«Was ist mit den Fuhrwerken, die wir in den vergangenen zwei Jahren verbessert haben. Sie helfen den Händlern schneller weitere Strecken hinter sich zu bringen ...»
«Ursprünglich entwickelt um militärisches Material schneller von einem Ort zum anderen zu bringen!»
«Was ist mit dem Spinnrad? Wir können bessere Stoffe für unser Bürger herstellen lassen.»
«... und für Eure Soldaten!», sagte der Ordensbruder: «Es gibt kaum eine Entwicklung, die nicht ursprünglich zumindest in Teilen dem Krieg dienlich sein soll! Wir wissen alle, dass das Land Manis aufrüstet. Der König ist zweifelsohne niemand, der den Krieg wünscht. Aber er rüstet auf. Und die militärischen Männer, die sich um ihn scharen ... bei den Göttern, da sind viele Kriegstreiber darunter. Auch Herzog Olaf von Meraton will den Krieg gegen die Shiva. Und was ist mit den Schiffen vor unserer Küste? Was machen die Noaten bei uns?»
«Ich werde mit Euch darüber nicht diskutieren!», sagte der Lord: «Ihr mögt in vielen Punkten sogar recht haben. Dennoch sind wir uns sicher, dass ihr die Schuld am Tod des Priesters tragt!»
«Ach tatsächlich? Warum?»
«Wir haben euer Zeichen an der Wand gesehen!»
«Das könnte jeder verwenden. Und das wisst Ihr!»
Lord Stephan nickte: «Ja, sicher. Aber warum sollte jemand das tun? Nein, ich persönlich bin davon überzeugt, dass irgendjemand von euch das war!»
«Hört zu. Ihr werdet das bereuen, Lord Stephan. Wir waren es wirklich nicht! Und der Mörder läuft damit noch draußen herum!»
Der Lord aus Charleston nickte und winkte dann zwei Soldaten her: «Führt sie ab! Und informiert Lord Philipp, unseren Kommandeur!»
Lord Philipps Gang in die Zellen waren nicht einfach. Das letzte Mal als er im Kerker gewesen war, war er nicht Kommandeur, sondern Gefangener gewesen. Und er hatte auf sein Todesurteil gewartet. Er wusste, dass er nun auf Brüder des Ordens treffen würde. Und er hoffte, dass ihn keiner dieser Gefangenen mit der Gilde, die zu den Hütern des Lichts gehörte, in Verbindung brachte.
«Lord Philipp! Ihr bemüht Euch zu uns? Ihr könnt uns hier nicht einsperren!», meinte der Anführer der Hüter des alten Wissens: «Das ist nicht Rechtens. Und das wisst Ihr. Jeder hätte unser Zeichen an die Wand malen können!»
«Warum sollte sonst jemand euer Zeichen benutzen?», fragte Lord Philipp: «Das macht keinen Sinn!»
«Es macht keinen Sinn, dass wir das Zeichen an die Wand malen, es aber dann leugnen!»
Philipp starrte durch die Gitterstäbe. Ja, der Mann hatte recht. Irgendwie passte das nicht. Aber wer hatte ein Interesse daran diesen Mord den Hütern des alten Wissens in die Schuhe zu schieben? Dennoch musste er seine Pflicht erfüllen: «Wir haben viele von euch gefangen genommen. Aber nicht alle! Verbürgt Ihr Euch wirklich für alle Eure Brüder?»
«Für alle Brüder?», der Anführer lachte: «Dann müsste ich mich auch für Euch verbürgen, habe ich recht? Ihr wisst, dass unser Orden sehr groß ist und aus verschiedenen Gilden besteht. In der Öffentlichkeit wird unser Orden meist mit der Gilde der Docti in Verbindung gebracht. Nicht aber mit den Medici, den Fabri oder eben den Domini, zu denen ihr gehört. Oder irre ich mich?»
Lord Philipp schaute sich um. Dann antwortete er: «Es mag sein, dass wir etwas gemeinsam haben. Das wir beide Teil dieses Ordens sind. Aber die Gilde der Docti ist nun mal der Stamm unseres Ordens. Und er ist es auch, der am Meisten für Unruhe sorgt.»
«Mag sein, dass ihr Domini mehr im Hintergrund arbeitet. Und ich gebe Euch recht, unter uns sind viele Wander- und Stadtprediger, die das Wissen weitergeben wollen und damit für Aufmerksamkeit sorgen. Aber das macht uns nicht mehr oder weniger verdächtig für diesen Mord!»
«Das ist richtig. Dennoch besteht einfach der Verdacht und dem muss ich nachgehen!»
