„Ahh!“, seufzte Hanne Arminos in diesem Moment wohlig und reckte ausgiebig ihre Arme. „Kinder, ist das ein Leben! Nur schade, dass alles übermorgen schon wieder vorbei ist.“
„Da hast du leider recht, werte Kollegin“, stimmte Karin Schröder zu. Sie erhob sich mit einem Schwung von ihrer Sonnenliege und strebte dem Rand des hoteleigenen Erlebnispools zu.
„Aber irgendwie freue ich mich auch schon darauf“, fügte sie dann ergänzend hinzu. „Schließlich bekommen wir dann unser neues Schiff übergeben!“
„Tjaja, die PRINCESS II“, murmelte die Astronavigationsspezialistin versonnen vor sich hin. Etwas lauter sagte sie dann:“ Was meint ihr? Die erste der Prinzessinnen ist hinüber. Wie lange wird Nummer Zwei wohl durchhalten?“
„Na hoffentlich länger, als es für mich bei der Nummer Eins der Fall war!“, antwortete Karin vergnügt lachend. „Sonst könnte es auf die Dauer sehr, wirklich sehr anstrengend mit euch werden!“
Sie sprang ins angenehm temperierte Marswasser des Pools, schwamm und tauchte dann einige Minuten lang in dem abwechslungsreich gestalteten Becken herum. Prustend tauchte sie bald darauf wieder auf und steuerte zum Rand des Pools zurück. Dort angekommen spritzte sie mit einer Hand etwas Wasser in Richtung ihrer beiden Kolleginnen, was diese mit spitzen Protestschreien quittierten.
„Los ihr beiden Faulpelze!“, rief sie ihnen aufmunternd zu.
„Kommt ins Wasser. In stark einer Stunde kommen die Männer zu uns rüber. Bis dahin können wir noch ein paar Runden im Pool drehen und gegen den Urlaubsspeck ankämpfen!“
Fröhlich lachend kamen Hanne und Harriet der Aufforderung Karins nach und sprangen rechts und links von ihr ins Wasser des großen Schwimmbeckens. Dort schwammen sie dann noch eine Weile munter schwatzend nebeneinander her. Als es an der Zeit war, kletterten sie aus dem Wasser, um anschließend jede für sich auf ihre Apartments zuzusteuern, wo sie sich für das Treffen mit ihren männlichen Kollegen umziehen wollten.
Eine gute Stunde später saß die versammelte PRINCESS- Crew gemütlich im großen Wohnraum von Hannes Appartement zusammen. Auf dem niedrigen Wohnzimmertisch vor ihnen standen hohe Gläser, die fruchtige Cocktails enthielten. Sie trugen Namen wie ‚Marssonne’, ‚Deimos Dreams’ und ‚Marineris Fizz’. Aus unsichtbaren Akustikfeldern drangen die sanften Melodien eines einheimischen Künstlers durch den geschmackvoll eingerichteten Raum. Die sieben TESECO- Agenten unterhielten sich angeregt, bis Crewmaster Tom Carna seine Hand in die Luft hob.
„Wenn ihr mal für einen Moment ruhig sein könntet“, unterbrach er die Gespräche seiner Freunde und Kollegen, „dann würde ich euch gerne ein paar kurze Informationen darüber geben, was mir bei meinem morgendlichen Besuch in der hiesigen TESECO- Zentrale eröffnet worden ist!“
Schlagartig verstummte die Unterhaltung und sechs Augenpaare richteten sich Erwartungsvoll auf den schlanken, athletisch gebauten Neuseeländer. Dieser räusperte sich kurz, bevor er mit seinen Erläuterungen begann.
„Also noch mal, heute morgen war ich im TESECO- HQ von Marsiana, um die neuen Einsatzbefehle für uns persönlich entgegenzunehmen“, sagte er.
Rasch zog er ein kleines, rechteckiges Datenpad aus der Brusttasche seines bunt gemusterten Freizeithemdes. Ein flüchtiger Daumendruck aktivierte die kleine Bildfläche.
„Wir werden übermorgen den Mars verlassen und mit dem planmäßigen Passagierraumer WINDJAMMER zurück zum Mond fliegen“, las Tom vom Display ab.
„Anschließend haben wir uns im HQ-TESECO zum Dienst zurück zu melden. Anschließend erfolgt die Übergabe unseres neuen Schiffes, der PRINCESS II, an uns.“
„Und?“, platze es neugierig aus Karin heraus.
„Weißt du schon etwas Genaueres über das neue Schiff?“
Als Technik- und Antriebsspezialistin interessierten sie die technischen Details natürlich ganz besonders.
