Franz Smagacz-Allramseder
Wie ein Tautropfen
in dem sich die Sonne spiegelt
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Inhaltsverzeichnis
Titel Franz Smagacz-Allramseder Wie ein Tautropfen in dem sich die Sonne spiegelt Dieses ebook wurde erstellt bei
Anfang
Patricia Santosa
Bille Lampenhorst
Miram Puri
Tenzo Leeh
Bille
Miram
Patricia Santosa Real
Tenzo Madras
Kevin
Patricia Santosa Barcelona
Impressum neobooks
Lange, Jahre nach Anfang und Ende dieser Geschichte schrieb ich einem Mann, dem ich zuvor nur einmal in diesem Leben kurz begegnet war, einen langen Brief in deutscher Sprache.
Ich bat ihn darum, mir mehr über seinen Freund zu erzählen.
Ich wollte längst nicht mehr wissen, wo dieser nun lebte. Ich wollte nur endlich mehr über diesen Menschen erfahren, der in meinem Leben einmal sehr wichtig war. Ich stelle in diesem Brief sehr viele Fragen und bekam dann wenige Wochen später eine sehr kurze Antwort aus Deutschland.
„Liebe Patricia, Du weißt, ich bin ein einfacher Mann. Ich schreibe nicht gerne lange Briefe.
Ich wusste, dass du eines Tages diese Fragen an mich stellen würdest. Du weißt auch, wo du mich finden kannst und du bist in meinem Haus jeder Zeit willkommen. Du hast meine Sprache gelernt und so können wir uns vieles erzählen, was bei Deinem letzten kurzen Besuch ja noch nicht möglich war.
Allerherzlichste Grüße Eckehard.“
Ich besuchte ihn dann im folgenden Sommer in seinem kleinen Haus am Stadtrand, neben diesem Teich mit Fischen, ganz in der Nähe eines kleinen Waldes.
Er hatte für mich gekocht und wir saßen dann sehr lange in seinem Garten, tranken meinen mitgebrachten spanischen Rotwein und ich fühlte mich bei ihm ebenso wohl, wie bei meinem ersten kurzen Besuch, vor vielen Jahren.
Ich erzählte ihm von Sara, die nun in Salamanca studierte und nur noch in den Semesterferien nach Barcelona kam.
Und er erzählte mir in den folgenden Abenden von seinem Freund Frank, zu dem er noch immer Kontakt hatte, obwohl sie sich seit seiner Abreise aus Deutschland auch nicht mehr begegnet waren.
Er gab mir seine Briefe zu lesen. Es waren viele Briefe, in denen sich die beiden Männer in all den Jahren ihrer Freundschaft offensichtlich mehr zu sagen hatten, als man vermuten würde, wenn man diese beiden völlig unterschiedlichen Menschen kannte.
Eckehart hatte mir ein kleines Gästezimmer direkt unter dem Dach eingerichtet, zu dem eine sehr schmale, steile Holztreppe führte. Von hier oben hatte man eine herrliche Aussicht über die umliegenden Felder und am Abend hörte man die Frösche in seinem Teich und eine Eule, die in einem mächtigen alten Baum in seinem Garten wohnte.
Durch das offene Fenster schien nachts der Mond und ich las wie ein kleines Mädchen im Kerzenlicht Franks Briefe, die eigentlich nicht für mich bestimmt waren.
Wir frühstückten gemeinsam und wenn Eckehart, wie wohl schon sein ganzes Leben, pünktlich in seine Werkstatt ging, las ich Franks Briefe in seinem Garten.
Und am Abend erzählte mir Eckehart von ihren Gesprächen, die sie meist auch in seinem Garten führten. Oft, wenn Frank von seinen Geschäftsreisen zurück kam und nicht mehr so recht wusste, wer er eigentlich war. Für ihn waren diese Reisen wie ein Spiel in einer Welt, in der er eigentlich nie leben wollte und in der er sich meist verloren und einsam fühlte. Aber er erzählte mir auch aus einem Leben, das so ganz anders war, als die Zeit, die ich mit Frank gemeinsam verbrachte.
Eckehart war der geborenen Zuhörer und für Frank war er wohl der einzige Mensch, dem er erzählen konnte, wer er wirklich war.
Die beiden Männer vertrauten sich, so unterschiedlich sie für uns Außenstehenden auch sein mochten.
