„Ich gehe mal in die Werkstatt. Ich glaube ich habe da noch einige Lichterketten und Fackeln gesehen. Wir wollen es doch so richtig schön romantisch haben heute Abend Schatz.“, rief Peter, als er nach dem Duschen direkt in den Garten lief. Tina hörte eine ganze Weile nicht viel von ihm, dann konnte sie ihn durch das Küchenfenster beobachten, wie er auf der Terrasse mit Lichterkette und einigen anderen dekorativen Gegenständen kämpfte. Sie war glücklich. Was war nur in ihrem vorherigen Leben schiefgelaufen. Was war passiert, dass sie sich an rein gar nicht mehr erinnerte. Beinahe hatte sie Peter gegenüber ein schlechtes Gewissen. Er bemühte sich so ihr alles Recht zu machen und sie wusste nicht mehr von ihm, als das was er ihr in den letzten Tagen erzählt hatte.
Sie ging nach draußen zu ihm und deckte den Tisch für vier Personen. Er hatte eine kleine Stereo-Anlage in die Ecke gestellt und es lief leise Musik. Es war nahezu perfekt. So langsam wurde es Zeit sich für den Abend umzuziehen. Sie suchte sich ein einfaches Sommerkleid und passende Sandalen heraus, während Peter eine kurze helle Baumwollhose und ein passendes T-Shirt anzog. Es sollte ein ungezwungener Abend werden und kaum, dass sie fertig waren klopfte es auch schon an der Tür. Man konnte Gloria schon reden hören, bevor sie einander sehen konnten. Peter öffnete und ein nett aussehender blonder Mann um die vierzig gab ihm die Hand. Gloria hingegen begrüßte Peter auf ihre gewohnt stürmische Art. Hätte Tina sie nicht schon im Krankenhaus erlebt, wäre sie auf Anhieb eifersüchtig geworden. Sie trat hinzu. „Hallo, ich bin Tina. Aber das wisst ihr ja schon.“ Sie streckte Frank die Hand entgegen und wurde sofort von Gloria umarmt. „Hallo Tina-Schatz. Gut siehst du aus. Du hast ja schon ein bisschen Farbe gekriegt. Das steht dir hervorragend.“ Tina errötete peinlich berührt. Wenn Gloria wüsste bei welcher Gelegenheit sie die Farbe angenommen hatte. „Kommt mit auf die Terrasse. Wir haben schon alles vorbereitet. Peter kann gleich anfangen zu grillen.“ Tina holte das vorbereitete Fleisch aus dem Kühlschrank und sie gingen zusammen zur Terrasse. Der Besuch nahm Platz und Peter schenkte allen Wein ein. Gloria fing sofort eine angeregte Unterhaltung mit Tina an. Frank nahm sein Glas und suchte das Weite, Richtung Peter und Grill. „Die Damen haben sich ja mal wieder jede Menge zu erzählen.“, grinste er. „Wie läuft es denn so zwischen euch beiden?“ „Es könnte kaum besser sein.“, antwortete Peter. „Ich bin sehr zufrieden. Tina ist so anders seit sie aus dem Krankenhaus gekommen ist. Sie ist viel ausgeglichener und alles läuft so harmonisch wie schon lange nicht mehr.“ „Na dann auf euer Wohl“, erhob Frank das Glas. Peter stieß mit ihm an und sie tranken einen kräftigen Schluck.