«Auch unter uns Hütern des alten Wissens gibt es Sünde, das bezweifle ich nicht. Wir sind kein Orden von Heiligen. Im Grunde sind wir nicht einmal ein religiöser Orden. Auch wenn Euer König, verzeiht, unser aller König, uns oft als eine Art fremde Religion verurteilt. Uns geht es um die geschichtliche Wahrheit. Aber Ihr, Lord Philipp von Raditon, sperrt uns weg, weil wir als Gruppe in Euren Augen schuldig sind. Ihr wollt uns als Orden die ganze Sache in die Schuhe schieben. Besser gesagt unserer Gilde. Denn ihr wisst, dass wir nur ein Teil des Ordens sind. Ihr aber verkauft uns den anderen als den Orden.»
«Nun, wir werden die Wahrheit herausfinden. Und wenn der Orden nicht schuldig ist, dann werdet ihr alle frei sein. Das verspreche ich!», meinte der Lord.
«Ihr könnt mir viel versprechen. Wir wissen, was mit den Veteranen war. Ihr dreht Euer Fähnchen, wie der Wind weht. Erst habt Ihr sie unterdrückt, Justiz vor den Augen von Kindern und Frauen verübt und dann habt Ihr sie zur Verteidigung der Stadt eingesetzt. Und Ihr selbst, Lord, habt im Kerker gesessen. Auf Befehl des Königs. Aber jetzt seid Ihr wieder Kommandeur!»
«Von Politik versteht Ihr nichts!», sagte der Lord.
«Aber von Geschichte. Ihr wisst so gut wie ich, dass Politik nicht im Namen eines Volkes geschieht, sondern stets im Namen eines Fürsten.»
«Weil es die Götter so wollen!», meinte Philipp von Raditon: «Aber was diskutiere ich mit Euch? Da könnte ich auch genauso gut mit einem Esel diskutieren. Ihr seid bockig und einsichtig!»
«Eure aggressive Wortwahl überrascht mich!», kam als Antwort: «Jeder weiß, dass ich zum Orden gehöre. Aber keiner weiß es von Euch. Und ich denke, ihr wollt, dass das so bleibt!»
«Ihr würdet mich verraten?»
«Ihr wisst, dass ich Euch nicht verraten werde. Wir haben einen Ehrenkodex und der gilt für alle Gilden. Aber im Gegenzug erwarte ich, dass auch Ihr fair seid. Vor allem aber verlange ich von Euch, dass Ihr den Priesterlord in Galava informiert.»
8
Königspalast Hingston,
Königliche Gemächer
Katharina schaute auf ihren Vater. Sein Zustand war unverändert. Sie schaute Tamira an und meinte plötzlich: «Du musst mir einen Gefallen tun!»
«Was, königliche Hoheit? Alles was ihr wollt!», sagte die Hofdame.
«Hier gehen Leute ein und aus. Und ich weiß nicht, ob das gut ist. Jeden Tag kümmert sich jemand anderes um ihn. Ich hätte gerne, dass du dich um ihn kümmerst!»
«Um Euren Vater? Um die königliche Majestät?»
Katharina nickte: «Ja genau. Dir vertraue ich! Ich möchte, dass du bei ihm bist. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Bis er wieder gesund ist! Ich weiß, dass das viel verlangt ist!»
«Nein, ist es nicht!», sagte Tamira: «Ich tu es gerne!»
«Sicher?»
«Ob Ihr es befehlt oder mit darum bittet. Ich werde voll und ganz Euren Wünschen entsprechen!», sagte Tamira.
«Es ist keine leichte Aufgabe!», meinte plötzlich eine Stimme hinter den beiden. Es war der Medicus: «Du musst ihn waschen, füttern ... die Laken wechseln. Nicht wirklich angenehme Aufgaben. Aber ich würde es gut finden diese Arbeit in den richtigen Händen zu wissen!»
Katharina schaute den Arzt an: «Sie ist die Richtige dafür! Und ich werde nun auch öfters vorbeischauen!»
«Wir brauchen jedoch die Genehmigung des Lord Philipp von Raditon!», meinte der Medicus: «Euer Vater hat viele Feinde. Er lässt nicht einmal Eure Mutter alleine zu ihm!»
«Und das zu Recht!», sagte die Prinzessin, war jedoch über ihre eigenen Worte recht überrascht. Vor allem wie leicht sie ihr über die Lippen glitten: «Meiner Mutter kann man nicht trauen!»
König Leopold bekam alles mit. Im Grunde wusste das sowohl der Arzt als auch seine Tochter. Zumindest gingen sie davon aus, nachdem sie heute eine Träne gesehen hatten. Und sie hatten recht. Er verstand jedes Wort. Er konnte nur nicht antworten oder reagieren. Vor allem aber war er froh, dass seine Tochter so klare Gedanken fasste. Dass sie ihrer eigenen Mutter nicht vertraute. Zu Recht. Aber sie war immerhin ihre Mutter und dazu noch eine recht manipulative Frau. Er musste so schnell wie möglich aus diesem Zustand hinaus. Sie würde wieder versuchen ihn umzubringen. Da war er sich sicher.
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