1 ...7 8 9 11 12 13 ...20 … Okay, eigentlich fragte ich sie zwei Sachen. Die erste Frage lautete, ob sie bereit sei, mich nochmals zu heiraten; was sie daraufhin empört verneinte. Und die zweite Frage lautete, ob sie denn nicht wenigstens mal mit mir eine flotte Nummer schieben wolle. Sie verneinte ebenfalls. Egal, um welche Frage es sich auch immer handeln mochte, Mala wusste, dass ich noch immer verrückt nach ihr war. Im Grunde hatte ich es nie verwunden, dass sie unsere Ehe annullieren ließ. Und obwohl es inzwischen mehr als sechshundert Jahre her ist, reut es mich, nicht mehr mit ihr zusammen zu sein. Diese Frau ist einfach unglaublich… Eigentlich brachte sie mich damals regelmäßig um den Verstand. Vielleicht war es gerade das, was ich so an ihr schätzte. Sie brachte mein Blut in Wallung, sodass ich mich beinahe wieder lebendig fühlte...
»Wieso sollte ich einem Dämonen vertrauen? Sie lügen und betrügen, verdrehen mir die Worte im Munde. Sie wollen nur anderen Schaden! Nein, vergiss es - und jetzt verschwinde aus meinem Kater! Ich will nicht, dass Dämonen meinen Kindern zu nahe kommen. Von denen haben sie genug!«, knurrte ich.
… Im letzten Herbst nahm der wieder auferstandene Lord Seraphim meine Kinder Sascha und Agnir, mein Mündel Ructus und meine Schwiegermutter Annie als Geiseln. Zumindest versuchte er, sie zu töten. Durch einen glücklichen Umstand konnte er ihnen nichts antun. Trotzdem war ich nicht mehr allzu gut auf Dämonen zu sprechen, vor allem, weil der verrückte Lord zuvor sämtliche Dämonen, die Salomons Ring in der Silberkammer verwahrte, freigelassen hatte. Und wir Betriebsangehörigen mussten verhindern, dass sie auf die Menschheit losgingen. Und jetzt forderte mich ein Dämon auf, ich solle ihn zu meinem Boss bringen. Na, der Kerl hatte Nerven!...
Der dämliche Dämon schielte erbärmlich: »Oh, das mit Seraphim, das tut mir leid… Okay, ich kann dich verstehen, aber bitte! Überlege es dir!«, flehte er mich an. »Bisher habe ich noch nie irgendjemandem geschadet, zu so etwas bin ich gar nicht fähig. Ich bin nicht bösartig! Das schwöre ich dir hoch und heilig. Wenn ich lüge, so soll mich auf der Stelle der Blitz treffen!«
»Blödsinn, wir haben einen Blitzschutz der Firma Zeus! Und jetzt verschwinde!«, knurrte ich. Joeys Augen wurden wieder normal und somit konnte ich getrost die Küche betreten.
Was mir zuerst auffiel war, dass die Reihen ziemlich ausgedünnt wirkten. Drei Personen fehlten: Agnir, Jule und Harry.
Wie jeden Morgen, wuselte mein Schwiegermonster Annie schon wieder durch die Gegend. Sie stieg über Charlie, ihren schlaff herumliegenden Basset-Hund und reichte mir meinen Becher, gefüllt mit Blut. »Guten Morgen, Ragnor. Hier, dein Frühstück. Ach, würdest du mal nachsehen, wo Agnir bleibt? Ich habe schon zweimal an seine Zimmertür geklopft, er kommt mal wieder nicht aus dem Bett. Für solche Spielchen habe ich nun wirklich keine Zeit, ich muss Sascha in fünf Minuten zur Schule fahren!«, meinte sie leicht hektisch.
»Schnauze, mein Freund!«, kommandierte ich unseren Cane Corso Italiano Hund. Seit unserem Italien-Aufenthalt, wohnte der Riesenhund bei uns. »Räum mal Charlie aus dem Weg!«
Schnauze wedelte und packte den apathischen Basset-Hund wie einen Welpen im Nacken. Vorsichtig setzte er ihn unter dem Tisch ab, wo er niemanden stören konnte. »Braver Hund!«, lobte ich und klopfte Schnauze die Flanke.
»Ragnor, das soll er nicht machen!«, beschwerte sich Annie.
»Solange es deinen elendigen Basset nicht mit Muskeln und Knochen gibt, wird er aus dem Weg geräumt. Schon mal etwas von Unfallverhütungsvorschriften gehört?«
»Ragnor! Kümmere dich um deinen Sohn!«, keifte sie.
Wehmütig stellte ich meinen Becher ab, umschritt den Tisch, überlegte es mir jedoch anders und beförderte den Inhalt per Telekinese in meinen Mund. Okay, das Schlürf-Geräusch ist nichts für Zartbesaitete.
