Roland Kühnel - Das ungelobte Land

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Beschrieben wird der Alltag in der DDR zwischen Anpassung und Widerstand in unterschiedlichen Lebensbereichen. Wie musste man sich als Schüler und Student staatskonform verhalten? Warum waren die gefälschten Wahlen von 1989 so relevant? Wie war das Leben als sogenanntes Intelligenz-Kind? Wie ideologiefrei war die Arbeit als Dolmetscher in der DDR? Was hat sich wirklich seit 1989 geändert?

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Ich ging einige Tage vorher, am 2.5., ins Vorwahllokal Leipzig-Mitte, im Standesamt am Ring. Angekommen vor dem Wahllokal lugte ich hinein und sah einen riesigen Saal, und niemand drin außer der Wahlkommission. Ich musste mich erstmal auf eine Bank setzen. An die zehn Minuten schaute ich auf den offenen Eingang des Wahlbüros – kein Wähler war inzwischen gekommen -, dann stand ich auf und ging zügig zur Wahlkommission, die mir ebenso zügig den „Wahlvorschlag“ der Nationalen Front überreichte.

Jetzt oder nie! Zielstrebig und mit schnellen Schritten eilte ich zur Wahlkabine und spürte förmlich die Blicke der Wahlkommission im Nacken. Aber jetzt war es sowieso zu spät. Also rein in die Kabine, den mitgebrachten und mehrmals getesteten Kuli aus der Jacke geholt – um dann jeden Kandidaten auf der Liste sauber, einzeln und vollständig durchzustreichen. Wenn ich schon in die Kabine gehe, dann wollte ich auch eine Gegen- Stimme abgeben. Man konnte ja nicht wählen, sondern nur dagegen oder dafür stimmen. Ich bin überzeugt, dass die meisten das gar nicht wussten, wie man dagegen stimmen konnte. Da musste man sich vorher informieren; ich denke, ich hatte es so beim „Kennzeichen D“ im ZDF gesehen. Vom „imperialistischen Klassenfeind“ lernen, heißt richtig wählen lernen…!

Ein großes Kreuz durch alle Kandidaten quer über das ganze Blatt war nur eine ungültige Stimme. Und das dauert eine gefühlte Ewigkeit, alle Namen einzeln und jeden Buchstaben des Namens durchzustreichen. Ich fühlte mich förmlich durchbohrt durch den Vorhang der Wahlkabine. Dort hing, besser: baumelte, übrigens ein stumpfer Bleistift (!) für die Wähler bereit, dazu eine komische bastmattenartige Schreibunterlage. Selbst hier wurde man noch gedemütigt. Wer seinen Kuli vergessen hatte, war umsonst in die Kabine gegangen.

Ich überprüfte nochmals, ob ich alle Namen erfasst hatte, und ging dann, denk ich, noch schneller, zur Kommission, die mich noch strenger als zuvor musterte. Widerwillig zeigten sie auf die Urne, und im Vorbeigehen nach draußen glaubte ich zu entdecken, wie einer der „Wahlmänner“ ein Kreuz in eine Wählerliste machte. Vermutlich bei meinem Namen. Jetzt war ich bestimmt ein neuer Staatsfeind - und ich war in diesem Moment glücklich darüber. Ich war kein Widerstandskämpfer (so wie viele sich, gerade an der Uni Leipzig, nach 89 gerierten), aber dieses eine Mal wollte ich diese Farce nicht mitmachen. Denn was hätten sie auch tun können? Mich am nächsten Tag zum Dekan bestellen? Also, Herr Kühnel, wir haben erfahren, dass Sie gestern in der Wahlkabine waren. Haben Sie etwa gegen den Sozialismus gestimmt ?

Ich war das ganze Studium über kein sogenannter Reisekader . Als Student der Romanistik durfte ich nicht nach Frankreich oder Italien fahren, als Student der Arabistik nicht mal ins befreundete (Süd-)Jemen oder ins noch mehr befreundete Libyen Gaddafis. Ich habe auch kein Leistungsstipendium (300 statt 200 DDR-Mark, und 100 M hatten viel Kaufkraft) bekommen trotz sehr guter Studienleistungen, da ich mich hartnäckig weigerte, eine „gesellschaftliche Funktion“ zu übernehmen. Ironie der Entwicklung: ich erhielt es dann doch im 4. und 5. Studienjahr, und zwar aus Quotengründen, da von den ursprünglich zehn Studenten unserer kleinen Arabisch-Seminargruppe bis Oktober 89 nur noch vier (!) übrig waren. Alle anderen sind von Studienaufenthalten im NSW, dem „nichtsozialistischen Wirtschaftssystem“, nicht zurückgekehrt bzw. über Ungarn in den Westen geflohen. Darunter gerade die Überzeugten, die reisen durften. Ein Lehrer wunderte sich stets, dass nicht ich, der Renitente, abhaute, sondern sogar die Genossen das Weite suchten.

Indes, meine Gegenstimme blieb ohne – spürbare – Konsequenzen. Und ich freute mich am nächsten Tag über die Wahlstatistik in den Zeitungen und zählte die Gegenstimmen in absoluten Zahlen und in Prozenten. Da gab es Wahlbezirke mit „nur“ 98% oder unfassbaren 95% Ja-Stimmen. Man kannte als Resultate ja nur 99,95 oder 99,98%. In Plauen waren es, wenn ich mich recht erinnere, sogar offiziell lediglich 93%. Ein wahrer Hort der Konterrevolution!

