Uns fehlt die Zeit für eine richtige Vorbereitung. Was sollen wir tun? Wir müssen eine Nachtübung abhalten, die Zusammenarbeit mit den anderen Einheiten einstudieren und dazu noch einigermaßen frisch an der Ruhr ankommen “.
„ Aber das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal, das geht aber nicht !“: laberte ich in die Runde hinein.
Alles lachte und klopfte sich auf die Schenkel. Lehmann hätte sich fast an seiner Milch verschluckt.
„ Bitte keine Kalauer, Schneider. Was sollen wir denn jetzt machen ?“
„ Was machen den die anderen, in Merzig und Zweibrücken ?“
„ Die fahren sich auch erst mal mit den neuen Geräten ein, aber das ist dort etwas anderes. Das erfahrenste Personal haben wir durch die letzten Gefechte verheizt. Die beiden anderen Bataillone hatten prozentual gesehen weniger Verluste und sogar noch ausgebildete Leute von uns abgezogen !“
„ Wenn wir an der Ruhr stehen sind wir alle Neulin ge!“: bemerkte Gruner.
„ Wir können ja heute nacht noch mal kurz raus für 2-3 Stunden und pennen dafür bis um acht Uhr. Die Piloten können sich ausruhen und fliegen uns morgens Vormittag nach Baumholder. Da üben wir einen Tag lang und danach geht’s direkt an die Ruhr. Bleiben noch zwei Tage zum einleben und orientieren !“
„ Ist ein passabler Kompromiss, alles ein bisschen aber nichts richtig !“
„ Den Rest werden wir später ihm Einsatz lernen. Jedenfalls haben die Leute alles mal gesehen und gemacht. Die Routine kommt dann schon mit der Zeit. Wenn die Sache klappt ist es sowieso egal und wenn nicht erst recht !“: dozierte Gruner.
Löw schnappte sich ein weiteres Schinkenbrötchen und meinte dann:„ So sieht’s aus. In ein paar Tagen geht’s los. Was wir falsch gemacht haben wissen wir erst hinterher. Hauptmann Gruner, Hauptmann Trompeter ich nehme an sie haben vor ihre Leute ebenfalls an den Wartungsarbeiten teilzunehmen lassen !“
Klaus wurde etwas rot im Gesicht während Gruner entgegnete:„ Natürlich Herr Oberst, werde selbst nach dieser Besprechung daran teilnehmen , ich muss ja die Leute einweisen !“
„ Und was ist mit ihnen Hauptmann Trompeter ?“
„ Ähm, ich dachte das machen die Mechaniker, ich hab meinen Leuten dienstfrei gegeben. Sie sollen sich ausruhen “.
„ Von „Dienstfrei“, kann keinen Rede sein, ihre Leute werden zusammen mit den Anderen an der Wartung teilnehmen, danach geht es raus an die frische Luft “.
„ Jawohl, Herr Oberst !“
„ So damit ist die Besprechung beendet, Major Schneider sie übernehmen das Kommando wieder, ich muss noch nach Merzig. Wir sehen uns dann morgen in Baumholder “.
„ Jawohl, Herr Oberst !“
Wir standen alle auf und verabschiedeten uns von Roland.
Ich schnappte mit noch eines von den Käsebroten und kippte etwas Milch hinterher.
Draußen begann es wieder etwas zu schneien. Der Mercedes stand vor der Tür und wartete auf den Oberst. Wir standen Spalier entlang des Wegs und grüßten unsern Chef zum Abschied. Gruner und Lehmann gingen danach zur Garage um die Männer zu beaufsichtigen und anzuleiten. Ich sagte ihnen, wir, ich und Klaus, kämen gleich nach.
Sie waren beide kaum außer Hörweite, da begann Klaus schon mit seinem Geschwätz.
