dir großen Reichtum fordern für seine Tochter. Gib
ihn hin; denn wenn du das Weib hast, wird dein Gut
sich mehren.« Nachdem der Affe so gesprochen hatte,
legte ich mich nieder und schlief. Am anderen Tage
tat ich, wie das Tier mir gesagt hatte, und alles kam
genau so, wie mir prophezeit worden war. Der alte
Mann gab mir seine Tochter zum Weibe, und als ich
heimkam, war ich ein verheirateter Mann. Ich erzählte
dies dem Affen. Der sprach:
»Wann wirst du dein Weib aus dem Hause ihres
Vaters holen?«
Ich sagte es ihm. Er darauf zu mir: »Wenn du in
das Haus des Mannes gehst, dessen Tochter du gefreit
hast, so wirf einen Blick in den Hof des Hauses. Zu
deiner Linken wirst du eine Türe sehen, an ihr hängt
ein Ring, den kannst du öffnen mit dem Schlüssel, der
daran hängt; tue es und gehe in den Raum. In ihm
wirst du einen großen Kasten gewahren, auf dem ein
Topf steht; in diesem ist ein Gefäß mit Wasser. Links
davon steht ein roter Hahn und rechts ein Messer,
dessen Inschrift einen Zauber ausübt. Mit diesem
Messer schlachte den Hahn und dann wasche das
Messer in dem Gefäß. Danach wirst du sehen, daß der
Kasten sich öffnet, und ein großer Schatz wird vor dir
liegen, von dem niemand weiß, daß er da ist. Er soll
dein sein; denn so will es Allah, der mich erkoren hat,
dir der Überbringer irdischen Glückes zu sein. Tue
genau, wie ich dir sagte; denn nun liegt es in deiner
Hand, glücklich oder unglücklich zu sein. Mein Auftrag
ist zu Ende, und ich werde hingehen, wo ich hergekommen
bin.«
Ich dankte dem Affen und versprach, seinen Ratschlägen
zu folgen.
Ich tat es auch. Aber man denke sich meinen
Schreck, als ich plötzlich im Nebenraum das Mädchen,
welches ich gefreit hatte, rufen hörte: »Der Affe
raubt mich, er raubt mich!«
Ich ging alsbald hin, von wo die Stimme gekommen
war, und fand, daß mein Weib fort war. Mir war
zumute, als sollte ich verrückt werden! Der Vater
meiner Frau gebärdete sich auch wie ein Wahnsinniger,
als ihm die Nachricht gebracht wurde. Gleich
einem Rasenden stürzte er auf mich los und schrie:
»Was jetzt geschehen ist, wollte er lange schon tun.
Ich litt es nicht und fesselte ihn durch den Zauber, den
du gelöst hast. Mit Tränken habe ich ihn gezwungen,
Affengestalt anzunehmen! Jetzt ist alles vorbei! Gehe
fort von mir, denn ich liebte mein Kind und traure
darum! Dich aber verfluche ich, der du an dem Unheil
schuld bist! Eile, mach', daß du fortkommst, damit ich
dir in der Bitterkeit meines Herzens kein Leid zufüge.
«
Da verließ ich den alten Mann. Nirgends aber fand
ich Ruhe, sondern irrte umher wie ein Heimatloser.
Auf meiner Wanderung kam ich in einen dichten
Wald. Überall suchte ich mein verlorenes Weib. In
dem Walde sah ich zwei Schlangen, eine weiße und
eine schwarze. Die weiße wurde von der schwarzen
verfolgt. Da tötete ich die schwarze. Die weiße verschwand,
kam jedoch bald zurück mit drei anderen
Schlangen, die ihr genau glichen. Diese vier nun
machten sich daran, den Körper der toten Schlange zu
zerstückeln, und ich hörte sie sagen: »Wir werden es
dir Dank wissen, was du uns getan.«
Danach fragten sie:
»Bist du nicht Mahomed, den sie den Trägen nennen?
« Ich bejahte es.
»Wir werden dir Dank wissen,« sagten sie wieder;
»denn wir kennen deine Geschichte und wissen, wen
du suchst. So Allah es will, wirst du dein Weib wieder
haben.«
Damit gingen sie von dannen und kehrten zurück
mit einem Manne, der war übernatürlich groß. Den
fragten sie, ob er die Geschichte meines Weibes
kenne. Er sprach:
»Ich weiß, wo sein Weib ist. Ich weiß auch, daß
der, der sie geraubt hat, kein Affe war, sondern ein
Jin, der die Gestalt eines Affen hatte annehmen müssen.
