„ Ja, ich weiß. Aber es hat mich einfach gereizt mal auszuprobieren ob etwas klappt oder nicht. Nur davon reden kann ja jeder !“
„ Is klar, aber gleich mit scharfer Munition. Das ist etwas heftig !“
„ Wie dem auch sei. Ich habe meine Zigarre dafür bekommen, jetzt sehen wir weiter. Sobald die Leute von der Ersten mit ihrem Chef hier eintreffen, werden wir unsere kleine Nachtübung starten “.
Ich sah auf meine Uhr. Es war 19.45 Uhr. Wir lagen bestens in der Zeit. Es war schon dunkel draußen und der Schneefall hatte fast aufgehört.
Zu den Mechanikern sagte ich, dass jeder der nichts mehr zu tun hätte, jetzt schlafen gehen sollte. Sie sollten sich ausruhen um nach unserer Rückkehr wieder fit zu sein. Nach etwa zehn Minuten kam Bernd alleine zurück. Er sagte mir, dass Klaus und sein Zug an der Übung nicht teilnehmen werden und statt dessen lieber „ruhig machen!“.
Ich sah Bernd völlig fassungslos an und meinte ziemlich laut:„ Ist in Ordnung, wenn dieser Faulenzer keine Lust hat, dann soll er im Bett liegen bleiben. Ich werde Oberst Löw darüber Meldung machen, soll der sich darum kümmern “.
„ Du willst das so einfach durchgehen lassen. Wie soll ich meinen Leuten erklären warum sie jetzt üben sollen, während sich Klaus auf die faule Haut legt “.
„ Wenn sie lebend nach Hause kommen wollen, werden sie es wohl über sich ergehen lassen müssen. Den
I Zug soll ein anderer führen. Nimm einen von deinen Leuten, einen der das kann “.
Ich hatte kaum ausgesprochen da kam Klaus mit seinem Trupp schon an. Lehmann und ich waren jetzt vollends irritiert und ich fragte:„ Die Arbeit ist schon erledigt, eure haben wir gleich mitgemacht. Was wollt ihr noch hier !“
Klaus kam zu mir und nahm mich auf die Seite.
„ Du hör mal, ich hab mit Stephen gesprochen und na ja las uns die Sache vergessen und wieder Freunde sein. Ich hab mich wohl auch nicht ganz korrekt verhalten und na jedenfalls wir sind jetzt wieder da und machen bei der Nachtübung mit “.
Ich reichte ihm die Hand und sagte :„Alles klar, dann kann’s ja losgehen “.
Dann setzte ich noch den Rest der Leute davon in Kenntnis. Bisher dachten die ja alle es wäre jetzt Feierabend. Die Aussicht nun noch mal für ein Paar Stunden raus zufahren war keineswegs erheiternd. Die Leute waren genervt von dieser Schikane, sie empfanden es als wenig sinnvoll und unnötig. Nichtsdestotrotz mussten sie mitmachen. Ob sie wollten oder nicht. Und so blieb es bei den üblichen halblauten Maulereien und Bemerkungen.
Wie schon heute morgen so fuhren wir auch jetzt wieder Richtung Creutzwald. Leutnant Gieck meldete ich über Funk, das wir noch mal vorbei schauen würden, dann fuhren wir an.
Gruner fuhr jetzt die Strecke entlang des Warndtweihers, Klaus und ich schlugen uns über Merten durch und Lehmann übernahm die querfeldein Tour.
Es führen zwei mögliche Wege vom Warndthof nach Merten. Einer davon war die Landstrasse von Differten nach Überherrn und die andere verlief geradeaus vom Hof durch das Industriegebiet. Ich nahm letztere und Klaus die andere Route.
Links und rechts der Strasse waren die Felder des Hofes auf denen noch tiefer Schnee lag. Ich ließ meinen Trupp wieder auffächern und auf der riesigen Fläche verteilen. Das Manöver klappte einwandfrei und ohne große Erklärungen meinerseits. Durch die Optik meines Nachtsichtgerätes war nicht viel zu sehen. Alles war duster und von einer öden Monotonie.
Um den Reiz etwas zu erhöhen sagte ich dann in mein Funkgerät :„So Leute, damit ihr was davon habt, machen wir wieder eine kleine Renneinlage. Bis zum Rand des Feldes dürft ihr auf die Tube drücken. Eins zwo drei und Gas “.
