Dies war keine gewöhnliche Blume. Es war eine Zauberblume und sie war Jahrhunderte alt. Sie verwelkte nicht, sträubte sich gegen den Willen der Natur. Doch das war noch nicht alles: Sie veränderte ihr Aussehen, sah für jeden der sie betrachtete, nach seiner Lieblingsblume aus, entsprechend dem, was er tief in sich fühlte. Für manche mochte es eine Tulpe sein, eine Nelke, eine Lilie, eine Orchidee, die Möglichkeiten waren grenzenlos, wie das weite Meer der Blumenkunde. Und mit dem Aussehen wechselte sie auch den Geruch. Wäre jemand anderes mit ihm im Raum gewesen, so hätte er wohl einen gänzlich anderen Geruch eingeatmet. Den Duft von Vergissmeinnicht vielleicht oder gar den einer Sonnenblume?
Fin ließ sich auf das Bett sinken, tief in Gedanken versunken. Er fühlte sich unendlich alt, obwohl er noch jung an Jahren galt. Lange vergangen waren die Tage seiner Kindheit, fortgespült in einer Flut aus Asche, Feuer und Blut.
Wie viel Kraft hatte es ihn gekostet, an diesen Schatz zu gelangen? Was hatte er nicht alles dafür riskiert, wie viel geopfert für diese kleine Blume? Er sog ein letztes Mal ihren Duft ein. Die Blüte des Zwielichts, geschaffen von Feywin Feenblut vor Jahrhunderten, für seine Angebetete, die Hexe des Nebels, Nina Nelkenblum.
Fin erhob sich, strich die Bettdecke noch einmal glatt und legte die Rose darauf ab. Es war Zeit, sich von dieser Erinnerung an seine Vergangenheit zu trennen, Abschied zu nehmen und jemanden damit etwas Gutes zu tun. Zwielichtblüte. Die kostbarste Blume der Welt. Mit ihr konnte man sich Zutritt zur Universität von Nachtheim verschaffen, sie für Unsummen von Gold verkaufen oder das Herz einer Dame ein Leben lang für sich gewinnen. Eine Blume für eine Königin, schoss ihm eine vertraute, doch längst vergessene Stimme durch den Kopf.
Fin nahm seine Tasche und ging zur Tür. Leise, aber sorgfältig zog er sie hinter sich zu und ließ seinen Blick durch den Schankraum schweifen.
Lissy war gerade damit beschäftigt, am anderen Ende des Raumes eine Bestellung aufzunehmen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Nun war er froh über seine Kapuze. Rasch, doch ohne überhastet zu wirken, eilte er zu einer Hintertür. Und ohne dass der Wirt, die Schankmagd oder einer der Gäste es bemerkten, entschwand er aus dem Gasthaus Zum Bergmann .
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.