Die Didache/Apostellehre, eine frühchristliche Schrift, die etwa um das Jahr 100 entstand, enthält den ältesten schriftlichen Hinweis auf die Missionstätigkeit vom heiligen Thomas in Indien. Es heißt dort, er habe in Indien und den umliegenden Gegenden die Kirche gegründet. Erst hundert Jahre später entstanden die sogenannten Thomas-Akten, die von den Fakten her das gleiche berichten. Folgen wir der Überlieferung, so ist Thomas nach der Ausgießung des Heiligen Geistes nach Persien und Indien gewandert und hat dort das Evangelium verkündigt. Noch heute gibt es dort die "Thomaschristen", die sich direkt auf den Apostel Thomas zurückführen.
Als Ort seines Martyriums nennen viele Legenden Kalamina (heute: Mailapur) bei Madras. Bei Mailapur gibt es den "Großen Thomasberg". 1547 wurde dort eine Kirche zu Ehren vom heiligen Thomas errichtet, wo das Thomaskreuz aus dem 7. Jahrhundert, dessen Inschrift von seinem Martyrium erzählt, verwahrt wird. Der größte Teil der Thomas-Reliquien wurde an einem 3. Juli - daher der Gedenktag in der katholischen Kirche - im 3. Jahrhundert nach Edessa (heute Urfa/Türkei) überführt. 1218 kamen Reliquien auf die griechische Insel Chios, dann nach Ortona in den Abruzzen, wo sie bis heute aufbewahrt werden.
Im Dom von Prato in der Toskana wird in einer für diesen Zweck gebauten Kapelle der "Gürtel der Maria" gezeigt. Das Christkind selbst habe seiner Mutter den Gürtel gelöst und ihn Thomas überreicht. Jahrhundertelang in der Familie aufbewahrt, habe ihn Michele dei Dagomari aus Prato als Teilnehmer eines Kreuzzuges nach Italien mitgebracht, nachdem er in Israel eine Tochter jener Familie, der Thomas entstammt, geheiratet hatte. 1365 wurde der Gürtel in feierlicher Prozession in die Kathedrale in Prato gebracht. Einer anderen Legende zufolge, ist Maria ihm erschienen, um ihm den Gürtel als Beweis zu überreichen, nachdem er auch seine Zweifel an der Auferstehung Marias hatte.
Und warum gilt der 21. Dezember als der Thomastag?
Nun, Thomas war derjenige Apostel, der bei der Erscheinung des Auferstandenen Christus sehr skeptisch war. Erst als er seine Hand auf die Wunden legen durfte, fing er an, zu glauben. Deswegen wird er auch der „ungläubige Thomas“ genannt. Derjenige, der am längsten gezweifelt hat. So wie am 21. Dezember die längste Nacht des Jahres ist. Thomas' Gedenktag lag auch in der katholischen Kirche bis 1969 auf dem 21. Dezember, dem Datum der längsten Nacht des Jahres. Allerdings wurde der Gedenktag von der katholischen Kirche bei der Liturgiereform 1970 vom 21. Dezember auf den 3. Juli verschoben, um die letzte Adventwoche mit den O-Antiphonen nicht zu „stören“.
Am Thomastag wächst der Tag nur einen Hahnenschritt.
Wenn Sankt Thomas dunkel war, gibt's ein schönes neues Jahr.
St. Thomas bringt die längste Nacht, weil er den kürzesten Tag gebracht.


