Jessica Giffard
Das Medaillon von Ofon
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jessica Giffard Das Medaillon von Ofon Dieses ebook wurde erstellt bei
DIE VILLA
DAS GESCHENK
BRIEF VON CYRUS
APOPHIS
DER SCHEIN-URLAUB
UNGEAHNTE KRÄFTE
DAS TRAINING
DIE WAFFEN DER VORFAHREN
DIE REISE INS UNGEWISSE
DIE SCHATULLE
DER BEGLEITER MEINES VATERS
DIE FEDER
DER FEIND
DIE WAHRHEIT
IN DER FALLE
DIE INSEL
DER OFON
DIE KUGEL
DER UNTERIRDISCHE GANG
DIE TINKTUR
DAS MISSTRAUEN WÄCHST
BERG DER FEEN
DIE AUTORIN
KONTAKT:
IMPRESSUM:
Impressum neobooks
Das Medaillon
von
Ofon
JESSICA GIFFARD
Copyright © 2019 Jessica Giffard
All rights reserved.
ISBN:
inhalt
Die Villa
Das Geschenk
Brief von Cyrus
Apophis
Der Schein-Urlaub
Ungeahnte Kräfte
Das Training
Die Waffen der Vorfahren
Die Reise ins Ungewisse
Die Schatulle
Der Begleiter meines Vaters
Die Feder
Der Feind
Die Wahrheit
In der Falle
Die Insel
Der Ofon
Die Kugel
Der unterirdische Gang
Die Tinktur
Das Misstrauen wächst
Berg der Feen
Die Autorin
Kontakt
Impressum
Ich sprang aus dem Bett, zog mich an und lief runter. Meine Mutter stand schon in der Küche und trank ihren Kaffee.
»Morgen Mom.«
»Morgen Schatz, soll ich dir etwas zu Essen vorbereiten?«
»Nein Mom, bin schon spät dran. Muss jetzt los.«
Ich ging zur Tür, öffnete sie und eine leichte Brise streichelte mein Gesicht. Es roch nach süßem Lavendel, den meine Mutter vor zwei Jahren in unseren Garten gepflanzt hatte. Nachdem ich draußen stand, fiel die Tür hinter mir mit einem lauten Knall ins Schloss. Ein Knacken im Unterholz ließ mich zusammenfahren. Ich drehte mich zu dem Geräusch um und schaute in Richtung Wald, aber da war nichts zu sehen. Schließlich redete ich mir ein, dass es ein Tier gewesen sein musste, nahm mein Rad, was schon ziemlich alt war und fuhr los. Ich beeilte mich, damit ich am letzten Schultag nicht zu spät zur Schule kam.
Unser Haus stand weit abseits der Stadt, am Ende der Straße. Unser Zaun grenzte an den Wald, in dem ich als Kind immer gespielt hatte. Es war das einzige Haus weit und breit, bis auf das unbewohnte Gebäude, das auf meinem Schulweg lag.
Jeden Tag, wenn ich da vorbeifuhr, hatte ich so ein ungutes Gefühl in der Magengegend, dass ich es nicht beschreiben konnte. Aber heute war das noch stärker, je näher ich dem Anwesen kam. Auf einmal bekam ich Gänsehaut, wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Als ich vor der Villa war, traute ich meinen Augen kaum. Das Tor stand sperrangelweit offen, also hielt ich an und schaute hinein.
Ich konnte nicht viel erkennen, denn die Mauern waren sehr hoch und versperrten meine Sicht. Das Einzige, was ich vom Grundstück sehen konnte, war die gigantische Eingangstür und ein Auto, das auf dem Anwesen parkte. Das wunderte mich, denn eigentlich wohnte niemand hier. Das majestätische Gebäude stand schon seit Jahren leer.
Das alles machte mich noch neugieriger, als ich es schon war, denn ich hatte viele Geschichten über dieses Grundstück und die Villa gehört.
Plötzlich merkte ich, dass ich mitten auf dem Weg, der zu dem Haus führt, stand.
Ich drehte mich um und rannte so schnell mich meine Beine trugen davon. Ich schnappte mein Rad und fuhr los. Als ich in der Schule ankam, war keiner mehr auf dem Pausenhof. Da ich schon spät dran war, ließ ich mein Rad stehen, ohne es abzuschließen und stürmte in das Schulgebäude.
