Ihr Weg führte sie zurück in die Innenstadt von Los Angeles und Douglas brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass Christopher ganz offensichtlich in sein Büro fahren wollte.
Douglas konnte sich noch an den Weg dorthin erinnern. Als Christopher allerdings plötzlich an einer Stelle scharf nach links abbog, wo er eigentlich nicht damit gerechnet hatte, wurde er eiskalt überrascht davon und konnte ihm nur mit Mühe folgen.
Ihr Weg führte ihn sofort in ein Wirrwarr aus engen Nebenstraßen und Hinterhöfen und es geschah genau das, was er unter allen Umständen vermeiden wollte: Er verlor Christopher aus den Augen.
Mit einem wüsten Fluch bremste er seinen Wagen scharf ab und überlegte kurz, dann entschied er sich dafür, zu Christophers Büro zu fahren, denn einen anderen Anhaltspunkt hatte er nun einmal nicht. Wo sein Freund wohnte, hatte er nicht in Erfahrung bringen können.
Sollte er ihn wirklich verloren haben, würde er wohl oder übel auch den Rest der Nacht in diesem Wagen vor seinem Büro verbringen müssen. Irgendwann würde Christopher dort schon wieder auftauchen.
Es dauerte einige Minuten, bis Douglas wieder zur Hauptstraße zurückgefunden hatte, was ihn natürlich noch mehr frustrierte. Doch als er in die Straße einfuhr, in der Christopher sein Büro hatte, wusste er sofort, dass all seine Sorgen umsonst gewesen waren, denn der Mustang parkte fein säuberlich, wenn auch etwas schräg, in einer Lücke direkt vor der Eingangstür.
Douglas war erleichtert und parkte zwei Wagenlängen dahinter. Während er ausstieg, stellte er fest, dass in den Büroräumen im ersten Stock noch kein Licht brannte, doch er beschloss, es dennoch dort zu versuchen. Beim Gang zur Eingangstür blickte er sich in der ruhigen, nur mäßig erleuchteten Straße um. Es war überall dunkel, nur aus einer kleinen Bar an der Ecke drang noch ein wenig Licht auf den Bürgersteig. Zufällig konnte er auch in den Innenraum hineinschauen und plötzlich entdeckte er dort seinen Freund direkt am Tresen sitzen, wie er sich gerade einen Whiskey in einem Zug in den Hals stürzte.
Douglas blieb stehen und atmete einmal tief und frustriert durch. „Hätte ich mir ja auch denken können!“ sagte er zu sich selbst, doch wusste er, dass er keine andere Wahl hatte. Also überquerte er die Straße und betrat einige Augenblicke später die Bar, aus der ihm der Geruch von Tabak und Alkohol in einer Mischung mit sehr warmer Luft entgegen blies und ihm im ersten Moment den Atem nahm.
Während die Eingangstür hinter ihm wieder zu schwang, machte sich der schwarze Buick gerade daran, seinerseits in eine Parklücke am anderen Ende der Straße einzufahren.
*
Einen Whiskey hatte er sich schon genehmigt und ihn in einem Zug getrunken. Das
brennende Gefühl des Alkohols in seiner Kehle ließ ihn kurz erschauern, doch die
Wärme, die sich gleich darauf in seinem Magen ausbreitete, war sehr angenehm.
Sogleich bestellte er bei Barney ein zweites Glas.
Als der alte, ziemlich dürr und klapprig wirkende Barkeeper mit dem schütteren Haar sein Glas wieder füllte, hörte Christopher, wie die Eingangstür geöffnet wurde. Dann aber konzentrierte er sich darauf, auch den zweiten Drink in einem Zug zu leeren. Als er seinen Kopf wieder senkte, atmete er einmal schwer. „Gib mir noch einen, Barney!“ meinte er aber sofort.
Während der Barkeeper ihm seinen Wunsch erfüllte, sagte er. „War der Abend heute so schlecht?“
Christopher nickte und lachte leise verächtlich. „Verdammt noch schlechter, als du es dir vorstellen kannst!“
„Na dann...!“ meinte Barney mit einem traurigen Lächeln. „Einer aufs Haus! Aber danach solltest du wirklich ins Bett gehen!“
Christopher nahm das Glas und prostete Barney zu, der drei Schritte an das andere Ende der Bar machte, um ein paar Gläser abzuwaschen. „Danke, Barney! Du bist ein echter Freund. Auf dich und deine Gesundheit!“ Dann legte er das Glas an die Unterlippe und wollte seinen Inhalt schon in sich hineinschütten, als er bemerkte, dass sich Jemand rechts neben ihn setzte. Sofort blickte er in die Spiegel hinter der Bar und als er seinen Ex-Partner und Freund Douglas Maroon neben sich erkennen konnte, hielt er kurz inne und starrte ihm für eine Sekunde direkt über den Spiegel in die Augen - was von Douglas erwidert wurde – nur um seinen Kopf dann doch in den Nacken zu legen und den Alkohol zu trinken.
