Jules van der Ley
Nachtschwärmer Online
Phantastischer Roman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jules van der Ley Nachtschwärmer Online Phantastischer Roman Dieses ebook wurde erstellt bei
Ein Nachtbummel ...
Fastenspeise der Buddhisten
Tunneldurchfahrt um drei Minuten verkürzt
E-Lok oder Bernzieh
Madonna mit Schraubverschluss
Verehrte Kundschaft,
Heute mit Kerzenlicht
Es dreht sich
Auf dem Salvatorberg
Ich und Wir und die Hutbänder Elsässischer Frauen
Die Schreibmaschine fliegt einen Meter hoch
Viadukt von Plombieres - wir wagen es!
Von oben kommt noch was
Weiter nach Montzen
Der 5-Uhr-Zug überholt bei Montzen
Zwischendurch
Aufruhr in der Voer
Zwischendurch
Ambulante Diskotheken und ganzjähriger Weihnachtsschmuck
Freitag der 13. - Wir wagen etwas
Bitte den Bären nicht zanken
Von der Wärme des Versunkenen
Die neun Milliarden Namen Gottes
Wenn viele Wege zum Ziel führen - geh da, wo es nach Bratwurst riecht
Kippevel (Gänsehaut)
Jünger der Schwarzen Kunst
Jünger der Schwarzen Kunst (2)
Jüngling der Schwarzen Kunst
Jünger der Schwarzen Kunst (3)
Met de Nederlandse Spoorwegen naar Kerkrade
Über Spiegel
Epilog zu: Über Johannes Fust - (Berichtsheft (1))
Die Lib zu Christinen
Hand werfen
Der Onkel des Gynäkologen
Intarsien
Durchs Hochmoor mit Bleikugeln im Rock
Winden, wand, gewunden
Fass mal Papyrus an!
Über Wohlklang und Lärm
Die Biographie der Dinge
Ehrfurcht vor dem Wurm
Vergessene Gleise
Vals platt
Einatmen und Ausatmen
Abgefahren geträumt
Abgelegte Dienstmützen
Sehen - Vergessen - Behalten
Vom Herzen zur Stirn
Neige das Ohr deines Herzens
DEus zu dEUS
Andere Werke des Autors
Impressum neobooks
... stünde vor der Tür. Also eigentlich stünden wir vor der Haustür und würden noch einmal die drei Stufen hinunter den Heckengang entlang an die Straße gehen.
Dann wäre es schön, die vierspurige Straße hinauf zu nehmen. Sie teilt sich allmählich, und hinter der Kreuzung erhebt sich zwischen den Fahrstreifen der Rest eines Berges. Die Kuppe ist noch da, dicht mit Büschen und Bäumen besetzt, und ganz oben steht ein Turm. Der lange Turm heißt er und so sieht er aus. Er ist der Rest einer alten Stadtumwallung, und soviel ich weiß, hat er hoch oben Studentenwohnungen.
Wir steigen die Treppe zum Turm hinauf. Schon oft habe ich an seinem Fuß gestanden und hoch geschaut. Da oben muss doch trotz aller Einschränkungen ein wunderbares Studierzimmer sein, hoch über der Stadt, den Talkessel zu Füßen. Da muss einer schon viel Stroh im Kopf haben, um da nicht ein Genie zu werden.
Vom Fuß des Turms kannst du die Stadt nicht sehen. Große Büsche versperren die Aussicht. Jetzt sind sie schwarz, doch bald ist Vollmond. Dann wird es anders sein.
Du gehst ein bisschen weiter nach Norden. Der Berg flacht sich ab, die Büsche lichten sich. Über dir weitet sich ein locker bewölkter Abendhimmel, und zu deinen Füßen liegt die glitzernde Stadt.
Denkst du nicht auch, da unten ist ein Wuseln, Brodeln und Sausen? Menschen, die faul vor dem Fernseher liegen, an der Matratze horchen, es miteinander treiben. Andere in erbärmlichen Zuständen fechten gerade den 200. Streit aus oder irren durch die nächtlichen Straßen; - was es halt so im Leben gibt.
Eine unfassliche Vielfalt da unten, und dabei ist es nur eine relativ kleine Stadt. Nimmst du die Fülle der Städte des Erdballs, dann ist’s ein Sausen, Brausen und Brodeln, Machen und Tun, dass einem glatt schwindelig werden kann.
