1 ...7 8 9 11 12 13 ...28 Das Kribbeln verwandelte sich in Schwindel, sein Blut brodelte in seinen Adern als er sich dem Höhepunkt hingab. Auch seine Gefährtin schien ihn erreicht zu haben und bohrte ihre langen Fingernägel in sein Fleisch. Sein Rücken war von ihrer Lust vollkommen zerkratzt. Mit einem letzten Stoß verkrampfte sich Faolan. Er machte keine Anstalten sich vorher von ihr zu lösen. Sie sollte spüren was er war mitsamt der Macht, die er repräsentierte. Er wollte sie markieren, so wie er es bereits bei vielen getan hatte. Völlig außer Atem lösten sie sich voneinander und glitten auf den kühlen Moosboden. So langsam beruhigte sich sein Puls wieder. Die kühle Luft und das weiche Moos unter seiner Haut, kühlten seinen überhitzten Körper etwas ab. Lea lag immer noch schwer atmend neben ihm. Ihre Brust hob und senkte sich übernatürlich schnell. „Das war… unglaublich!“ Mit einer fließenden Bewegung drehte sie sich zu ihm um. „Ihr seid unglaublich, Fenrir. Noch nie hat mich jemand so berührt!“ Nun drehte er sich zu ihr um und betrachtete ihren Körper. Sie war selbst für eine Wölfin sehr weiblich. Die kleinen Schweißperlen auf ihrer Haut schimmerten silbrig im matten Mondlicht. „Es hat auch mir sehr viel Vergnügen bereitet.“ Durch diese Ablenkung war seine Herrin für einen Augenblick aus seinem Verstand gewichen, doch er bemerkte bereits wie Shana sich wieder einschlich. Nein! Plötzlich stand Lea auf und fischte nach den Resten ihrer Kleidung. „Fand ich auch. Vielleicht könnten wir das in naher Zukunft wieder…“ Ohne Vorwarnung griff er nach ihrem Handgelenk, warf sie auf den Rücken und beugte sich über sie. Seine Augen leuchteten dabei wild und unberechenbar. „Wo willst du hin? Glaubst du etwa ich wäre mit einem Mal zufrieden, Wölfin?“
Shana konnte nicht schlafen. Faolan war einfach ohne jegliche Vorwarnung verschwunden und seitdem noch nicht zurückgekehrt. Hatte er vielleicht etwas gewittert? War er los um denjenigen zu jagen? Kam es zu einem Kampf um wurde er verletzt? Oder hatte er einfach nur die Nase voll von ihr? Nichts. Keine Antwort ergab für sie Sinn. Schnaubend schaute sie zum hundertsten Mal auf die Uhr. Halb drei. In ein paar Stunden würde ihr Wecker klingeln. Vollkommen übermüdet rappelte Shana sich auf und schürfte ins Bad. Das warme Wasser prickelte angenehm auf ihrer Haut, es war Balsam für ihre geschundene Seele. Noch vor ein paar Monaten war ihr größtes Problem ihre mangelnde Beliebtheit in der Schule. Jetzt wurde sie von einem verrückten Onkel gejagt und ihr Schulalltag glich nicht nur einem Kampf, es war ein täglicher Kampf! Ich fühle mich als wäre ich durch ein schwarzes Loch in eine andere Welt gezogen worden. Die Ironie darin brachte sie zum Lächeln. Die Dämonenwelt war eine ganz andere Welt, auch wenn es immer noch derselbe Planet war. Es war eine andere fremde Welt, in der ausschließlich die Physische oder Psychische Überlegenheit zählte.
Eine Welt in der nichts so zu sein schien, wie man glaubte.
Wut kochte in Shana hoch. Sie hatte es satt eine bloße Spielfigur in diesem absurden Spiel zu sein. Sie wollte selbst die Taktik vorgeben um mit jedem Zug ihrem Ziel näher zu kommen. „Ich gebe mich nicht geschlagen.“ Sie stellte das Wasser ab, Dampf ließ den Spiegel beschlagen. Schnell wickelte sie sich das Handtuch um und tapste summend in ihr Zimmer. „Jetzt fühle ich mich schon viel besser!“ Ihre nassen Haare klebten an ihrer Haut. Sie hatte wie immer das Handtuch für die Haare auf ihrer Kommode vergessen. Ohne sehen zu können wohin, tapste Shana in der Dunkelheit zu ihrer Kommode. „Duschst du immer so lange?“ Ertönte eine tiefe männliche Stimme hinter ihr und ließ sie aufschrecken. Dabei klammerte sie sich an den dünnen Stoff, der ihren Körper bedeckte. Reflexartig öffnete sie den Mund aber kein einziger Ton verließ ihre Lippen. „Bist du neuerdings stumm oder hast du deine Sprache in der Dusche verloren?“ Shana wusste, dass diese provozierende Stimme ihr sehr bekannt vorkam, aber ihr Verstand war noch mit dem überraschenden Besuch überfordert.
