Jules van der Ley - Pataphysikalische Geheimpapiere

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Im August 2010 fuhr Jules van der Ley mit dem Fahrrad von seiner neuen Heimatstadt Hannover nach Aachen. Die Länge der Etappen war nicht geplant, wie auch die Reiseroute nicht festlag. Der Autor klopfte unterwegs an Haustüren und bat um ein Nachtlager. Im Gegenzug las er aus den pataphysikalischen Geheimpapieren, surrealen Texten aus seinem Alltag. Die Texte der Reisedokumentation sowie des Leseprogramms sind hier versammelt. Die Forschungsreise war ein Schnitt durch halb Deutschland. Bei einer solchen Reise mit dem Fahrrad ist man langsam genug, viele Einzelheiten zu beachten. Über seine Eindrücke hat Jules van der Ley willkürlich und subjektiv geschrieben. Die Reisedokumentation ist eine ethnologische Bestandsaufnahme der Lebenswelt der Deutschen zwischen Hannover und Aachen.

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Es ist wirklich hübsch, entlang der Weser zu fahren, inmitten der Uferwiesen. Rechter Hand ragt der Höhenzug hinauf, und man ist froh, dass der Weg sich zwar immer wieder annähert, aber unterhalb bleibt und bei der nächsten Biegung wieder dem Weserufer zustrebt. Endlich taucht auch die rote Jacke wieder auf, und wie ich sie eingeholt habe, da steckt in ihr ein junger Engländer, die nackten Füße in Sandalen. Ich frage ihn, wohin er will, und er sagt, er wolle nach Belgien. Da hätten wir den gleichen Weg, denn Aachen liegt ja an der Grenze. Aber seine Moral scheint im Keller. Wie das Wetter werden soll, fragt er, und ich sage wahrheitsgemäß, dass mehr Regen versprochen wurde. Das gibt ihm den Rest, vielmehr bekräftigt seine Absicht, in Bad Oeynhausen in den Zug zu steigen und das ersaufende Deutschland sich selbst zu überlassen. Ich bin ihm auch zu schnell, weshalb er sich bald mit guten Wünschen verabschiedet und die Beine hängen lässt.

Bald verlässt mich auch die Weser. Der Weg folgt dem Zufluss der Werre bis ins Stadtgebiet von Bad Oeynhausen und führt mich stracks zum Bahnhof. Hier frage ich eine Taxifahrerin nach einer preiswerten Pension. Sie ruft einen Kollegen heran, und gemeinsam verhandeln sie, dass ich in die Pension Sonntag gehen soll, die zumindest im so genannten „Dichterviertel“ von Bad Oeynhausen liegt. Frau Sonntag hat, um mich einzulassen, ein Kartenspiel verlassen. Als ich mein Rad abgesattelt habe und den großen Wintergarten betrete, da sitzt sie wieder am Tisch mit zwei Freundinnen. Sie spielen mit einem dicken Packen Karten und haben zum Mischen einen Plastikautomaten, der mit einer Kurbel betrieben wird. Frau Sonntag lädt mich zu einem Kaffee ein, aber ich gehe zuerst hoch in mein Zimmer, hänge die nassen Sachen auf und lege mich für eine Weile aufs Bett. Später, ich bin wieder gesellschaftsfähig, da sitzen sie immer noch da. Ich trinke den Kaffee, und eine der Damen fragt mich, ob ich mit Ursula von der Leyen verwandt sei. „Zum Glück nicht“, sage ich arglos. Ich konnte ja nicht wissen, dass ich eine glühende Verehrerin vor mir hatte. Schon bin ich unten durch. Der Regen hat nachgelassen, und so beschließe ich einen Stadtbummel. Bad Oeynhausen ist wegen seiner Thermalsolequellen berühmt. Frau Sonntag empfiehlt mir, mich in eine hineinzulegen, aber ich bin froh, wieder trocken zu sein. Nach solch einer Regenfahrt können mir alle Thermalsolequellen der Welt gestohlen bleiben. Die Quellen von Bad Oeynhausen wurden im 18. Jahrhundert von Schweinen entdeckt. Sie hatten sich im Schlamm gewälzt und waren anschließend mit einer Salzkruste gepökelt. Bad Oeynhausen dankt es ihnen mit einem großen Brunnen im Zentrum.

In der Fußgängerzone lockt in einem Hinterhof das „Brösel“, ein Lokal mit holländischem Flair, denn es ist voll gestopft mit skurrilem Kram, so dass ein einsamer Thekengast genug zum Gucken hat. Hinter der Theke hängen Tafeln mit launigen Aufschriften. „Investiere in Alkohol – mehr Prozente bekommst du nirgendwo“, hängt direkt vor meiner Nase. Der solche Prozente vergibt, ist ein freundlicher junger Mann mit Pferdeschwanz. Man darf bei ihm rauchen, und über dieses lästige Thema kommen wir ins Gespräch. Da schaltet sich der Mann neben mir ein. Er ist ein schwuler Familienvater. Man sieht es ihm nicht an, aber er hat’s mir bald gesagt. 15 Wochen ist er bereits in Bad Qeynhausen in Therapie, denn sein Coming-out hat ihn aus der Bahn geworfen. Er hat eine Frau, zwei Kinder, war wohl ein glücklicher Familienmensch, bis er eines Tages in der Sauna bemerkte, dass er sich für Männer begeistern kann. Seine Frau hat’s vorher gewusst. Als er sich offenbarte, sagte sie: „Dass du schwul bist, hätte ich dir schon vor 20 Jahren sagen können.“ Es gibt, wie er sagt, in Deutschland zwei Millionen schwule Väter, und die Dunkelziffer sei noch mal so hoch. Wenn alles gut geht, werde ich einmal auf dem Bundestreffen der schwulen Familienväter in Göttingen lesen, obwohl ich kein schwuler Familienvater bin.

