Wie, nur so zum Beispiel, George Walker Bush, der ja gleichfalls von Vielen, wenn auch nicht von uns angesehen wurde als ein "notorischer, ignoranter und von erbarmungslosen Partikularinteressen getriebener und manipulierter Fundamentalist". Und der "als solcher" genau jenen clash of civilizations den der eine oder andere Professor vorher nur herbeizureden versuchte, dann auch noch wirklich herbeiführte.
Wir werden die zu diesem noch längst nicht "ausgesessenen" clash wohl einzig mögliche Alternative begutachten, nicht ohne vorher – reine Kostenkalkulation – verschiedene "Preisschildchen" studiert zu haben. Als "Preisschildchen" werden hier alle Kosten bezeichnet, die unter der einen möglichen Politik riesengroβ, unter einer andern möglichen vergleichsweise gering anzusetzen sind.
4.1.Allgemeines zur sogenannten groβen Politik, d.h. zu dem was wir als "politique au jour le jour" erkannt haben: Weil unsere Betrachtungen sie nur indirekt betreffen, brauchen wir sie hier nicht weiter groβ zu behandeln –
...denn es wurde ja auch schon von jener "machistisch-äffischen Angeberei/Rechthaberei" (Extrem-Ausprägung: Rassismus) gesprochen die übrigens sehr schön vom Gorilla verkörpert wird, der ja zur Abschreckung der Konkurrenz ganz gerne mal drohend-lautstark auf seinem Brustkorb herumtrommelt. Das auf gleichem Urgrund fuβende menschliche, "politische" nec-plus-ultra nun besteht, ganz richtig, in der (atomaren) Abschreckung womit seit Wilhelm Zwo "groβe Politik" gemacht wird.
Ein essentieller Aspekt dessen was nun aber Politik eigentlich ist oder sein sollte, darf jedoch nicht unerwähnt bleiben. Hans Blumenberg hat ihn in Anthropologische Annäherung an die Aktualität der Rhetorik (in: Wirklichkeiten in denen wir leben , a.a.O., S. 104 ff) herausgearbeitet: "... von den Griechen selbst ist die Überredung in den Gegensatz zur Überwältigung gestellt worden: im Umgang der Griechen mit Griechen, so Isokrates, sei das Überreden angemessen, im Umgang mit Barbaren der Gebrauch der Macht; aber diese Differenz ist als eine der Sprache und der Bildung verstanden, weil Überredung Gemeinsamkeit eines Horizontes voraussetzt, der Anspielung auf Prototypisches, der Orientierung an der Metapher, am Gleichnis. [...] Auch (wissenschaftliche) Theorien werben implizit um 'Zustimmung', wie es Rhetorik explizit tut. Der entscheidende Unterschied besteht in der Dimension der Zeit; Wissenschaft kann warten oder steht unter der Konvention, es zu können. [...] Es ist deshalb eine Kopie der Prozeßform von Wissenschaft, wenn die Diskussion als Instrument der öffentlichen Willensbildung so betrachtet wird, als sei sie ein Mechanismus rationaler Ergebnisfindung, während sie sich doch gerade die prinzipielle Unendlichkeit der wissenschaftlichen Rationalität nicht leisten kann." – Kurz: Politik ist nicht rational. Sie kann (und muss) es ja auch nicht sein. Weiter: "Die begrenzte Redezeit mag die Strenge der rhetorischen Fomvorschriften nur dürftig ersetzt haben, aber sie ist auch als Ersatz ein essentielles Institut der Rhetorik; wo sie mißachtet wird oder unbekannt ist oder gar in ihr Gegenteil institutionalisiert wird, wird der Alternativcharakter der Rhetorik zum Terror manifest." (Fettdr. Verf.) Hier liegt der Hauptgrund, warum die Demokratie auf Dauer das einzig mögliche weltpolitische System darstellt; "Redezeit" gibt's bei Kim Jong-Un oder bei den Wahhabiten bekanntlich nicht. Weiter Blumenberg: "Es wäre ganz einseitig und unvollständig, die Rhetorik nur als die 'Notlösung' angesichts des Mangels an Evidenz in Situationen des Handlungszwanges darzustellen. Sie ersetzt nicht nur die theoretische Orientierung für die Handlung; bedeutender ist, dass sie die Handlung selbst zu ersetzen vermag. Der Mensch kann nicht nur das eine anstelle des anderen vorstellen, sondern auch das eine anstelle des anderen tun. Wenn die Geschichte überhaupt etwas lehrt, so dieses, dass ohne diese Fähigkeit, Handlungen zu ersetzen, von der Menschheit nicht mehr viel übrig wäre." Und er fährt fort: "Ich behaupte nun, dass nicht nur dieses Reden von der 'Rolle' metaphorisch ist, sondern dass der Definitionsprozeß des Rollenkonzepts – an dem das Identitätsbewußtsein hängt und mit dem es verletzt werden kann – selbst in der Metapher wurzelt und intern wie extern metaphorisch behauptet und verteidigt wird". – Rollenkonzept, Identitätsbewußtsein, beides metaphorisch verteidigen – dies ist tatsächlich nur in einer echten (s. evtl. Kap.8), funktionierenden Demokratie möglich. Vor allem auch, weil ja "Lebenkönnen und Sich-eine-Rolle-Definieren identisch sind", wie er andernorts unter Bezugnahme auf Simmels "leistungsfähige Rollenmetapher" schreibt
...und nebenbei gesagt, die aktuell laufenden Diskussionen über Krise, Managergehälter und "Moralisieren der Politik" (was immer man auch darunter verstehen soll) sind wohl jedem bekannt.
