Jasmin Hütt - Hinten im Universum

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"Wie zwei glühende Kometen glitten wir durch den flüssigen Sternenhimmel und zum ersten Mal schaffte ich es, meine Sorgen wenigstens für diesen einen magischen Augenblick zu vergessen …"
2113 – Die Folgen des Klimawandels haben Deutschland zerstört. Jady kennt nichts anderes als den nie endenden Überlebenskampf, welcher ihr von Tag zu Tag mehr abverlangt. Als sie in Berlin durch einen fürchterlichen Sturm von ihrem Clan getrennt wird, stellt sich ihre Welt auf den Kopf. Plötzlich bedroht von einem mysteriösen Verfolger macht Jady auf ihrer Flucht eine alles verändernde Entdeckung …

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Jasmin Hütt

Hinten im Universum

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Inhaltsverzeichnis Titel Jasmin Hütt Hinten im Universum Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Epilog

Danksagung

Über die Autorin

Impressum neobooks

Kapitel 1

Ich rannte um mein Leben. Mein Herz pochte, wahrscheinlich würde es einfach platzen. Aber ich wollte nicht aufgeben. Immer weiter. Sprinten, springen, Haken schlagen. Lange konnte das nicht mehr gut gehen, doch während mein Blut wie kochendes Wasser durch meine Adern pulsierte, wollte mein Geist kämpfen. Ich wollte kämpfen. Wieso sollte ich für eine Sache sterben, für die ich nichts konnte? Vor mir tauchte ein Baum aus der Schwärze der Nacht auf. Taumelnd wich ich ihm aus, mehr durch Zufall als absichtlich. Die Dunkelheit war mein Feind und die Schritte hinter mir wurden immer lauter. Mir musste dringend etwas einfallen. Wenn ich bis ins Lager käme … Fast unmöglich. Trotzdem, einen Versuch war es wert – vielleicht müsste dann nicht schon wieder Blut vergossen werden. Ganz nebenbei wäre auch mein erst fünfzehn Jahre langes Leben nicht so jäh zu Ende!

Mit zusammengebissenen Zähnen legte ich noch mehr Tempo zu. Herunterhängende Äste schlugen mir ins Gesicht, doch ich bemerkte sie kaum. Im Nacken konnte ich fast den Atem des Mannes spüren. Was hatte ich ihm getan? Mein Blick trübte sich. Wütend schüttelte ich den Kopf, die Sicht klarte etwas auf. Wenn ich jetzt ohnmächtig würde, wäre alles verloren. Mit einem Satz sprang ich über einen verkohlten Baumstamm, doch es reichte nicht ganz und ein stechender Schmerz fuhr durch meine Wade. Aufhalten konnte er mich jedoch nicht.

Der Mann war jetzt ganz nah. Noch zwei oder drei große Schritte, dann würde er ... Wie von Sinnen wich ich seitwärts aus. Dann konnte ich in der Ferne endlich unser Lagerfeuer erkennen. Hoffnung keimte in mir auf. Es musste einfach klappen! Noch gut dreihundert Meter. Warum wurde niemand auf mich aufmerksam? Ich wollte schreien, doch zwischen meinen gehetzten Atemzügen war nicht genug Zeit. Meine Lunge brannte förmlich, während die Rettung immer näher kam. Zweihundert Meter. Ich konnte es schaffen! Der Sprint meines Lebens, in Gedanken war ich schon in Sicherheit. Doch plötzlich schlug ich hart auf dem Boden auf. Mein Fuß musste irgendwo hängen geblieben sein. Kaum hatte ich das festgestellt, war er über mir. Jetzt schrie ich, doch es war zu spät.

Keuchend schreckte ich hoch. Es dauerte mehrere Minuten, bis ich vollständig realisiert hatte, dass es nur ein Traum gewesen war. Diesmal. Stöhnend rappelte ich mich hoch und schlug die Zeltplane beiseite. Mein Kopf schmerzte und ich fühlte mich wie zertrampelt. Schnell band ich meine spröden, aber langen schwarzen Haare zu einem schlampigen Zopf, bevor ich durch den schmalen Ausgang kroch. Draußen hatte es aufgehört zu regnen, doch die Sonne war hinter den Dunstschleiern kaum zu sehen. Also alles wie immer. Stickig, grau, hoffnungslos. Ein klassischer Tag im 22. Jahrhundert. Während ich versuchte, meinen Albtraum zu vergessen, betrachtete ich die noch schwelenden Reste unseres gestrigen Feuers. Eigentlich lohnte es sich nicht, es wieder in Gang zu setzen, denn wir würden wahrscheinlich die Regenpause nutzen und weiterziehen. Außerdem gab es auch nichts zu braten oder aufzuwärmen – unsere Vorräte waren erschöpft.

