1 ...6 7 8 10 11 12 ...46 „Was?“ Douglas war sich nicht sicher, was sein Freund von ihm wollte, schloss aber eine Schlägerei nicht aus.
„Sag es!“ zischte Christopher und schob seinen Kopf dabei nach vorn.
Douglas roch Erbrochenes und stöhnte angewidert auf. „Was...soll ich sagen?“ Er drückte Christopher seine linke Hand vor die Brust und schob ihn langsam von sich.
„Das ich ein Loser bin! Ein Penner! Ein Arschloch!“ rief Christopher wütend.
Douglas zwang sich, trotz der widerlichen Gerüche rund um seinen Freund, ihn direkt anzuschauen. Dann nickte er. „Also gut! Du bist ein Idiot, Chris, weißt du das? Alkohol ist verdammt noch mal keine Lösung!“
„Ach ja! Wer sagt das? Mir hilft er jedenfalls ziemlich gut, zu vergessen! Und ohne ihn hätte ich schon längst Schluss gemacht!“
„Aber...!“ Douglas spürte einen deutlichen Schmerz in seinem Herzen und seiner Seele. „...besoffen bringst du dich nur noch mehr in Lebensgefahr!“
Christopher blickte Douglas einen Moment stumm an, dann lachte er verächtlich auf. „Sieht das so aus, als würde mich das interessieren?“
„Aber...!“ Douglas brummte genervt aus und schüttelte den Kopf. „...du kannst doch nicht ernsthaft vorhaben, doch so umzubringen!?“
„Warum nicht? Ich selbst hab dazu nicht den Mut. Ich bin eine feige Sau, Doug! Ich hab es schon so oft versucht...! Ich hab es nie fertiggebracht!“
„Du willst also sterben, ja?“ Douglas achtete nicht auf die Tränen, die sich auf Christophers Gesicht zeigten.
„Ja, will ich!“ brüllte Christopher und trat einen Schritt vor. „Am besten jetzt und sofort! Los Doug, du bist mein Freund. Tu du es für mich!“
„Ich soll... was ?“ Douglas war sichtlich geschockt und versuchte, seinen Freund auf Distanz zu halten, was ihm jedoch nur schwer gelang.
„Ja, los Doug, tu es! Für mich. Bitte! Du bist doch mein Freund!“ Er drückte sich immer dichter an Douglas heran, der sich daraufhin zur Seite drehte. Darauf hatte Christopher nur gewartet. Blitzschnell zog er ihm seine Beretta aus dem Gürtel im Rücken. Dann trat er einen Schritt zurück, ergriff sie fester und entsicherte sie. „Hier!“ rief er. „Ich halte sie gegen meinen Kopf...!“ Er drehte den Lauf in seine Richtung und drückte ihn gegen seine Stirn. „Dann brauchst du nur noch...!“
„Bist du irre Mann!“ Douglas war sichtlich verzweifelt und suchte fieberhaft nach einem Weg, Christopher die Waffe wieder zu entwenden. „Das werde ich nicht tun!“
„Aber...du bist doch mein Freund!“ Christopher war sofort verzweifelt, seine Hände begannen zu zittern. „Bitte Doug...!“ Er trat erneut einen Schritt auf sein Gegenüber zu. „Ich will wieder bei...!“
Weiter kam er nicht, denn urplötzlich schoss Douglas rechter Arm in die Höhe und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Christopher hatte diese Aktion nie und nimmer kommen sehen und konnte seinen Freund nur entsetzt anstarren. Ohne Schuss fiel die Waffe zu Boden. Doch das konnte Christopher schon nicht mehr sehen, denn eine knallharte linke Gerade von Douglas donnerte frontal in sein Gesicht. Mit einem dumpfen Schlag und einem erstickten Aufschrei fiel er hinten über und war schon bewusstlos, noch bevor er den Boden erreichte.
Douglas über ihm schaute ihn ausdruckslos an. „Sollst du ja auch...!“ Er brummte tief. „Aber nicht so!“
*
Douglas beeilte sich.
Er zog die junge Frau, die ja jetzt auf dem Rücken lag, zwei Meter über den Rasen, um das Erbrochene in ihrem Rücken abzuwischen. Dann drehte er sie zurück auf den Bauch.
Er holte sich von Christopher ein Paar Handschellen, wobei er gleich wieder seine Beretta an sich nahm, und fesselte ihr damit die Arme auf dem Rücken. Letztlich zog er sie dicht an Christopher heran und drehte sie wieder herum.
Mit einem echten Kraftakt, der ihn schwer aufstöhnen ließ, gelang es ihm, Christopher auf seine rechte und die junge Frau auf seine linke Schulter zu wuchten.