Stell dir vor, du hättest eine magische Kamera. Und in dem Augenblick, in dem du dort stehst und über das Lichterfunkeln der Stadt zu deinen Füßen schaust, würdest du ein Foto aller Gehirne machen, das die in den Köpfen herumschwirrenden Worte speichert. Weißt du, was ich meine? Jeder hat doch ein Universum in seinem Kopf. Das besteht aus seinen Erinnerungen, seinen Erfahrungen, seinem Wissen, seinen Kenntnissen, seine Wünschen und Träumen. Mit jedem neuen Eindruck wird dieses Bild erweitert, wobei man das Neue da anleimt, wo es zu passen scheint. So hat also eigentlich jeder ein sich fortschreibendes Lebensbuch im Kopf, in dem er ständig liest. Und wenn du jetzt einen Schnappschuss von all diesen Lebensbüchern machen könnte, ja, hättest du dann nicht die unendliche Bibliothek, von der ein alter deutscher Science-Fiction-Autor mit Namen Kurt Lassnitz erzählt?
Doch einstweilen stehst du ja noch da oben. Du willst einfach mal in Ruhe gucken und dich nicht von mir zutexten lassen.
Wenn du genug geguckt hast, dann gehst du nach Hause und legst dich schön ins Bett.
Gute Nacht, meine Liebe
Fastenspeise der Buddhisten
Der Mond scheint uns auf den Rücken, denn wir gehen am Fuß des Langen Turms vorbei, bis zum Ende des Grüns und dann über die Straße.
Auf der Brücke hier stehe ich gern. Vor mir die Stadt und unter mir die Bahngleise des nahen Westbahnhofes. Sie kommen mehrgleisig unter der Brücke hervor und schwingen in einem großen Bogen aus dem Blickfeld. Im Hintergrund siehst du die angestrahlte Jakobskirche. Ihr Dach ist aus Kupfer und mit Grünspan überzogen.
Besonders eindrucksvoll ist der Blick auf die Gleise, wenn ein Güterzug und ein Personenzug gleichzeitig fahren. Sie bleiben eine Weile parallel, dann kreuzen sie, denn eine Trasse schwingt nach Süden, Richtung Hauptbahnhof, die andere nach Westen zur Stadt hinaus. Dazu müssen die beiden Strecken übereinander geführt werden. Ein Gleis überquert das andere und führt durch eine aus Bruchsteinen gemauerte Brücke mit großen Fensterbögen.
Schon oft habe ich mir gewünscht, einmal auf der Güterbahnlinie zu fahren. Denn wo wir sie aus den Augen verlieren, schwingt sie in eine Grünanlage, dann über eine Straße hinweg … kurz gesagt, sie führt genau an den südlichen Fenstern meiner Wohnung vorbei.
Es ist ohrenbetäubend, wenn du unten am Haus stehst und zwei dicke belgische Dieselloks hintereinander brausen über deinem Kopf vorbei. Sie müssen Gas geben, die Strecke steigt an und führt längere Zeit über einen gemauerten Damm.
Die Güterzüge kann ich leicht an ihrem Geräusch unterscheiden. Man müsste taub sein, das nicht zu hören. Die belgischen Dieselloks kommen zu zweit und drehen auf, wenn sie den leichten Anstieg über den Damm bewältigen müssen. Du kannst dir zwei Finger in die Ohren stecken, sie fahren trotzdem durch deinen Kopf. Die deutsche Bahn schickt E-Loks. Manchmal schiebt auch eine deutsche E-Lok eine belgische Güterlok an. Sie kann aber nur bis in den Gemmenicher Tunnel und kommt alleine zurück.
Ich hasse und liebe diese Züge. Es ist immer wieder aufregend, wenn sie vorbeiziehen. Doch die südlichen Fenster kann ich nachts nicht öffnen. Tja, diese schöne lichtdurchflutete Altbauwohnung mit einem Erkerfenster und so, die konnte ich mir woanders nicht leisten. Bald werde ich umziehen, mein Schlaf ist zu unruhig. Trotzdem werde ich die Eisenbahnen vermissen.
Jetzt aber zur Fahrt auf der Güterbahnlinie...
Noch mal zurück an den Westbahnhof, auf die Gleisstrecke geschaut, der Mond schön am Himmel neben dem Turm der Jakobskirche … es wäre doch blöd, mit einer fauchenden Diesellok zu fahren. Nein, ich fände gut, da unten auf dem Gleis hätten wir eine Draisine. Eine offene Plattform auf vier Eisenbahnrädern. Und wie sie angetrieben wird, ist egal. Hauptsache, man hört es nicht. Nur das Rollen der Räder auf den Schienen.
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