4.2.Weil aber die Philosophen sich schon längst aus der Agora zurückgezogen haben, braucht im Endeffekt wohl niemand, weder Manager noch Politiker, irgend etwas zu befürchten. Wir unsererseits müssen zunächst einmal sehen, ob und in welchem Maβe man die "Böhmesche objektive Dialektik" ausschalten kann. Sodann bei Toynbee wegen zweier Preisschildchen zu Rate gehen.
4.3.Der im ersten Kapitel mit dem schönen Koran-Zitat "der euch geformt, und zwar schön geformt hat" behandelte Sachverhalt führte, wie wir gesehen haben, auch zu der Randbemerkung "wozu eigentlich, wenn nicht...? – eben!".
"Auch", aber nicht nur.
Diese "Rechtfertigung aller Miniröcke und G-strings contra Burka & Co" war ja wirklich nicht Ziel und Zweck der Übung. Es war der "Geist", zu dem, wie wir sahen, diese ganzen Lobeshymnen auf die "Achse der Welt" schlieβlich hinführten. Jedoch ist dieser Geist hier und jetzt d.h. im Konkret-Alltäglichen, eher von geringerem weil rein theoretischem Interesse.
Von gröβerem Interesse dagegen dürfte der "Treibriemen" sein der nachfolgend zu begutachten ist. Aber nur kurz. Denn allgemein bekannt ist sowohl
Wenn durch eure Männerleiber
Geht ein Konkurrenzgetriebe,
Sei es Ehre, sei es Liebe;
Doch dahinter stecken Weiber (W. Busch)
als auch
Doch weil, was ein Professor spricht
Nicht gleich zu allen dringet,
So übt Natur die Mutterpflicht
Und sorgt, dass nie die Kette bricht,
Und dass der Reif nie springet.
Einstweilen, bis den Bau der Welt
Philosophie zusammenhält,
Erhält sie das Getriebe
Durch Hunger und durch Liebe (Schiller).
Allfällige Beweise für die Stichhaltigkeit dieser dichterischen Produkte, die ihrerseits den "fond de la chose", also das eigentliche Fundament der Böhmeschen "objektiven Dialektik" beleuchten soweit es "man made" ist oder sein kann, diese Beweise brauchen wir wirklich nicht mit Lupe oder Laterne zu suchen. Es genügt, sich die Herren Silvio Berlusconi, Nicolas Sarkozy oder B.H. Obama in Talk Shows anzuhören, wo sie unumwunden zugeben: "cherchez la femme!", was sonst?
Hiermit wäre der Zirkel rund. Die Frauen sind nicht nur, wie Börne schrieb, die Achse der Welt und diejenigen die laut Kierkegaard die Menschen ins Dasein locken , sondern, auf Erden, ganz konkret auch jenes Alpha und Omega ohne das wirklich gar nichts läuft. "Ja, dachte ich, das ist die stärkste Berufsvereinigung der Welt, stärker als der Vatikan und stärker als jedes Band, das Männer knüpfen können: die Gewerkschaft der Mütter, die auf ihre Kinder Rücksicht nehmen müssen." (Sarah Gainham, Frau an der Grenze , Verlag Fritz Molden, Wien, Buch Nr. 753'1380). Man darf hier durchaus auch an Enright's "Säuglinge in Kinderheimen, die sterben, wenn sie keine Zuwendung erfahren" denken, wie sie weiter unten angeführt werden (vgl. André Berge: "...dass Zärtlichkeit ein Wachstumsvitamin ist", in Les maladies de la vertu , Payot, Paris 1969, S. 71, Kursivschrift im Original). Wenn es denn auch nur eine hauchdünne Chance geben sollte, jemals diesen "fond de la chose", also die aus machistisch-äffischem Imponiergehabe entspringenden angeberischen, pseudoreligiösen und sonstigen "fundamentalistischen" Prahlereien/Rechthabereien mitsamt ihren stets katastrophaler werdenden Folgen unschädlich zu machen, so liegt sie in den Händen unserer Frauen.
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