Wie ich lesen konnte, gab es in Franks Leben Zeiten, in denen ich für ihn wichtig war. Es gab Tage, an denen er nach mir suchte. Und es gab einen Abend, an dem er sich für mich entschieden hatte.
Doch wenige Tage später erzählte ich ihm lange von einem anderen Mann und er konnte nicht wissen, dass dieser in meinem Leben längst keine Rolle mehr spielte.
Aber wie ich in seinen Briefen auch lesen konnte, war ich nicht die wichtigste Frau in seinem Leben. Obwohl wir viele Tage, Abende und Nächte zusammen waren, wusste ich so gut wie nichts von diesem Menschen.
Doch beim Lesen seiner Worte erkannte ich ihn in mir wieder. Seit langer Zeit fühlte ich mich ihm wieder nahe. An manchen Abenden in Eckeharts Garten, spürte ich ihn neben mir. Ganz gleich wo er dann auch war, in diesen Augenblicken dachte auch er an mich, da war ich mir ganz sicher.
Als ich Frank zum ersten Mal begegnete, gab es einen anderen Mann in meinem Leben.
Mit diesem Mann wollte ich gemeinsam unsere Zukunft planen und den Rest meines Lebens verbringen.
Auf ihn hatte ich lange gewartet und dann, als alles so schien wie lange von mir geplant, kam er nur noch ein letztes Mal nach Barcelona und verließ mich danach wie ein Fremder.
„Jetzt, da ich in unserer eigenen Firma andere Aufgaben übernehmen muss, werde ich keine Zeit mehr haben, um mehrmals im Jahr nach Spanien zu reisen.
Ich habe es mit einem meiner Partner schon abgesprochen, er wird in Zukunft eure Firma betreuen.
Er ist gut. Fast so gut wie ich, vielleicht. Vielleicht noch besser. Er ist jung, eigenwillig und ihm gehört wohl die Zukunft. Er weiß es nur noch nicht.
Du wirst seine zurückhaltende Art mögen. Du wirst dich vermutlich nicht mehr daran erinnern, aber du bist ihm schon einmal kurz begegnet. Es war nach einem Vertragsabschluss, nur damals noch für meine alte Firma. Wir haben danach in meinem Haus gefeiert. Doch er bleibt nie lange auf solchen Festen, möglich, dass ihr euch an diesem Abend nicht wirklich kennen lernen konntet.“
Dann wurde sein Name aufgerufen und man bat ihn umgehend zur Passkontrolle.
Obwohl ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte sah ich Anasev, diesen Mann mit seiner roten Fliege, den ich liebte und mit dem ich zusammen leben und alt werden wollte, nie wieder.
Nach dem Tod meines Vaters hatte ich gehofft, gemeinsam mit Anasev unsere Firma zu leiten. Auf ihn hatte ich all die Jahre gewartet. Schon am ersten Tag, als ich ihm in Deutschland bei Vertragsverhandlungen gegenübersaß, wusste ich, dass dieser Mann in meinem Leben eine große Rolle spielen würde.
Als Projektleiter einer der renommiertesten Firmen in Deutschland, verbrachte er dann oft viele Monate in Barcelona. Er gab Schulungen in unserer Firma, half beratend beim Aufbau der neuen Anlagen und wohnte irgendwann bei seinen Besuchen, wie selbstverständlich in unserem Haus. Er ging mit meinem Vater zur Jagt, spielte mit ihm Schach und trank seinen Wein.
Und irgendwann, irgendwann bemerkte er auch meine Zuneigung zu ihm. Und nicht viel später verbrachten wir unser erstes gemeinsames Wochenende, in unserem kleinen Landhaus am Meer. Wir wurden gute Freunde, die sich auf irgendeine achtvolle und liebenswürdige Weise vielleicht auch wirklich liebten.
Anfangs dachte ich es wäre der Altersunterschied, der ihn zögern ließ, sich auf diese Beziehung einzulassen. Mit der Zeit spürte ich aber, dass es etwas Anderes war, das zwischen uns stand. Wir sprachen nie darüber. Ich hatte Angst ihn dann vielleicht für immer zu verlieren.
Vor etwa einem Jahr rief er spät abends an und teilte mir freudig und aufgeregt mit, dass er gemeinsam mit zwei anderen jungen Ingenieuren endlich seine eigene Firma gegründet hatte. Es war schon immer sein großer Traum. Es fehlten ihm nur die geeigneten Partner, denen er vertrauen konnte. Nun hatte er sie offensichtlich gefunden.
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