Als er sich wieder nach vorn beugte und das Glas auf dem Tresen abstellte, meinte er. „Dann habe ich mich also doch nicht getäuscht!“
„Nein...!“ Douglas atmete einmal tief durch. „...hast du nicht!“ Dann deutete er mit traurigem Blick auf das Whiskeyglas. „Ich mich aber auch nicht!“
Christopher lachte leise in sich hinein. „Der Abend war lang und nicht besonders erfolgreich. Ich brauche einen Absacker!“
„Mir schien, den hattest du schon reichlich vorher intus!“ meinte Douglas mürrisch.
Wieder musste Christopher grinsen. „Schon möglich. Barney?“ Er deutete dem Barkeeper an, zu ihm zu kommen.
„Also ehrlich, Chris!“ meinte der Alte sofort. „Du solltest wirklich nicht mehr...!“
„Ach was! Ich will mit meinem alten Freund hier einen Whiskey trinken!“
Barney war sichtlich nicht begeistert von dieser Idee. Er schaute Douglas fragend an.
„Na gut!“ Douglas nickte. „Ich könnte auch einen kleinen Schluck vertragen!“
Das gefiel Christopher. Er hob sein leeres Glas an und hielt es Barney entgegen. „Also dann! Einmal Luft raus, bitte!“
Barney brummte, doch stellte er ein zweites Glas auf den Tresen und füllte schließlich beide mit Whiskey.
Christopher hob sein Glas wieder an, sobald es gefüllt war und drehte sich zu Douglas. „Auf die alten...!“ Er stockte und sein Gesichtsausdruck schien fast verärgert. „Ach Scheiße!“ raunte er. „Auf dich, alter Freund!“
Douglas hatte sein Glas ebenfalls angehoben und Christopher ließ seines dagegen klacken. Sofort danach leerte er es in einem Zug, während Douglas gemächlicher, wenn auch ebenfalls in einem Zug trank.
Dann aber verzog er die Miene und stöhnte. „Verdammt, ist der scharf!“
Christopher lachte heiser auf. „Das ist alter, schottischer Scotch. Der ist genauso edel, wie er brennt!“
„Und du trinkst dieses Zeug wie Wasser!“ Douglas schüttelte den Kopf.
„Alles nur eine Frage der Übung, Doug!“ Christopher lachte nochmals auf, dann verfinsterte sich sein Gesicht urplötzlich. „Also...!“ Er wartete, bis Douglas ihn ansah. “Warum bist du hier?“ Er musterte seinen Freund scharf und als Douglas nicht sofort antwortete, fügte er hinzu. „Oder bist du nur gekommen, um mir ein paar aufs Maul zu hauen, weil ich ein paar Kurze zu viel genommen habe?“
„Ein paar? Chris, du bist Alkoholiker!“
Christopher lachte wieder auf, dann beugte er sich mit versteinerter Miene zu ihm. „Ich glaube, ich habe dir das heute schon mal gesagt. Sieht das so aus, als würde mich das noch interessieren?“
„Aber...?“ Douglas hielt inne und atmete gestresst aus. „Nein!“ Auch sein Blick wurde hart. „Du hast Recht! Dich interessiert das wirklich nicht! Aber vielleicht interessiert dich der wahre Grund, warum ich hier bin?“
Christophers Mundwinkel zuckten, doch dann kniff er sein rechtes Auge zusammen. „Und der wäre?“
„Du!“ Douglas schaute ihm geradewegs in die Augen und hielt seinem Blick problemlos stand. „Ich! Unsere Vergangenheit...und Silvia!“
Als er ihren Namen nannte, bemerkte Douglas, wie Christophers Körper sich verspannte, doch eine weitere Reaktion blieb aus. Für einige Momente starrte ihn sein Freund nur durchdringend an. Dann atmete er schnell tief ein. „Barney!“ rief er. „Zum Abschied noch zwei Gläser für mich und meinen Freund!“
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