Entschlossen bog er in eine weitere Gasse ein, als ein Schrei die Nacht durchdrang. So schnell er konnte, rannte er in die Richtung, aus der er den Schrei vermutete. Er hetzte etliche kleine Gassen entlang, bis er starr vor Schreck zum Stehen kam, als er das Szenario erblickte. Fünf Dunkle Schergen hatten seinen Vater umkreist, der sich hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit umsah. Blut tropfte aus seinem linken Arm, doch auch jeder der Dunklen war schon verwundet. Anscheinend dauerte der Kampf schon längere Zeit und beide Parteien schienen froh über die kleine Unterbrechung zu sein. Beunruhigt, aber auch zugleich Stolz, dass fünf Dunkle jagt auf Hiram machten, beobachtete er gespannt das Geschehen. Er war sich unsicher, ob er seinem Vater zu Hilfe eilen sollte, der ihn gerade bemerkte und ihm unauffällig bedeutete, sich von dem Kampfplatz zu entfernen. Doch seine Beine gehorchten ihm nicht und er stand einfach nur da, unfähig, sich zu bewegen. Dann, mit einem Mal, stürzten sich die Gegner auf Hiram, der noch >> Lauf! << schreien konnte, dann wurde er von den schwarzen Roben begraben und Finn konnte nicht mehr erkennen, was dann passierte. Was er jedoch wahrnahm, dass sich einer der Fünf in seine Richtung drehte und höhnisch lächelnd auf ihn zu schritt. Panik machte sich in ihm breit und anstatt sein Schwert zu ziehen, drehte er sich um und rannte um sein Leben. Als er einen Blick zurück warf, sah er noch, wie sein Vater die Verteidigung mit letzter Kraft durchbrach und sich auf Finns Verfolger stürzte und damit seinem Sohn noch etwas Zeit verschaffte. Dann setzten sie den Kampf fort und trieben Hiram zurück, in eine Ecke. Mehr konnte er nicht erkennen, denn wieder löste sich ein weiterer Dunkler aus der Formation und stürmte hinter Finn her, der kehrt machte und um sein Leben rante. Unbewusst hatte er den Weg zurück zur Schmiede gewählt, wo er beinahe mit einer Person zusammenstieß, die zusammen mit zwei weiteren Gestalten vor der Schmiede stand.
Außer Atem deutete Finn auf den herannahenden Dunklen, der sich ihnen mit erhobenem Schwert näherte. >> Gebt mir den Jungen und ich lasse euch am Leben! << forderte er, doch anstatt auf die Forderung einzugehen zogen die Fremden ebenfalls ihre Schwerter und stellten sich vor Finn.
>> Ihr seht nicht so aus, als ob Ihr irgendetwas fordern könntet. << gab eine Frau keck zurück. Verärgert preschte ihr Gegner hervor und schlug nach der Frau, doch die drei Personen arbeiteten perfekt zusammen wehrten den Schlag mühelos ab, deckten ihre offenen Flanken und trieben den Dunklen immer weiter zurück an eine Hauswand. Schließlich landete ein Kämpfer einen Treffer an der Hüfte, womit der Kampf entschieden war und der Besiegte zusammenbrach. Zuletzt trennte die Frau den Kopf vom Körper und der Dunkle regte sich nicht mehr. Kaum erschöpft wandten sich seine Retter Finn zu und die Frau ergriff, wie zuvor auch, das Wort und legte eine Hand auf seine Schulter >> Du musst Finn, der Sohn des Schmiedes Hiram sein. << Benommen nickte dieser nur. >> Gut, können wir erst mal in die Schmiede gehen, dann werde ich dir erklären, wer wir sind und was wir von dir und deinem Vater wollen. Wir müssen unbedingt mit ihm reden, wir brauchen neue Waffen! <<
Kapitel 3 Ängste und Trauer
Darian erwachte zitternd mit schmerzenden Hand- und Fußgelenken. Immer noch war er in diesem abscheulichen Raum, wo Xian ihn festgekettet und zurückgelassen hatte. Allmählich bekam er taube Arme und Rückenschmerzen von seiner ungünstigen Position. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch wahrscheinlich war es schon morgen und er hätte schon längst zur Schmiede gemusst. Das war aber jetzt sein geringstes Problem, erst mal musste er versuchen, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu entkommen. Er könnte versuchen Xian zu überwältigen wenn er ihn losband. Falls er ihn überhaupt losbinden würde. Oder er versuchte zurück in ihre Hütte zu gelangen, doch wen könnte er um Hilfe bitten? Niemand würde ihm glauben, auch nicht seine Mutter, Xian kontrollierte sie irgendwie, wahrscheinlich durch irgendeinen Trank, dessen war er sich jetzt sicher. Wozu sonst hatte er sich hier unten eine kleine Küche des Grauens eingerichtet? Und was plante der Tränkemixer noch? Diesen ganzen Aufwand betrieb er doch nicht nur, um Sabella zu betören, da gab es einfachere Wege, dessen war er sich sicher. Vielleicht glaubte ihm Finn oder Meister Hiram, ihnen konnte er alle seine Sorgen anvertrauen. Wenn er hier heraus kam würden die Beiden seine Ansprechpartner sein und ihm seine Geschichte abkaufen. In dieser Hinsicht war Darian zuversichtlich und zusammen würden sie Xian schon vertreiben. Mit grimmiger Entschlossenheit wartete er auf das Erscheinen seines Widersachers, der sich bis jetzt noch nicht wieder hatte blicken lassen. Zudem machte sich sein Bauch immer stärker bemerkbar, er brauchte endlich wieder eine Mahlzeit.
