„Ganz genau. Also hat jemand etwas erfunden, das die Uhrzeit im Film immer der aktuellen Uhrzeit anpasst. Das bedeutet, wenn man eine Uhr im Film sieht, weiß man auch immer ganz genau, wie spät es bei einem selbst ist. Extrem praktisch.“
„Ja… aber du sagst, das war früher nicht so?“
„Nein.“
Pinogretto nickte. „Das erklärt, warum bei einigen Filmen mit der angepassten Uhrzeit die Handlung des Films überhaupt keinen Sinn ergibt!“
Wieder hielt sich die Freude in Grenzen, als Captain Angus Lee und sein erster Offizier Lydia Pinogretto durch die offene Glastür in den Bungalow der Mausens marschierten. Die Hitze war so groß, dass sie lieber drinnen saßen und selbst ihre Nachbarin, deren Vorname sich tatsächlich als Dotti herausgestellt hatte, selbst Dotti Elladottir hatte es sich auf einer der Liegen bequem gemacht und trug mehr Kleidung, als seinerzeit in ihrem Garten. Menschi die Mannschine stand in einer Ecke und wirkte irgendwie betrübt.
„Holen Sie ihn jetzt ab?“ fragte Lady Maus, ohne von ihrer Lektüre aufzusehen.
„Es ist… schwierig“, sagte der Captain.
„Sie meinen, weil er so schwer ist?“ warf Hyronimus Maus in die Runde, ohne vom Lackieren seiner Zehnägel aufzusehen.
„Das… ist nur ein Teil des Puzzles.“ Ein anderes war, dass niemand die Mannschine an Bord haben wollte, weil sie in der Tat keinerlei wirklichen Nutzen hatte, außer Dinge kaputt zu machen, und dafür hatte man eigens Waffen angeschafft. Den Vorschlag, Menschi einfach auf einem Planeten von Wesen, die man nicht so recht mochte, wie den Entarr zum Beispiel, auszusetzen und ihn dort seiner Berufung folgen zu lassen, sendete man nicht an die Admiralität, weil man das bestenfalls als gemeingefährlich und schlimmstenfalls als kriegerischen Akt einstufen könnte. Niemand wollte einen Krieg auslösen wegen eines ungeschickten Roboters, mit dem man sonst nichts anzufangen wusste. „Es ist sehr heiß, hätten Sie vielleicht etwas zu trinken?“
„In der Küche“, wies die Frau des Hauses in die entsprechende Richtung. „Sie müssen es sich schon selbst holen, wenn er noch mal geht, haben wir keine Gläser mehr.“
Die beiden Offiziere gingen in den angrenzenden Raum und kamen wenig später mit zwei gut gekühlten Getränken wieder. Sie wurden nicht weiter beachtet.
„Wir haben Ihre Bilder gesehen“, versuchte Pinogretto nun das Eis zu brechen.
„Da war ich noch jünger und besser in Schuss“, erklärte Dotti – bis sie merkte, dass sie nicht gemeint war. „Oh.“
„Sehr schön“, stimmte nun der Captain mit ein und wieder fühlte sich Dotti angesprochen: „Danke.“ Er warf ihr einen tadelnden Blick zu. Sie begann, ihre Lektüre zu lackieren. Es war eine Zeitschrift, in der man das Lackieren von Nägeln jeglicher Art lernen konnte. Lee wandte sich wieder dem Herrn des Hauses zu. „Es ist zu schade, dass Sie uns nicht eins dieser Hologramme signieren können.“
„Ja, nicht wahr“, stimmte der Holograph zu, „so was war früher anders. In der nicht so guten alten Zeit, als Künstler noch Leinenwände voll schmierten. Da konnte man noch seinen Namen draufkritzeln, aber wer fragt bei einem knackigen Hologramm denn schon, wer es gemacht und wie viel Stunden er darin investiert hat?“
„Ich fand keine dieser Stunden verschwendet“, meinte Dotti – und war wieder nicht gemeint.
„Es ist eine Schande“, stimmte der Kapitän zu. „Aber… dürfen wir wenigstens mit Ihnen auf Ihre Bilder anstoßen?“
Der Künstler erhob sich, deutete Dotti an, dass es nicht um sie ging, stellte fest, dass sein Glas leer war, und zuckte die Schultern.
„Nehmen Sie meins“, schlug Lee vor und schüttete den Inhalt seines Glases in das des Holographen. Dann stießen die drei an.
„Auf die Kunst“, sagte Pinogretto und Maus kippte seinen Drink in einem Zug herunter. Er wollte gerade zu einem neuen Trinkspruch ansetzen, als sich sein Gesicht verzerrte und er sich an die Kehle griff.
