg
1853.
8 Kalewala, das National-Epos der Finnen, nach der
zweiten Ausgabe ins Deutsche übertragen von Anton
Schiefner. Helsingfors 1852.
9 Kalewala, das Volksepos der Finnen. Uebersetzt
von Hermann Paul. I. Helsingfors 1885. Vgl. dazu
die lesenswerthe Besprechung von Roman Woerner in
der Beilage zur Münchener Allgemeinen Zeitung
1886 No. 210 und 211.
10 Kanteletar, die Volkslyrik der Finnen. Ins Deutsche
übertragen von Hermann Paul. Helsingfors
1882.
11 Finnland. Schilderungen aus seiner Natur, seiner
alten Cultur und seinem heutigen Volksleben von Gustaf
Retzius. Autorisirte Uebersetzung von C. Appel.
Berlin 1885. S. 128 ff.
12 Suomen Kansan Satuja ja Tarinoita. I. Helsingissä
1852. II 1854. III 1863. IV 1866. Die ersten beiden
Hefte liegen mir in zweiter Ausgabe 1871 und 1873
vor, nach welcher ich im Folgenden citire.
13 XVI 236 Anton Puuhara = Rudbeck II2 100 ff.
Autti Puuhaara. XVII 14 Die Weissagungen = Rudbeck
II2 64 ff. Ennustukset. XVII 21 Nicht so was =
Rudbeck II2 53 ff. Ei-niin-mitä.
14 Ich habe mich über diese Fragen ausführlicher an
mehreren Stellen meiner »Essays und Studien zur
Sprachgeschichte und Volkskunde« (Berlin 1885)
ausgesprochen, z.B. S. 177 ff. 221 ff.
15 Vgl. O. Donner, Lieder der Lappen (Helsingsfors
1876) S. 22.
16 Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland
XXII 614.
17 Zur Volkskunde der Siebenbürger Sachsen. Kleinere
Schriften von Josef Haltrich. In neuer Bearbeitung
herausgegeben von J. Wolff. Wien 1885. S. 4. In
dieser Einleitung ist die Frage der Thiermärchen – im
Gegensatz zu Haltrich, der ganz Grimm'schen Anschauungen
huldigte – ansprechend auseinander gesetzt.
Vgl. jetzt auch die lichtvolle Darlegung in Reissenberger's
Einleitung zu seiner Ausgabe des Reinhart
Fuchs (Halle 1886).
18 Die Siebenbürger Märchen stehen in dem eben an-
geführten Buche von Haltrich – Wolff S. 29 ff. und
bei Haltrich, Deutsche Volksmärchen in Siebenbürgen,
3. Auflage, Wien 1882, S. 269 ff.; die finnischen
Märchen in unserem Buche S. 183 ff.
19 Vgl. z.B. No. 9 der »Finnischen Märchen«: Der
Wolf als Grenzwächter. Hier sind nur zwei Erzählungen
combinirt, die von der Sau, die ihre Ferkel taufen
will, bevor sie der Wolf frisst, und die von dem Erlaubnissschein,
den die Stute dem Wolf an ihrem
Hufe sehr deutlich vordemonstrirt. Beide Geschichten
stehen auch bei Haltrich-Wolf, dort in einem grösseren
Cyklus, aber ohne gerade aneinander angereiht zu
sein. Sie gehören auch sonst zu den verbreitetsten
Thiermärchen: vgl. Grimm Reinhart S. LXXVII, 12.
LXXV. CCLXIII. Hahn, Griechische und albanesische
Märchen No. 92. Wagner, Carmina graeca medii
aevi S. 120. 135. Krauss, Sagen und Märchen der
Südslaven I 1.
