Edda Blesgen - Träume, die im Meer versinken

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Jürgen, nur noch drei Jahre von der Pensionierung entfernt, hat das Arbeiten satt und fühlt sich von seiner Familie überfordert. Eines Tages verlässt er ohne Abschied Ehefrau und Tochter und reist nach Italien. Dort gibt er sich zunächst dem süßen Nichtstun hin, finanziert durch wechselnde Gespielinnen, denen er Gefühle vorgaukelt, die nicht vorhanden sind. Rückblicke zeigen immer wieder Einblicke in seine Kindheit und machen deutlich, dass Jürgen aus dieser Zeit einen brisanten Konflikt auszutragen hat. Psychisch angeschlagen wird er schließlich Auslöser einer Tragödie, die außer ihm eine weitere Person ins Verderben zieht.

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„Da steht ein schlimmer Artikel in der Zeitung“, brach Mama unerwartet ihr Schweigen und tippte auf die fettgedruckte Überschrift: Geistigbehinderter acht Jahre in Stall eingesperrt . Jürgen achtete kaum auf das, was seine Mutter sagte. Er atmete erleichtert auf; Mama mag mich doch, sonst würde sie nicht so freundlich mit mir sprechen.

„Und so etwas geschieht im zwanzigsten Jahrhundert“, entrüstete sie sich und las den Artikel über den geistigbehinderten Jungen, der jahrelang von seinen Eltern in einem sechs Quadratmeter großen Schuppen auf dem Hinterhof versteckt gehalten wurde, laut vor. Die Polizei fand ihn völlig verschmutzt, abgemagert, frierend, in zerlumpte Decken gehüllt, auf einem Strohlager. Der Hund des Ehepaares hingegen saß wohlgenährt und gepflegt im Wohnzimmer auf dem Sofa. Der Grund für das unmenschliche Verhalten: Die Eltern schämten sich vor den Nachbarn.

Jürgen war empört, genau wie Mama. Doch dann fiel ihm etwas ein: Vor Julias Geburt hatten sie zusammen – obwohl ihm dies, bei seiner Wasserscheu, gar nicht gefiel – regelmäßig das städtische Hallenbad besucht. Einmal planschte neben ihm im Nichtschwimmerbecken ein offensichtlich geistigbehindertes Kind. Er fand den unförmig dicken Jungen mit dem stumpfen Gesichtsausdruck abstoßend und ekelte sich, als ein dicker Speichelfaden von den wulstigen Mundwinkeln herunterlief. „So jemanden dürfte man gar nicht in die Schwimmhalle lassen. Sicherlich macht er auch noch Pipi ins Wasser“, sagte Mama damals. Jetzt war sie von dem Zeitungsartikel betroffen und entsetzt über die Rabeneltern. Jürgen fragte sich, warum Erwachsene einmal so sprechen und dann wieder ganz anders. Aber etwas kam ihm in den Sinn, das ihm im Augenblick viel wichtiger erschien: Wie konnte eine todtraurige Mama sich über diese Meldung aufregen? Denkt man, wenn es einem zum Sterben elend geht, über fremder Leute Verhalten nach? Vielleicht bin ich gestern Abend eingeschlafen, als ich mich ärgerte, weil ich einfach abgeschoben werde? Sicherlich habe ich nur geträumt; gewiss hat Mama niemals Ich wünsche, ich wäre tot gesagt. Er fühlte sich auf einmal unendlich erleichtert. Jetzt machte es ihm gar nichts mehr aus, für eine Weile zu Oma zu müssen. Erst als Mama Schlafanzüge, Zahnbürste, Unterwäsche, Hosen, Pullover und Hemden in eine große Reisetasche packte, wurde er wieder traurig.

Nach zwei Stunden bei Oma kam es Jürgen vor, als verfolge ihn unablässig ein schwarzes Gespenst. Wohin er auch ging, seine Großmutter stand neben ihm, gab Ratschläge, hielt Vorträge über gutes Benehmen; selbst vor der Toilettentür verharrte sie und redete weiter. Dieser Geist, nicht weiß, mit hellen Betttüchern bekleidet, sondern schwarz gewandet, da Oma noch immer Trauerkleidung trug, obwohl Opa Johannes, ihr Mann, schon über sechs Jahre tot war, stürzte sich begeistert auf eine neue selbstgewählte Aufgabe, nämlich Jürgens Erziehung.

Wenigstens bleibe ich jetzt vor der albernen Elisa verschont und Ben und Stefan können mich nicht mehr ärgern, dachte Jürgen. Aber Oma, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgte, war viel, viel schlimmer als die Nachbarskinder.

„Johannes, halte dich grade. Denke immer daran, so aufrecht zu gehen, als trügest du ein Buch auf dem Kopf.“ So hatte man vor fünfundsiebzig Jahren gepredigt, um aus ihr eine gesittete junge Dame zu machen und diese Ratschläge schienen Oma auch in der heutigen Zeit noch sinnvoll zu sein, selbst für einen Jungen. „Wenn du mit Armen und Beinen schlenkerst wie ein Hampelmann, wird niemals ein Gentlemen aus dir. Und sitze aufrecht. Meine Mutter, Gott hab sie selig, saß sogar noch im Alter von neunzig Jahren stets kerzengerade, ohne je mit ihrem Rücken eine Stuhllehne zu berühren.“

Jürgen sah die alte Dame erstaunt an. Johannes? Mit wem sprach sie? „Ich werde dich ab sofort nur noch Johannes nennen“, erklärte Oma. „so wie du nach meinem lieben Mann, deinem Großvater und Paten, Gott hab ihn selig, getauft bist. Aber deine Eltern wollten modern sein und setzten diesen grässlichen Namen Jürgen davor, obwohl sie wussten, wie weh mir das tat. – Jürgen“, fügte Oma noch einmal verächtlich hinzu.

