Jules van der Ley
Die schönsten Augen nördlich der Alpen
46 schräge Geschichten
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jules van der Ley Die schönsten Augen nördlich der Alpen 46 schräge Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Außerirdische Humantechniker zwangen mich zu lügen Außerirdische Humantechniker zwangen mich zu lügen Gestern Nacht, ich liege wach im Bett, da landet etwas mit leisem Sirren auf meiner Brust, schlägt genau auf dem Brustbein auf. Ich habe sogleich hingelangt, doch was da gelandet war, hatte sich schon verzogen. Augenblicklich begannen in meiner rechten Brust die Muskeln zu zucken und es fühlte sich an, als wären an den Sehnen und Strängen Wartungsarbeiten zugange. Klar, dachte ich, das war ein außerirdisches Flugboot, hat winzige Humantechniker abgesetzt, und die haben sogleich angefangen, mich neu zu verdrahten. Aber man will in solchen Angelegenheiten gefragt werden, ich war sogar ein bisschen unwillig und habe die unwillkürlichen Zuckungen durch willkürliche Muskelanspannungen gestört. Die außerirdischen Humantechniker sind vielleicht dadurch herumgewirbelt worden, aber sobald ich aufhörte, ihnen Stress zu machen, gingen die Neuverdrahtungsarbeiten unverdrossen weiter, eine ganze Weile. Ob die Humantechniker wegen meiner Störmanöver falsche Anschlüsse gelegt haben oder ob es böse Absicht war, aber für heute konnte ich nur diesen Bericht hier schreiben. Darin ist kein Wort wahr. Er ist quasi komplett gelogen. Falls die neue Verdrahtung meiner Schreibhand weitere Lügengeschichten hervorbringen sollte, werde ich selbstverständlich nichts mehr schreiben und Bleistift und Tastatur bei der Polizei abgeben.
Die schönsten Augen nördlich der Alpen
Hier hängen nur Zettel, wenn du befugt bist zu lesen
Aquarell
Neulich in meinem Schlafzimmer
Kellerassel verstößt gegen intergalaktisches Recht
Wie ich beinah versehentlich gestorben wäre
Wenn Sie ein Konzert besuchen – denken Sie an mich
Pah! Wittgenstein
Ein Mann findet ganz plötzlich die Weltformel
Retrofuturismus: Historische Reise mit dem Hochgeschwindigkeitszug Thalys
Aus den Papieren des PentAgrion – Gina Regina
Wahrer Bericht von einer pataphysischen Forschungsreise nach Aachen und zurück
Der Mutant und sein Recht am Bild
Dieser verfluchte interstellare Jetlag
Eine Wahnsinnswelt voller Zeichen
Einiges über mikrobiotische Reisezentren
Kein intergalaktischer Weltfriede für Friseure
Attic dreams – Träume von Dachstuben
Zwei Anrufe im Omnibus
Kleines Abenteuer mit Zügen
Am Bahndamm – oder von einem, der Joseph Beuys ins Gesicht geschlagen hat
Dixiklo-Alarm!
Ich und mein innerer Diskjockey
Uff, Schwerkraftwellen
Zerschellte Gläser, ein Sack Reis und Spurweite H0
Mutmaßungen über ein Date
Dem Leibniz seine Entengemeinde
Wenn der Hahn kräht und die Eule ruft, ist alles echt
Beobachtung auf Höhe der Hasenpfote
In der Schreibstube – Ein Vexierbild
Wie alles angefangen hat – ein Ohrenzeugenbericht
Im Weg rumstehen
Mikroben
Einmal ein anderer sein
Möbiusband
Plötzlich, plötzlich – über die Illusion der Gegenwart
Isolierverglast schaudern
Gefangen im Netz der Fernkommunikation – Fragment
Alptraum Geldtransporter
Fürsorgliche Untat
Ein Mann hebt schwere Jacken und mir geht ein kleines Licht auf, aber immerhin
Es geht immer noch schlimmer
Die Weltrettungszentrale ist leider viel zu klein
Zonengrenze
Die nie erzählte Geschichte vom großen Butterbrot
Impressum neobooks
Außerirdische Humantechniker zwangen mich zu lügen
Gestern Nacht, ich liege wach im Bett, da landet etwas mit leisem Sirren auf meiner Brust, schlägt genau auf dem Brustbein auf. Ich habe sogleich hingelangt, doch was da gelandet war, hatte sich schon verzogen. Augenblicklich begannen in meiner rechten Brust die Muskeln zu zucken und es fühlte sich an, als wären an den Sehnen und Strängen Wartungsarbeiten zugange. Klar, dachte ich, das war ein außerirdisches Flugboot, hat winzige Humantechniker abgesetzt, und die haben sogleich angefangen, mich neu zu verdrahten. Aber man will in solchen Angelegenheiten gefragt werden, ich war sogar ein bisschen unwillig und habe die unwillkürlichen Zuckungen durch willkürliche Muskelanspannungen gestört. Die außerirdischen Humantechniker sind vielleicht dadurch herumgewirbelt worden, aber sobald ich aufhörte, ihnen Stress zu machen, gingen die Neuverdrahtungsarbeiten unverdrossen weiter, eine ganze Weile.
