Sie fuhren aus London hinaus Richtung Oxford und als sie kaum eine Stunde später dort angekommen waren, hatte sie alles Wissenswerte über ihn erfahren. Beinahe schien es ihr, als wäre kein einziger Augenblick zwischen ihrer beider Leben vergangen. Aber das war natürlich ein Trugschluss, dachte sie und folgte ihm in die Räumlichkeiten der Universität. Auf den Weg hierher hatte er ihr erklärt das er hier Gastdozent sei und wenn sie es nicht allzu langweilig fände, würde er sie dazu einladen, ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Sie willigte ein und fand es zu ihrer großen Überraschung überhaupt nicht langweilig, eine Menge mehr über den Jakobitenaufstand 1745 zu erfahren, als sie jemals in der Schule gelernt hatte. Im Gegenteil, Sarah Jane sog alles was er sagte in sich auf, während er ein Gedankenspiel mit seinen Studenten machte, indem es darum ging wer wohl nun König von Schottland wäre, hätte Prince Charles sich damals nicht, wie es die Mythologie behauptet, zwingen lassen den Rückzug nach Schottland anzutreten, als er nur 150 km vom vollkommen unvorbereiteten London entfernt, stand. „Natürlich sind das nur reine Spekulationen,“ warf Viktor zwinkernd ein, „da die danach eingegangen Bindungen nicht existiert hätten. Außerdem sollten wir im Auge behalten das der Act of Settlement eine katholische Linie ausschließt.“ Er machte eine theatralische Pause und blickte in die Gesichter seiner ihm aufmerksam zuhörenden Studenten. „Aber,“ fuhr er langsam fort, „wenn diese Grundordnung nicht bestehen würde, hätte Großbritannien einen König aus dem Hause Wittelsbach und da dieser Thronfolger keine Erben nachweisen kann, würde der Anspruch dem Hause Liechtenstein zufallen.“ Eine Studentin mit kurzen dunklen Bobschnitt, in dem blonde und rote Strähnen um die Vorherrschaft wetteiferten meldete sich. „Aber ist das alles nicht einerlei,“ meinte sie und Viktors Augen blitzten amüsiert auf. „Inwiefern, Miss Petrowski?“ „Weil bis heute sämtliche britische Monarchen in direkter weiblicher Linie von der katholischen Winterkönigin Elisabeth Stuart, Tochter von König Jakob I. von England und Irland sowie dem VII. von Schottland abstammen.“ Viktor lachte nickend und klatschte zufrieden in die Hände. „Womit mal wieder bewiesen wäre, das wir Frauen doch mehr Einfluss auf den Verlauf der Geschichte hatten, als euch Männern lieb ist,“ scherzte eine weitere Studentin, mit einer schwarz umrandeten Brille und einer viel zu kleinen Nase, womit sie sich den nicht wirklich ernst gemeinten Unmut ihrer männlichen und heiteres Gelächter ihrer weiblichen Kommilitonen verdiente. „Genau,“ kicherte eine der Frauen neben ihr und ihre blonden Locken standen in vollkommenen Kontrast zu ihren erheitert roten Gesicht. „Ohne Flora McDonald, hätte es Bonnie doch niemals geschafft, nach Skye zu fliehen, geschweige denn auch nur einen Fuß auf das europäische Festland zu setzen.“ „Also ich hätte ihn eher nackt bis zum Tower laufen lassen, als ihm meine Kleider zu überlassen,“ murmelte Sarah Jane und der Student auf ihrer anderen Seite warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Flora McDonald war eine glühende Anhängerin des Prinzen gewesen,“ flüsterte er. „Ich weiß,“ erwiderte sie ebenso leise. „Aber ich habe ja auch nicht für sie sondern für mich gesprochen.“ Nachsichtig lächelte sie ihn zuckersüß an und überlegte für den Bruchteil einer Sekunde, ob sie ihn nicht zu ihrer kleinen Knochensammlung im Keller hinzufügen sollte. Aber als sie ihren Blick von ihm abwandte und wieder Viktor ansah, verblasste der Wunsch. Er lächelte sie an und fuhr souverän mit seinen Ausführungen fort, nachdem die Heiterkeit der Studenten sich wieder in Konzentration verwandelt hatte, während sie ihm weiter zuhörte und erstaunt feststellte, wie schnell die Zeit verging. Er beendete die Stunde und lud sie zu einen kleinen Imbiss, in einen kleinen Lokal wenige Straßen von der Universität ein. Sie ergatterten einen Platz und er holte ihnen Thunfischsandwiches und Wasser, bevor er ihr den überaus kuriosen Vorschlag machte, das sie beide vielleicht übers Wochenende nach Paris fahren könnten. Sarah Jane die gerade in ihr Sandwich beißen wollte, hielt inne und starrte ihn mit offenen Mund und schwebenden Sandwich in der Hand an.
„Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt,“ meinte sie. „Ist das ein Hindernis?“ Er durchdrang sie mit seinen Augen und Sarah Jane schüttelte langsam mit den Kopf. Sie wusste ohnehin nicht warum sie auf einmal so zurückhaltend war. Lag es vielleicht daran, das sie daran glaubt das sie beide wirkliche Seelengefährten waren, oder weil sie wollte das es in diesen Leben wirklich funktionierte? Sie wusste es nicht und es war durchaus ein Risiko, das sie einging, wenn sie sein Angebot an nahm. Aber seit wann scheute sie das Risiko, fragte sie sich und ergriff impulsiv seine Hand. „Also schön,“ nickte sie und Viktors Gesicht erhellte sich, „lassen Sie uns nach Paris fahren.“
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.