„ Was? “ Douglas war sofort entsetzt.
„Und wenn du nicht gleich still bist, richte ich sie nicht auf unsere Gegner, sondern auf deinen Arsch!“
„Aber..?“
„Ich gebe dir Feuerschutz!“ rief Talea, sprang an das hintere Ende der Seitentür und feuerte, was die Uzi hergab, sodass von ihren Gegnern zunächst nichts zurückkam.
„...das geht nicht...!“
Talea gab Cynthia mit ihrer Aktion die Chance, sich im vorderen Teil der Öffnung auszurichten, was sie auch sorgfältig tat.
„...der...!“
Dann drückte sie ab.
„...Rückstoß!“
Was immer Cynthia sich von der Benutzung der Panzerfaust erhofft hatte, geschah auch.
Als sie den Auslöser drückte, zischte die Granate innerhalb eines Wimpernschlages aus dem Rohr und jagte die wenigen Meter zu dem anderen Fahrzeug, das eine halbe Wagenlänge hinter ihnen fuhr. Der Fahrer des schwarzen Lieferwagens hatte nicht den Hauch einer Chance, zu reagieren. Die Granate schlug an der Hinterachse ein und gab ihre Energie blitzschnell frei, zerfetzte sie, riss ein riesiges Loch in die Seitenwand und die Druckwelle sorgte dafür, dass das Heck dort in die Höhe geschleudert wurde und zur anderen Fahrbahnseite driftete.
Nur Glück hatten es die Insassen zu verdanken, dass der Wagen sich nicht der Länge nach überschlug und auf dem Dach landete, sondern sich auf die Beifahrerseite neigte und auf die Leitplanken krachte, wo er funkenschlagend noch etliche Meter entlang rutschte, bevor er zum Erliegen kam.
Ja, eindeutig. Das, was Cynthia mit ihrer Aktion erreichen wollte, hatte sie erreicht. Ihre Gegner auf dieser Seite waren vollkommen ausgeschaltet worden.
Doch es geschah noch viel mehr, als sie den Abzug gedrückt hatte – und das war etwas, womit sie nicht gerechnet hatte.
Das letzte Wort ihres Mannes hatte sie dabei noch deutlich in ihren Ohren: Rückstoß!
Und der war so enorm, dass Cynthia absolut keine Chance hatte, entsprechend zu reagieren. Die Panzerfaust riss sie nach hinten und glitt ihr aus den Händen, als wäre sie mit Öl eingeschmiert.
Während die Granate in den schwarzen Lieferwagen einschlug und dort das absolute Chaos verursachte, donnerte die Panzerfaust selbst kaum weniger schnell gegen die Seitenwand auf der Fahrerseite, drückte dort das Blech nach außen, als habe ein Riese mit seiner Faust dagegen gehauen und sorgte so dafür, dass der Ford vom Boden abhob und sich dabei bedrohlich zur Seite neigte. Wie der Fahrer des anderen Wagens hatte Douglas ebenfalls keine Chance, etwas dagegen auszurichten. Der Ford flog durch die Luft und kippte über die Fahrerseite nach links. Doch sie hatten mehr Glück, als ihre Gegner, denn der alte Mercedes, der sie auf der Fahrerseite verfolgte, war in diesem Moment so dicht neben ihnen, dass der Ford halb auf sein Dach fiel und es dabei auf der Beifahrerseite derbe eindrückte.
Der Fahrer des Mercedes brüllte, wie alle anderen Insassen beider Fahrzeuge auch, entsetzt auf. Im selben Moment tauchte ein quietsch-gelber Honda vor ihm auf und instinktiv riss er sein Steuer nach rechts, um ihm trotz seines Dachgepäcks auszuweichen.
Durch das zusätzliche Gewicht aber kaum zu lenken, gelang ihm dieses Manöver nur schwerlich. Im letzten Moment konnte er einen Frontalzusammenprall gerade noch verhindern, doch schrammte der Mercedes mit der Fahrerseite letztlich so böse an der Beifahrerseite der Honda entlang, dass bei beiden Fahrzeugen dabei so ziemlich alles Blech zerfetzt wurde.
Für Douglas aber war dieses Manöver ein Segen, denn durch die ruckartige Lenkbewegung nach rechts, wurde der Ford wieder aufgerichtet und landete schließlich hart, aber sauber auf seinen vier Rädern, wo Douglas zwar alle Mühe hatte, ihn in der Spur zu halten und für die nächsten Sekunden beinahe die komplette Breite des Freeways benötigte, um einen Unfall zu vermeiden, ihn aber letztlich doch unbeschadet unter Kontrolle brachte.
