Jean-Pierre Kermanchec
Blutspur in Locronan
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jean-Pierre Kermanchec Blutspur in Locronan Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Epilog
Andere Kriminalromane des Autors:
Kinderroman des Autors:
Vorankündigung:
Impressum neobooks
Der Heilige Ronan entstammte einer angesehenen irischen Fürstenfamilie. Seine Tage verbrachte er mit andächtigen Gebeten. An einem dieser Tage, während eines Gebetes, erschien dem Heiligen ein weiß gekleideter Engel.
„Ronan, Gott befiehlt Dir, diesen Ort zu verlassen, in die Cornouaille zu reisen und dort zu leben!“, sprach der Engel und verschwand sofort wieder. Der Heilige Ronan tat wie Gott es ihm durch seinen Engel befohlen hatte und machte sich auf den Weg über das Meer.
Vor der Küste des Leon hatten Fischer ihre Netze ausgeworfen und erhofften sich einen guten Fang. Plötzlich bemerkten sie, dass sich ein Felsen ihren Booten näherte. Der Felsen wurde von den Wellen wie Strandgut hin- und hergeworfen. Er kam immer näher, und ihre Angst wuchs. Ein solcher Felsen war imstande ihre Boote zu zerschlagen. Während sie sich noch gegenseitig fragten, was jetzt zu tun war, um das drohende Unheil abzuwenden, entdeckten sie plötzlich einen knienden Mann auf dem Felsen, der voller Inbrunst betete.
Sie riefen ihn an, aber der Mann reagierte nicht. Der Felsen kam immer schneller auf sie zu. Unfähig etwas zu unternehmen, sahen sie nur gebannt auf den sich rasch nähernden Felsen. Schon dachten sie, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte, als der Felsen mitten durch ihre Boote hindurchzog, ohne auch nur ein einziges zu berühren. Mit den Augen folgten sie dem Felsen, der sich weiter der Küste näherte.
Die Bewohner der Küste des Leon, auf die Gott den Felsen zutrieb, waren nicht gerade für ihre Gastfreundschaft bekannt. Sie waren nicht nur Fischer sondern auch berüchtigte Strandräuber.
Bei der Ankunft des Heiligen waren nur die Frauen an Land. Ihren Männern war der Heilige ja schon auf dem Meer begegnet. Die Frauen, die ihn jetzt empfingen, beschlossen sofort ihn auszurauben. Aber in seinem ärmlichen und zerlumpten, groben Wollkleid sah er so Mitleid erregend aus, dass sie davon Abstand nahmen.
Sofort nach seiner Ankunft begann der Heilige Ronan das Wort Gottes zu verkünden. Er bemühte sich, die Menschen von ihrem Piratenleben abzubringen. Die Bewohner machten sich jedoch keine Gedanken über seine Worte. Sie missachteten seine Lehren und drohten ihm sogar, ihn mit Gewalt zum Schweigen zu bringen, wenn er nicht endlich mit seinen Predigten aufhörte.
„Willst du unser Land zugrunde richten? Willst du unsere Frauen und Kinder der ärgsten Not aussetzen? Wenn das der Inhalt deiner Religion ist, dann halte deine Predigten woanders.“
Der Heilige Ronan sah ein, dass er mit seiner Überzeugungskraft alleine hier nichts erreichen konnte. Er bat Gott, seinem kleinen Glöckchen, das er stets bei sich trug, eine solche Kraft zu verleihen, dass der Klang des Glöckchens weithin über das Meer zu hören war. Gott erfüllte ihm diese Bitte und Ronan benutzte die Glocke, um die Schiffe auf dem Meer vor den Gefahren der armorikanischen Küste zu warnen, falls sie dieser zu nahekamen.
Als die Schiffe ausblieben und nicht mehr verunglückten, gaben die Bewohner Ronan die Schuld. Vor allem die Frauen ärgerten sich über ihn. Da beschloss der Heilige, den bösen Menschen zu entfliehen und sich in die Wälder zurückzuziehen. Zu jener Zeit war der größte Teil der Bretagne noch von Wäldern bedeckt.