„Allerdings!“, antwortete der Commander grinsend, während er mit dem kleinen Datenpad hin- und her wedelte.
„Ich lasse das Pad gleich herumgehen, dann kann sich jeder die Spezifikationen und Details selber ansehen. Nur eines vorab: wir bekommen einen Raumer aus der ESA-ARIANESPACE- Baureihe
‚TESECO/Delta – 2230.345-7’.“
Die junge, aus dem süddeutschen Stuttgart stammende Technikspezialistin klatschte begeistert in die Hände.
„Galaktisch!“ rief sie freudig aus.
„Die modernste Bauserie, die es im Moment gibt: ein optimierter deGrelle, verbesserter MAWIB, SUPRAGs der neuesten Generation…“, zählte sie auf.
„Damit sind wir ein gutes Stück schneller wie früher. Selbst die ALPHARD- MAM Konverter sind um einiges leistungsfähiger geworden!“
„Alle Achtung!“ staunte Roy Anthony, Kommunikationsspezialist der Crew. „Man scheint ja mächtig etwas von uns zu halten, wenn man uns solch einen modernen Kahn verpasst!“
In den nächsten Minuten drehten sich sämtliche Gespräche um das neue Schiff, während das Datenpad von Hand zu Hand weitergereicht wurde. Nach etwa einer halben Stunde voll mit angeregten Diskussionen über Schiffstypen im Allgemeinen und Leistungsmerkmale diverser Aggregate im Besonderen, stand Glenn Stark auf und reckte sich lautstark.
„Leute…“, sagte er mit einem Rundblick auf die anwesenden Kollegen, „Wir haben noch einen ein paar Stunden Urlaub übrig, in denen noch etwas unternommen werden kann. Außerdem sollten wir doch schon mal auf unsere neue Prinzessin anstoßen. Also, was machen wir?“
Nomo Teniate ließ klatschend seine Hand auf den Oberschenkel fallen.
„Wenn du ein paar unterhaltsame, an- und aufregende Stunden verbringen möchtest, dann gehst du…“.
„…ins Marsiana- Casino“, vervollständigte die restliche Crew einen bekannten Werbespruch im Chor.
„Genau!“ bestätigte Nomo und ließ seine makellos weißen Zähne bei einem breiten Grinsen aufblitzen.
„Ich habe noch ein paar Tecs übrig, die unbedingt unters Volk gebracht werden wollen!“
„Prima Idee!“ rief Karin zustimmend aus.
Auch Hanne, Harriet und die drei anderen Männer nickten begeistert. Karin hakte sich bei Tom unter.
„Im Casino kann man auch hervorragend tanzen!“ flötete sie ihm Augen aufschlagend zu. „Würdest du nicht gerne mein Tanzpartner sein?“
Tom schenkte ihr das schmelzendste Lächeln, zu dem er fähig war.
„Wenn Nomo mich lässt, dann liebend gerne“, sagte er.
„Außerdem – wenn ich es nicht tue, wer garantiert mir dann, dass mir nicht in nächster Zeit ein Generator oder ein Speicherblock um die Ohren fliegt?“
Bei diesen Worten musste nicht nur Karin lauthals lachen. Und so löste sich die Runde in allgemeiner Heiterkeit und fröhlicher Stimmung auf. Jeder strebte dem eigenen Apartment entgegen, um sich dort für den Abend noch ein wenig frisch zu machen und sich umzuziehen. Die sieben Menschen freuten sich auf die letzten gemeinsamen Ferienstunden in Marsiana, der schönen Hauptstadt der Marsnation.
***
Viele Millionen Kilometer vom Mars entfernt, auf der Erde, genauer noch in Halifax, einer mittelgroßen Stadt in England, im terranischen Bundesstaat Europa, herrschten dagegen umgekehrte Vorzeichen.
„Oh, Peter! Machen wir wirklich zusammen Urlaub?“
Erika Lonwil strahlte ihren Mann mit ihren großen, braunen Augen strahlend an. Peter Olson nahm seine Frau lachend in seine Arme. Sanft strich er ihr über das schwarze Haar, welches ihr in sanften Wellen bis auf die Schulter fiel. Er freute sich, dass ihm die lange geplante Überraschung gelungen war.
„Na, wenn ich es dir doch sage!“, bestätigte er ihr mit seiner tiefen, angenehmen Bass- Stimme.
„Wir haben schon viel zu lange keinen richtigen, gemeinsamen Urlaub gemacht. Und unsere beiden Kinder sind auch schon neunzehn Jahre alt. Wer weiß, wie lange die beiden noch mit ihren ‚Alten’ gemeinsame Reisen unternehmen wollen“.
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