Was in aller Welt geht hier vor?! Nach kurzem Zögern hastete sie zum Lichtschalter und wollte sicherheitshalber nach Hilfe schreien, als vertraute Augen sie weit aufgerissen musterten. „Oh Gabriel, verdammt noch Mal! Willst du mich zu Tode erschrecken?!“ So langsam klärte sich der Nebel in ihren Gehirnwindungen und rasende Wut erfasste sie, ließ sie rotsehen. „Ich…“ Seine sonst so blasse Haut färbte sich, seine Augen hüpften immer wieder von ihr zu ihrem Nachtschränkchen. Was soll das Ganze?! Es dauerte nicht lange bis ihr sowieso schon gespannter Faden riss. „Sieh` mich gefälligst an, wenn ich dich anbrülle!“ Fast rechnete sie damit, dass einer ihrer Geschwister jeden Augenblick die Tür eintreten würde doch keiner kam. Wahrscheinlich, weil sie wussten, dass sie in dem Zustand weitaus gefährlicher war. Für alle Beteiligten versteht sich. „Shana…“ „Wie bist du hier überhaupt reingekommen?“
Erst jetzt bemerkte sie, dass er schon die ganze Zeit versucht hatte ihre Fragen zu beantworten, sie ihn aber nie ausreden ließ. Es kostete ihr einiges an Beherrschung den Mund zu halten. Lauernd stand sie vor ihm, die Arme vor der Brust verschränkt und wartete darauf Antworten zu bekommen. Gabriel saß wie ein Verprügelter auf der Erkerbank und wich immer noch ihrem Blick aus. „Durchs Fenster, wie jeder Einbrecher.“ Seine Stimme war kaum ein Flüstern und die Tatsache, dass er sie noch immer nicht ansah brachte sie noch mehr auf. „Und warum?“ Nervös trommelte sie mit ihren Fingern auf ihrem Oberarm herum. „Weil ich mit dir reden musste.“ Diese Erklärung war ihr noch nicht genug. Musste man ihm denn alles aus der Nase ziehen? „Um drei Uhr morgens?! Konnte das nicht bis zum Elkadakurs warten?“ Tief durchatmend fuhr er sich durch sein pechschwarzes Haar. „N-nein.“ Nur für einen Sekundenbruchteil trafen sich ihre Blicke ehe er sich wieder abwand. „Warum hast du nicht angerufen? Für so was hat man gewöhnlich ein Handy!“ „Weil man bei einem Anruf in der Regel nicht den Aufenthaltsort desjenigen kennt.“ Jetzt wurde auch er pampig, sprang auf und verschränkte seine breiten Arme vor dem Brustkorb.
Diese Geste war eindeutig zu viel. Voller Wut stampfte Shana zu ihm und riss sein Kinn in ihre Richtung, damit er sie ansehen musste. Sein Atem ging stoßweise und seine geweiteten Augen verfärbten sich von dem wunderschönen Silber in ein dunkles Grau. „Und?“ Er holte tief Luft. „Was und?“ Shana konnte es nicht fassen. War das ein Spiel dessen Regeln sie nicht verstand?
„Was ist verflucht noch mal so wichtig, dass du mitten in der Nacht ohne Vorwarnung in mein Zimmer steigst und mir eine Heidenangst einjagst?!“ Gabriel starrte sie ungläubig und hilflos an, wie ein Welpe, der nicht verstand warum sein Herrchen so sauer war. Shana spürte wie ihre Wut etwas abebbte als er sich ihrem Griff entzog aber der Schreck saß noch tief in ihren Knochen. Gabriel hatte sie wirklich erschreckt – ob gewollt oder nicht. „Vielleicht sollten wir das lieber verschieben.“ Heiser und schloss er die Augen, massierte sich den Nasenrücken. „Das ist wirklich nicht lustig! Erst machst du so ein Drama darum und jetzt willst du es verschieben? Hast du sie nicht mehr alle?!“ Shana war sich nicht mehr sicher, ob der Mann vor ihr tatsächlich der unnahbare Gabriel aus ihrer Schule war. Noch nie hatte sie ihn so kleinlaut erlebt. „Kann man so sagen.“ Was war bloß mit ihm los? „Gabriel!!“ Seufzend öffnete er die Augen, das dunkle Grau in seinen Pupillen erinnerte sie an Regenwolken. Shana fragte sich, was das zu bedeuten hatte. War er genervt? Wütend vielleicht? Oder einfach übermüdet? Endlich hielt er ihrem Blick stand. „Weil du nur in einem sehr knappen Handtuch vor mir - einem Mann wohlgemerkt - herumtobst. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, wenn du so leicht bekleidet vor mir stehst.“ Seine Worte verließen nur gepresst seine Lippen, es war deutlich zu sehen wie viel Überwindung es ihn gekostet hatte. Feuerrot griff sie an den unstabilen Knoten und dankte der Handtuchgöttin, dass es gehalten hatte.
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