Thomas Strehl - Mein ist der Schmerz

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Mönchengladbach wird von einer Reihe brutaler Morde erschüttert. Die Auswahl der Opfer scheint willkürlich. Die Polizei tappt im Dunkeln, bis Mick Peters, Ex-Polizist und Bruder des ersten Opfers auf eine Spur stößt, die in seine Vergangenheit führt. Ein Jugendcamp… ein verschwundener Junge… doch wie findet man jemanden, den es eigentlich gar nicht mehr gibt? Eine beinah aussichtslose Jagd beginnt.

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Martin Dolfen, Thomas Strehl

Mein ist der Schmerz

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Inhaltsverzeichnis Titel Martin Dolfen Thomas Strehl Mein ist der Schmerz - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Martin Dolfen, Thomas Strehl Mein ist der Schmerz Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Impressum neobooks

Kapitel 1

Mein ist der Schmerz

Martin Dolfen & Thomas Strehl

Der Spielplatz lag versteckt hinter einer Fabrik, aus deren Schornstein schwarzer Rauch quoll. Mitten auf dem dunklen Sand stand eine alte Schaukel. Abgeplatzter Lack an einem baufälligen Gerüst, das schwer an den rostigen Ketten zu tragen hatte, deutete darauf hin, dass an diesem Ort ewig schon nichts mehr Instand gehalten wurde. Man hatte dieses Fleckchen Erde, auf dem irgendwann einmal Kinder gespielt hatten, schlichtweg vergessen. Ein Feldweg endete genau hier, vor Gestrüpp und morschen Bäumen. Geschützt vor den Augen der Gesellschaft, zwischen dem alten Fabrikgelände und dem Dickicht hatten Jugendliche einen kleinen Trampelpfad zu diesem Platz angelegt, um ungestört sein zu können.

Doch an diesem Tag, einem außergewöhnlich mildem Oktobertag, war alles anders.

Robert schaute vor sich auf den Boden. Die Steine, die vor seinen Füßen lagen, hatten eine seltsam runde und glatte Form. Sie schimmerten, angestrahlt von der Sonne, die sich hinter den rauchenden Türmen vom Tag verabschiedete, leicht rötlich.

»Ich will euch noch kurz mit den Spielregeln vertraut machen.«

Robert blickte auf und schaute wieder in dieses unheimliche Gesicht. Er kannte den Mann nicht, der gerade mit ihm und den anderen Jungen sprach, die sich in einem Kreis verteilt hatten. Dieser Kerl hatte etwas Unheimliches. Sein langer Mantel wirbelte mit jedem Schritt, den er tat, ein wenig Sand auf. Der Bart in seinem Gesicht sah völlig zerrupft und deplatziert aus, so als hätte er ihn angeklebt. Er war angsteinflößend groß und seine Augen funkelten kalt. Und doch hatte Robert ihm Folge geleistet, als dieser Typ ihn eingeladen hatte, an einem Spiel teilzunehmen. Nun stand Robert Wenger mit seinen gerade einmal zehn Jahren hier und starrte auf den Unbekannten, der ihm erklärte, was nun zu tun war.

»Ihr seht vor euch zehn Steine. Eure Aufgabe besteht darin, die Konstruktion in der Mitte des Kreises zu treffen.« Der Bärtige schlenderte gelassen an den Jungen vorbei, schaute jedem prüfend ins Gesicht und deutete auf einen Jutesack, der sich ständig hin und her bewegte.

»Eure Belohnung für jeden Treffer ist eine Dose Cola und fünf Euro.« Bedeutungsschwanger hielt er ein Bündel Geldscheine in die Höhe und ließ es mit der rechten Hand über seinem Kopf kreisen. Die Jungen nickten sich zu. Einige grinsten, wegen der verlockenden Preise, die ihnen bevorstanden. Andere rieben sich die Hände, ungeduldig, endlich den ersten Stein in Richtung Sack schmeißen zu können.

»Ich gebe vor, wer wann wirft. Nehmt jetzt einen Stein in die Hand!«

Robert bückte sich und schnappte sich einen Stein von dem Haufen, der vor ihm lag. Er wog ihn in der Hand, um die Schwere genau abschätzen zu können. Dann legte er sein Gewicht auf den Vorderfuß, den er in den Sand eingrub, um einen besseren Stand zu haben.

