Am so genannten Blutsonntag (Bloody Sunday) werden in der nordirischen Stadt Derry mindestens 14 proirische Demonstranten von britischen Fallschirmjägern erschossen. Der Nordirlandkonflikt verschärft sich in der Folge durch Vergeltungsanschläge der Irish Republican Army (1972).
Durch einen Dammbruch im Abwasserbecken einer Goldmine im rumänischen Baia Mare kommt es in Teilen Osteuropas zur größten Umweltkatastrophe seit dem Atomunfall in Tschernobyl. Cyanid- und schwermetallhaltige Abwässer vernichten auf ihrem Weg über Szamos und Theiß zur Donau auf Hunderten von Kilometern Fische, andere Wasserorganismen und Vögel (2000).
Der Name Rudolf
Bis zum Ende der österreich-ungarischen Monarchie im Jahr 1918 erhalten zehn männliche Mitglieder des Hauses Habsburg den Vornamen Rudolf. Nicht aufgelistet habe ich die weiteren Mitglieder der Linie Habsburg-Laufenburg (rudolfinische Linie), die 1408 ausstirbt, sowie die Nachkommen des letzten Kaisers, des seligen Karl I. von Österreich und König von Ungarn etc. (1887-1922).
Rudolf II. (1166-1232), Graf von Habsburg, der „Gütige“
Rudolf III. (gest. 1249), Graf von Habsburg und Laufenburg, der „Schweigsame“
Rudolf I. (1218-1291), Graf von Habsburg, König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Rudolf II. (1271-1290), Herzog von Österreich und Steiermark
Rudolf III. (1282-1307), Herzog von Österreich, König von Böhmen, Titularkönig von Polen, genannt „Kaše“
Rudolf IV. (1339-1365), Herzog von Österreich, erster (selbsternannter) Erzherzog von Österreich, der „Stifter“
Rudolf II. (1552-1612), Erzherzog von Österreich unter der Enns, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Ungarn, König von Böhmen, römisch-deutscher König
Rudolf (1788-1831), Erzherzog von Österreich-Toskana, Kardinal-Erzbischof von Olmütz
Rudolph Franz (1822), Erzherzog von Österreich-Tschechen
Rudolf (1858-1889), Kronprinz und Erzherzog von Österreich
Eine Hymne auf den Thronfolger
Der sechste Zusatz der österreichische Kaiserhymne „Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser Land!“ nach der Melodie von Franz Josef Haydn (1732-1809) ist Kronprinz Rudolf gewidmet:
Heil auch Öst’reichs Kaisersohne,
Froher Zukunft Unterpfand,
Seiner Eltern Freud’ und Wonne,
Rudolftönt’s im ganzen Land,
Unsern Kronprinz Gott behüte,
Segne und beglücke ihn,
Von der ersten Jugendblüthe
Bis in fernste Zeiten hin.
Rudolf hat nicht nur einen Vogel
Am 22. Jänner 1889 besuchte Rudolf den Präparator Eduard Hodek (1827-1911), den Mitbegründer des Ornithologischen Vereins Wien, in dessen Atelier auf der Mariahilferstraße, um sich dort seine zuletzt erlegten Adler anzusehen. Von 600 Stopfpräparaten und 308 Bälgen aus Rudolfs wissenschaftlichem Nachlass sind im Naturhistorischen Museum heute noch 180 Stopfpräparate vorhanden, von denen 47 in der Schausammlung des Museums zu sehen sind.
Naturhistorisches Museum
www.nhm-wien.ac.at
office@nhm-wien.ac.at
Burgring 7
1010 Wien
Österreich
Was Rudolf an Brehm schrieb
1976 wurde ein Mikrofilm mit 53 von bisher 74 bekannten Briefen und drei Telegrammen Rudolfs an den Ornithologen Alfred Brehm (1829-1884) aufgefunden. Sie behandeln vorwiegend ornithologische und zoologische Fragen, Reisen, das Verhältnis des Kronprinzen zur Natur und zu Brehm, seinen Militärdienst, Weltanschauliches, die Freimaurerei und die Politik und in einigen Fällen auch Familiäres. Brehms Enkel, Hans-Renatus Brehm (1899-1964), musste zwischen 1920 und 1922 aus finanziellen Gründen die Briefe des Kronprinzen an die Berliner Autographenhandlung „Leo Lippmanssohn“ verkaufen. Oskar von Mitis (1874-1955) hatte diese Spur recherchiert, doch scheiterte die Einsichtnahme in die Papiere. 1938 wurden die 53 Briefe von der Preußischen Staatsbibliothek Berlin angekauft – sie befinden sich heute in der Staatsbibliothek Berlin/Preußischer Kulturbesitz. Das Schicksal der in Verlust geratenen 21 Briefe ist unbekannt. Es kann als sicher angesehen werden, dass es sich bei den ursprünglich 74 Briefen auch nicht um den gesamten Briefwechsel zwischen Rudolf und Brehm gehandelt hat.
