Christine Sylvester - Allerlei Leipzig

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Sondereinsatz in Leipzig für die beiden Dresdner Kommissarinnen Lale Petersen und Mandy Schneider: Wegen Bombendrohungen zur Buchmesse brauchen die Leipziger Kollegen Unterstützung.
Gleich bei Ankunft in der Messestadt finden Lale und Mandy einen toten Obdachlosen, für den sich scheinbar niemand interessiert. Trotz Widerstand ermitteln sie ebenso eigenmächtig wie eigenwillig.
Und auch der Messeeinsatz spitzt sich zu. Nicht nur Bombendrohungen erschüttern die Buchwelt, sondern auch die Entführung der Erfolgsautorin Lizzy Lavendel – gerade besonders erfolgreich mit ihrer «Kuss»-Trilogie – will bewältigt werden.
Dass Lale ausgerechnet mit dem Kollegen Ole Elfgart zusammenarbeiten muss, schmeckt ihr ganz und gar nicht. Doch Elfgart weiß mehr als er zugibt, und Lale ist schnell sehr viel persönlicher involviert als geplant.
"Allerlei Leipzig – Lale Petersen geht fremd" ist bereits der sechste Fall der sarkastischen Kommissarin mit der großen Klappe – nach «Barocke Engel», «Muschebubu», «Oh du tödliche», «Pätschwörk» und «Psychopaten-Polka» ermittelt die gebürtige Hamburgerin ausnahmsweise außerhalb Dresdens.

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Allerlei Leipzig - Lale Petersen geht fremd

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind völlig frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

Allerlei Leipzig

Lale Petersen geht fremd

Christine Sylvester

Copyright © Christine Sylvester 2019

2. Auflage

Alle Rechte vorbehalten.

WorTTakt Hör&BuchVerlag

Bien & Sylvester GbR

Jüngststr. 14, 01277 Dresden

worttakt@gmx.de

Coverbild: Ingolf Bien

Umschlaggestaltung & Satz: WorTTakt Verlag

Leipzig, wir kommen!

„Oh, mein Gott!“ Lale duckte sich in den Beifahrersitz. „Musst du alle überholen? Wir haben es doch gar nicht eilig!“

Mandy lenkte den Wagen von der linken Spur in die mittlere, um dann abzubremsen und eine Lücke zwischen zwei Wagen auf der rechten Spuren zu nutzen. Schließlich fädelte sie sich im allerletzten Moment für die Abfahrt Leipzig-Ost ein. Hinter ihnen ertönte lautes Hupen.

„Wir haben es immer eilig“, erklärte Mandy. „In zwei Stunden ist überall Stau. Wir sollten unbedingt vorher …“

„Vorsicht!“ Lale starrte auf hellrote Bremslichter und stützte sich am Handschuhfach ab, während Mandy den Dienstwagen abrupt zum Stehen brachte.

„Siehste, es geht schon los.“ Mandy setzte den Blinker und drängelte sich in die nächste Spur. „Wir sind ja nicht von hier, nu.“

Lale schnaufte. „Muss das sein?“

Mandy drückte ihr einen verknickten Stadtplan in die Hand. „Such lieber mal raus, wo wir hinmüssen. Ich habe die Adresse des Hotels angestrichen.“ Sie beugte sich zu Lale hinüber und fuchtelte über der Karte herum. „Irgendwo hier in der Innenstadt.“

„Guck, wo du hinfährst!“ Lale warf einen kritischen Blick auf den Plan. „Kannst du nicht das Navi einschalten? Ich war noch nie in Leipzig und habe keine Ahnung, wo wir jetzt sind.“

Mandy schüttelte den Kopf. „Navi ist langweilig. Außerdem ist deine Stimme viel sympathischer als diese Automatenstimme.“

„Wenn du meinst.“ Lale sah sich um und deutete auf ein Schild, auf dem „Zentrum“ stand. „In 50 Metern rechts abbiegen, in 45 Metern rechts abbiegen. Ha, bitte erst bremsen! Reichen Sie Ihrer Beifahrerin sofort Baldrian.“

„Du bist viel besser als ein Navigationssystem. Du denkst nämlich mit.“ Mandy nahm eine Packung Kaugummi aus der Mittelkonsole. „Ist gut für die Nerven, Frau Kommissarin.“

Lale griff zu und schob sich einen Kaugummi zwischen die Zähne. „Kannst du mir endlich mal verraten, was wir hier genau sollen?“

„Das habe ich doch schon gesagt“, erklärte Mandy. „Verstärkung für die Leipziger Kollegen. Anfrage beim Chef. Dass der uns einfach so ziehen lässt, wundert mich allerdings.“

Lale kaute. „Der ist wahrscheinlich froh, dass er uns mal ein paar Tage los ist“, mutmaßte sie. „Anders kann ich mir das nicht erklären.“

Mandy lenkte den Wagen um die Kurve, wechselte die Spur, beschleunigte und zog an den anderen Fahrzeugen vorbei. „Es gibt Drohungen wegen der Buchmesse. Sie haben Bundespolizei da und weitere Ermittler angefordert.“

„Fahren wir direkt dorthin?“ Lale suchte auf dem Stadtplan nach der Polizeidirektion.

„Erst ins Hotel. War schwierig genug, noch ein Hotelzimmer zu bekommen. Müssen wir nicht links rum?“

Lale drehte den Stadtplan. „Wenn das keine Einbahnstraße ist, wäre das wohl der kürzeste Weg.