Als der Mann »LOS!« schrie, holte der Junge mit der rechten Hand aus und ließ den Stein mit aller Wucht, die ihm zur Verfügung stand, in Richtung Jutesack sausen. Das Geschoss verfehlte sein Ziel nur knapp. Andere Jungen verpassten die Konstruktion ebenfalls, lediglich einer hatte es geschafft das Ziel zu streifen und wurde von dem Riesen mit fünf Euro und einer Dose belohnt, die er aus dem langen Mantel holte.

»Ihr seht, es ist nicht so einfach, also strengt euch an.«

Die Stimme des Mannes hatte einen bedrohlichen Tonfall angenommen. Robert war nicht mehr sicher, ob es eine gute Entscheidung war, an diesen Ort zu kommen. Seine Mutter hatte es ihm sowieso ausdrücklich verboten, doch da er sich immer wieder hier mit vielen Freunden traf, hatte er eingewilligt. Zweifelnd schaute er diesen seltsamen Menschen vor sich an. Es ist falsch, was ich hier mache, schoss es ihm durch den Kopf, doch er wollte sich vor den anderen nicht blamieren. Er hob den nächsten Stein vom Boden auf und konzentrierte sich. »LOS!«, zischte die Stimme des Mannes erneut und Robert legte all seine Kraft in den Wurf. Krachend knallte sein Stein gegen dieses zappelnde Etwas. Sofort lief irgendeine rotbraune Brühe aus dem Sack, während andere Kinder ihr Ziel abermals verfehlten.

Robert wunderte sich. Die Flüssigkeit sah aus wie ... Nein, das konnte nicht sein. Er verwarf den Gedanken und nahm den nächsten Stein in die Hand, während der Kerl ihm lächelnd fünf Euro in seine Westentasche steckte. Dann fingerte er aus seinem Mantel eine Dose Cola und stellte sie vor Roberts Füßen ab.

»LOS!«, hallte seine Stimme durch die Luft.

Dieses Mal trafen mehrere Kinder. Die dunkle Suppe floss nun in Strömen aus dem Sack. Das Zappeln hatte aufgehört. Die Jungen schwiegen.

»LOS!«, ertönte erneut diese Stimme. Robert kam sie nur noch grausam und durchdringend vor. Trotzdem warf er wie ferngesteuert weiter auf das Ziel und landete einen Treffer nach dem anderen. Der Zehnjährige blickte in die umstehenden Gesichter. Einige von ihnen waren Freunde, andere Fremde, die er noch nie gesehen hatte. Alle waren in Roberts Alter. Und jeder schien das Gleiche zu denken: Irgendetwas läuft hier gerade völlig falsch.

»Herrje, nun ist das verdammte Ding tatsächlich kaputt gegangen«, seufzte der Mann.

»Das tut mir leid. Ich bitte euch zu gehen. Ich werde die Maschine wieder abbauen und wehe irgendjemand von euch erzählt etwas von dem, was hier heute stattgefunden hat. Habt ihr verstanden?« Eingeschüchtert nickte jedes der Kinder. Alle liefen, so schnell es ihre Beine hergaben, nach Hause. Keines drehte sich wieder um. Keiner der Jungen wollte dem Mann noch einmal in die Augen schauen. In diese eiskalten blauen Augen.

Die Sonne warf ihre letzten Strahlen über das Fabrikgelände, so als würde sie sich vor dem Geschehen verstecken. Und als sie endlich ganz verschwunden war, ließ sie einen menschenleeren Platz zurück, auf dessen Boden eine rostige alte Schaukel vor sich hin vegetierte. Etwas abseits sickerte eine Lache in den trockenen Sand. Dunkelrot, stellenweise mit einem leichten Hauch von schwarz. Und mitten in dieser Flüssigkeit ragte etwas aus dem Boden hervor, beinahe unkenntlich. Der Wahnsinn hatte begonnen.

Sarah Peters griff zitternd zum Telefon. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Nummer einzutippen.

»Kripo Mönchengladbach.«

»Hallo«, schluchzte sie. »Hier ist Peters. Sarah Peters. Ich hatte schon einmal angerufen.«

Der Mann am anderen Ende der Leitung klang genervt. »Ach ja, die Vermisstenmeldung«, meinte er. »Ich habe Ihnen doch bereits erklärt, dass wir erst nach Ablauf von 24 Stunden eingreifen.«

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