Im Gegensatz zum Buch Enki werden hier aber nicht die Argumente vorgebracht, die bezüglich des Sintflut-Dramas für eine gewisse moralische "Entlastung" von Enlil sprechen könnten. Da dieser ja, anders als Enki, stets gegen eine genmanipulierte Menschwerdung war, wollte er sie somit praktisch wieder rückgängig machen. Möglicherweise spielten sogar jene biblisch erwähnten "Riesen der Vorzeit" dabei eine gewisse tragende Rolle, denn diese Geschöpfe (bzw. "Genmonster"?), halb Mensch, halb Anunnaki, "entarteten" wohl immer mehr und also sollten die wohl ungeplanten Kreuzungs-Relikte der Vermischung, die man ggf. seitens einiger der Anunnaki-Führer auch als "Schande" empfand, möglichst elegant beseitigt werden. Parallelen zwischen den beiden Interpretations-Varianten gibt es auch in der Feststellung, dass die "Muttergöttin" (offenbar Ninhursag, als Medizin-Spezialistin wirkte sie ja unmittelbar am Gentechnik-Experiment mit) gegen diese Massentötung war und sich darüber bei Enlil und Anu beklagte. Es existieren offenbar sogar mehrere, kürzere und längere sumerische Sintflutmythen; in einem Mythos heißt der Held Atta Hasis, in anderen Ziusudra oder Utnapischtim und im viel später entstandenen AT ist es Noah.
Sigdell kritisiert wohl auch zu Recht gewisse Positionen von Anton Parks, der ja ebenfalls eine relativ eigenständige Übersetzung bzw. Interpretation der altsumerischen Keilschriften veröffentlichte. Obwohl er dem Autor immerhin eine sehr gründliche Bibliographie bescheinigt, dürfte es in der Tat recht paradox sein, die Herkunft der Anunnaki (wie Parks annimmt) lediglich mit einem besonderen Hügel bzw. Berg namens Duku zu verknüpfen. Außerdem sieht Parks zwischen Enki und Enlil kein Bruderschafts-, sondern ein Vaterschaftsverhältnis. Seine Sichtweise des "Baums der Erkenntnis", den er vor allem im Kontext der sich entwickelnden Metallnutzung wertet, ist sicher ebenso eigenwillig.
Das biblische Bild vom Apfelbaum im Garten Eden wird bei Sigdell entsprechend der gnostischen Sicht konkret als "Baum der Erkenntnis" interpretiert und mündet in der Schlussfolgerung, dass damit Jahwe den Menschen (aus Angst vor möglichem Machtverlust) das Streben nach Wissen und Weisheit verboten hatte. Die diesbezüglich oft übliche menschliche Assoziation mit Sünde und Sexualität ist also auch hier nur ein späteres und falsches Konstrukt der machtpolitischen Verschleierung der Wahrheit. Das Gleiche trifft für die künstliche, sehr willkürliche Verknüpfung mit dem Negativen, dem Satan bzw. der Schlange zu. In diesem Punkt teilt er die Tellinger-Position, die ja auch klar erkennen lässt, dass Jahwe mit Enlil identisch sein dürfte und dieser mit dem Bild der "teuflischen Schlange" vor allem gegen seinen Bruder und Konkurrenten Enki eine Intrige mit Langzeitwirkung auf die menschliche Bewusstseinsentwicklung inszeniert hat. Trotz dieser oder gerade durch diese Verdrehung der Tatsachen wird ja besonders auch innerhalb der Überlieferungen des gnostischen Christentums offensichtlich, dass Enki, dessen Symbolik bezeichnenderweise zwei sich spiralförmig umwindende Schlangen darstellt, der eigentliche positive Akteur auf Seiten der Menschheit ist (bezeichnenderweise findet sich dieses Symbol aber bei bestimmten außerirdischen Kontakten wieder).
Innerhalb der hier vorgestellten gnostischen Sichtweise soll es ja in unserer Frühgeschichte ein ganzes Netzwerk der Verdrehungen geben; so sollen auch Satan und Luzifer keinesfalls (obwohl wir das auf Grund der biblischen Dogmatik zu meist annehmen) gleiche und mit dem negativen "Teufel" identische Geschöpfe sein. Vielmehr sei Luzifer (der Lichtbringer) tatsächlich nur ein anderer Name für Enki und der Satan ein weiterer Name von Jahwe bzw. Enlil. Offenbar war es in diesen Kreisen üblich, sich schnell mal einen anderen Namen zuzulegen, so wie es - laut alten Schriften - vorkommt, dass sich der Teufel stets als Gott darstellen will. Genau das hat Verdrehungsprofi Enlil wohl damals gemacht, als er sich als Jahwe (bzw. JHWH) mit monotheistischem Anspruch zum Gott der Hebräer erklären ließ.