Ich besitze einen dieser Briefe des Kronprinzen am Brehm, in dem er diesem für die guten Wünsche zur Geburt seiner Tochter Elisabeth Marie dankt: „Lieber Brehm! Innigsten Dank für Ihre warmen Freundesworte... Gott-Lob geht alles sehr gut. Meine Frau ist vollkommen wohl, sieht blühend aus und die Kleine, ein auffallend kräftiges Kind, bereitet uns sehr viel Freude...“
Brehm-Gedenkstätte
www.brehm-gedenkstaette.de
info@brehm-gedenkstaette.de
Dorfstraße 22
07646 Renthendorf
Deutschland
Die Wagen-Frage
Im Nachlass des Kronprinzen werden vier Wagen aus dem Besitz Rudolfs genannt:
ein geschlossenes, vierrädriges Coupe
eine offene, zweirädrige Gig
ein offener, vierrädriger Ausbring-Phaëton
ein gelber Transport-Fourgon mit gedecktem Kutschbock.
Darüber hinaus befinden sich in der Wagenburg-Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien aus dem Besitz des Kronprinzen
ein zweisitziger Vis-á-Vis-Kinderkutschierwagen
ein einsitziger Kinderschlitten in Muschelform
ein Jagdschlitten mit Hirschgeweih-Schmuck.
Der Jagdwagen („Juckerwagen“) des Kronprinzen, ein zwei- und vierspännig zu fahrender „Break“, steht als gut erhaltenes Original im österreichischen Bundesgestüt Piber. Es dürfte sich hierbei jedoch sicher nicht um einen Leibwagen des Kronprinzen handeln. Der Kronprinz soll für Privatfahrten einen einspännigen Wagen, einen so genannten „Zweiradler“, genutzt haben. Es ist mir nicht bekannt, ob Rudolf einen bestimmten Hofwagentyp oder Hofkutscher bevorzugte. Als Lieblingskutscher des Erzherzogs galt Christian Kling (1860-1915). In der Nationalbibliothek liegt ein Foto des Kronprinzen und eines unbekannten Hofkutscher im englischen Livree in einer Gig auf, das angeblich die „letzte Fahrt im Prater, 27.01.1889“ darstellt. Es ist sehr ungewöhnlich, dass bei einer Gig ein Kutscher mit auf dem Bock sitzt; dieses Bild diente als Grundlage für ein Aquarell von Zygmunt Ajdukiewicz (1861-1917), einem Neffen des polnischen Malers Tadeusz Ajdukiewicz (1852-1916), das den Kronprinzen im Prater vor der Rotunde zeigt. Nach den Aufzeichnungen von Rudolf Püchel (1856-1938) stieg Rudolf am 28. Januar 1889 bei der Abfahrt aus Wien in einen von Lipizzanern gezogenen Zweispänner. Er soll den Wagen selbst gelenkt haben, als er den Schweizerhof verließ – Hofkutscher Anton Prechler (1862-1934) saß auf dem Rücksitz, um den Wagen zurückzubringen.
Wagenburg und Monturendepot
www.khm.at
Schönbrunner Schloßstraße 47
1130 Hietzing
Österreich
Die Augustinerbastei und der Gang über das Dach
Die Augustinerbastei mit ihren drei Rampen war einer der wenigen Reste der alten Befestigungsanlage der mittelalterlichen Stadt Wien, der nach der Stadterweiterung von 1857 erhalten blieb. An der Kehre der Auffahrtsrampe befand sich eine Eisentür, durch die man auf das zu einer Terrasse ausgebaute Flachdach des Augustinertraktes kam. Hier hatte Kaiser Franz I. (1768-1835) einst Glashäuser errichten lassen, um auch im Winter seiner gärtnerischen Leidenschaft nachzukommen. Am Ende des Augustinerganges konnte man die Appartements des Kronprinzen betreten – entweder über die Dachterrasse und durch den Wintergarten in das Billardzimmer oder durch ein Fenster in den Raum der Garderobe bzw. im Parterre durch einen langen Korridor und eine zweite Treppe im Schweizerhoftrakt. Über diese Auffahrt hinter dem Burggarten fuhr Rudolfs Cousine, Marie Gräfin Larisch (1858-1940), am 28. Jänner Mary Vetsera zum Kronprinzen. Als 1893 die „Neue Burg“ gebaut wurde, wurde der Augustinergang weitgehend abgetragen.
Читать дальше