Ich war die Letzte, die das Klassenzimmer betrat, der Lehrer war schon anwesend und schaute verärgert zu mir herüber. Er sah auf die Uhr, sagte nichts und zeigte mit einem Kopfzeichen auf meinen Platz.
Ich setzte mich und nahm mein Buch zur Hand. Meine Gedanken waren allerdings ganz woanders. Ich konnte mich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Wieder und wieder war ich im Geiste bei der Villa und konnte es kaum noch erwarten, bis Schulschluss war, um zu sehen, ob der Wagen immer noch dort stand.
Gerade als ich dachte, dass der Schultag gar nicht mehr vergehen würde, klingelte es zum Unterrichtsende. Ich nahm mein Zeug und rannte hinaus, ohne mich auch nur umzusehen oder mich von meinen Klassenkameraden zu verabschieden und schnappte mein Rad, das noch an der Stelle stand, an der ich es zurückgelassen hatte. Als ich gerade losfahren wollte, hörte ich jemanden meinen Namen rufen.
»Sarah!«
Ich drehte mich um. Es war Jane.
»Hallo, Jane.«
»Sarah, wo willst du denn hin? Wir wollten doch heute zusammen etwas unternehmen.«
»Jane, es tut mir leid. Ich kann heute nicht, es ist was dazwischen gekommen und ich muss dringend nach Hause.«
»Wieso? Ist zu Hause etwas passiert?«
»Nein. – Na ja, meine Mutter fühlte sich heute Morgen nicht so gut. Muss schauen, ob es ihr mittlerweile besser geht. Wir können morgen was zusammen unternehmen, wenn es dir nichts ausmacht?«
»Ok, dann bis morgen. Ruf mich an!«
»Das mach ich.«
Nachdem Jane sich Bob zu wandte, mit dem wir schon als Kinder spielten und der auch noch in dieselbe Schule ging wie wir, konnte ich endlich losfahren, wenn auch mit einem schlechten Gewissen, da ich Jane angelogen hatte. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich unbedingt zur Villa wollte, weil sie nicht verstanden hätte, warum ich wie besessen von diesem Gebäude war.
Wir hatten uns schon früher über die Villa unterhalten. Damals hatte sie gesagt, dass ich spinnen würde und eine lebhafte Fantasie hätte. Ich konnte es ihr nicht erklären, noch nicht mal mir selber, warum ich so besessen davon war und wieso mich das Grundstück so an sich zog.
Ich war aufgeregt und wollte so schnell wie möglich zum verlassenen Anwesen, denn ich war mir nicht sicher, ob ich mir nur etwas eingebildet hatte. Konnte das sein? Entsprang der Wagen in der Auffahrt wirklich meiner Fantasie?
Nein, nein! Es konnte keine Einbildung gewesen sein. Ich war keine Tagträumerin. Gut, nachts hatte ich oft von der Villa geträumt, aber niemals tagsüber.
Schließlich sah ich das Eingangstor. Es war zu, aber nicht abgeschlossen und nun stand es offen. Also hatte ich es mir nicht eingebildet.
Ich stieg vom Rad ab und ging näher heran. Tatsächlich, der altmodische schwarze Wagen war noch dort. Er parkte zwar nicht mehr vor der Eingangstür, sondern war seitlich neben der Villa abgestellt, aber er war da. Ich konnte nur noch den Kofferraum sehen. Eine ganze Weile stand ich da, bevor ich beschloss hineinzugehen.
Was war, wenn ich erwischt werde? Vielleicht konnte ich einfach sagen:
»Willkommen in der Nachbarschaft, wir wohnen nicht weit von hier.«
Zwar ist das nicht gerade sehr originell, aber etwas Besseres fiel mir nicht ein. Ich wollte unbedingt sehen, wer eingezogen war. Vielleicht waren die Leute ja morgen auch schon wieder weg? Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich nicht hineinging und nie erfahren hätte, wer hier war.
Deshalb nahm ich all meinen Mut zusammen, schritt auf das Tor zu und ging hinein. Der Weg zur Villa kam mir unendlich vor. Von draußen sah es gar nicht so weit aus. Ich schob es auf meine Aufregung und ging entschlossen weiter. Schließlich stand ich vor der Eingangstür.
Mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich meine Hand ausstreckte, um zu klingeln. Mit einem Mal verließ mich mein Mut und ich wollte gerade wieder gehen, als ich plötzlich hörte, dass die Tür geöffnet wurde. Ich erschrak, drehte mich um und sah, dass ein älterer Herr an der Tür stand.
Читать дальше