1 ...6 7 8 10 11 12 ...20 Aber diesmal… Außer dass Joey neuerdings Ukulele spielte und sang, war noch etwas gehörig anders. Im Normalfall besaß Joey zwei völlig korrekt aussehende, grüne Katzenaugen. Jetzt hatte er zwei ziemlich schielende, unterschiedlich farbige Katzenaugen. Das rechte grün, das linke braun.
»Was ist? War das etwa nicht gut?«, fragte Joey und verstaute seine kleine Ukulele irgendwie wieder zwischen seinem Fell.
»Fragt sich nur für wen?«, äußerte ich mich dazu. »Was ist das für eine Ukulele?«
»Ne metaphysische, wieso? Kann daraus auch eine Lyra, oder eine Panflöte machen. Willst du auch so eine?«, schmunzelte er. »Du bist also Ragnor, der Vampir... Ich sehe schon, du bist ein ziemlich abgewichster Kerl«, sagte Joey und grinste. »Weißt du, früher drohten Mütter ihren Kindern damit, dich zu holen, falls sie nicht brav waren. Jetzt weiß ich auch weshalb. Du bist ein verdammt furchteinflößender Kerl! Hm, bist sicherlich größer als zwei Meter. Aus der Katzenperspektive wirkst du riesig.«
»Und du bist definitiv nicht Joey. Soll ich mich etwa davon geschmeichelt fühlen, anderer Leute Kinder erzogen zu haben? Weißt du, wo das Problem liegt? Womit droht der Teufel seiner Brut, wenn sie ihm gegenüber keinen Respekt zollt? Bestimmt nicht mit dem Teufel. Meine eigenen Söhne waren nicht sehr beeindruckt, wenn ich den Raum betrat. Und mein jüngster, ehemals kleiner Sohn, ist ebenso wenig beeindruckt. Noch vor ein paar Tagen, war er ein völlig normaler, kleiner Junge. Und dann wurde er plötzlich vom Pubertäts-Monster angefallen. Er mutierte quasi über Nacht, von einem lieben, aufgeweckten Jungen, in ein mürrisches, mundfaules Wesen. Die Welt ist hart!«
»Das kannst du aber laut sagen!«, bekundete der Pseudo-Joey. »Hm, vielleicht solltest du deinem Sohnemann nicht nur ein Taschentuch unter das Kopfkissen legen, sondern die neuste Ausgabe des Playboy. Das wirkt Wunder«, schmunzelte der Dämon.
»So, nachdem wir mit dem Thema der Kindererziehung durch sind, würde ich gerne wissen, wer du bist, und warum du meinen Kater als Geisel genommen hast. Ach, wenn ich es mir recht überlege… Mir wäre es eigentlich wesentlich lieber, du verziehst dich und verschwindest aus meinem Leben!«, kehrte ich ihm den Rücken, ging ins Bad, um die allmorgendliche Körperpflege zu betreiben. Wenig später, frisch geduscht und rasiert, stand ich vorm Schrank und versuchte mich für das T-Shirt des Tages zu entscheiden. Leider sah ich noch immer das Spiegelbild des Katers mit der Ukulele. »Immer noch hier?«
»Äh… Ja. Ich würde dieses T-Shirt nehmen!«, riet er mir und deutete auf das mit der Aufschrift: »Pozilei«
»Nein, ich nehme das!«, entschied ich mich. Wäre ja noch schöner, mich von einem Dämonen modisch beraten zu lassen. »Okay ich schätze mal, du bis ein Dämon. Wenn du schon weiterhin meinen Kater besetzen musst, will ich wenigstens wissen, wie dein Name lautet. Und vor allem, was du von mir willst. Du besitzt vielleicht Nerven, gerade hier herzukommen! Pass auf, dass ich nicht mein geweihtes Silberschwert hole!«, knurrte ich schroff und zog mir das T-Shirt an, welches die Aufschrift trug: »Zu doof für Schalterrätsel«.
»Und was willst du tun? Deinen armen Kater opfern, weil du mich aus ihm heraus schnippeln willst? Übrigens, deinem Kater geht es gut. Ich lieh ihn mir als Medium, weil er es ohnehin schon gewohnt ist, einem gewissen Herrn Odin, ab und zu mal seine Gestalt zu leihen. Katzen sind magische Wesen«, erklärte er neunmalklug. »Bevor ich dir meinen Namen verrate, will ich noch eines von dir wissen: Was hat es mit den Schalterrätseln auf sich?«, fragte der Eindringling und schielte neugierig auf mein T-Shirt.
»Nun gut. Ich spielte gestern das alte PC-Game Gothic 2 und für das Schalterrätsel brauchte ich eine halbe Ewigkeit, um es zu lösen. Bei jeder falschen Kombination, wurde ich von Zombies oder tödlichen Nebelschwaden angegriffen. Eins sage ich dir: Sollte jemals das Leben eines anderen von einem Schalterrätsel abhängen, ist er aber so etwas von gefickt, wenn ich es lösen müsste«, erklärte ich noch immer frustriert.