Plötzlich hörte er leise Stimmen. Komischerweise kamen diese nicht aus der Richtung des Ganges, sondern aus einer Wand hinter einem Regal. Also kam Xian nicht alleine. Auch so wäre es schon schwer gewesen, sich gegen ihn durchzusetzen aber gegen zwei oder drei Widersacher hatte er vor allem in seinem geschwächten Zustand keine Chance. Doch wusste er jetzt, dass es noch einen geheimen Gang gab, der wahrscheinlich zum Tageslicht führte. Und da das Armenviertel sowieso unübersichtlich, und ein leer stehendes Haus nichts Ungewöhnliches hier war, besaß Xian das perfekte Versteck für seine Machenschaften. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum er sich so für Sabella interessiert hatte, überlegte Darian. Die Stimmen kamen näher und auf einmal klappte das gesamte Regal nach hinten in die Dunkelheit und Xian betrat zusammen mit zwei Dunklen den Raum. Als Darian sie sah, verkrampfte sich sein Magen und er musste unwillkürlich an den letzten Abend denken, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen tat er so, als wäre er ganz benommen und gerade erst wach geworden. Vielleicht waren seine Gegner so unachtsamer, sodass sich eine einfache Gelegenheit zur Flucht bot. Erst mal musste er aber abwarten was sie mit ihm vorhatten.
Mit einem triumphierenden Lächeln wandte sich Xian zu ihm >> Wie du siehst, habe ich dir zwei meiner Freunde mitgebracht, bei denen du in Zukunft herumlungern kannst, vorausgesetzt, sie lassen dich am Leben. << höhnte er. >> Übrigens, deiner Mutter habe ich erzählt, dass du bei einem Raubüberfall gestorben wärst, die Gute trauert schon um dich. Jetzt hat sie nur noch mich, aber ich werde sie nicht enttäuschen, oh nein! << abermals zeigte Xian seine Zähne.
>> Eines Tages wirst du für deine elenden Taten büßen, darauf gebe ich dir mein Wort! << stieß Darian mit zusammengepressten Lippen hervor. Voller Zorn versuchte er sich von seinen Ketten zu befreien, die sich nur noch mehr in seine ohnehin schon schmerzenden Gelenke bohrten und Darian aufschreien ließ.
Kopfschüttelnd drehte sich Xian zu den Dunklen, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten. >> Ihr könnt ihn mitnehmen, ich habe keine Verwendung für ihn. Ich hoffe, er leidet! << Stumm nickten die Kreaturen und erlösten ihn von seinen Fesseln. Endlich wieder frei, strich er sich über seine wunden Gelenke, doch Zeit zur Erholung blieb ihm nicht. Sofort spürte er eine schwere Hand auf seiner Schulter, die ihn unsanft nach vorne drückte. Ein Dunkler beugte sich drohend zu ihm hinunter. >> Je weniger du dich wehrst, desto weniger wird es schmerzen. << versprach er mit tiefer Stimme. Widerwillig und ohne Xian eines Blickes zu würdigen ließ er sich von seinen Wächtern hinein in den Gang hinter das Regal führen. Dann kratzte die geheime Tür wieder über dem Boden und es wurde stockduster. Den Dunklen schien das nicht zu stören und unbeeindruckt trieben sie ihn im gleichen Tempo voran. Also konnte er nun sicher sein, dass sich die Gerüchte über die Kreaturen aus dem Ödland als Wahr erwiesen. Tatsächlich konnten sie im Dunkeln genauso viel erkennen, wie bei Tageslicht. In seinen Augen wurden Tyrannus Schergen dadurch noch gefährlicher und bedrohlicher als ohnehin schon. Er hatte gehört, dass sie alle einmalige Schwertkämpfer waren, kaum zu besiegen. Zudem waren sie schnell und leise, wie der Wind und konnten unglaublich hoch und weit springen. Ihm kamen noch weitere überragende Eigenschaften in den Sinn und das machte seine Situation umso hoffnungsloser.
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