Falschrum durch Bielefeld – Zwei Cafehausbesitzer auf der Autobahn – Ein schlecht gezapftes Pils – Herford – Bielefeld – Gütersloh

Es mag schön sein in Bad Oeynhausen und anderswo auch. Aber wenn ich morgens meine Packtaschen auf dem Gepäckständer meines Fahrrads befestigt habe und mich verabschiede, dann bin ich jedes Mal heilfroh, ein reisender Internetdichter zu sein, der alles hinter sich lassen kann. Ich steuere wieder den Bahnhof an, will mich bei den Taxifahrern bedanken für ihre gute Wahl der Pension, aber sie sind nicht da. Drei Taxifahrerinnen trinken Kaffee aus Bechern und unterhalten sich. An den Bahnhöfen kann man sich als Radfahrer gut orientieren, denn hier stehen die Hinweisschilder für alle Fahrradstrecken der Region. Die Art der Beschilderung ist freilich verbesserungswürdig. Selten sind die Fernziele angegeben. Auch gibt es unterwegs unerfreuliche Lücken, und manche Schilder weisen in die Irre. Ich will nach Herford und frage die drei Taxi-Damen nach dem Weg. „Was?“ ruft die dickste von ihnen, „mit dem Fahrrad? Da würde ich ja nicht mal mit dem Auto hinfahren!“

Es ist in Wahrheit nicht weit, allenfalls anstrengend, denn aus Bad Oeynhausen geht es lange Zeit bergauf. Die Luft ist schwül, der Himmel dicht verhangen, und manchmal tröpfelt es. Trotzdem genieße ich die Ausblicke auf Wiesentäler und bewaldete Anhöhen. Gestern im „Brösel“ habe ich Herforder Pils getrunken, genug, um meinen Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung zu bringen, denn ich war recht ausgelaugt von der Regenfahrt. Jetzt freue ich mich auf die Stadt, wo das Bier herkam. Inzwischen bin ich längst in Nordrhein-Westfalen, und warum sich Herford wie fast alle folgenden Städte mit dem Attribut „Fahrradfreundliche Stadt“ schmücken darf, verstehe ich erst richtig, als ich am Freitag die Landeshauptstadt Düsseldorf durchfahre, wovon ich jedem Radfahrer nur abraten kann. Jedenfalls sause ich hinab nach Herford, das verlogene Schild „Fahrradfreundliche Stadt“ wischt vorbei, und mein Rad hüpft über einen der übelsten Fahrradwege, der mir je untergekommen ist.

Herford hat eine schöne Altstadt. Während ich vor einer Kirche sitze, wird es für kurze Zeit hell, und sofort belebt sich die Fußgängerzone. Aus zwei benachbarten Cafes kommen die Besitzer und räumen Tische und Stühle auf den Platz. Sie sind Südländer, aber sprechen akzentfrei Deutsch. Der Kleinere will demnächst mit dem Auto nach Duisburg fahren und hat leichtsinnig seine avisierte Fahrstrecke preisgegeben. Zu seinem Unglück ist der Größere ein Stühle räumender Autoatlas. Er verlacht den Nachbarn wegen seiner Unkenntnis, sagt, welche Autobahnen er zu nehmen hätte, erklärt ihm noch mal und noch mal, wie falsch seine Planung ist, ja, wenn er in die Innere Mongolei wolle, dann wäre die Route richtig, aber nach Duisburg, so fährt man doch nicht nach Duisburg, wenn man die Siebenzwetschgen beisammen hat. So fahren noch nicht mal die dümmsten Idioten von Herford nach Duisburg, hehe. Sie fahren so und so.

Ich höre mir das eine Weile an, denn ich habe Zeit. Zu meinem ersten festen Lesetermin in Essen werde ich erst am Donnerstag erwartet. Die Strecke wäre in drei Tagen zu schaffen. Jetzt muss ich vier daraus machen, denn ich hatte den Termin verabredet, ohne eine feste Vorstellung zu haben, wie ich fahren will. Ich kenne viele, die nie in solche Verlegenheit geraten, immer alles genau planen, nie ohne Flickzeug fahren würden und auch immer die richtige Fahrtroute vor Augen haben. Selten beneide ich sie. Als Referendar hatte ich einen Kunst-Fachleiter, der stolz war, zusammen mit Joseph Beuys studiert zu haben. „Sie müssen antizipieren!“, mahnte er uns immer wieder. Guter Unterricht müsse vorausschauend geplant sein, und Imponderabilien sollten weitgehend ausgeschaltet werden. Das letztere habe ich schon damals nicht geglaubt und gedacht, das ist vermutlich der Grund, warum der eine Student später Kunstlehrer geworden ist und der andere Künstler mit Weltruf. Planen muss man, aber da müssen auch Leerstellen sein, damit sich das Leben entfalten kann. In meinem Leben hat es immer Imponderabilien gegeben, denn ich bin blauäugig von Beruf. Ich kann es nicht anders, es ist Teil der kreativen, pataphysikalischen Lebenshaltung. Deshalb schaue ich mit Sympathie auf den Kleineren, der von seinem Nachbarn so erbärmlich geschurigelt wird. Der ist vielleicht nur neidisch, weil er vor seinem Lokal deutlich weniger Tische und Stühle hat, obwohl er genau weiß, wie die dümmsten Idioten von Herford nach Duisburg fahren.

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