Ich versuchte, auch darüber nicht weiter nachzudenken und ließ meinen Blick schweifen. Es musste noch früh sein, denn außer der derzeitigen Wache war niemand zu entdecken. Angelo war um die vierzig und eigentlich ganz in Ordnung. Er war mittelgroß, hatte kurzes, blondes Haar und durch einen Jagdunfall eine lange Narbe auf dem Arm. Zwar war ich nicht mit ihm verwandt, aber er gehörte seit ein paar Jahren zu unserem Clan. Wir hatten ihn in einer Ruinenstadt im Norden aufgegabelt, er hatte uns damals gewissermaßen das Leben gerettet.

Angeblich hatte er sich vorher zusammen mit seiner Hündin Maja alleine durchgeschlagen, aber ich wüsste nicht, wie er das hätte schaffen können. Die Welt hatte sich verändert in den letzten Jahren, sehr verändert. Wir versuchten, als Jäger und Sammler zu überleben, doch immer wieder schwebten wir bei diesem Versuch aufs Neue in Lebensgefahr. Und ich war es sowas von leid. Leben um zu Überleben – wozu?

Angelo redete nie über die Zeit vor unserer Begegnung und ich fragte nicht. Zum Dank für seine Hilfe hatten wir ihn aufgenommen, denn zwei weitere arbeitende und jagende Hände konnten wir gut gebrauchen. Normalerweise kam es so gut wie nie vor, dass Menschen die Clans wechselten oder sich zwei zusammenschlossen, da es für beide Seiten ein unkalkulierbares Risiko darstellte. Doch Angelo hätte uns wohl kaum geholfen, um uns hinterher umzubringen. Bisher war er Gold wert gewesen.

„Morgen“, murmelte ich.

„Hey, Jady“, begrüßte er mich. „Gut geschlafen?“

„Mhh“, brummte ich. „Schlecht, wie immer.“ Seufzend setzte ich mich neben ihn. Kurz darauf knurrte mein Magen, na super. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass Hunger nun mal zum Alltag gehörte. Nicht, dass ich etwas gegen ein reichhaltiges Frühstück gehabt hätte, aber …

„Wir haben nichts mehr, oder?“, fragte ich leise. Seit mehreren Wochen war ich nicht mehr im Vorratszelt gewesen, weil es sonst wahrscheinlich mein letztes bisschen Hoffnung zerstört hätte.

„Nein“, antwortete er knapp.

Nächste Frage, auch wenn die Antwort klar war. „Meinst du, wir brechen auf?“

„Ja. Dein Vater wird es entscheiden, aber haben wir eine Option? Kein Essen, in zwei Zelten sind Löcher und das Wetter wird bald umschlagen.“ Natürlich, es lag ja auf der Hand. Aber Angelo war noch nicht fertig. „Es sieht nicht gut aus. Wir werden uns in eine Stadt wagen müssen.“

Das hatte ich ebenfalls versucht auszublenden. Aber ich wusste, dass wir keine Wahl hatten, auch wenn ich es nicht glauben wollte. Stadt oder sterben. Zwar war es erst Mitte August, aber durch den Klimawandel würde der Winter nicht lange auf sich warten lassen und den würden wir auch mit den schützenden Ruinen nur schwer überstehen. Ich hasste diese Jahreszeit. In den letzten Jahren waren wir immer mit einem blauen Auge davongekommen, aber unser Glück konnte sich schnell zum Schlechten wenden.

In diesem Moment öffnete sich ein weiteres Zelt und wie ein Blitz schoss Maja auf mich zu. Mittlerweile war ich beinahe sechzehn Jahre alt und hatte niemanden gleichaltrigen, mit dem ich vernünftig reden konnte. Meine einzige Gefährtin war Maja geworden. Die Hündin war überwiegend schwarz, hatte weiße Pfoten und Ohrspitzen sowie einige andere Tupfer. Schwanzwedelnd schleckte sie mir über die Stirn, jetzt war ich endgültig wach.

„Hey, Süße“, meinte ich. Nachdem sie auch meine Ohren gewaschen hatte, ließ sie von mir ab und Angelo musste die gleiche Prozedur über sich ergehen lassen. Eigentlich konnte er das gar nicht leiden, aber er hatte es immer äußerst schwer, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

Mit einem schwachen Grinsen drehte ich mich zu meinem Vater Mike, der nun auf uns zukam. Er war groß, athletisch gebaut und ihn brachte so schnell nichts durcheinander. Außerdem war er der Chief unserer Gruppe, denn er war der geborene Anführer. Für mich war er wie ein Fels in der Brandung und ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was ich ohne ihn machen sollte. Sein Lebensmut und seine Entschlossenheit, unserem Schicksal zu trotzen, färbten auf mich ab. Auch, wenn ich den Sinn unseres verdammten Lebens noch nicht einmal annähernd verstanden hatte. Immerhin sprach so einiges gegen uns und unser Schicksal.

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