Meinem Fahrer gab ich dann ebenfalls ein Zeichen und er drückte auf die Tube. Wir beschleunigten und der Fahrtwind blies mir heftig ins Gesicht. Ich hörte, dass die anderen ebenfalls aufdrehten und so fetzte unser Pulk über den Schnee. Nach etwa 1600 Metern mussten wir leider wieder abbremsen und formieren. Die anderen setzten sich wieder hinter mich und wir fuhren mit normalem Tempo weiter. Rechts und links der Strasse waren unter tiefem Schnee, versumpfte Nasswiesen mit Bäumen und Sträuchern. Ich befahl über Funk:„ Jetzt langsam in die Wiesen rechts und links ausweichen. Bei nächster Gelegenheit Deckung suchen und in Stellung gehen !“
Mein Fahrer zog rechts in den Graben und dann in die Pampa. Hinter uns verteilten sich die Anderen im Reißverschlussverfahren entlang der Strasse. Es dauerte etwa zwei Minuten bis alle ihre Waffentürme ausgefahren hatten und beobachteten. Zu sehen gab es natürlich nichts.
Aber ich konnte durch mein Nachtsichtgerät sehen, dass alle Wiesel in guten Positionen lagen, schön verteilt und emsig die Köpfe drehend. Dann gab es einen kleinen Intelligenztest.
Ich ließ die Besatzungen über Funk erklären wo sie sich befänden und in welche Richtung sie gerade blickten. Es war natürlich klar, dass einige durchfielen und sich nicht bewusst waren wo Norden und Süden lagen. Ein Blick auf den Kompass klärte die Sache dann. Dann verteilte ich Aufgaben. Ich nahm meine Liste hervor mit den Namen der einzelnen Fahrzeuge und gab ihnen dann einzelne Befehle.
z.B. :
„ Wiesel IV, hier Wiesel I. Sie fahren jetzt 100 Meter vor in Richtung auf das Gebäude neben der Strasse, dort beobachten sie alles was westlich liegt und melden mir was sie sehen !“
„ Wiesel IX und X. Sie kommen nach vorne und fahren bis zur nächsten Kurve voraus und decken sich dabei gegenseitig !“
usw. In diesem Schema schickte ich die Leute dann durch die Gegend.
Natürlich war Klaus vor uns in Merten, aber das interessierte mich nicht. Meine Leute sollten in einer Woche mehr draufhaben als nur geradeaus fahren.
Hinter der ehemaligen Grenze lag dieser besagte Ort. Ein verschlafenes Nest ohne großen Wert. Die Gegend war auch hier ländlich und verträumt. Einige Bäche liefen durch die Wiesen und Auen und zwischen den Ortschaften lagen weitläufige Wälder.
Ich beschloss hier eine kleine Tour durch den Wald zu machen und dabei vielleicht das Wild zu beobachten. Zuerst kamen wir dabei an eine kleine Brücke, die am Ortsrand von Merten lag und über einen etwa 1,40 breiten Bach verlief. Da sie zu baufällig für unsere schweren Fahrzeuge war, mussten wir den Bach so durchfahren. Ich ließ die anderen anhalten und gab meinem Fahrer die Order; den Bach rechts neben dem Brücke zu durchqueren.
Ich selbst stieg aus und ging vorne neben ihm her um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Die Ketten rasselten und der Motor brummte als Tobias, mein Chauffeur, Gas gab. Bedächtig und gleichmäßig rollte der Wiesel seitlich neben die Brücke und kippte dann etwas nach vorne. Das Ufer verlief schräg entlang des Wasserlaufs und war etwa einen halben Meter tiefer als der Weg. Der Eispanzer, der über dem Wasser lag zerbrach unter der schweren Last, die sich jetzt über ihn wälzte. Auf mehreren Metern brach das Eis auf und gab den Blick frei auf das darunter fließende Wasser. Die Ketten wühlten sich in den Grund des Baches und schoben den Panzer immer weiter vor. Auf der anderen Seite ging es wieder steil hoch und Tobi musste Gas geben um die Steigung zu überwinden. Hinter ihm sah man jetzt das aufgewühlte Gemisch aus Wasser, Eis und Schlamm. Zwei Kettenspuren verliefen tief durch den Boden. Von einem Ufer zum anderen. Ich ging zu meinem Kommandofahrzeug und sah wie das Wasser von den Laufrollen und der Kette ablief. Der Moder klebte teilweise noch daran und würde die Jungs in der Werkstatt nachher bestimmt sehr beschäftigen.
Sonst war alles in Ordnung. Tobi meinte, dass die Durchfahrt kein Problem gewesen sei und ich die anderen jetzt rüberschicken könne.
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