Christopher konnte den grünen Ford-Lieferwagen etwa einhundert Meter vor ihnen sehen, aber natürlich auch den schwarzen Lieferwagen rechts und den Mercedes links neben ihm.
Unschwer war zu erkennen, dass die Action dort bereits in vollem Gange war.
Christopher wusste, das er ihnen in ihrem Kampf beistehen musste, und das wollte er auch, doch bevor er überhaupt nahe genug an sie herankam, musste er zunächst erst einmal die zwei weiteren schwarzen Lieferwagen, die etwa zehn Meter hinter den anderen Verfolgern fuhren, vorbeikommen und ausschalten.
„Alfredo?“ rief er deshalb nach hinten.
„Ja?“
„Klappen sie mal die Rückbank hinter mir nach vorn!“
Der Italiener tat, wie ihm geheißen. Als er die Rücklehne nach vorn umgeklappt hatte, hielt er jedoch mit großen Augen inne und stieß einen überraschten Aufschrei aus. „Mann!“ rief er mit dem Blick auf das kleine Waffenarsenal, dass dort fein säuberlich an der Rückenlehne und an den Kofferraumseiten festgemacht war. „Wo haben sie denn die her?“
„Das wollen sie nicht wirklich wissen!“ erwiderte Christopher. Mittlerweile hatten sie die beiden schwarzen Lieferwagen vor ihnen fast erreicht. „Sehen sie die beiden Lieferwagen vor uns?“ Er deutete zusätzlich noch in die entsprechende Richtung.
Alfredo nickte. „Ja, ich sehe sie!“
„Die gehören zu denen! Also schnappen sie sich eine der Maschinenpistolen und ballern sie sie weg!“
„Was?“ Alfredo war sofort entsetzt. „Ich soll?“ Dann schüttelte er den Kopf. „Ich habe noch nie eine Waffe in den Händen gehabt, Chris!“
„Was?“ Jetzt war Christopher sichtlich geschockt. „Aber, ich dachte...?“
„Ich will helfen!“ entgegnete Alfredo sofort. „Von Schießereien hab ich nichts gesagt!“
Christopher blies die Luft aus den Lungen und überlegte kurz. „Okay!“ Es hatte ja keinen Sinn, sich jetzt zu grämen. „Dann kommen sie rüber und klemmen sich hinter das Steuer. Dann mach ich das mit der Wumme!“
„Was?“ Wieder war Alfredo sofort entsetzt. „Das kann ich nicht!“
„Wieso?“ Jetzt war Christopher doch etwas genervt.
„Alfredo...!“ Francesca sah ihn mit einem Lächeln an. „...hat nicht einmal einen Führerschein!“
„Was?“ Er starrte den Italiener für einen Moment vollkommen entgeistert an. „Und was machen wir jetzt?“
„Ich fahre!“ erwiderte Francesca immer noch mit einem Lächeln.
„Sie...?“ Christopher war überrascht.
„Wenn sie mir das zu trauen!?“
„Ich...! Aber...! Sind sie sicher?“
„Natürlich! Ich liebe schnelle Sportwagen! Und diese Dinger wurden doch auch erst durch uns Italiener erfunden!“ Sie grinste breit.
Wieder überlegte Christopher, doch wusste er schnell, dass er keine andere Wahl hatte. „Also gut!“ Er nickte und schob sich schon auf den Beifahrersitz. Francesca drückte sich über seine Beine hinweg auf den Fahrersitz. Das Ganze ging überraschend schnell und problemlos über die Bühne, denn Francesca war sehr leicht und für ihr Alter erstaunlich beweglich.
Und es dauerte nur eine kurze Sekunde, bis die Alte sich mit dem Mustang und seinen Armaturen vertraut gemacht hatte und sie deutlich langsamer wurden, dann hatte ihr rechter Fuß das Gaspedal schon wieder komplett durchgetreten und der Sportwagen peitschte über den Asphalt.
Christopher warf ihr einen unsicheren und nervösen Blick zu, doch als er das breite, zufriedene und selbstsichere Grinsen in ihrem Gesicht sah, zuckte er nur mit den Schultern und wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. „Geben sie mir...!“ Er drehte sich zu Alfredo und deutete auf zwei schwarze Maschinenpistolen. „...die beiden da!“
Alfredo nickte, löste sie aus ihrer Befestigung und reichte sie ihm.
Christopher nahm sie entgegen. „Und die da!“ Er deutete auf zwei Magazine, die silbern glänzten und mit einem roten Totenkopf verziert waren.
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