Dabei spürte er deutlich den Gewichtsunterschied beider Personen. Während er die junge Frau kaum bemerkte, drückte Christopher deutlich auf seine Knochen. Douglas musste erneut aufstöhnen.
Und gleich darauf noch einmal. Dieses Mal aufgrund des penetranten Geruchs, den er einatmen musste, wobei er jetzt aber keinen Unterscheid zwischen beiden Personen ausmachen konnte. Klar war, dass die junge Frau am Rücken noch immer nach Erbrochenem roch, doch klar war auch, dass Christophers Geruch um keinen Deut besser war. Entsprechend lag deutliche Verärgerung in Douglas Aufstöhnen.
Dennoch zwang er sich zur Eile.
Er durchquerte die Hecke am Grundstücksrand, hielt kurz inne und schaute sich um. Glücklicherweise war niemand zu sehen und noch immer schien niemand Notiz von den Geschehnissen hier genommen zu haben. Das wunderte Douglas, kam ihm aber natürlich auch ganz gelegen.
Er stürmte vor, wobei sein Lauf durch die beiden ungleichen Gewichte doch recht ulkig aussah. Als er in Höhe des Mustang war, verließ er den Bürgersteig und rannte darauf zu. Während er die junge Frau von der Schulter rutschen ließ und sie gegen den Wagen drückte, wuchtete er Christopher gleich auf den Beifahrersitz. Als ihm das gelungen war, schnaufte er einmal kurz durch, dann hievte er die junge Frau auf die Rückbank. Hiernach flitzte er um das Auto herum und klemmte sich hinter das Steuer. Er hatte Glück, der Schlüssel steckte noch. Das ersparte ihm die Suche bei Christopher, wofür er wirklich sehr dankbar war.
Als er den Zündschlüssel herumdrehte, sprang der Motor auch sofort an und brummte gewohnt kraftvoll. Douglas lenkte den Ford wieder die Straße hinauf. Sein Ziel war ihr Ausgangspunkt, der Ort, wo der Einbruch stattgefunden hatte. Seinen Mietwagen hatte er sauber und unauffällig am Straßenrand geparkt. Er würde ihn später hier abholen.
Während er ohne Aufsehen durch die Straßen fuhr, konnte er ein wenig verschnaufen und seine Gedanken sammeln.
Dabei erkannte er, dass er alles in allem zufrieden sein konnte. Er wollte Christopher treffen – er hatte ihn getroffen.
Zwar vollkommen anders, als er das geplant hatte, aber trotzdem erfolgreich.
Und wenn er ehrlich war, war die Annahme, es könnte ein normales Zusammentreffen mit seinem ehemaligen Partner geben, doch sehr blauäugig gewesen.
Die Vergangenheit hatte doch deutlich gezeigt, dass alles auch viel schlimmer hätte kommen können.
Dieser Gedanke beruhigte Douglas für eine Sekunde und machte ihn ein wenig zuversichtlich, obwohl er sich im nächsten Moment schon wieder einen Narr schelten musste.
Diese ganze verfluchte Aktion hier hatte doch noch gar nichts mit seinem eigentlichen Anliegen zu tun. Und dennoch lief schon jetzt alles kreuz und quer, ging alles drunter und drüber, griff der Irrsinn nach ihnen.
Gottverdammt, wie sollte das alles dann erst weitergehen, wenn sie sich ihrer eigentlichen Aufgabe widmen würden?
Douglas konnte nicht drum hin, zu frösteln, weil er Böses… sehr Böses ahnte.
Douglas war sichtlich überrascht, als er sah, dass vor dem Haus, in das die Kleine auf dem Rücksitz eingebrochen war, bereits mehrere Polizeiwagen standen und die Straße versperrten.
Die Warnlichter blitzten weithin sichtbar.
Auch konnte er die kleine Menschenmenge von sicherlich dreißig Personen - viele davon in Hausschuhen und Morgenmantel - sehen, die sich auf dem Bürgersteig vor dem Haus zusammengefunden hatte und die Arbeit der Polizei mehr oder weniger behinderte.
Douglas bremste den Mustang ab und lenkte ihn etwa zwanzig Meter die Straße runter in eine Parklücke. Dort überlegt er. Er hatte nicht vor, sich hier zu zeigen. Er wollte im Verborgenen bleiben. Schon gar nicht wollte er, dass er als völlig Unbeteiligter mit dem Privatdetektiv, der für die Sicherheit dieses Hauses verantwortlich war und mit der Person, die tatsächlich eingebrochen war, hier vorfuhr und damit einfach viel zu viel zu erklären hatte.
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