Ob die Humantechniker wegen meiner Störmanöver falsche Anschlüsse gelegt haben oder ob es böse Absicht war, aber für heute konnte ich nur diesen Bericht hier schreiben. Darin ist kein Wort wahr. Er ist quasi komplett gelogen. Falls die neue Verdrahtung meiner Schreibhand weitere Lügengeschichten hervorbringen sollte, werde ich selbstverständlich nichts mehr schreiben und Bleistift und Tastatur bei der Polizei abgeben.
Die schönsten Augen nördlich der Alpen
Hallo?! Wie peinlich ist das denn?! Unter dem Gejohle der Punker, die immer vor dem Edeka-Supermarkt lagern, werde ich in Handschellen über die Limmerstraße abgeführt. Und just, als die beiden Polizisten mit mir am Straßenrand warten, um eine stadteinwärts fahrende Straßenbahn vorbeizulassen, just in diesem peinlichen Augenblick kommt Frau Schewardnadse mit dem Fahrrad angefahren. Rundet im erstaunten Wiedererkennen ihre schönen Augen, und gerade kann ich noch stammeln: „Es ist nicht das, wonach es aussieht!“, da zerren mich die Bullen auch schon zum Polizeiwagen hin.
Jetzt sitze ich auf dem Polizeirevier in der Ausnüchterungszelle für Akademiker und andere Strolche und warte auf den Polizeipsychologen.
Es hat alles ganz harmlos begonnen. Monatelang war ich nur zu Edeka gegangen in der Hoffnung, Frau Schewardnadse säße an der Kasse. Eigentlich sieht sie aus wie eine ganz gewöhnliche Frau Anfang 40, mit blonden Strähnchen in den braunen halblangen Haaren. Aber wenn sie mich anschaut und lächelt, falle ich aus den Schuhen. Sie hat mindestens die schönsten Augen nördlich der Alpen. Und wenn sie mir das Wechselgeld zurückgibt, streicht sie jedes Mal wie unabsichtlich meine Hand. Da dachte ich schon: Man muss sich vorsehen bei den slawischen Weibern. Sie haben allerlei kokette Tricks in petto.
Leider war Frau Schewardnadse schon wieder nicht da. Vielleicht hat sie ja eine andere Stelle gefunden, denn eigentlich ist Frau Schewardnadse nicht einfach eine Frau an der Supermarktkasse, sondern war in Georgien eine Astrophysikerin gewesen. Sagt jedenfalls mein Freund Konrad Fischer. Alle Frauen, die aus dem tiefen Osten kämen und bei uns im Westen an den Supermarktkassen sitzen, wären in ihrer Heimat arbeitslose Astrophysikerinnen mit einem Doktortitel in Quantenphysik oder mindestens Lehrerin gewesen.
Statt Frau Schewardnadse sitzt ein junges Kassenfräulein da, zieht meine Waren über den Scanner, lächelt und sagt:
„Neun Euro 50 hätte ich gerne!“
Ich bin bitter enttäuscht und sage fest: „Wir haben nicht vereinbart, dass ich Ihnen für diese Dienstleistung ein Honorar bezahle.“
„Wie jetzt…?“
„Fast zehn Euro für ein Lächeln, nö! Ja, und dann haben Sie natürlich ein paar Waren über den Scanner gezogen. Das ist doch keine Leistung!“
„Hallo…? Geht’s noch? Sitzen Sie hier mal acht Stunden und fertigen jeden Idioten ab.“
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