Hajo Heider - Allerlei Kurzgeschichten
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„Mörder!“
Immer wieder dieses schreckliche Wort.
„Weshalb nennst du mich Mörder?“
Das Grauen erhält nachts körperliche Gestalt. Gibt es eine hilflosere Situation als den Schlaf? Atmen fällt mir schwer, weil mein Brustkorb vom Druck des Grauens verbogen ist. Im Schlaf muss ich erdulden, kann kein Fenster öffnen, oder mit Klopapier das Grauen entfernen. Schweißnass stehe ich auf, zertrümmert liegen meine Knochen in der körperlichen Hülle. Ich bin ein mit Knochen gefüllter Müllsack. Nächtliches Eis hat meine Gelenke eingefroren.
Meine Frau studiert mein Gesicht, lauscht auf mein Ächzen, mit dem ich mich aus dem Bett quäle. Ihre Hand gießt wohltuende Wärme in meine Schulter. Sie will sprechen und schweigt. Schnell schaut sie weg. Tränen füllen ihre Augen. Tränenbahnen rinnen über ihre Wangen. An diesem Morgen sollte ich mich dem Spiegel nicht zeigen.
Unrasiert will ich nicht zur Arbeit gehen, weil dann meine Hölle jedem ins Auge springt. Ich sollte mich nicht rasieren! Weshalb höre ich nicht auf meine Stimme? Der Traum fällt mich aus dem Spiegel an. Das Bild ist nicht farblos und unbestimmt. Augen des Grauens liegen in schwarzen Höhlen, dunkel, bodenlos tief, dass die Pupillen aus dem Unendlichen stieren. Der Versuch, das Grauen mit Rasierschaum zu entstellen, entstellt nur meine Furcht. Fiebriger Blick durchdringt ein Schneefeld. Unter einer dicken Schicht Neuschnee liegen schwarze Höhlen, aus denen Pupillen … Ich bin erschöpft.
„Weshalb verfolgst du mich?“, frage ich.
Ich erhalte keine Antwort. Vorwurfsvolle Wut starrt mich an. Nichts bewegt sich im Gesicht des Grauens. Mit entsetzlichem Frost starrt es mich an.
Träume wiederholen sich unerbittlich Nacht für Nacht und die Morgen wiederholen sich Morgen für Morgen. Ich suche nach einem Weg, wie ich mir selbst helfen kann. Es gibt nichts - noch nicht. Meine Idee, mich an einen Psychiater zu wenden, kann nicht der richtige Weg sein. Es könnte ein Versuch sein, mehr nicht. Ich bin nicht verrückt. Wer kann meine Seelenlast verstehen, wenn ich selbst mich nicht verstehe?
Während ich in den Gelben Seiten nach einem Schuhmacher suche, lese ich: Dr. Braun, Facharzt für Psychiatrie. Am elften Mai sitze ich in seinem Vorzimmer. Die Sekretärin notiert meine persönlichen Daten. Die Atmosphäre beruhigt. In der Stille dieses Raums könnte sich der deutsche Wald erholen. Ich lächle über diesen albernen Gedanken. Wer sich solche Sprüche ausdenkt, braucht keinen Psychiater. Ich weiß das. Die junge Frau hat ein Lächeln, das meine Wangen massiert. Es ist wahrscheinlich gut, dass ich hier sitze.
Später starre ich zur Decke hoch. Die schwarze Ledercouch ist bequem aber nicht die Situation. Der Psychiater macht Notizen. Ich höre das Kratzen seines Füllfederhalters. Habe ich bereits gesprochen? Was schreibt er auf, wenn ich nichts sage? Ich versuche, alles zu erzählen. Seine Fragen zeigen mir, dass er mich nicht verstehen kann. Was soll ich hier? Vorsichtig wende ich den Kopf.
„Halten Sie sich selbst für einen Mörder? Halten Sie sich zu einem solchen Verbrechen fähig?“, will er wissen.
Kann es einen Zweifel geben? Geht es darum, was ich gerne machen würde. Zu einem Mord fähig?
„Oft hilft es, wenn man sich alles aufschreibt. So eine Art Tagebuch. Man schreibt sich die Qualen von der Seele und begreift manches besser.“
„Kann ein Tagebuch helfen?“
Seine Stimme ist sanft. Sie ist so väterlich, wie ich mir die Stimme meines Vaters gewünscht hätte. Er ist ehrlich, dass ich ihm vertrauen möchte.
„Es wäre ein Versuch. Wir könnten ihre Einträge durchsprechen.“
„Ich werde ein Tagebuch führen.“
Als ich bereits die Tür geöffnet habe, sagt er mit seiner sanften Stimme: „Sie wirken abgespannt. Machen Sie zwei Wochen Urlaub. Richtig entspannenden Urlaub. Gönnen Sie auch ihrer Frau Urlaub.“
Ich habe ihm gesagt, dass ich meine Frau über alles liebe, dass wir uns gut verstehen.