Sascha, die gerade noch wie ein Zombie in ihr Smartphone glotzte, gab einen angewiderten Ton von sich. »Iiiihhhh, Ragnor! Ich finde es total ekelhaft, wenn du einen Blutschwall durch die Küche fliegen lässt! Das ist so etwas von krank!«
Trotzig grinsend, wischte ich mir den Mund ab. »He? Was ist? Ich habe keinen Tropfen verschüttet! Und ich finde es voll krank, wenn du trotz meines Verbotes, dein dämliches Smartphone nicht mal beim Frühstück weglegen kannst. Mit wem tauscht du da eigentlich die ganze Zeit über Nachrichten aus?«, wollte ich wissen.
Schleunigst steckte Sascha das Telefon weg: »Mit niemandem!«, antwortete sie ein bisschen zu eilig und wurde rot.
Ructus, das kleine rote Hacker-Teufelchen, das bei uns wohnt, verdrehte die Augen. »Justin heißt der Knilch. Und sie wird ihn bestimmt irgendwann heiraten!«, umarmte er sich selbst, machte Knutsch-Geräusche und blickte selig gen Himmel.
»Justin?«, fragte ich neugierig.
»Geht dich nichts an!«, fauchte Sascha beleidigt. »Ich würde ihn dir ja gerne mal vorstellen, aber du verbietest Besuch!«
»Elfjährige sollten noch keinen Herrenbesuch bekommen. Du weißt, weswegen ich keinen Besuch von deinen Freunden und Freundinnen haben will. Wir sind nicht normal und das regt andere zum Quatschen an!… Ructus? Wer ist dieser Justin?«
»Hab ihn schon durchleuchtet. Er kommt aus einer sehr wohlhabenden Familie. Seine Eltern sind viel beruflich unterwegs. Er ist ein guter Schüler, hat einen älteren, volljährigen Bruder und eine minderjährige Schwester, die etwas älter als Justin ist. Sascha und er kennen sich von der Projektgruppe Fotografie; Justus ist ein Schuljahrgang über Sascha «, erzählte Ructus.
»Du blöde Petze!«, fauchte Sascha beleidigt.
»Ragnor! Sieh nach Agnir!«, mahnte Annie und suchte wieder mal verzweifelt nach ihrem Autoschlüssel. Weshalb besaßen wir ein verdammtes Schlüsselboard, wenn sie stattdessen ihre Schlüssel jedes Mal in unsere Obstschale warf? »Und sieh nach Harry und Jule. Irgendetwas stimmt nicht! Harry müsste schon im Sterben liegen, um ein Frühstück zu versäumen!«, setzte Annie nach.
»Wir sollten eine Vermisstenstelle einrichten«, schlug ich vor und machte mich, am frühen Morgen schon von zwei Weibern angekeift, auf den Weg, um den Rest der Sippe einzusammeln. Zuerst warf ich Annie die Wagenschlüssel zu, damit sie endlich abdüsen konnte. Sobald Annie, alias Fergus weg ist, wird es normalerweise gleich viel ruhiger in der Bude.
Joey folgte mir nach. Seine Augen veränderten sich wieder. »Du meine Güte! Ist bei dir jeden Morgen so ein Trubel?«
»Nein, sonst ist es doppelt so hektisch. Agnir, Jule und Haremhab fehlen noch. Sagte ich nicht zu dir, du sollst abhauen?«
»Ich hoffte, du hast mich inzwischen liebgewonnen!«
Trotzdem ließ ich mich nicht aufhalten und ging ins Schlafzimmer meines Sohnes, wo mich bereits die nächste Überraschung erwartete…
Sofort fiel mir dieser äußerst prägnante Geruch auf.
Qwertz-Joey reckte die Nase in die Luft. »Oh, oh! Das ist ja mal eine nette Überraschung. Wie der Vater, so der Sohn!«, drückte sich an mir vorbei ins Zimmer.
»Agnir!«, rüttelte ich meinen Halbwüchsigen und trat dabei aus Versehen eine leere Flasche Jim Beam unter sein Bett, was mich noch wütender machte. Mein pubertierender Sohn hatte sich mit harten Stoff in die Besinnungslosigkeit gesoffen!
»Oh…Aua! Nicht so laut!«, nuschelte er ins Kissen.
»Das schlägt dem Fass doch glatt den Boden aus! Du hast dich betrunken!«, schnappte ich wütend.
»Na und? Du trinkst auch!«, sagte das Ding, das unmöglich mein Spross sein konnte. Seltsamerweise hoffte ich, dass auch er von einem Dämonen besessen sein könnte. Leider strahlte seine Aura genauso wie immer.
»Na und? Und wie alt bin ich?«, fragte ich säuerlich.
»Puh, tierisch alt! Und so fühle ich mich auch!«
»Jetzt werde mal nicht frech, junger Mann! Ich bin über zwölfhundert Jahre alt! Und du bist gerade mal vierzehn Monate alt. Auch wenn du ein Dhampir, ein Halbvampir bist, bist du noch lange nicht volljährig! Du hast noch lange kein Recht, dich zu betrinken. Und das schon gar nicht mit meinem Stoff! Wer bist du – und was hast du meinem Sohn angetan?«, warf ich mir das Sohnding über die Schulter und trug es in die Dusche, wo es samt Pyjama, kalt abgeduscht wurde. Sein Protestgeschrei tönte durch das gesamte Stockwerk.
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