20 Beide enthalten die bekannte Erzählung, wie der
Fuchs sich tot stellt, von einem Bauern auf den
Wagen geladen wird und die Fische von demselben
stiehlt. Daran reiht sich hier, wie anderwärts, die Erzählung
vom Fischfang des Wolfes (hier Bären), bei
dem diesem der Schweif einfriert. Beide Märchen finden
sich in unserer finnischen Sammlung nicht. Wohl
aber ein drittes, welches in No. 2 der lappischen Mär-
chen mit jenen beiden contaminirt ist. Fuchs und Bär
dreschen zusammen, bei der Theilung weist der Fuchs
dem Bären, der mehr gearbeitet habe, den grösseren
Haufen zu und dieser bekommt so die Spreu. »Wie
kommt es denn, fragt der Bär, dass es in deinem
Munde brisk brask lautet, wenn du kaust, in meinem
aber nur slisk slask?« »Das kommt natürlich daher,
dass ich so viel Sand und kleine Steinchen in meinem
Haufen habe, das knirscht so, wenn ich esse«, antwortete
der Fuchs. Das entspricht dem 9. Abenteuer des
finnischen Reineke-Cyklus. Felix Liebrecht äussert
sich über jene, lappische Geschichte vom Fuchs und
den Fischen (Germania XV, 161), »sie brauche nicht
eigentlich entliehen zu sein, da sie sich ja selbst unter
den Hottentotten wiederfindet«. Natürlich ist sie bei
den Hottentotten ebenfalls entliehen. Sie steht bei
Bleek, Reineke Fuchs in Afrika, S. 13.
21 Zielinski, Die Märchenkomödie in Athen. Abdruck
aus dem Jahresbericht der Deutschen Schulen
zu St. Annen. St. Petersburg 1885. S. 71.
22 Ueber den Mythengehalt der finnischen Märchen.
Bulletin de la classe historico-philologique de l'Académie
Impériale des Sciences de St. Pétersbourg. XII
(1855) 369 ff.
23 Der Zug, dass die Jungfrau selbst dem Helden mit
ihrem Rathe beisteht – wie in der Medeasage –, findet
sich nur im Epos.
24 Von der der Märchendichtung überhaupt eigenen
Verwendung der Dreizahl – Trigemination hat das
Zielinski in der angeführten Abhandlung S. 12 genannt
– bieten unsere finnischen Märchen eine so grosse
Anzahl von Beispielen, wie sie sich so gehäuft
schwerlich anderswo finden. Vgl. darüber schon
Schiefner in der oben citirten Anzeige im Bulletin.
25 Mélusine. Revue de mythologie etc. dirigée par H.
Gaidoz et E. Rolland. II, 66.
I.
Märchen.
1.
Die Brautfahrt des Schmiedes Ilmarinen.
(Aus Aunus.)
Der Schmied Ilmarinen, der unsterbliche Meister, arbeitete
in seiner Schmiede, that das Eisen in die Esse
und bewegte den Blasebalg. Da trat ein Weiblein an
die Schwelle der Schmiede – klein war das Weiblein,
so klein sie war, gross war das Weiblein, so gross sie
war, – das sagte: »Ei, Schmied Ilmarinen, wüsstest du
die Kunde, die ich dir bringe, du thätest nicht das
Eisen in die Esse!« Darauf antwortete der Schmied Ilmarinen:
»Kleines Weiblein, du winziges, grosses
Weiblein, du riesiges! bringst du mir gute Kunde,
dann gebe ich dir auch gute Gaben; lautet deine Nachricht
schlecht, dann stosse ich dir dies glühende Eisen
in die Kehle!« – »Dies ist, was ich dir zu sagen
habe:« erwiderte das Weib, »es sind zwei Freier hinausgefahren,
die um des Teufelkönigs Tochter, die
blendend weisse, schöne Katrina werben wollen. Im
Nachen sind sie hinausgerudert.«
Als er das hörte, nahm der Schmied Ilmarinen
schnell das Eisen aus der Esse und schritt in tiefen
Gedanken nach Hause. Er berieth sich mit seiner Mut-
ter und sprach: »O Mutter, die du mich geboren, heize
die kupferne Badstube; heize sie, dass sie heisser
werde als glühendes Eisen, heisser als ein glühender
Stein!«
Die Mutter heizte die Badstube und schickte sich
an, den Sohn zu baden. Doch Ilmarinen sagte: »Gieb
mir, o Mutter, die du mich geboren, mein leinenes
Hemd und meine enganliegende Hose, dass ich mich
schmücke.« Da brachte ihm die Mutter das Hemd und
die Hose, und der Schmied begab sich in die Badstube.
Nachdem er sich gebadet, läuft er eilig, baarfüssig
und ungegürtet, nach Hause und ruft seinem Sclaven
zu: »Mein alter, treuer Sclave, spanne schnell mein
drei Sommer altes, treffliches Fohlen vor den bunten
Schlitten; nimm das kupferne Geschirr dazu, mit dem
eisernen Zaum, den stählernen Zügeln und dem zinnernen
Brustriemen.« – Der greise, treue Sclave führte
das drei Sommer alte, treffliche Fohlen herbei und
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