Zwei Wochen Urlaub. Soll ich das Tagebuch überhaupt schreiben? Für Regentage nehme ich mir diese Arbeit vor, denn ich muss von vorn anfangen. Leere Seiten wirken so harmlos.
Ich erlebe noch einmal die Schritte aus der Dusche, das Grauen und verstehe es. Nur sträube ich mich, ein Mörder zu sein. Meine Schrift verrät Seelenpein. Meine Hand weigert sich, das Grauen zu dokumentieren. Wort für Wort kämpfe ich durch neblige Erinnerung, will sie mit meiner Schrift verwischen. Der erste Satz meiner Folter bedeckt die Seite. Satz um Satz kämpft sich meine zittrige Hand vorwärts.
Soll der väterliche Psychiater dieses Wortgestümmel entwirren? Ich entschließe mich, ein Vorwort zu schreiben, sobald sich meine Hand gefestigt hat.
Der Urlaub ist herrlich entspannend. Morgens trete ich rasiert aus der Dusche, betrachte den Spiegel mit einem Gefühl von Wiedergeburt, parfümiere mich, fühle mich rundum wohl. Am Strand liege ich eingekuschelt, zwischen den wärmenden Armen meiner Frau und der Sonne. Nach der ersten Woche ist das Grauen fast vergessen. Meine Frau lebt mit mir auf. Ob sie alles begreift, weiß ich nicht. Wir haben nicht darüber gesprochen. Mit ihr will ich nicht darüber sprechen. Nur wer das Grauen kennt, kann von ihm beherrscht werden.
In der zweiten Urlaubswoche durchschaue ich den Wahn. Nichts kann mich mehr erschüttern. Wie ein Fels in der Brandung werde ich heimkehren. Wenn das Grauen wiederkommt, werde ich es verhöhnen. Mit beißendem Sarkasmus werde ich es zur Strecke bringen.
Am sechsundzwanzigsten Mai kehren wir heim. Alles ist hervorragend. Für den übernächsten Tag, für Montag, hat sich die Mutter meiner Frau angekündigt. Ich verehre meine Schwiegermutter, weil sie so unbeschwert und spritzig sein kann. Sie sieht verdammt sexy aus. Sie kleidet sich wie eine junge Frau, was gut zu ihr passt.
Im Urlaub habe ich mich vor dem Duschen rasiert. Das hat mich sicher gemacht. Meine Schwiegermutter will mir die Wangen streicheln, fordert einen Kuss auf die Wangen, dreimal hin und her. Sie ist jedoch keine Französin.
Ich dusche rasiert und spüre dabei dieses eklige Prickeln zwischen den Schulterblättern. Es verschwindet nicht, wenn ich mit der Stielbürste den Rücken schrubbe. Weshalb gerade jetzt, frage ich mich. Die Duschkabine verdichtet sich zur wohligen Atmosphäre einer Dampfturbine. Ich liebe den heißen Strahl, der alle Hautbakterien vernichtet. Diesmal verzichte ich auf „Tropenfrüchte“ und nehme syrische Olivenseife, die mir meine Schwiegermutter empfohlen hat.
„Die Seife hat aseptische Wirkung“, hat sie erklärt.
Es kommt selten vor, dass ich beim Duschen Gefahr laufe, mir eine Blutvergiftung zuzuziehen, aber was für mein Blut gut ist, ist auch für meine Haut gut. Der Schaum ist cremig. Ich wasche mich, von oben bis unten, mit der braunen Seife. Der Schaum brennt in den Augen, brennt heftig, dass ich sie zusammenpetzen muss. Die Seife riecht herrlich neutral. Meine Gedanken sind auf den Augenschmerz fixiert. Blind tappe ich aus der Dusche. Ich wage nicht, die Lider zu heben. Seifenschaum hängt in den Wimpern und versucht unter die Augendeckel zu kriechen. Blind ertaste ich das Handtuch, drücke es aufs Gesicht. Plötzlich presst der harte Blick auf meine Stirn. Das Handtuch entgleitet meiner Hand. Ich will schreien. Kein Ton entweicht meiner getrockneten Kehle. Die rotierenden Augen starren durch hundert Lichtjahre. Nebel sinkt und steigt, der Fliesenboden badet in erstarrtem Dunst.
„Mörder“, sagen die nebelschwadigen Lippen.
Es ist keine Halluzination. Ich habe die neutrale Seife verwendet. So sehen keine Träume aus.
„Wieso?“, frage ich, oder will ich fragen.
Ob meine Stimme meinen Mund verlässt, höre ich nicht. Aber die Antwort auf meine gesagte oder ungesagte Frage ist „Mörder“.
Diesmal kann ich mich wehren. Innerlich bin ich gewappnet und auf das Gefecht vorbereitet. Ich will das Grauen auslachen, lache sogar, nein, krächze eine Art Lachen, das Angst ist. Trotzdem kann ich mich wehren. Das Fenster ist meine Rettung. Ich stürze zum Fenster, erreiche den Fenstergriff, rutsche über die glitschigen Fliesen. Der Kampf ist noch nicht der Sieg. Ich verliere das Gleichgewicht.
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