Mit dem Heiligen Abendam 24. Dezember, auch Heiligabendgenannt und der Vorabend des Weihnachtsfestes, endet die Adventszeit. Vielerorts wird der ganze Tag als Heiligabend bezeichnet.
Da nach dem antiken Kalender der Tag bereits mit dem Sonnenuntergang endete, gehört der Abend vom 24.Dezember liturgisch bereits zum Weihnachtstag. So findet die traditionelle Bescherung und das anschließende Festessen, u.a. im deutschsprachigen Raum und den nordischen Ländern, bereits am 24. Dezember nach Anbruch der Dunkelheit statt. In vielen anderen Ländern, z.B. dem englischsprachigen Raum, ist die Bescherung am Morgen des 25. Dezember.
Als Heilige Nachtoder als Christnachtwird die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember bezeichnet.
Wie bereits am Anfang des Kapitels erwähnt, ist der Heilige Abend der letzte Tag der Adventszeit. Da in früheren Jahrhunderten die Adventszeit auch Fastenzeit war, durften an diesem Tag nur fleischlose Speisen auf den Tisch kommen. Daher kommt die Tradition, dass am 24. Dezember kein Fleisch, sondern Fisch (Karpfen), Pasteten, Gemüse und Backwaren gereicht werden.
Ist's Heiligabend hell und klar, folgt ein höchst fruchtbares Jahr.
Christnacht im wachsenden Mond gibt ein Jahr, das sich lohnt.
Wer sein Holz um Christmett fällt, dem sein Haus wohl zehnfach hält.

25. Dezember
Geburt des Heilands / 1. Weihnachtstag

Das Geburtsdatum Jesu wird im Neuen Testament nicht genannt und wurde auch mündlich nicht von den Urchristen weitergegeben. Man interessierte sich zu damaligen Zeiten eher für die Todestage der Märtyrer, als für deren Geburtstage. Doch bereits im 2. Jahrhundert war ein wachsendes Interesse daran feststellbar. Obwohl in keinster Weise nachgewiesen, gehen trotzdem sehr viele Menschen davon aus, dass Jesus Christus am 25. Dezember geboren wurde und es gibt zu diesem Tag unzählige Erklärungsversuche. Allesamt sind sehr umstritten.
Eine Version ist folgende: Julius Africanus (ein christlicher Gelehrter und Schreiber einer Weltchronik) bezeichnete den 25. März als Datum sowohl der Passion Jesu als auch seiner Empfängnis (Mariä Verkündigung), woraus sich bei einer exakt neunmonatigen Schwangerschaft Marias der Tag der Geburt am 25. Dezember ableiten ließe.
Eine andere Legende sagt, dass Kaiser Aurelian im Jahre 247 n.Chr. bewusst den Geburtstag Jesu auf den 25. Dezember gelegt hat, um das Fest des unbesiegbaren Sonnengottes „Sol Invictus“, welches ebenfalls am 25. Dezember von den Römern gefeiert wurde, für die Christen zu immunisieren. Außerdem war man überzeugt, dass Jesus die „wahre Sonne“ ist und nicht irgendein heidnischer Sonnengott.
Tatsächlich ist dieses Datum ein sehr unverselles, welches weit über die religiösen Traditionen des Christentums hinausgeht.
Am selben Tag feierten
die Babylonier die Geburt des Tammuz, einem assyrisch-babylonischen Hirtengott
die Perser die Geburt des Mithras, Gott des Rechtes
die Phryger die Geburt des Attis, Sohn einer Flussnymphe
die Ägypter die Geburt des Osiris, Gott des Jenseits, Wiedergeburt und des Nils
die Griechen die Geburt des Adonis, Gott der Schönheit
Bereits Anfang des 2. Jahrhunderts versuchte Papst Hippolyt die vielen Feste zu Ehren heidnischer Götter, die an diesem Datum gefeiert wurden und zudem viel älteren Ursprungs sind, mit einem Fest anlässlich der Geburt Christi zu verdrängen. Durchgesetzt hat sich das Weihnachtsfest letztendlich aber erst Mitte des 4. Jahrhunderts durch Papst Liberius. Endgültig festgelegt wurde das Datum dann zum Ende des 4. Jahrhunderts durch Kaiser Theodosius auf dem 2. Konzil von Konstantinopel.
Bis heute widerspricht die orthodoxe Kirche diesem Datum als den Geburtstag Christi. Im Laufe der Geschichte des Weihnachtsfestes gab es tatsächlich 136 verschiedene Termine, an den die unterschiedlichsten christlichen Gemeinschaften die Geburt von Jesus feierten.
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