Mandy bog mit quietschenden Reifen links ab.

„Es ist eine Einbahnstraße.“ Lale zeigte auf den Wagen, der ihnen mit Lichthupe entgegenkam. „Mandy, anhalten!“

„Jetzt verstopft dieser Knallkopp die Straße“, schimpfte Mandy.

„Aber er hat doch Recht, los setz‘ zurück!“ Lale verschluckte vor Schreck ihren Kaugummi. Der Fahrer des anderen Wagens stieg aus.

„Das haben wir gleich.“ Mandy ließ das Fenster ein Stück herunter, griff nach dem Blaulicht und setzte es aufs Dach. Dann ließ sie kurz die Sirene an. „Gucke mal, wie der rennt!“

Lale schlug die Hände vors Gesicht. „Mandy Schneider, du bist unmöglich!“

„Gucke doch, er setzt seine Karre zurück und wartet brav.“ Mandy feixte. „Wir hätten sofort mit Blaulicht fahren sollen.“ Sie gab Gas und preschte weiter.

„Und wo ist das Hotel?“ Lale musterte die Fassaden.

„Da vorne, hier ist schon die Einfahrt zur Tiefgarage.“ Sie kurvte eine steile Abfahrt hinunter. In der dürftig beleuchteten Garage warf das Blaulicht gespenstisch rotierende Schatten.

„Voll“, stellte Lale fest und stopfte den Stadtplan ins Türfach.

„Wir fahren so tief es geht“, meinte Mandy.

Immer tiefer schraubten sie sich auf der schmalen Spur in die Eingeweide der Stadt, bis sie auf der tiefsten Ebene angekommen waren. Hier parkten noch einige Fahrzeuge mit Münchner und Frankfurter Kennzeichen. Das Hotel schien ausgebucht zu sein. Mandy stoppte den Wagen auf einem Behinderten-Parkplatz neben dem Aufzug.

„Nein“, sagte Lale. „Wir nehmen einen der regulären Parkplätze. Ich diskutiere nicht.“

Mandy zuckte die Achseln, setzte den Wagen mit Schwung zurück und ließ ihn in eine der freien Parklücken rollen. Als sie gerade das Blaulicht vom Dach nehmen wollte, hielt sie inne. „Was ist denn das da?“ Sie deutete in eine Ecke.

Lales Blick folgte ihrem Fingerzeig, sie stutzte. „Da liegt einer.“ Mit wenigen Sätzen erreichte sie die Ecke. Da lag tatsächlich jemand, wandte ihnen den Rücken zu und gab keinen Mucks von sich.

„Hallo, hören Sie mich?“ Lale berührte die fremde Person vorsichtig. Sie rührte sich nicht. „Brauchen Sie Hilfe?“

Mandy kam hinzu. „Soll ich einen Rettungswagen rufen?“

Lale drehte den Menschen vorsichtig zu sich. Es war ein älterer Mann mit ungepflegtem Bart und schmutzigem Äußeren. Lale schluckte. Ein unangenehmer Geruch stieg ihr in die Nase und es kostete sie ein bisschen Überwindung, seinen Schal zu lockern und nach seiner Halsschlagader zu tasten. Sie sah Mandy an. „Ich fühle nichts.“ Vorsichtig tastete sie weiter an seinem schmutzigen Hals herum, doch statt eines Pulsschlags fühlte sie den eingedrückten Kehlkopf. „Der hat das Zeitliche hinter sich.“

Kollegenschelte

„Flimm, Elfgart, in mein Büro.“ Die Kripo-Chefin legte den Hörer auf. „Mayer, Soraya Mayer“, stellte sie sich vor und verabreichte sowohl Lale als auch Mandy einen kräftigen Händedruck. „Willkommen in Leipzig.“ Sie klang sachlich. „Sie wurden mir von Dresden als Expertinnen empfohlen.“

„Aha, und wofür?“, fragte Mandy und erntete einen verwunderten Blick.

„Es gab im Vorfeld zur Buchmesse Bombendrohungen“, erklärte sie. „Unspezifisch, doch wir müssen so etwas ernst nehmen.“

„Von Terroristen hat unser Chef aber nischt gesagt.“ Mandy riss ihre großen Kulleraugen weit auf. „Terror auf der Buchmesse?“

Soraya Mayer schüttelte den Kopf. „Nein, Frau Schneider. Ein terroristischer Hintergrund ist unwahrscheinlich. Dann hätte uns der Verfassungsschutz informiert.“ Sie warf einen ungeduldigen Blick auf die Tür. „Wir bekamen diese Informationen über die Presse.“

„Ach“, machte Mandy. „Ich habe gar nichts davon gelesen.“

„Eben.“ Soraya Mayer nickte. „Sie haben die Ermittlungsbehörden in Kenntnis gesetzt, und die Staatsanwaltschaft hat sofort Informationssperre verhängt. Deshalb haben wir eine Sonderkommission gebildet.“

Lale runzelte die Stirn, was Soraya Mayer offenbar sofort bemerkte. „Ja, Frau Petersen?“

Lale verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. „Sollten wir nicht erst einmal die Identität unseres Toten klären? Immerhin haben wir vor zwei Stunden eine Leiche gefunden, und die Todesursache …“

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