Während die Männer am Grill standen und sich unterhielten, saßen die zwei Frauen und plauderten miteinander, wobei Gloria eindeutig diejenige war, die das meiste zu sagen hatte. „Du siehst so perfekt aus Gloria. Ich weiß nicht. Hab ich mich denn nie geschminkt? Zumindest ein bisschen. Ich habe nicht mal ein Make-up oder einen Lippenstift finden können. Das hat doch aber eigentlich jede Frau oder täusche ich mich da?“, fragte Tina. Gloria schluckte. „Wenn du willst können wir zwei ja morgen mal miteinander in die Stadt fahren und wir shoppen ein wenig miteinander. Bei manchen Dingen ist es besser wenn wir Frauen unter uns sind. Männer haben eben keine Zeit und keinen Sinn für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens“, lachte sie, ohne weiter auf Tinas Frage einzugehen. „Oh ja, das wäre wirklich gut. Vielleicht kannst du mich ja auch ein wenig beraten. Mit so etwas brauche ich Peter nicht belästigen.“, meinte Tina, als Frank an den Tisch trat und sich setzte. „Na ihr zwei, was heckt ihr denn Schönes aus miteinander?“, fragte er. „Och nichts weiter mein Schnuckel-Bärchen. Wir zwei gehen morgen ein bisschen einkaufen. Frauen brauchen so ihre kleinen Geheimnisse.“ „Na ob Peter davon so begeistert sein wird?“, entglitt es ihm. „Warum sollte er etwas dagegen haben? Er geht doch auch gelegentlich alleine Dinge erledigen!“, antwortete Tina irritiert.“ „Ich meine ja nur.“, sagte Frank als Peter auf den Tisch zukam mit einer großen Platte gegrilltem Fleisch.
Sie wollten gerade anfangen zu essen, als plötzlich schwere Schritte auf dem Kiesweg zu vernehmen waren. Vier Köpfe flogen in die Richtung des Geräusches und bekamen einen großen Mann zu sehen, der in ihre Richtung kam. Es war Hauptkommissar Bruckner, der da auf einmal unangemeldet vor ihnen stand.
„Hallo, ich wollte nicht stören. Ich habe geklingelt, aber als niemand aufgemacht hat habe ich Musik und Stimmen gehört und bin außen herum gelaufen.“ Sicher hat er an der Villentür geklingelt, dachte sich Peter. Bruckner wusste ja nicht, dass dort momentan niemand wohnte, weil er seiner Frau etwas vorlog. Wie kam er auch dazu einfach so unangemeldet zu stören. Gerade jetzt, wo alles zwischen Tina und ihm so gut lief. Hatte er denn sogar etwas Neues in Erfahrung bringen können? „Hallo Herr Kommissar. Was führt sie zu uns?“ „Nichts Bestimmtes eigentlich.“, antwortete Thomas. „Ich wollte nur mal nachsehen, ob sie vielleicht etwas Neues für mich haben?!?“ Nun mischte sich Tina in das Gespräch ein. Sie fand den Kommissar schon bei seinem Krankenhausbesuch sehr sympathisch und wollte nicht ungastlich wirken „Warum setzen sie sich nicht einfach zu uns und essen mit uns Herr Bruckner. Das Fleisch ist gerade fertig geworden. Ich hole noch ein Gedeck.“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief sie auf das Gästehaus zu. Thomas wunderte sich warum sie diese Richtung einschlug.
Peter war über Tinas spontane Einladung ziemlich verärgert, ließ es sich aber nicht anmerken. Nun konnte er schlecht einen Rückzieher machen. Wie konnte sie einfach so über seinen Kopf hinweg diesen Polizisten einladen? „Setzen sie sich doch zu uns Thomas. Ich darf doch Thomas sagen? Nennen sie mich einfach Peter. Das sind unsere Freunde Gloria und Frank Fontanis.“, stellte er die Beiden vor. Gloria kannte Thomas ja schon und nun lernte er auch noch ihren Mann kennen. Er begrüßte die beiden mit Handschlag. „Hallo zusammen“, und an Gloria gewandt, „Wir beide kennen uns ja schon!“ Peter warf Gloria kurz einen verwunderten Blick zu, ließ sich aber ansonsten nichts anmerken. Normalerweise wäre es nicht Thomas´ Art gewesen in eine solche Feier zu platzen und wäre dankend wieder gegangen. Aber hier war doch einiges anders. Das war eine gute Gelegenheit einfach mal nur dabeizusitzen und zu beobachten. Warum sollte man das ausschlagen. Also nahm er den ihm angebotenen Stuhl und setzte sich dazu. „Ich will aber nicht stören.“, sagte er jedoch höflichkeitshalber. „Aber sie stören doch nicht.“ Gloria hatte ihre Worte wiedergefunden. „Wir sitzen einfach nur so ein bisschen zum Spaß zusammen und quatschen ein bisschen dummes Zeug.“, lächelte sie ihn strahlend an. Thomas war nicht der Typ Mann wie Peter. Allerdings wirkte seine äußerst männliche Optik auf die meisten Frauen sehr interessant. Er hatte eine ältere, schon verblasste Narbe aus früheren Zeiten im Gesicht, trug seinen obligatorischen Zweitagebart und war wie immer leger gekleidet. Auch er war in Glorias Augen durchaus einen kleinen Flirt wert. Tina kam zurück mit einem neuen sauberen Gedeck und stellte es vor Thomas auf den Tisch.
