Ich sah, wie der scheinbar Mächtige neben mir immer unsicherer wurde. Ich sah, wie Anasev versuchte diese Angelegenheit zu retten und dennoch eigentlich nichts Wesentliches dazu beitragen konnte. Und ich sah für einen Augenblick die Blicke der Tochter des Spaniers, die Frank mit großen funkelnden Augen ansah.
Doch es war ich, die an diesem Abend an der Hand dieses großen, mir in seiner Art völlig fremden Mannes, diese Party verließ.
Am Auto stand dann auch wieder dieser große schwarze Hund neben Frank. Er ließ uns beide einsteigen und wir fuhren lange durch eine Nacht, die mir anfangs schwärzer und für eine Sommernacht kälter vorkam, als in den Tagen zuvor. Wir fuhren in Susannas Daimler, in dem sie normalerweise nur geschäftlich unterwegs gewesen war.
Auf der Ablage sah ich Susannas Lieblings CDs. Ich schob eine davon in den Player, lehnte mich zurück in diese weichen Ledersitze, schloss die Augen und versuchte mir irgendetwas Schönes vorzustellen. Aber es gab in dieser Nacht nichts, was ich als träumenswert in meiner Vergangenheit oder Zukunft finden konnte. Frank war ohne mich zu fragen hinaus aufs Land gefahren. Da es für mich nicht beunruhigend war, nachts neben diesem Mann ins Nirgendwo zu fahren, begann ich mich ganz allmählich etwas wohler zu fühlen. Ich sah die Sterne am schwarzen Himmel, die wie kleine Diamanten leuchten, bevor wir dann vor dem Haus in dem ich wohnte stehen blieben.
Bevor Frank dann weiterfuhr meinte er noch:
„Wenn du möchtest, kannst du in Susannas Haus wohnen. Ich werde ohnehin nicht mehr allzu lange hier sein.“
Wenige Tage später wohnte ich dann im Haus meiner verstorbenen Freundin, zusammen mit einem großen schwarzen Hund und einem Mann, der mir lange so fremd blieb wie am ersten Nachmittag, als ich ihm mehr zufällig zusammen mit Susanna in einem Straßencafé begegnete. Doch irgendwann wurde er mir vertraut. Irgendwann begann ich mich zu freuen, wenn ich wusste, dass er zum Abendessen rechtzeitig von der Arbeit kam. Ich sah ihm nach, wenn er morgens das Haus verließ, um durch den Park zu rennen und wenn er danach frische Brötchen brachte, hatte ich den Frühstückstisch schon vorbereitet. Wenn wir gelegentlich über die Sommerwiesen spazierten, nahm er mich auf seine Schultern und wenn ich dann im hohen Gras ein Buch las, sah ich gelegentlich stolz zu ihm hinüber, wenn er dann auf seinem kleinen Hügel saß und meditierte. Doch er ließ mich nie im Unklaren darüber, dass er am Ende dieses Sommers gehen würde. Anasev und Bernd versuchten ihn mehrmals an langen Abenden umzustimmen. Sie hatte vor ein eigenes Ingenieurbüro zu gründen und machten dieses Vorhaben von seinem Bleiben abhängig.
Mit den ersten Herbstregen, die in diesem Jahr schon Ende August kamen, wurde Frank dann immer verschlossener. Er reagierte oft nicht mehr, wenn man ihn ansprach und man konnte seine Traurigkeit in seinen Augen sehen. Und irgendwann packte er seine Sachen, sah mich mit diesen traurigen Augen noch einmal an und verschwand, ohne mich nochmals in den Arm zu nehmen, aus meinem Leben. Er hinterließ mir alles, von dem ich früher glaubte, es würde zu einem angemessenen, meinem Leben, gehören. Doch als er fort war, fehlte er mir mehr, als ich mir hätte jemals vorstellen können.
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