„ Sag mal, was sollte das heute morgen, bist du jetzt völlig durchgedreht. Am liebsten hätte ich dir eine reingehauen !“
„ Du,.. ich habe meinen Anschiss dafür bekommen und verspreche dir, dich nicht wieder vorzuführen !“
„ Was heisst hier vorgeführt, wenn ich gewusst hätte das ..“
„ Hätte, hätte, wenn der Hund nicht geschissen hätte, dann hätte er den Hasen noch gekriegt. Jetzt reg dich ab und lass uns zu unseren Leute gehen !“
„ Und wenn ich keine Lust habe. Was dann ?“ „ Dann kannst du mich am Arsch lecken und dir hier in der Nase bohren. Deine Abneigung gegen jede Art von Arbeit ist ja nichts neues ?“
„ Was soll das heissen ?“ „ Du hast mich schon verstanden. Du bist nicht belastbar, warst es noch nie und wirst es auch nie sein. Sowie sich eine Gelegenheit zum Verdrücken bietet, hast du sie garantiert als erster entdeckt und genutzt !“
„ Das muss ich mir von dir nicht anhören. Du hast die Arbeit auch nicht erfunden und brauchst dich hier gar nicht so als Arbeiterdenkmal aufzuspielen !“ „ Das kannst du ja alles mit deinem Friseur ausdiskutieren, du entschuldigst mich jetzt bitte. Ich muss mich als Vorbild aufspielen und das „gute“ Beispiel mimen “.
Ohne weiter mit Klaus zu streiten ging ich einfach weg. Er blieb mit Stephen stehen und regte sich noch etwas über mich auf. In der Garage herrschte wie immer hektische Betriebsamkeit. Meine Leute zerlegten und reinigten unter Aufsicht von Gruner und ein paar anderen Inst. Spezialisten die MKs.
Wie erwartet gab es natürlich ein paar Kleinigkeiten an den Fahrzeugen, die behoben werden müssten. Schrauben wurden nachgezogen, optische Geräte neu justiert und natürlich Treibstoff ergänzt. Bei den älteren Modellen gab es natürlich mehr Verschleißprobleme. Die ließen sich aber relativ leicht beheben.
Bei der Inspektion meines Führungsfahrzeugs machte ich natürlich selbst mit und ließ mir von den Mechanikern einiges erklären. Ich muss gestehen, dass ich nicht viel Ahnung von Motoren und Elektronik habe. Nobody’s perfect. Mein Fahrer allerdings war vor seiner Militärzeit gerade dabei eine Lehre als Kfz-Schlosser zu machen und stand kurz vor der Gesellenprüfung. Sein Name war Tobias Lechner. In zwei Tagen würde er 20 werden. Den Dienst an der Waffe leistete er freiwillig und mit viel Freude. Mit seinem technischem Verständnis und seiner Erfahrung stand er hier in der Werkstatt weit über mir. Er merkte wohl, dass ich ihm nicht viel erzählen konnte, er mir dafür aber um so mehr. An unserem Dienstverhältnis änderte das zwar reiflich wenig, dafür steigerte es sein Selbstbewusstsein ungemein. Zu wissen, dass es etwas gab worin er besser war als ich.
Aber er rechnete mir hoch an, dass ich ihm half und nicht, wie das Vorgesetzte gerne tun, ihn bei der Arbeit beobachtete und auch noch ständig gute Ratschläge verteile.
Nach etwa drei Stunden waren wir mit allem fertig. Die anderen Fahrzeuge waren ebenfalls soweit überprüft worden. Von Klaus und seinem Trupp hatte sich niemand blicken lassen.
Lehmann, der mich darauf ansprach, sagte ich:„ Bernd, ich glaube du siehst mal nach Klaus. Er hat wohl gerade ein kleines Motivationsproblem, geh doch bitte mal zu ihm und erklär ihm sinngemäß den Befehl von Oberst Löw. Wenn ich das mache passiert sowieso nichts !“ „ Werd ich machen. Unter uns, ich kann verstehen, dass er mit dir ein Problem hat, aber deswegen darf die Arbeit nicht liegen bleiben und Befehle missachtet werden !“
So trottet Bernd zum Stabsgebäude um Klaus zu suchen.
Ich sah mir derweil meine kleine Armee an. Jetzt standen hier 7 Wiesel I, 23 Wiesel IIIB und 10 Wiesel IIIC. Wer hätte gedacht, dass ich mal Chef über 40 kleine Panzerchen werden würde. Den Wiesel IIIC sah ich mir dann noch genauer an. Gruner kam zu mir und schwärmte mir die Ohren voll, wie modern und toll das neue System doch wäre. Es sah in der Tat sehr futuristisch aus. Am Turm waren links und rechts je eine Panzerabwehrrakete angebracht. Mittig links war das MG und rechts die Optischen Geräte. Neben diesem neuen Modell wirkte die erste Version völlig veraltet. Gruner sprach mich dann noch wegen der Schiesserei an. „ Sie hätten sich nicht so eine Blöße geben sollten Herr Major, das hat ihrem Ruf schwer geschadet “.
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