„Aber ich heiße Jürgen.“

„Johannes, sei nicht trotzig“, ermahnte Oma ungerührt.

„Ich heiße Jürgen. Jürgen! Jürgen!“, schrie er. Dazu stampfte er den Takt mit dem rechten Fuß. Aber der Wutanfall schien seine Wirkung zu verfehlen. Die Großmutter ging schweigend hinaus und bald hörte Jürgen sie in der Küche mit Töpfen und Tellern klappern. Dazu – und das war nach seiner Meinung der Gipfel der Bosheit – schaltete sie das Radio ein, suchte einen Sender, der Musik nach ihrem Geschmack, nämlich Blasmusik, brachte. Wie konnte Oma einem zornbebenden, verlassenen und traurigen Jungen Blasmusik zumuten! Jürgen lief in das kleine Zimmer, das ihm zugewiesen worden war, warf sich auf die Plüschdecke des Sofas, das ihm als Bett dienen sollte, weinte in das röschenbestickte handgearbeitete Kissen und tat sich selbst schrecklich leid. Nach einer Weile stand er auf, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Fensterbank. Nur ganz selten brummte unten auf der Stadtrandstraße ein Wagen vorbei und schickte seine Abgase hinauf in diese beängstigend saubere und gepflegte Kammer. Der helle Teppich vor dem Sofa glich einem Alptraum. Darf man überhaupt darauf treten? Warum stehen überall Vasen und Porzellanfiguren herum? Ich bin doch so ungeschickt und mache schnell Scherben! Die Möbel, obwohl mindestens sechzig Jahre alt, wirkten wie neu. Kein Kratzer, keine abgestoßenen Ecken. Selbstgehäkelte Deckchen auf jeder freien Fläche, unter der Vase mit den künstlichen Blumen, der Stehlampe, der Keksschale, dem Gummibaum; wahrscheinlich erwartete Oma, sie nach seinem Ferienaufenthalt noch genau so weiß und steif vorzufinden, wie gerade frisch gewaschen und gestärkt. Hier muss ich fünf Wochen bleiben, grübelte Jürgen, das überlebe ich nicht. Ein kalter Schreck erfasste ihn. Der Begriff Zeit machte ihm plötzlich Angst. Fünf lange Wochen! Was nun, wenn seine Eltern ihn nie wieder zurückholten, wenn sie ihn vielleicht sogar einfach bei Oma vergaßen, weil ihre Gedanken nur noch um Julia kreisten? Bloß nicht daran denken!

Jürgen öffnete die Reisetasche und holte seine Sachen heraus. Ordentlich – Mama würde ihre helle Freude haben, könnte sie es sehen – hängte er die Hosen auf Kleiderbügel, räumte Hemden und Pullover in den nach Lavendel und Mottenkugeln duftenden Schrank, legte Wäsche und Socken in die mit Blümchenpapier ausgeschlagenen Seitenfächer. Eine Weile gelang es ihm, sich damit abzulenken. Dann stand er mit hängenden Armen da. Wenn ich fertig bin, werde ich mich langweilen. Schon wieder ein Wort, das sich gleich einem Schreckgespenst in seinem Hirn einnistete, in den Magen rutschte und dort wie ein Eisklumpen drückte: Langeweile. Unten in der Reisetasche lag das Robinson-Crusoe-Buch. Er blätterte lustlos darin, ohne ein Wort zu lesen, schob es dann beiseite, weil ihn der Roman auf einmal nicht mehr interessierte.

Nach einiger Zeit kam Oma und holte Jürgen in die Küche. Sie stellte freundlich lächelnd, als sei nichts geschehen, das Abendessen auf den Tisch: Kartoffelsalat mit Würstchen. Der Junge setzte sich schnell aufrecht hin, wischte die Tränen fort und putzte seine Nase.

„Johannes“, sie blieb hartnäckig bei dieser Anrede, „besitzt du kein richtiges Taschentuch. Diese Papierdinger sind hässlich. Einen ordentlichen Menschen erkennt man am sauberen Taschentuch und an seinen blankgeputzten Schuhen. Übrigens, musst du hier im Haus mit Straßenschuhen herumlaufen und mir unnötig Schmutz und Arbeit machen? Hast du keine Pantoffel mitgebracht?“

Zum Widersprechen fühlte Jürgen sich zu müde, zu hungrig, zu traurig. Er kapitulierte, hörte auf den neuen Namen und holte schweigend seine Turnschuhe. Sie lagen, in Zeitungspapier eingewickelt, noch in der Reisetasche. Es war das Blatt mit dem Artikel über das eingesperrte, behinderte Kind. Mal sehen, wie Oma darüber denkt. Jürgen nahm die Zeitung mit in die Küche.

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