Er hatte jahrelang danach gedürstet, das Mädchen
zu besitzen; doch ein Zauber band ihn. Nun er
erlöst ist, hat er seinen Wunsch erfüllt, und er ist wieder
geworden, was er war. Er fand aber, daß die Welt
zu eng für ihn war, und deshalb ist er in die Stadt der
Nuhas gegangen.«
Als er gesprochen hatte, befahlen ihm die Schlangen:
»Trage diesen Mann hier in jene Stadt.«
Er sprach:
»Euren Befehl werde ich ausführen,« und der Mann
bückte sich, indessen die Schlangen mir halfen, auf
seinen Rücken zu steigen. Dabei sagten sie:
»Dieser Mann ist ein Marid; deshalb nenne nicht
den Namen Allahs, während er dich trägt, sonst verschwindet
er. Die Mariden vertragen es nicht, daß der
Name Allahs in ihrer Gegenwart genannt wird.«
Danach flog der Mann auf mit mir, hoch hinauf zu
den Wolken, so daß ich schließlich nichts mehr sehen
konnte von der Erde, die weit unter uns lag. Da hörte
ich in den Wolken den Gesang der Engelchöre, die
den Höchsten priesen. Zu gleicher Zeit sah ich einen
Jüngling von wunderschöner Gestalt, dessen Turban
war aus grünem Stoff geschlungen, und er trug in der
Hand ein Wurfgeschoß.
»Stimme ein in den Lobgesang,« rief er mir zu,
»oder ich töte dich mit dieser Waffe.«
Da tat ich meinen Mund auf und pries Allah. In
demselben Augenblick fühlte ich, daß ich von dem
Rücken des Mannes glitt, der mich trug, und ich sank
hinab, der Erde zu. Der Jüngling aber, der zu mir gesprochen
hatte, traf den Mann mit seiner Waffe, und
er verschwand vor meinen Augen. Ich sank weiter,
immer weiter, bis ich plötzlich fühlte, daß Wellen
über mir zusammenschlugen und mich dann wieder
hoch emportrugen. Ich war in das Meer gefallen.
Leute in einem Fischerboote gewahrten und retteten
mich. Sie gaben mir zu essen und zu trinken; aber wir
konnten uns nicht verständigen; denn sie redeten nicht
meine Sprache und ich nicht die ihre. Als wir an Land
kamen, führten sie mich zu ihrem König; der sprach
arabisch und fragte mich, woher und wohin, und ich
gab Antwort, so gut ich konnte. Danach überwies er
mich seinem Minister und befahl ihm, für mich zu
sorgen. Dieser tat es auch, und ich konnte ruhen und
mich pflegen, soviel ich wollte. Das Zimmer, in dem
ich wohnte, blickte auf einen großen Garten, durch
welchen ein schöner, wasserreicher Fluß floß. Eines
Tages überkam mich die Lust, in der klaren Flut zu
baden, und ich stieg hinab in den Garten und badete.
Hernach ging ich dem Laufe des Stromes nach, weiter,
immer weiter, ohne zu wissen oder auch nur daran
zu denken, wohin mein Weg mich führen würde.
Plötzlich rief mich eine Stimme bei Namen. Ich
wandte mich um und sah einen Reiter vor mir, der
sprach:
»Deine Wohltat soll dir belohnt werden. Kennst du
mich?« Ich wußte jedoch nicht, wer er war. Darauf
sprach der Mann weiter:
»Ich bin der Bruder der weißen Schlange und
schulde dir Dank für sie.« Und dann gebot er mir,
mich hinter ihn auf sein Pferd zu setzen.
»Wir sind nahe der Stadt Nuhas,« sprach der Mann
und im sausenden Galopp ging's vorwärts, bis wir auf
einer Anhöhe waren, von der aus ich im Tal einen
Fluß fließen sah. Dort stiegen wir ab. Als ich mich
nach meinem Führer umblickte, war er verschwunden.
Noch stand ich und bedachte, was ich wohl tun sollte,
da hörte ich meinen Namen rufen und mich grüßen.
Ich erwiderte den Gruß und sah vor mir einen Mann
stehen, der sprach:
»Ich bin ein Bruder der weißen Schlange. Wir sind
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