In diesem Glaubensdogma, dass im AT von der Paulus und Konstantin folgenden Christenheit übernommen wurde, geht man ja innerhalb des Monotheismus von einer Gleichsetzung Jahwes mit der allgemeinen, omnipräsenten Schöpfungskraft in einem philosophisch-kosmologisch angelegten "Alles was Ist" aus. Diese bis heute ideologisch nachwirkende, doch letztlich irrtümliche und zu Missverständnissen führende Gleichsetzung war aber wohl tatsächlich nur eine intrigante Taktik Enlils, um somit Macht über die Menschheit oder wenigstens über ein speziell nur ihm höriges Volk zu erlangen. Diese Argumentationskette wird im bezeichneten Buch gut dargestellt und sie zeigt, dass die Hebräer anfangs (bevor sie ins ägyptische und babylonische Exil mussten) eine polytheistische Religion besaßen, in der auch Jahwe eine Frau (Ashera) hatte. Sie wurde dann später von den immer patriarchalischer werdenden Machtstrukturen zunehmend ausgebootet und ignoriert. Obwohl man sie in 9 hebräischen Büchern über 40 Mal erwähnt, wurde ihr Name später oft (absichtlich ?) verdunkelnd mit "Baum" oder "Hain" übersetzt und sie ist deshalb bis heute auch in der gläubigen Öffentlichkeit relativ unbekannt. In den alten Texten besaß jener Gott Jahwe (bevor er sich von "seinem" Volk als göttlicher Alleinherrscher anbeten ließ) sogar an die 70 Geschwister, denen jeweils ein lokaler Machtbereich bzw. eine einzelne Völkerschaft zugeordnet war. Wenn es im entsprechenden biblischen Gebot heiß: "Du sollst nicht andere Götter haben neben mir", dann sagt diese Logik ja auch, dass es diese anderen tatsächlich gibt und dass dieses Gebot also inhaltlich vor allem ein "Konkurrenzverbot" darstellt.
Es wird aber innerhalb einer unvoreingenommenen, nicht einseitig vorgeprägten Argumentation wohl stets deutlich, dass Jahwe nicht wirklich mit einer ersten, ursprünglichen Schöpfungsinstanz aller Dinge, also dem "Urschöpfer", identisch sein kann. Diese Gleichsetzung ist also eine Anmaßung, die man bestenfalls noch als eine Art "menschliches Missverständnis" wegerklären könnte, wenn nicht die Situation hier nahelegt, dass der damit verknüpfte Machtanspruch "von oben" genau so beabsichtigt war. Tatsächlich war Jahwe nur einer unter vielen und es führt wohl kein Weg daran vorbei, dass es sich bei dieser besonders definierten Gruppe tatsächlich um eine außerirdische, im Ursprung also nicht menschliche Zivilisation handelt. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kamen die Mitglieder dieser Gruppe vor Jahrtausenden aus dem "Himmel", dem Weltall, als "astronautische Besucher" zur Erde.
Dieser recht zwingenden Logik des frühzeitlichen außerirdischen Besuches folgt ja auch das "Buch Enki" weitestgehend, (selbst wenn zum Leidwesen seiner Kritiker vom Buchautor Sitchin weder eine weitgefächerte Bibliographie noch ein amtlich bestätigter Echtheitsbeweis mitgeliefert wird). Weit suspekter dürfte dennoch das Alte Testament sein, das ja eine auch im Sigdell-Buch ausführlich dargestellte und kommentierte Verkettung von Grausamkeiten, auch an Kindern und Frauen beinhaltet, deren einziges Vergehen es war, sich als Volk nicht dem hebräischen Gott untergeordnet zu haben (so wie später allein die Zugehörigkeit zum Judentum Grund für die Vernichtung im KZ war). Beispielsweise berichtet das AT, dass man von einem Raubzug 32000 "unberührte" Mädchen mitbrachte und alle anderen, männlich wie weiblich, abschlachtete. Bezeichnenderweise hat jener Gott, als man nach langer Wüstenwanderung das versprochene "Gelobte Land" als schon bewohnt vorfand, mit den zig Tausend Bewohnern (und ihren "Göttern") weder kooperiert, noch sie vertrieben, sondern sie mit Frau und Kind schlicht getötet. Also keine besonders "christliche" Vorgehensweise des rachsüchtigen hebräischen Kriegs-, Berg- und Sturmgottes und sie wirft ihre grausamen Schatten bis in die Gegenwart.
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