»Ich George Frölich der Alte,
ich wolt übern Bergwerck halte,
es wolt aber gar nicht seyn.
sondern die Gottlosen fuhren hinein,
und rissen die Berg-Vesten ein,
das ist bewust der ganzen Gemein.«
Das Unglück aber ist nicht ohne Warnung von oben geschehen, denn man hat einige Zeit vorher, wenn die Bergleute früh zwischen 4 und 5 Uhr im Zechenhause ihr Gebet vor dem Einfahren abgewartet hatten, wahrgenommen, daß ein weißes Pferd im vollen Lauf von oben bis zum Ende der Binge sprang und alsbald verschwand. Man hat dies auch für eine Warnung angesehen, weil zuvor viele vor dem gemeinschaftlichen Gebet eingefahren, den das Gebet versäumenden Bergleuten zwei Groschen von ihrem Lohn für arme Leute abgezogen, wovon dann das sogenannte Aufrufen gekommen ist. Im Jahre 1729 hat man, als man das damals Eingestürzte wieder aufzuarbeiten suchte, was jedoch nicht gelungen ist, eine alte Bergmütze von Filz gefunden, die man für die Fahrmütze jenes Eichler gehalten hat.
117. Der gespenstische Hund auf der Straße zwischen Udwitz und Komotau.
(J. Mann in der Erzgebirgs-Zeitung, 1882, S. 14.)
Die Straße zwischen Udwitz und Komotau durchschneidet eine Gegend, in der bei Nacht Geister und Gespenster ihr Unwesen treiben und den Vorübergehenden oder Fahrenden allerlei Schabernack spielen. So spukte während einer längeren Zeit daselbst ein schwarzer Hund, der gleichsam auf der Lauer lag und der, sobald sich ein Bauer mit seinem Fuhrwerke näherte, auf dessen Wagen sprang. Der Bauer konnte sich anstrengen und machen, was er wollte, er mochte dem Hund zurufen oder ihm Peitschenhiebe versetzen, um sich desselben zu entledigen, alles umsonst, der schwarze unheimliche Gast blieb liegen, bis der Bauer die sogenannte St. Josephsstatue passiert hatte; dann war sein Begleiter verschwunden.
Einmal mußte ein Bauer um die Mitternachtsstunde mit seinem Wagen den Weg passieren. Da gewahrte er plötzlich den schwarzen Hund, der, als er näher kam, mit einem Sprunge auf dem Wagen war. Der Bauer wurde leichenblaß; er bebte und zitterte an allen Gliedern, nahm die Peitsche, schlug nach dem Hunde und fing an entsetzlich zu schimpfen; allein das unheimliche Tier rührte sich nicht. Da der Bauer einsah, daß er im Bösen nichts ausrichte, fing er an zu beten und zu seiner Überraschung wurde der Hund auf einmal halb weiß, blieb aber immer noch liegen. Jetzt wußte sich der schlichte Bauer keinen Rat mehr; er rief nun mit lauter Stimme: »Lieber Herrgott, laß mich doch nur wissen, was dieses Höllentier von mir will!« Sobald er diese Worte gesprochen, wurde der Hund ganz weiß und verschwand, und eine Stimme rief dem Bäuerlein zu: »Tausend Dank! Du hast meine arme Seele erlöst und mich von meinem Leid befreit!«
Im Jahre 1867 ging am heiligen Weihnachtsabende ein mutiges Bürschchen, das bei einem Görkauer Meister in der Lehre stand, heim zu seinen Angehörigen nach Komotau. Furchtlos schritt der Jüngling vorwärts. Ein kalter Frost wehte ihn an, lautlose Stille herrschte ringsum, nur unterbrochen von dem Knirschen des Schnees. Schon hatte er Udwitz hinter sich; da, kaum noch 100 Schritte von der St. Josephsstatue entfernt, erblickt er den schwarzen Hund, dessen feurige Augen wohl auch dem Beherztesten Schrecken eingejagt hätten. Halbtot schleppte sich der arme Junge weiter, kein Auge von dem unheimlichen Begleiter wegwendend. Da griff er plötzlich in die Tasche, zog sein Messer heraus und stach auf die Bestie los. Zwar schwang der Arm das Messer, ein Schwefelgestank verbreitete sich, aber – ruhig schritt das Tier wieder neben dem Wanderer einher. Kalter Angstschweiß bedeckte die Stirn des armen Knaben; schon glaubte er, sein letztes Stündlein sei gekommen. Da faltete er die Hände und fing an zu beten. Kaum hatte er ein Vaterunser geendet, so war auch das Untier verschwunden. Bleich und verstört kam der Ärmste bei den Seinen an. Längere Zeit hindurch mußte er das Bett hüten.