Sein Felsen, mit dem er von Irland bis an diese Küste gelangt war, lag noch am Strand. Er setzte sich auf den Felsen, der sich sofort in eine steinerne Stute verwandelte, und eilte im Galopp davon. Zurück blieben die erstaunten Menschen. Der Heilige Ronan ritt mehrere Tage übers Land und hielt erst am Fuße eines hohen Berges an. Der Berg, der heute den Namen Ménez-Hom trägt, wurde von ihm ausgewählt, um dort seine Einsiedelei zu errichten. Er baute sich eine Hütte aus Lehm und Stroh und führte fortan ein asketisches Leben, das Leben das er so liebte. Der Ort erschien ihm gut gelegen. Er lag nicht weit vom Meer entfernt, direkt am Waldrand. Ronan wanderte den ganzen Tag. Am Morgen nach Osten und am Abend nach Westen. Er durchstreifte so die Gegend in unmittelbarer Nähe seiner Klause. Einmal in der Woche, bevor er sein Fasten unterbrach, unternahm er eine längere Wanderung von mehreren Meilen. Bei dieser Gelegenheit umrundete er die ganze Gegend seines neuen Zufluchtsortes.
In Erinnerung an die zwei Wanderungen des Heiligen Ronan, dem Tro-Menehi (Wanderung um die Herberge) und dem Tro-menez (Wanderung um den Berg), wird jedes Jahr eine eintägige Wallfahrt und alle sechs Jahre eine wöchentliche Wallfahrt zu Ehren des Heiligen Ronan abgehalten.
Ronan hatte sich entschieden, die Menschen nicht mehr bekehren zu wollen, sondern ein Leben als Einsiedler zu führen. Fortan sprach er nur noch mit den Bäumen, Pflanzen, Tieren und den Steinen. Selbst die Wölfe gehorchten dem Heiligen und benahmen sich in seiner Gegenwart so zahm und sanft wie Lämmer.
Die Bewohner dieser Gegend fürchteten sich jedoch vor ihm. Er war ein Fremder, der aus einem unbekannten Land hierhergekommen war. War er vielleicht ein Zauberer? Ein böser Geist? Oder vielleicht sogar der gefürchtete Werwolf?
Sobald etwas Unvorhergesehenes in der Gegend passierte, wurde es ihm angelastet. Wenn bei Waldarbeiten ein Baum einen Holzfäller erschlug, waren die Menschen überzeugt, dass Ronan einen Fluch ausgesprochen hatte. Es dauerte nicht lange und eine Anzahl Menschen schloss sich zusammen, um den Einsiedler in der Nacht im Schlaf zu überfallen. Sie machten sich gerade auf in den Wald zu gehen, als der Penntiern von Kernevé sie aufhielt. Er war der Chef des Stammes und sein Ansehen war so groß, dass die Leute auf ihn hörten.
„Wenn Ronan ein Zauberer ist, kann er sich eurer Angriffe erwehren. Trägt er aber keine Schuld an den Unglücken, so begeht ihr eine Tat, die nur verdammt werden kann. Ich werde zu dem Einsiedler gehen und mit ihm sprechen.“
Er machte sich auf den Weg zu dem Einsiedler. Ronan empfing ihn freundlich und sprach mit ihm über seinen Glauben. Der Penntiern war so beeindruckt von dem Heiligen Ronan, dass er fortan an seiner Seite leben wollte. Ronan wollte das nicht und überzeugte ihn, wieder zu seinen Leuten zurückzugehen und ihnen seine Botschaft des Friedens zu überbringen. Der Stammeschef versuchte immer wieder zu ihm zurückzukehren und sein Schüler zu werden. Er bemühte sich sehr, brachte es aber nicht fertig, ein so asketisches Leben zu führen wie Ronan. Die Frau des Penntiern, Kébén (der Name gilt heute als Schimpfwort und bezeichnet eine bösartige Frau) hinderte ihn daran. Die Beziehung ihres Mannes zu Ronan war ihr ein Dorn im Auge. In ihren Augen trug der Heilige die Schuld daran, dass ihr Mann sie vernachlässigte. Sie wollte Ronan loswerden. Um ihr Ziel zu erreichen, schloss sie sich mit den anderen Feinden des Heiligen zusammen und überzeugte sie, dass sie seine Hütte in Brand setzen mussten.
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