„Was nicht in Ordnung?“ fragte der Kapitän.
„Es…“ Mehr brachte Maus nicht heraus. „Keine…“
„Luft?“ half der Captain nach.
Maus nickte.
„Oh, nein, da müssen Sie sich keine Sorgen machen.“
„Nicht?“ kam es mühsam über Maus Lippen.
„Nein, es ist kein Erstickungsanfall.“
Das schien Maus etwas zu beruhigen.
„Es ist Gift.“
Das hatte eher eine gegenteilige Wirkung.
„Sehen Sie, in dem Getränk, das Sie gerade zu sich genommen haben, war eine kleine Menge Gift.“
„Scheiße, was?“ fuhr es nun aus Dotti heraus, während die Dame des Hauses dem Gespräch nicht zu folgen schien.
„Wir haben Sie vergiftet, Herr Maus.“
Sein Gesicht fragte: „Warum?“, aber seine Lippen brachten es nicht mehr heraus.
„Weil Ihre Mannschine da über ein Notfallprotokoll verfügt. Sie hat so viele Einschränkungen, dass sie kaum etwas tun kann, aber sie hat auch ein Protokoll, das, wenn sie glaubt, dass es einem Menschen nicht gut geht, sofort einen Notruf aussendet.“ Lee blickte ostentativ hinüber zur Mannschine, doch die stand nur betrübt an der Wand und rührte sich nicht. „Ich frage mich, warum sie das nicht tut.“
Maus Gesicht nahm langsam eine Färbung an, die man nur als ungesund bezeichnen konnte.
„Warum rufen Sie sie nicht zur Hilfe? Sie könnte sie sofort retten. Nicht wahr, Menschi?“
„Zu Ihren Diensten. Captain Lee. Darf ich Ihnen ein Getränk bringen?“
„Nein, danke.“
„Du sollst Hyro helfen, du Drecksmaschine!“ schrie Dotti aufgeregt.
„Ist Herr Maus denn inzwischen zurückgekehrt? Lady Elladottir.“ wollte die Mannschine wissen.
Lee sah Maus an.
„Rufen Sie die Mannschine.“
„Menschi“, kam es stockend aus Maus Mund, „hilf… mir!“
Doch Menschi reagierte nicht.
„Hilf ihm!“ rief Dotti.
„Wem? Lady Elladottir.“
„Hyro… Herrn Maus… sofort. Verdammtnochmal, kannst du ihn denn nicht sehen?“
„Nein. Lady Elladottir. Ich habe Herrn Maus. Seit einiger Zeit. Nicht mehr gesehen.“
„Ich denke“, seufzte Captain Lee und verabreichte Maus das Gegengift, „damit wäre dann alles geklärt.“
„Hm?“ Lady Maus sah auf. „Hab ich was verpasst?“
„Ich glaube schon.“ Lady Elladottir schien sich nicht ganz sicher zu sein.
„Sie haben“, bestätigte der erste Offizier.
„Ach, was denn?“
„Die Auflösung des Falles. Dass Ihr Mann der Täter war.“
„Habe ich das schon zugegeben?“ fragte der etwas konsterniert.
„Möchten Sie mir widersprechen?“
„Äh… nein“, gestand der Künstler sich und den anderen ein. „Obwohl… vielleicht doch. Wie sind Sie auf mich gekommen?“
„Durch die Aussage Ihrer Mannschine… und Ihre Arbeit.“
„Ah“, meinte der Holograph. „Geht das vielleicht etwas genauer?“
„Sehen Sie“, setzte der Kapitän an, der genug alte Filme zu diesem Thema gesehen hatte, um zu wissen, wie man so etwas machte und dass das einfach dazugehörte, „Sie haben einen kleinen Fehler gemacht.“
„Wirklich?“
„Ja. Es war sehr geschickt, die Mannschine so umzuprogrammieren, dass sie Sie nicht sehen und offensichtlich auch nicht hören konnte, aber Sie haben offensichtlich vergessen, das wieder rückgängig zu machen.“
„Ich hatte gehofft, dass Sie uns von dieser metallenen Geißel befreien, damit hätte sich das dann erledigt gehabt.“
„Jedenfalls haben Sie eins Ihrer Holoprogramme eingesetzt, das Personen aus der Wahrnehmung einer Linse entfernt. Damit konnte die Mannschine Sie nicht mehr sehen.“
„Wie sind Sie darauf gekommen?“
„Durch die Aussagen der Mannschine. Sehen Sie, sie sagte nicht, dass da niemand war , sie sagte nur, dass sie niemanden gesehen habe.“
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