Entweder hatte die Richterin keine Kenntnis davon, dass Polizisten dem Gesetz nach Gewalt ankündigen müssen, wenn keine Notwehrsituation vorliegt, oder sie hatte andere Gründe dafür, die beiden Beamten bewusst zu decken, überlegte Silke.
Der Bürger hofft, dass Richter wissen, worüber sie ihr Urteil mit Sachverstand fällen, dass sie mit entsprechender Rechtskenntnis urteilen, und dass sie tatsächlich Recht sprechen wollen.
Diese Hoffnung hatte sich vor dem Landgericht bei Silke nicht erfüllt. Das Recht war verdreht worden und sie hatte kein rechtliches Gehör gefunden. Es zählte nur die Aussage des Beamten nach seiner eigenen Befindlichkeit und Vermutung, Silke habe ihn einschließen wollen. Der Rechtsanwalt des Landes schlug in diese Bresche und warf Silke genau das unverrückbar vor. Diese Rechtsverdrehung zu Silkes Nachteil fühlte sich für sie erschütternd an. Am Abend konnte sie noch immer nicht abschalten. Das Geschehen vor Gericht ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und fasste, um alles zu verarbeiten, ihre Gedanken als Polizei- und Justizballade zusammen..
Polizei- und Justizballade
Ich wurde schon mal überfallen und massiv bestohlen.
Beim zweiten Einbruch erlaubte ich mir, polizeiliche Hilfe
zu holen.
Polizei kam an, doch gab mir keinen Schutz.
Man überdeckte mich stattdessen mit Schmutz.
Es rückten zwei Beamte an,
lustloser, als man es sich denken kann.
Einer kam mir besonders brutal in die Quere.
So verdüsterte sich die gesamte Atmosphäre.
Ich wurde nicht nur mental bedroht,
auch körperlich angegriffen, maßlos verroht.
Mein Arm wurde verdreht, bis blaue Flecken kamen
und heftige Schmerzen ihren Anfang nahmen.
Angstvoll begab ich mich ins Krankenhaus,
denn mein Befinden sah nach Besorgnis aus.
Schwere Verletzungen wurden vom Facharzt attestiert.
Alles hat schließlich zu meiner Beschwerde geführt.
Der Dienststellenleiter nahm diese entgegen
und gab dem „Schutzmann“ seinen Segen.
Doch der Polizist gab mir keinen Schutz,
Stattdessen bewarf er mich mit Schmutz.
Auch das Landgericht hatte für Recht kein Gespür
und sah den Fehler nur bei mir.
Entlastendes für mich suchte man nicht
und stempelte mich ab zum Bösewicht.
Mich belastete ein Torschlüssel, in der Hand.
Ich brauchte Schreibzeug, das sich in meiner Tasche befand.
Mein Schlüssel war mir beim Herausholen im Wege.
Ins Schlüsselloch steckt ihn der Stratege.
Drum steckte den Schlüssel auch ich ins Schloss.
Der Polizist stürzte sich auf mich, wie ein Geschoss.
Verletzt am Körper, an meiner Seele,
hab ich geweint, was ich nicht verhehle.
Silke B.
Silke erinnerte sich traurig daran, wie die ihr zugefügte Zwangslage durch den Polizisten, sie im Krankenhaus aus Verzweiflung zum Weinen gebracht hatte. Ihr fielen die gut gemeinten Ratschläge der Krankenhausmitarbeiter von damals wieder ein. Unglücklich wegen der erneut erlittenen Ungerechtigkeit füllten sich ihre Augen abermals mit Tränen. Silke löschte das Licht und ging ins Bett. Sie wollte nicht mehr denken, nichts mehr sehen und nichts mehr hören, und doch grübelte sie bis ihre Lider schwer wurden und der Schlaf sie endlich beruhigend in seinen Arm nahm.
Neuerdings überlegte Silke, ob sie tatsächlich noch etwas dagegen unternehmen, oder vielleicht doch lieber ihren Frieden mit dem Unrecht machen sollte. Zwei Jahre des Kampfes hatte dieser Fall bereits verschlungen. Bisher hatte sie nur einstecken müssen. Die Haltung der Richterin hatte ihr gezeigt, dass die Gleichheit vor dem Gesetz, ein Grundsatz im Verfassungsrecht, für Silke ganz offenbar ungültig war. Nun hatte sie die Anzeige zurückgenommen, um im Weiteren Handlungsfreiheit zu behalten, doch wenn sie nun wieder gegen Pappulski vorginge, und es käme erneut zu einer Gerichts- verhandlung, wer wusste schon, wer ihr vor Gericht noch begegnen und Unrecht tun würde?
Was mache ich jetzt bloß? Kämpfe ich weiter oder gebe ich besser auf? Mal angenommen, ich würde diese Ungerechtigkeit auf sich beruhen lassen, akzeptiere ich damit dann auch die Gewalt, die mir angetan wurde?
Silke ließ ihre Gedanken schweifen. Ein Menschenleben ist kurz und wird durch jahrelangen Ärger nicht gerade komfortabler, dachte sie. Esoteriker beschrieben, dass der Mensch an seinen Problemen wachsen kann, Silke empfand genau das Gegenteil. Sie empfand das Erlebte als Absturz und fühlte sich kleiner als je zuvor in dieser finsteren Zeit.
Am Abend saß Silke an ihrem Computer und googelte nach hilfreichen Informationen für ihre leidliche Rechtsangelegenheit. Sie verfing sich auf einer interessanten Seite im Netz, die sich mit der Rechtsprechung um Sokrates befasste. Beim Lesen von Sokrates` Erkenntnissen und Überzeugungen verspürte sie plötzlich den Aufruf zur Zuversicht ins Leben und zum Vertrauen in die eigene Kraft.
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