Im ersten Moment war ich erfreut, um dann die Zahlen mit meinen eigenen Beobachtungen zu vergleichen. Denn ich hatte mich im Wahlbüro Leipzig Konradstraße als Wahlbeobachter registrieren lassen, zum ersten Mal. Bislang hatte sich niemand weiter für die Auszählung interessiert; diesmal standen noch 5,6 andere interessierte Bürger, meist Typ alternatives Outfit, im Wahlbüro und schauten den Auszählern über die Schulter. Ich hatte einen einfachen Zettel mit und notierte die Stimmabgaben und kam am Ende auf unglaubliche fast 10% Gegenstimmen für den Wahlbezirk Leipzig Zentrum-Ost.

Zum Vergleich hier die offiziellen Angaben aus dem „Neuen Deutschland“: Wahlen Volkskammer 1986: 0,06% Gegenstimmen (absolute Zahl: 7512), meiste Nein-Stimmen in Treptow und Pankow, je 0,21 %, Aue 0,1%, Leipzig 0,05%. Dann die Kommunalwahlen 1989: 1,15% Gegenstimmen (absolute Zahl: 141.845), Schwerpunkte der Nein-Stimmen Potsdam-Land mit 4,14%, Leipzig 2,29%, Dresden 1,95% und Berlin 1,37%.

Als ich nun am 8.5.89 die Zahlen im ND und in der LVZ las, war ich begeistert von der Zahl von 142.000 Gegenstimmen, obwohl ich mir sicher war, dass die echten Zahlen höher sein mussten. Ich stellte mir diese 142.000 Menschen vor, anderthalb mal das volle Leipziger Zentralstadion mit seiner damaligen Kapazität von 100.000 Zuschauern. Und ich war einer von ihnen. Darüber freue ich mich bis heute.

Warum haben diese bornierten Typen im Politbüro nicht einfach die realen Zahlen genannt? Selbst die Opposition sprach von höchstens 10-15% Gegenstimmen. 90% Zustimmung wäre doch ein Riesenergebnis für die SED, für den Sozialismus gewesen (oder vermutlich 95% 1981 und 1986). Warum diese plumpe, offensichtliche Fälschung? Hätten einige mal einen Moment nur darüber nachgedacht, die echten Zahlen zuzugeben, wer weiß, wie die Geschichte weitergegangen wäre. Oder man hätte nicht im „Block“ abstimmen lassen, sondern nach Parteien.

Am Wahltag spielte auf dem Markplatz von Leipzig übrigens das Standmusikorchester des MDI, des „Ministeriums des Innern“. Wie passend!

Antragsteller

„Sie sind nur Verwandter zweiten Grades!“ Dies war die Begründung der Universitätsleitung in Leipzig, warum der Besuchsreiseantrag vom 17.12.87 für den 60. Geburtstag meines Onkels in Hannover 1988 abzulehnen sei. Wenn es irgendeinen Moment in meinem Leben gab, wo man den endgültigen Bruch mit dem DDR-Regime festmachen kann, dann war es dieser. Was heißt ´nur zweiter Grad´? Und das Schlimmste war, die Polizei hat soweit ich weiß meinen Antrag nicht kategorisch abgelehnt, sondern der Uni die Entscheidung überlassen.

Nach dem Besuch von Franz Josef Strauß und anderen erkauften Zugeständnissen konnten ab Mitte der 80er Jahre auch Nicht-Rentner zu bestimmten Anlässen einen Reiseantrag stellen. Ganz legal. Also dachte ich – naiv, wie man mit 23 noch sein kann -, wenn es legal ist, dann versuch es doch mal. Ich stellte also einen Besuchsreiseantrag. Zugegebenermaßen war ich Realist und rechnete nicht mit einer Zusage durch die „zuständigen Organe“ der DDR. Der Punkt war ein anderer, die Reaktion der Universität Leipzig. Nur einen Tag, nachdem ich bei der Polizei meine Unterlagen abgegeben hatte, wurde ich zur Leitung des „Instituts für Afrika- und Nahostwissenschaften“ einbestellt. Wenn ich nach einem Wort suche, um die Situation in diesem sehr einseitigen Gespräch am besten zu beschreiben, fällt mir auch nach längerem Überlegen nur eines ein: Inquisition.

Ich hatte nicht in einer Prüfung betrogen, war nicht betrunken Auto gefahren, hatte mir nichts zu schulden kommen lassen; ich stellte einen gesetzlich erlaubten Besuchsreiseantrag. Ich war wie vor den Kopf geschlagen angesichts einer 4-köpfigen Hyäne, die über mich herfiel. Gefällt es Ihnen im Sozialismus nicht? Ihnen ist wohl nicht bewusst, welche Ehre es ist, dieses exklusive Studium zu haben? Im Übrigen hatte ich nicht eine Sekunde daran gedacht, im Westen zu bleiben. Ich wollte mein qualitativ in der Tat sehr gutes Studium in der DDR beenden. Mein Lebensmittelpunkt war klar Leipzig; ebenso klar, dass ich in Gedanken im Westen war.

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