In den frühesten Zeiten hat der Hund wohl allen Ariern als ein den Göttern geheiligtes und darum mit der Gabe der Weissagung ausgestattetes Tier gegolten. Später wurde er Hüter der Unterwelt und galt dann als Tod- und Unglücksverkündiger. Der eine von den beiden »Wege bewachenden« Hunden, welche nach der indischen Sage dem Todesgotte Yama beigesellt sind, ist der schwarze Sarameya, der die Sterbenden heimsucht. Auch die griechische Mythe weiß von einem Höllenhunde und geistersichtigen Hunden wie die germanische Sage. Nach letzterer wittern es auch die Hunde der Sterblichen, wenn die Nornen und Walkyren ausgesandt werden, oder wenn die Pestseuche naht. Odhin und seine Walkyren werden von einem Hunde begleitet. Gespenster erscheinen als Hunde, so z. B. der holländische Nachtgeist Lodder, welcher seinem Namen nach dem Bruder Odhins und Mitschöpfer der Menschen, Lothur, entspricht. (Rochholz, deutscher Glaube und Brauch I., S. 101.)
118. Der feurige Hund bei Graslitz.
(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 236.)
Auf dem Schönauer Berge bei Graslitz soll in der Nacht ein Hund herum gehen, mit einer brennenden, feurigen Zunge. Derselbe soll den Leuten, besonders Mädchen auf den Rücken springen und sich dann eine Strecke forttragen lassen.
119. Die zwei weißen Pudel bei Rittersgrün.
(Mündlich.)
Kurz vor dem sogenannten Zigeunerwalde zwischen Rittersgrün und Pöhla sollen sich manchmal des Abends zwei weiße Pudel mit glühenden Augen und an feuriger Kette festgehängt sehen lassen.
Das Erscheinen weißer Tiere gilt als Tod verkündend. Wahrscheinlich hat sich diese Prophezeihung ursprünglich auch mit dem Erscheinen der beiden weißen Pudel, so wie eines weißen Widders und Schafes in den beiden folgenden Sagen verknüpft. Die Bewohner der Glarner Alpen sprechen, wenn ein Gemsenjäger in der Wildnis umkommt, er habe eine weiße Gemse gesehen, und ebenso verkündet auch nach einem Volksglauben in der Lausitz und in Böhmen ein weißer Schmetterling den Tod. Vielleicht hängt damit auch die weiße Trauerkleidung der Slaven zusammen. Rochholz (deutscher Glaube und Brauch I., S. 138.) vermutet, daß eine Zeit bestanden haben müsse, in welcher das Kennzeichen von Trauer und Freude durchgehend die weiße Tracht gewesen sei, da letztere ursprünglich »ein feierliches ins Leben treten und ein unergründliches Geheimnis des Wiederverschwindens« bezeichnete.
120. Der weiße Widder auf dem Pandurenfelsen bei Schneeberg.
(Mündlich.)
Auf dem Gleeßberge bei Schneeberg heißt ein Felsen der Pandurenfelsen. Man erzählt, daß auf und an ihm einst die Bewohner von Aue mit Panduren gekämpft haben sollen. Noch läßt sich auf ihm zuweilen des Nachts ein weißer Widder mit feurigen Hörnern sehen.
121. Gespenstisches Schaf bei Wildenfels.
(Mündlich.)
Bei dem nahe am Weinberge gelegenen Gottesacker zu Wildenfels soll sich zu nächtlicher Stunde früher ein weißes Schaf haben sehen lassen, welches die Vorübergehenden erschreckte.
122. Der schwarze Pudel an der Eisenbrücke bei Niederschlema.
(Mitgeteilt vom Lehrer G. Günther aus Lößnitz.)
In der Nähe der bei Niederschlema über die Mulde führenden Eisenbrücke stand vor Jahrhunderten und noch ehe Schneeberg gegründet wurde, ein Eisenhammer. Auch wurde das Eisenerz, welches damals am Schneeberge gegraben ward, über die alte Brücke nach Lößnitz gefahren, um es daselbst auf der Ratswage wiegen zu lassen. Die Brücke war mit einem Dache versehen und deshalb sehr dunkel, und weil außerdem auf beiden Seiten der Mulde bis an das Ufer finstere Waldungen waren, wurden an dieser damals schauerlichen Stelle viele Greuelthaten verübt. Unter andern wurde daselbst auch ein Mann erschlagen, welcher einen schwarzen Pudel mit sich führte. Dieser Pudel ist dann noch nach langen Jahren bei der Brücke gesehen worden, seinen Herrn suchend, und darauf ist er jedesmal plötzlich wieder verschwunden.
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