Peter stellte den Teller mit Fleisch in die Mitte. „Nehmt euch. Die zweite Lage liegt schon auf dem Grill. Es ist genug für alle da.“ Und so unterhielten sie sich belanglos, während sie ihr Essen genossen. Als keiner mehr Hunger hatte, packte Tina die Reste zusammen und Peter fing an den Grill sauberzumachen. Tina nahm einen Stoß dreckigen Geschirrs, um es nach drinnen zu bringen „Ich helfe ihnen beim Tragen Tina.“, meinte Thomas. Peter blickte ruckartig herum. Das passte ihm gar nicht, aber er wollte nicht unangenehm auffallen und sagte nichts. Nur bei genauem Hinsehen konnte am Mahlen seiner Backenzähne erkennen, wie es in ihm brodelte. Thomas stellte sich ein paar Salatschüsseln auf die großen Hände und lief hinter Tina her ins Gästehaus. „Das wäre aber nicht nötig gewesen Thomas.“ Irgendwie waren sie im Laufe des Essens dazu übereingekommen sich beim Vornamen anzureden. „Keine Ursache. Ich mache das doch gern. Das Essen war wirklich lecker.“ Tatsächlich hatte ihn das Essen ein wenig an früher erinnert, als Tina noch in seiner damaligen Stammkneipe gearbeitet und gelegentlich auch gekocht hatte. Als sie das Gästehaus betraten wunderte sich Thomas immer mehr. Es machte ganz den Anschein als würde Tina hier wohnen. Aber er sagte vorerst nichts dazu. Was wurde hier gespielt? Er wollte dem Ganzen doch etwas mehr auf den Grund gehen und Peter Mantari bei Gelegenheit näher dazu befragen. Lebten die Beiden etwa getrennt. Er in der Villa und Tina hier. Allerdings hatte er während des Essens nicht den Eindruck gehabt, als wenn die Zwei sich nicht einig waren. Ganz im Gegenteil. Sie hatten sich eindeutige Blicke zugeworfen und immer wieder die Gelegenheit gesucht sich zu berühren. Thomas hatte man das nicht angemerkt aber er hatte für solche Dinge ein geschultes Auge. Es war ihm ein Leichtes, einerseits eine Konversation zu führen und nebenher andere Dinge zu beobachten. Von irgendwelchen Unstimmigkeiten in der Ehe der Mantaris war hier nichts zu sehen. Aber er hatte durchaus die Abneigung Peters ihm gegenüber gespürt. Er hatte zwar versucht das hinter einer freundlichen Mine zu verstecken, aber Thomas war zu erfahren, um das nicht zu merken. Es war ihm egal, ob er Peter sympathisch war. Er war es von Berufs wegen gewohnt, dass es immer wieder Menschen gab, die ihn nicht mochten. Es ging ihm einzig und allein um Tina. Sie war freundlich wie eh und je. Er musste dahinterkommen welches Spiel dieser Mann mit seiner Frau trieb. Hatte er gar was mit ihrem Verschwinden zu tun und ihm nur etwas vorgespielt, als er damals Tina als vermisst meldete? Er würde das herausfinden und wenn er sich noch mehr aufdrängen musste. Bei der Verabschiedung drückte er Tina seine Visitenkarte in die Hand. „Sollten sie mich brauchen oder sich erinnern Tina. Sie können mich jederzeit anrufen!“ Peter würde er ein anderes Mal auf den Zahn fühlen. Heute war nicht die richtige Gelegenheit dafür gewesen. Allerdings hatten sich völlig neue Fragen für ihn aufgetan. Die alles galt es für ihn zu klären.
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