„Ich würde sie gerne mal anfassen.“
„Was?“ Ein wenig irritiert sah er ihr wieder ins Gesicht.
„Deine Haare. Ich bin neugierig, wie sie sich wohl anfühlen.“ Sie streckte spielerisch die Hand nach seinem Kopf aus, genauso spielerisch wich er zurück.
„Du möchtest doch nicht hier vor allen Leuten an mir herumfummeln“, sagte er mit einem breiten Grinsen und setzte nach, bevor sie antworten konnte. „Das sieht doch komisch aus. Aber wenn du noch ein paar Minuten Zeit hast, kannst du ja kurz mit hochkommen und dir meine Haare in aller Ruhe ansehen.“
Er hoffte, dass es belanglos klang. Nicht so verzweifelt wie einige seiner Anrufe damals, in denen er sie angefleht hatte, zu ihm zurückzukehren.
Sie kräuselte einen Moment in nachdenklicher Pose ihre Stirn und lachte ihn dann an. „Okay. Aber wehe, es ist doch eine Perücke. Wenn das nur ein Trick ist, um mich in deine Wohnung zu kriegen …“ Sie drohte mit dem Zeigefinger. Beschwipster, als er gedacht hatte.
„Selbstverständlich nicht.“ Er nahm ihre Hand und drückte sie.
„Zahlen, bitte!“
Den kurzen Weg zu seiner Wohnung, die bis vor einigen Monaten noch ihre gemeinsame Wohnung gewesen war, gingen sie Arm in Arm. Oben angekommen, legte er eine Terence-Trent-D’Arby-CD auf, die sie todsicher in romantische Stimmung versetzte. Sie hatte es sich bereits auf dem Sofa bequem gemacht. Die Beine angewinkelt auf der Sitzfläche, kuschelte sie sich an die Rückenlehne, das Kinn auf die Hand gestützt. Er setzte sich neben sie, rutschte dann noch ein wenig näher und sah sie an.
Wortlos begann sie, ihm durch die Haare zu streichen. Von vorne nach hinten, über die Seiten, er spürte ihre Finger überall. Er genoss das Gefühl einige Momente, bevor er seine Hand hob und ihren Nacken kraulte. Sie schloss die Augen und beugte den Kopf vor.
Nach einer kleinen, wohligen Ewigkeit zog er sie zu sich heran und küsste sie auf die Stirn. Sie sah auf und er hauchte einen Kuss auf ihren Mund, den sie ihm leicht geöffnet darbot. Seine Zungenspitze fuhr kurz über ihre Lippen, bevor er in sie eintauchte. Zärtlich spielten ihre Zungen miteinander. Noch während des Kusses beugte er sich über sie, und sie ließ sich zurückdrängen, rutschte seitwärts an der Lehne des Sofas hinab, bis sie unter ihm lag.
Er löste sich von ihren Lippen und küsste ihren Hals, schmeckte ihre leicht salzige Haut, strich mit der Hand über ihre Brüste, ihre Taille, fasste den Hintern. Sanft knetete er ihn, wobei er mit jedem Griff ein wenig näher an sein eigentliches Ziel rückte. Endlich spürten seine Fingerspitzen die Hitze des nassen Feuers zwischen ihren Schenkeln.
Carola hob ihre Hand von seinem Nacken, und für einen Moment fürchtete er, sie könnte ihn von sich drücken oder seine Hand festhalten; irgendetwas tun, das die knisternde Elektrizität verpuffen lassen würde. Aber dann sah er ihren Blick. Sie hatte nicht die Absicht, sich zu schützen. Sie wollte, dass der Blitz einschlug, zwischen ihren Beinen. Wurden Blitze nicht von feuchten Stellen angezogen? Falls das stimmte, würde er genau da landen, wo sie ihn haben wollte.
„Mach’s mir“, hauchte sie ihm dorthin, wo sich unter der langen, kräftigen Mähne sein Ohr verbarg. „Mach’s mir mit deinen Haaren.“
Nackt lag sie vor ihm auf dem Bett, die Arme zum Kopfende ausgestreckt, die Beine leicht gespreizt. Es hatte nur wenige Sekunden gedauert, ihr Kleid und Höschen abzustreifen, und er war fast genauso schnell ausgezogen. Seine Erektion trug er wie eine Lanze vor sich her, als er auf das Bett kletterte und sich über sie beugte. Mit einem leichten Kuss auf die Stirn sorgte er dafür, dass sie ihre Augen schloss, ließ dann seine herabhängenden Haare über ihr Gesicht streichen, über ihre Augenlider, ihre Nase, ihre geöffneten Lippen, ihre Wangen. Er wanderte tiefer und sie hob das Kinn, um jede Stelle ihres Halses der Berührung preiszugeben. Seine Haare glitten sanft über ihre Schultern und folgten kurz den Innenseiten ihrer Arme, was ihr eine Gänsehaut verursachte. Doch selbst in den Achselhöhlen, in denen sie sonst sehr kitzlig war, schien sie den Reiz als angenehm zu empfinden.