»Aha… Hat aber auch ein bisschen mit Intelligenz zu tun… Also gut... Mein momentaner Name ist Qwertz Uiopü Fufluns Pacha. Ich habe noch etliche andere Namen. Qwertz gefällt mir am besten. Hat so etwas Individuelles. Und Dämon… Na ja, ich bezeichne mich lieber als Entität. Das Wort Dämon, hat so etwas Abwertendes«, sagte der Kater und versuchte vor meinem Panzerglasspiegel den leicht schwabbligen Kater-Bauch einzuziehen. - Vergebens.
Ich grinste wie ein Wolf: »Also kein Dämon, sondern ein Entending. So, so... Qwertz? Was ist denn das für ein total bescheuerter Name?«, fragte ich und ging zur Tür.
»Oh, den habe ich von einem Schriftsteller. Als er in eine tiefe Schaffenskrise geriet und sich betrank, erschien ich ihm, sichtete sein Manuskript und gab ihm ein paar wertvolle Tipps zur Verbesserung. Daraufhin fragte er mich, wer ich eigentlich sei. Ich sagte, es spiele keine Rolle, er könne mich nennen, wie er wolle. Daraufhin sagte er, er wollte schon immer mal einen Roman-Charakter ›Qwertz‹ nennen. So wie oben links, die erste Buchstabenreihe der Tastatur. Der Name gefiel mir, also behielt ich ihn. Wenn ich ihn satt habe, suche ich mir einen neuen. Und Fufluns Pacha ist etruskisch. Bin schon etwas älter«, folgte er mir auf den Flur hinaus.
Ich musste mich sputen. Durch diesen frühmorgendlichen Besuch, war ich ohnehin schon spät dran. »Und was willst du?«
»Äh, es ist mir ein wenig peinlich, das zu erwähnen. Aber ich benötige deine Hilfe. Ich persönlich wäre ja nicht so verrückt gewesen, hier bei dir aufzutauchen. Jedenfalls nicht, nachdem ich erfuhr, um wen es sich handelt. Du bist nicht nur ein einsamer Hardcore-Säufer, für die ich schon an und für sich nichts übrig habe. Ich kann sie noch weniger leiden als die Anonymen Alkoholiker. Obendrein bist du auch noch der Ex-Mann meiner Chefin. In ihrem Auftrag bin ich hier, weil sie sagte, du könntest mir helfen, zu Ambrosius Pistillum zu gelangen.«
»Aufpassen, Bursche! Wähle deine Worte in Zukunft weiser!«, knurrte ich angefressen. Zugleich ärgerte ich mich, dass ich ihm keinen Tritt geben konnte, ohne meinen Kater zu verletzen. Dem Anschein nach, war der schielende Bastard ein ziemlich cleveres Kerlchen. Ein Grund mehr, misstrauisch zu bleiben.
»Hilfst du mir, zum Magus Ambrosius zu kommen?«
»Und was willst du von meinem Boss?«
»Ich benötige seine Hilfe.«
»So, so… Meine Ex-Frau hat dich sozusagen zu mir geschickt. Und wieso, wenn ich mal fragen darf?«, blieb ich stehen, um zu verhindern, dass meine Familienmitglieder in der Küche mitbekamen, dass ich ganz offensichtlich mit meinem Kater eine ernsthafte Diskussion führte.
Qwertz ließ den Kopf hängen. »Vermutlich denkt sie, du würdest noch etwas für sie empfinden. Jedenfalls ging sie davon aus, dein Angebot würde noch bestehen. Offenbar irrte sie sich«, winkte er traurig ab und fing stattdessen an, gründlich sein Fell zu putzen.
Wenigstens behandelte er Joeys Körper gut.
»Welches Angebot?«, bohrte ich misstrauisch nach. »Hey, lass das. Tu das nicht! Das ist irgendwie seltsam, wenn du meinem Kater die Eier leckst!«
»Ptttpttt… Pfui, pttpptttt... Katzenhaare!«, wischte er mit der Pfote über die Zunge. »Mich wundert, weshalb er überhaupt noch Eier besitzt. Ah, musste vor dir wohl einen sehr verständnisvollen Katzenhalter gehabt haben… Vasektomie, wie rücksichtsvoll, hinsichtlich Joeys Würde...«
»Quatsch keine Opern!… Was für ein Angebot?«
»Weißt du´s nicht mehr?«, fragte der Entitäten-Kater. »Beim letzten Treffen, als sie dir den Arsch rettete, fragtest du sie wohl etwas sehr Persönliches. Das wird es gewesen sein. Genaueres sagte Lady Mala nicht zu mir. Ich bin doch nur ein kleines Licht, ein Z-Promi. Jedenfalls meinte sie, die Sache wäre es wert, nochmals darüber nachzudenken.«
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