Es ging weiter hinunter. Sie schien es kaum erwarten zu können, ihn auf ihren Brüsten zu spüren, bog sich ihm entgegen. Er strich über die weichen Hügel und die festen Türme in ihrem Zentrum. Ein leichtes Stöhnen entfloh ihrem Mund und sie reckte sich noch weiter empor. Sein Atem traf auf ihre Haut, während er ein paarmal kurz über ihre Brustwarzen leckte. Nach dieser kurzen Rast setzte er seine Reise über ihren Bauch fort, ließ ihren Venushügel aus und widmete sich den Beinen. Sie spreizte sie weit und drehte die Füße nach außen, wollte ihn auf den Innenseiten ihrer Schenkel spüren. Er ließ sich Zeit damit.
Endlich gelangte er an das heiße Zentrum ihres Körpers. Mit einer Hand zog er die ohnehin schon leicht geöffneten, vollen Lippen noch weiter auseinander und ließ seine Haare über das rosige Fleisch streichen. Zärtlich küsste er ihre Klitoris und fasste ein Bündel seiner Haare. Selbst diese schienen eine Erektion zu haben, es kam ihm vor, als versteiften sie sich in seiner Hand. Umso leichter konnte er mit ihnen jeden Winkel der feucht glänzenden Öffnung verwöhnen. Sie ließen sich sogar ein paar Zentimeter tief hineinstecken. Nach all den traurigen Monaten war er endlich wieder mit seiner Frau verbunden. Er küsste ihre Schenkel. Dann küsste er seine Haare.
Wie mit einem Pinsel strich er über den kleinen rosafarbenen Knubbel, der sich ihm entgegenreckte wie der Kopf eines Regenwurms, den die einsetzende Feuchtigkeit aus seinem unterirdischen Versteck lockte. Er hörte, wie Carola immer schwerer atmete und stöhnte. Dann war es soweit. Keuchend bäumte sie sich auf, ihr Körper zuckte, und erst, als ihre glühenden Schenkel wieder auf das Laken sanken, löste er sich von ihr.
Er legte sich neben sie. Während sie seinen Schwanz streichelte, küssten sie sich, wobei kein einziges seiner Haare im Wege war; nur Carola musste eine ihrer Strähnen aus ihrem Mund entfernen. Nach ein paar Minuten schwang sie sich auf ihn und revanchierte sich mit einem leidenschaftlichen Ritt.
*
Am nächsten Morgen fühlte sich Peter, als könnte er Bäume ausreißen. Als vermöchte er, heranrasende Güterzüge mit bloßer Hand zu stoppen. Als könnte er alles tun, alles erreichen, was er wollte. Er kam sich vor, als wäre er Gott. Jetzt wusste er, wie sich der Präsident der Vereinigten Staaten fühlen musste.
Nach all den einsamen Nächten, nach all den Tränen, die sein Kopfkissen hatte aufsaugen müssen, waren er und Carola wieder ein Paar.
Er brachte seine Arbeit beschwingt hinter sich, in Gedanken bei ihr, im Bett. „Ich ruf dich an“, klangen ihre Abschiedsworte noch in seinen Ohren, also wartete er geduldig. Die Zeit bis dahin nutzte er, um ihren ehemaligen Bereich im Kleiderschrank freizuräumen, in den er sich ausgebreitet hatte. Er freute sich darauf, mit ihr zu besprechen, wie sie wieder zusammenziehen und ihre gemeinsame Zukunft gestalten würden. Sich zusammensetzen und die Differenzen der Vergangenheit aus der Welt schaffen. Kompromisse erarbeiten. Lösungen finden. Das volle Programm.
Endlich, am späten Abend, klingelte das Telefon.
„Carola! Wie geht’s dir, Liebling?“
„Hallo. Gut. Danke.“ Sie zögerte.
Peter lächelte verständnisvoll. Er wusste, dass es keine angenehme Situation für sie sein konnte. Immerhin hatte sie einen schweren Fehler begangen, als sie ihn verließ. Es war sicher nicht leicht, das einzugestehen und sich bei ihm zu entschuldigen. Ihn zu bitten, sie wieder aufzunehmen. Er entschied sich, ihr entgegenzukommen.
„Ich weiß, was du jetzt sagen willst. Ich verstehe, dass das nicht einfach ist. Aber du kannst mir vertrauen, ich verurteile dich nicht. Wir haben beide Fehler gemacht, das weiß ich. Ich bin an der ganzen Sache ja auch nicht völlig schuldlos. Aber ich bin sicher, wir können so was in Zukunft vermeiden.“
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